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Spendenaufruf Nähmaschinen für KAMAKWIE in SIERRA LEONE

Verfasst: Freitag 23. Juli 2021, 19:52
von inch
hallo Fiete hat gestern hier zu dem Thema gepostet,leider befürchte ich,auch wegen der bisher äußerst geringen Resonanz,daß dieser Thread untergeht.
Lars vom MAHMOO e.V. hat 100 Nähmaschinen samt Tret-Gestellen eingesammelt (es gibt in Sierra Leone nur wenig,oder keinen Strom) und repariert diese nun (ich bin mir sicher,das er auch gern Nähzubehör,wie Scheren,Garn usw nimmt)
Damit die nach Sierra Leone kommen,müssen insgesamt 5000 € für den Container "locker gemacht" werden.
Auf der Seite
https://mahmoo.jimdofree.com/
vom MAHMOO e.V. sind einige sehr aufschlußreiche Videos und Informationen vom Projekt der Berufs-Schule in KAMAKWIE verlinkt.
Bei diesem Projekt geht es um Hilfe zur Selbsthilfe und letztlich auch darum,Fluchtursachen zu bekämpfen.
Wer sich die Videos anschaut,müsste eigentlich helfen wollen(es fehlt selbst an Töpfen und Pfannen für die dortige Küche)
Ich rufe alle Foristi des Naehmaschinentechnik-Forums auf,dieses Projekt zu unterstützen.
Hier das Spendenkonto vom Verein:
Mahmoo e.V.

IBAN: DE40 222 500 20 00905 322 76

BIC: NOLADE21WHO

Hier noch ein Link zum Video des NDR:
https://www.ndr.de/nachrichten/schleswi ... en108.html

Danke für`s Lesen und Spenden!

Re: Spendenaufruf Nähmaschinen für KAMAKWIE in SIERRA LEONE

Verfasst: Freitag 23. Juli 2021, 21:01
von gelöschter User N
Das hört sich ja richtig gut an - Nähmaschinen spenden damit die armen Mädchen in Afrika in der Schule nähen lernen können.

gibt es bei so viel Gutmenschentum einen Haken?

ja - leider

Ihr schafft damit die Grundlage das bei KiK T-Shirts für 1,99 Euro hängen die selbstredend mit gutem Gewinn verkauft werden können.

Ihr macht das Feuer in dem die Afrikanerinnen verbrennen. Arbeiten für 18,- Euro (im Monat) - 3-Schicht Betrieb und 600 T-Shirts (pro Tag) Die Firmen gehören den Leuten, die Euch dann noch eine 4 qm Hütte für 15 Euro im Monat vermieten, denn die Fabrik steht zu weit weg von der Heimat.

Wenn ihr Mut habt und Euch eine eigene Meinung leisten könnt:

Focus: https://www.focus.de/politik/ausland/te ... 15676.html
Tagesspiegel: https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/ ... 52332.html
Netzfrauen: https://netzfrauen.org/2014/11/04/die-b ... -ethiopia/

Dass ist der Grund, warum ich keine einzige Nähmaschine nach Afrika gebe. Meint ihr wirklich die Afrikaner brauchen Nähmaschinen?

Re: Spendenaufruf Nähmaschinen für KAMAKWIE in SIERRA LEONE

Verfasst: Freitag 23. Juli 2021, 22:07
von Berit
Die Afrikaner brauchen Bildung um sich aus eigener Kraft einen Lebensunterhalt zu schaffen. Der Verein unterstützt Projekte, die junge Menschen dazu befähigen sollen. Es geht hier nicht um die Rekrutierung von Arbeitern/ Arbeiterinnen für die Nähfabriken von KIK & Co.

Re: Spendenaufruf Nähmaschinen für KAMAKWIE in SIERRA LEONE

Verfasst: Freitag 23. Juli 2021, 22:21
von Irma
Ich versuche es gerade auch zu formulieren… Es geht um Bildung, d.h. überhaupt die Möglichkeit zu politischer Mündigkeit und Partizipation. Klar ändert das das System nicht von jetzt auf gleich, aber das ist auf jeden Fall der wirkungsvollste Weg, bei der AusBILDUNG anzusetzen.
Viele Schulen hier sind übrigens Partnerschulen von genau solch „kleinen“, d.h. persönlichen Projekten, weil die Hilfen direkt ankommen. Die Absolventen werden oft auch über die Schulzeit hinaus begleitet, z.B. bei der Unterstützung in die berufliche Selbstständigkeit fernab des Konsumindustrierachens.
Wenn man Zweifel oder Fragen hat, steht ja der Kontakt zu Lars deutlich im Link. Dann kann man konkret fragen, wie es läuft, z.B. mit den Absolventen.

Ich ziehe den Hut vor dem Projekt! Danke Fiete für den Hinweis,

Viele Grüße
Irma

Re: Spendenaufruf Nähmaschinen für KAMAKWIE in SIERRA LEONE

Verfasst: Freitag 23. Juli 2021, 22:26
von det
Hallo,
ich hoffe, dass Fiete dazu etwas schreiben kann.

Meine Gedanken dazu, ohne Anspruch auf Richtigkeit, dazu kenne ich die Zustände in Westafrika zu wenig:
Sierra Leone und Athiopien sind ca. 6.000 km Luftlinie voneinander entfernt. "Lohnt" es da wirklich, über diese Strecke "billige" Arbeitskräfte heranzukarren?
In Sierra Leone haben laut wikipedia nur ca. 0,5 % aller Haushalte einen Stromanschluss, darum Tretmaschinen.
Ist es für eine Kleiderfabrik wirklich hilfreich, wenn die Näherin als Jugendliche (wo sich Bewegungsabläufe einbrennen) auf einer Pfaff 30 o.ä. nähen gelernt hat?
Die haut doch beim Industrie-Schnellnäher öfter aufs falsche Pedal als jemand, der vorher noch nie genäht hat.

Gruß
Detlef

Re: Spendenaufruf Nähmaschinen für KAMAKWIE in SIERRA LEONE

Verfasst: Freitag 23. Juli 2021, 23:08
von Hummelbrummel
Nopi hat geschrieben: Freitag 23. Juli 2021, 21:01 Das hört sich ja richtig gut an - Nähmaschinen spenden damit die armen Mädchen in Afrika in der Schule nähen lernen können.
Nein!
Sondern damit sie sich mit ihrer fertigen Ausbildung und eigenem Werkzeug dazu selbstständig machen können.
Da geht es nicht ums Wahlfach Handarbeiten, sondern um einen Beruf, der Unabhängikeit und Einkommen ermöglicht, aber nur dann, wenn man auch das Werkzeug dazu hat.

@ Nopi Die T-Shirts bei Kik werden aber gerade nicht von ausgebildeten Näherinnen auf eigenen Tretmaschinen gefertigt, sondern in Fabriken von Leuten, die selbst keine Nähmaschine haben und oft genug auch keine Ausbildung

Zu den von Dir bereits verlinkten neuen Industrieparks in Äthiopien gibt er hier übrigens auch eine sehr hörenswerte Sendung: https://www.ardaudiothek.de/episode/rep ... e/78540574
Da kommen keine 100 Jahre alten Tretnähmaschinen vor, aber reichlich bildungs - und perspektivlose junge Menschen, die gnadenlos ausgebeutet werden.

Wenn die Mädchen eine Schneiderausbildung haben und eine eigene Nähmaschine, dann können sie ihr eigenes kleines Business aufmachen und sich und ihre Familien ernähren. Das hilft genau dem einheimischen Textilmarkt und den Menschen vor Ort.

(Der andere Teil des Problems sind dann die abgelegen oder hierzulande gar nicht erst verkauften Klamotten, die nach Afrika gekarrt und dort verschleudert werden...)

Ein Freund von uns (gebürtiger Sudanese/ sudanesicher Flüchtling, jetzt im Ruhestand) hat jahrelang in Tansania in einer Einrichtung gearbeitet, in der u.a. Schneiderinnen ausgebildet und dort am Ende ihrer Lehrzeit dann mit einer eigenen Nähmaschine ausgestattet wurden, um sich selbstständig zu machen.
Das ist SEHR sinnvoll.
(Sie bekommen dort aber in Ermangelung alter Singers zumeist die China-Nachbauten, und machen die gleichen Erfahrungen damit, wie in Sierra Leone beschrieben.)

Das Projekt in Sierra Leone sieht mir da sehr ähnlich aus.
Ich find's gut.

Re: Spendenaufruf Nähmaschinen für KAMAKWIE in SIERRA LEONE

Verfasst: Samstag 24. Juli 2021, 02:01
von gelöschter User N
Hummelbrummel hat geschrieben: Freitag 23. Juli 2021, 23:08 @ Nopi Die T-Shirts bei Kik werden aber gerade nicht von ausgebildeten Näherinnen auf eigenen Tretmaschinen gefertigt, sondern in Fabriken von Leuten, die selbst keine Nähmaschine haben und oft genug auch keine Ausbildung

Zu den von Dir bereits verlinkten neuen Industrieparks in Äthiopien gibt er hier übrigens auch eine sehr hörenswerte Sendung: https://www.ardaudiothek.de/episode/rep ... e/78540574
Da kommen keine 100 Jahre alten Tretnähmaschinen vor, aber reichlich bildungs - und perspektivlose junge Menschen, die gnadenlos ausgebeutet werden.
*seufz*

Ich hab grad nochmal in den Spiegel geschaut, ob auf meiner Stirn " Idiot " steht - aber hey, das Wort stand da nicht drauf.
Ich hatte jetzt vorausgesetzt dass der eine oder der andere in der Lage sein könnte 1 & 1 zusammen zu zählen.

Ihr wollt mir also erklären ich sei etwas ... zu einfach strukturiert?
Glaubst Du - Hummel- ernsthaft der Nopi denkt die Afrikanerinnen nähen in Afrika die Kik T-Shirts mit historischen Tretnähmaschinen? Du weiß wie eine Overlock Naht aussieht? klasse - ich auch beerchug

Nein, ich war es, der etwas zu voreilig voraus gesetzt hat, dass Ihr eins und eins zusammenzählen könnt ... wenn ihr wollt - ich hatte vorausgesetzt, dass ihr mündige Bürger seid.
Ich hab aber geahnt, das die Erkenntnis für Euch unangenehm sein könnte. Den Teil von meinem Beitrag, der darauf Bezug nimmt "sich eine eigene Meinung leisten zu können ist nicht zu übersehen. Den könnte ja mal jemand zitieren - bei Gelegenheit.

Der Schnellzug des Turbokapitalismus ist mindestens planmäßig unterwegs - er ist Euerm Vorstellungsvermögen jedoch meilenweit voraus.

Es ist klar, dass ein 12 Jähriges Mädchen wenn es zum ersten mal vor Stoff und Nähmaschine sitzt nicht gleich Ware produziert, die gewinnbringend verkaufbar ist

die Jungs, die da unten die Industrieparks aufgebaut haben, produzieren im Dreischichtbetrieb. Jeder Ausbildungsplatz kostet Geld

Da wird etwas outgesourced in Bereiche wo es nicht das eigene Geld kostet sondern wo mit Spenden von Euch und Entwicklungshilfe (siehe Link zur Panorama Sendung) günstigere Voraussetzungen geschaffen werden um dort zu produzieren. Darum auch Dein Link zur "hoerenswerten" Sendung. Das ist eine flankierende Maßnahme um die Entwicklungshilfe Förderungen zu bekommen.
Ich war in Südafrika, in Namibia, in Marokko Kammerun & auf den Kap Verdischen Inseln. Und das nicht um dort 14 Tage Urlaub zu machen.
Hummelbrummel hat geschrieben: Freitag 23. Juli 2021, 23:08Ein Freund von uns (gebürtiger Sudanese/ sudanesicher Flüchtling, jetzt im Ruhestand) hat jahrelang in Tansania in einer Einrichtung gearbeitet, in der u.a. Schneiderinnen ausgebildet und dort am Ende ihrer Lehrzeit dann mit einer eigenen Nähmaschine ausgestattet wurden, um sich selbstständig zu machen.
Das ist SEHR sinnvoll.
(Sie bekommen dort aber in Ermangelung alter Singers zumeist die China-Nachbauten, und machen die gleichen Erfahrungen damit, wie in Sierra Leone beschrieben.)
In Sierra Leone (besonders im Hinterland) laufen die meisten Menschen fast unbekleidet rum. Es ist dort warm. Wer will da eine Ausbildung machen und mit seinen Nähfertigkeiten eine kleine Existenz aufzubauen?
Kein Afrikaner braucht irgendwas von einem Europäer. Aber im Deutschen Supermarkt finden sich - seit dem "arabischen Frühling" - Kartoffeln aus Afrika !
In Europa ist es kalt. Hier wird Kleidung nicht nur aus Scham getragen. In Europa wird Kleidung gebraucht.

Der über Jahrhunderte gewachsene Reichtum Europas (und den außereuropäischen Regionen die aus dem Netzwerk der Bank of England entstanden sind)
fußt auf
- Sklavenhandel,
- Rohstoffraub
- Kriege um Rohstoffe und Kreditabhängigkeiten
(von Menschenrechtsverletzungen und Kunstraub gehören eigentlich auch genannt sind aber marginal)

Hört auf die Menschen auszubeuten.


Backt Euer Brot selbst, näht Eure Hosen und T-Shirts und Schuhe selbst und stellt Eure Fernseher auf den Sperrmüll.

Dann kann eine friedliche menschengerechte Zukunft beginnen. Die Voraussetzung ist die Kulturleistung zu erkennen, das (gesteuertes) Konsumverhalten zwangsläufig Profit maximierende Produktionsbedingungen schaffen wird.

Seid ihr Konsumenten seid ihr Teil des Problems. Seid ihr Produzenten steht der Profit/Materialismus täglich hinter Euch. Jeden Tag aufs neue... Ihr habt die Wahl.
Es gäbe einen dritten Weg, aber der ist nur gehbar wenn die Menschen hinterfragen & verstehen wie Geld entsteht und dann mit den gewonnenen Erkenntnissen umgehen wie die Sonne, die uns seit Millionen von Jahren ihre Energie bedingungslos und kostenlos liefert. Das ist unsere Existenzgrundlage - nicht der Zwang zu Arbeiten, um Geld "zu verdienen"

Re: Spendenaufruf Nähmaschinen für KAMAKWIE in SIERRA LEONE

Verfasst: Samstag 24. Juli 2021, 05:27
von Irma
Ich glaube, wir können da jetzt endlos weiter diskutieren und differenzieren.

Daran zeigt sich: Wir haben das Glück, in unserem Land uns eine Meinung zum Thema bilden zu dürfen und zu können. Ich finde, das sollte jeder, der will, jetzt für sich zum Thema tun und daraus Haltungen und Handlungen (z.B. eben eine Spende oder das Hinterfragen der eigenen Lebensweise) ableiten.

Habt einen guten Start ins Wochenende
Irma

Re: Spendenaufruf Nähmaschinen für KAMAKWIE in SIERRA LEONE

Verfasst: Samstag 24. Juli 2021, 07:19
von Karina.S
@Nopi

Nicht jedes Projekt zur Selbsthilfe hat etwas mit Ausbeutung zu tun. Deine Einstellung wundert mich etwas. Das ist eine ziemlich oberflächliche Sicht der Dinge. Sorry. Und ich glaube auch nicht, dass in Sierra Leone jeder halbnackt rumläuft, nur weil es warm ist. boewu

Hilfe zur Selbsthilfe braucht nun mal Unterstützung von außen, Unterstützung die keine Gegenleistung fordert. Mit einer gespendeten Nähmaschine kann eine Frau Kleidung REPARIEREN und aus abgelegten Sachen Neues für Kinder anfertigen. Das passiert meist im Umfeld der dörflichen Gemeinschaft. Mit diesem kleinen Verdienst wird die Existenz einer Familie gesichert, Kinder können zur Schule gehen, was übrigens in fast allen Ländern Afrikas Geld kostet und sich viele nicht leisten können. Und es sind nicht die großen Unternehmen oder Hilfsorganisationen, die diese Hilfe leisten, sondern solche kleinen Gruppen. Da kommt die Hilfe an, wo sie hin muss und vor allen Dingen in voller Höhe. Und es ist oft auch transparenter als die großen Vereine mit Ihren tollen Werbefilmen und Spendengalas. Wenn da 5 von 100 Euro am Ziel ankommen ist es viel. Und den Fernseher auf den Sperrmüll zu stellen bedeutet übrigens meistens, dass er auf der Halde irgendwo in Afrika landet. Ich schweife, sorry.

Ich persönlich erwarte bei einer Spende für so ein Projekt ja keine Gegenleistung. Für mich ist es wichtig zu erfahren, das damit jemandem die Chance gegeben wurde, sein Leben ein bisschen besser zu machen. Von allen Projekten, die ich bis jetzt unterstützt habe, habe ich auf Nachfrage auch immer Feedback bekommen, bei den Großen kann man lange drauf warten.

Wir Irma schon geschrieben hat, kann man da lange diskutieren. Jeder soll sich seine Meinung bilden und es gibt immer mehrere Seiten die man sehen muss. Wer möchte, kann und soll das unterstützen. Es gibt neben dem Schatten nämlich auch viel Licht shy

Re: Spendenaufruf Nähmaschinen für KAMAKWIE in SIERRA LEONE

Verfasst: Samstag 24. Juli 2021, 07:45
von adler104
Sorry Nopi aber sollten in Afrika dann auch keine lokalen Brunnen mehr gebaut werden, weil Pepsi, Coca Cola oder Nestle die Brunnen dann eh mal übernehmen könnten, um Wasser in Plastik Flaschen ab zufüllen? Ich verstehe schon was Du meinst (denke jeder hier) aber die Zusammenhänge finde ich etwas sehr weit hergeholt.

Niemand kann ausschließen, dass jemand, der auf einer Singer 15 in Afrika mal das Kleidernähen gelernt hat, auch mal in einem Sweatshop endet. Aber von einem Hilfsprojekt auf die Ausbildung von "Nähsklaven" zu schließen ist schon ein bisschen fragwürdig.

Physiker könnten Atombomben bauen. IT´ler könnten einen Wurm programmieren um die weltweite IT lahmzulegen - das ist aber kein Grund sie nicht auszubilden, nur weil sie eventuell ihre Fähigkeiten für "ungute" Dinge nutzen könnten. Daher teile ich deine Ansichten diesbezüglich nicht.