Fehlstiche bei Gritzner Zentralspulen Nähmaschine ca. 1920
Verfasst: Dienstag 27. Februar 2024, 12:14
Hallo,
ich bin neu hier im Forum und auch eher Anfänger in Sachen Nähmaschinentechnik. Ich möchte hier meine per Fußtritt angetriebene Gritzner-Zentralspulen-Nähmaschine zeigen. Laut der Nummer auf der Maschine und meinen Recherchen wurde sie um ca. 1920 gebaut. Sie hat einen CB-Greifer und näht nur im Geradstich. Auf den Bildern ist die Maschine mit dem Tisch und das Trittgestell zu sehen.
Die Nähmaschine habe ich vor ca. 2 Jahren von einer Frau aus meinem Dorf gekauft, deren Großmutter sie einst angeschafft hatte. Die Vorbesitzerin hatte eine modernere Nähmaschine und hat die alte Gritzner Nähmaschine nur selten für schwerere Stoffe zum Nähen gebraucht, wobei sie immer gut genäht hat. Als ich die Maschine bekam habe ich mir ersteinmal die zugehörige Bedienungsanleitung beschafft und alle darin gezeigten Stellen mit Petroleum gereinigt und etwas später wieder neu geölt. Darauf lief die Maschine sehr schön und leicht und nähte sehr gut, nur der Stofftransport war bei dickeren Stoffen und mehreren Lagen oft zu langsam, womit ich später allerdings weniger Probleme hatte, ich weiß nicht (mehr) warum.
Zu meinem Gebrauch der Maschine:
Ich habe mir die Bedienung autodidaktisch mithilfe der Bedienungsanleitung angeeignet und habe auch keine vorige Nähmaschinen-Erfahrung. Ich nähe eher sehr selten (ca. 1-2 Tage im Monat). Ich nähe hauptsächlich robuste Arbeitskleidung und repariere diese. Es kommen also mindestens 400g/m2 wiegende dicht gewebte, feste, unelastische Stoffe zum Einsatz. Im Grunde nähe ich meistens Zwirn-Doppelpilot mit 520 g/m2 oder seltener festes Leinen mit 600 g/m2 oder Loden. Garn ist immer Baumwolle, hauptsächlich Bio-Bw 43/2. Als Nadeln kommen Schmetz Jeans-Nadeln von 90, 100, 110 Stärke zum Einsatz.
So, nun zum Problem:
Seit ca. einem halben Jahr lässt die Maschine oft bis sehr oft Stiche aus (Fehlstiche). Das eigenartige ist, dass diese Erscheinung ohne jede Veränderung aufgetreten zu sein scheint: sie hatte noch nie einen Stich ausgelassen und nach vielleicht einem Monat des Nichtgebrauchs ohne Veränderungen irgendeiner Einstellung traten auf einmal Fehlstiche auf, was ich bis dahin garnicht kannte. Also habe ich erstmal recherchiert.
Am naheliegensten war natürlich erstmal unter der Stichplatte und am Greifer und dessen Bahn zu reinigen und leicht nachzuölen, auch wenn es dort nicht sehr verunreinigt war, sowie die ganze Maschine an allen in der Bedienungsanleitung gezeigten Stellen wieder mit Petroleum zu reinigen und neu zu ölen. Und eine neue Nadel einzusetzen. Die Fehlstiche waren danach aber leider immer noch da und auch nicht merklich weniger.
Seitdem habe ich manchmal genäht, für Reparaturen, wo die Naht nur funktionieren muss, wenn zu viele Fehlstiche waren habe ich nochmal zurück und wieder vorwärts genäht. Zu dicke Stellen, an denen gar kein Stich mehr gemacht wurde. habe ich von Hand genäht.
Das Auftreten der Fehlstiche hat gewisse Regeln:
- Es tritt an besonders dicken Stellen (Treffen mehrerer Nähte oder von Naht und Saum oder zwei Säumen miteinander) immer auf.
- Es passiert beim Rückwärtsnähen deutlich weniger als vorwärts.
- Wenn der Nähfuß auf einer mäßig dicken Stelle näht (also z. B. auf einer Kappnaht entlang) sind die Fehlstiche eher wenige.
- Bei Stoff einlagig oder zwei Lagen aufeinander nähen treten sie auch kaum auf.
- Es gibt besonders viele Fehlstiche wenn der Nähfuß von einer dicken Stelle runter auf weniger Stofflagen näht.
- Und auch wenn der Nähfuß auf einer dickeren Stelle läuft aber daneben genäht wird (z. B. einen Flicken aufnäht direkt neben einer Kappnaht lang).
- Bei dünneren leichteren und weniger Dichten Stoffen wie eher schwerem Denim sind es deutlich weniger Fehlstiche.
Die Ursache ist ja meines Wissens, dass der Greifer bei den Fehlstichen den Oberfaden nicht ergreift. Ich habe dieses Phänomen auch schon von der Seite bei nähender Maschine beobachtet.
In der Anleitung stehen auch Ursachen von Fehlern bei Nähen. Ich habe diesen Teil aus der Bedienungsanleitung fotografiert und hier als Bild angehangen.
Nun mein Verständnis dazu:
1. Die Nadel ist richtigherum eingesetzt und bis oben an den Anschlag geschoben. Die neuen Schmetz-Nadeln sind auch nicht verbogen.
2. Der Faden erscheint mir passend und die Kombination Nadel- Faden-Stoff wurde wie gesagt von vorher zum auftreten der Fehlstiche nicht verändert!
3. Derselbe Faden hat wie gesagt zuvor einwandfrei funktioniert.
4. Es kommen neue einwandfrei entgratete Schmetz-Nadeln zum Einsatz.
5. Verstellte Schiffchenbahn: kann ich nicht einschätzen oder beurteilen. Es ist mir nicht klar, wie sich da durch bloßes Dastehen der Maschine über einen Zeitraum etwas geändert ( oder verformt) haben sollte.
6. "Daß die Regulierfeder e verbogen ist oder nicht auf ihrem Auflager aufliegt, sondern sich darunter befindet". Verbogen kann ich nicht wirklich beurteilen, auch hier hat keine Veränderung stattgefunden. Ich bin mir beim Einfädeln des Oberfadens nicht 100%ig sicher, da die in der Anleitung gezeigte Gritzner-Zentralspulen-Nähmaschine dabei leicht von meiner abweicht und so auch die Beschreibung. Ich habe die Seite dazu auch fotografiert, ebenso wie ich den Oberfaden (zur Sichtbarkeit rot) einfädele. Ich denke, dass die Regulierfeder e bei mir richtig liegt und sich auf (also gewissermaßen vor) ihrem Auflager befindet. Ich habe sie versuchsweise mal hinter (über) das Auflager bewegt: sie machte eine sehr große Bewegung bei jedem Stich und blieb bald an der großen Fadenöse C, wie sie in der Anleitung heißt, hängen - das erschien mir unharmonisch und nicht richtig.
Deshalb meine ich alle dort genannten Ursachen ausschließen zu können. Im Internet habe ich noch zu geringen Nähfußdruck und zu starke Oberfadenspannung als Ursache gelesen, aber auch stärkster Nähfußdruck und gelockerte Oberfadenspannung lösen das Fehlstichproblem bei mir nicht.
Deshalb weiß ich nun nicht mehr weiter, was die Ursache der Fehlstiche meiner Nähmaschine sein könnten und wie man diese beheben kann.
So bin ich für alle Hinweise und jegliche Hilfe dankbar. Hat jemand von Euch, mit deutlich mehr Wissen über Nähmaschinentechnik als ich, vielleicht eine Idee dazu?
Ich freue mich auf Eure Antworten,
mit besten Grüßen,
P. Lehr
ich bin neu hier im Forum und auch eher Anfänger in Sachen Nähmaschinentechnik. Ich möchte hier meine per Fußtritt angetriebene Gritzner-Zentralspulen-Nähmaschine zeigen. Laut der Nummer auf der Maschine und meinen Recherchen wurde sie um ca. 1920 gebaut. Sie hat einen CB-Greifer und näht nur im Geradstich. Auf den Bildern ist die Maschine mit dem Tisch und das Trittgestell zu sehen.
Die Nähmaschine habe ich vor ca. 2 Jahren von einer Frau aus meinem Dorf gekauft, deren Großmutter sie einst angeschafft hatte. Die Vorbesitzerin hatte eine modernere Nähmaschine und hat die alte Gritzner Nähmaschine nur selten für schwerere Stoffe zum Nähen gebraucht, wobei sie immer gut genäht hat. Als ich die Maschine bekam habe ich mir ersteinmal die zugehörige Bedienungsanleitung beschafft und alle darin gezeigten Stellen mit Petroleum gereinigt und etwas später wieder neu geölt. Darauf lief die Maschine sehr schön und leicht und nähte sehr gut, nur der Stofftransport war bei dickeren Stoffen und mehreren Lagen oft zu langsam, womit ich später allerdings weniger Probleme hatte, ich weiß nicht (mehr) warum.
Zu meinem Gebrauch der Maschine:
Ich habe mir die Bedienung autodidaktisch mithilfe der Bedienungsanleitung angeeignet und habe auch keine vorige Nähmaschinen-Erfahrung. Ich nähe eher sehr selten (ca. 1-2 Tage im Monat). Ich nähe hauptsächlich robuste Arbeitskleidung und repariere diese. Es kommen also mindestens 400g/m2 wiegende dicht gewebte, feste, unelastische Stoffe zum Einsatz. Im Grunde nähe ich meistens Zwirn-Doppelpilot mit 520 g/m2 oder seltener festes Leinen mit 600 g/m2 oder Loden. Garn ist immer Baumwolle, hauptsächlich Bio-Bw 43/2. Als Nadeln kommen Schmetz Jeans-Nadeln von 90, 100, 110 Stärke zum Einsatz.
So, nun zum Problem:
Seit ca. einem halben Jahr lässt die Maschine oft bis sehr oft Stiche aus (Fehlstiche). Das eigenartige ist, dass diese Erscheinung ohne jede Veränderung aufgetreten zu sein scheint: sie hatte noch nie einen Stich ausgelassen und nach vielleicht einem Monat des Nichtgebrauchs ohne Veränderungen irgendeiner Einstellung traten auf einmal Fehlstiche auf, was ich bis dahin garnicht kannte. Also habe ich erstmal recherchiert.
Am naheliegensten war natürlich erstmal unter der Stichplatte und am Greifer und dessen Bahn zu reinigen und leicht nachzuölen, auch wenn es dort nicht sehr verunreinigt war, sowie die ganze Maschine an allen in der Bedienungsanleitung gezeigten Stellen wieder mit Petroleum zu reinigen und neu zu ölen. Und eine neue Nadel einzusetzen. Die Fehlstiche waren danach aber leider immer noch da und auch nicht merklich weniger.
Seitdem habe ich manchmal genäht, für Reparaturen, wo die Naht nur funktionieren muss, wenn zu viele Fehlstiche waren habe ich nochmal zurück und wieder vorwärts genäht. Zu dicke Stellen, an denen gar kein Stich mehr gemacht wurde. habe ich von Hand genäht.
Das Auftreten der Fehlstiche hat gewisse Regeln:
- Es tritt an besonders dicken Stellen (Treffen mehrerer Nähte oder von Naht und Saum oder zwei Säumen miteinander) immer auf.
- Es passiert beim Rückwärtsnähen deutlich weniger als vorwärts.
- Wenn der Nähfuß auf einer mäßig dicken Stelle näht (also z. B. auf einer Kappnaht entlang) sind die Fehlstiche eher wenige.
- Bei Stoff einlagig oder zwei Lagen aufeinander nähen treten sie auch kaum auf.
- Es gibt besonders viele Fehlstiche wenn der Nähfuß von einer dicken Stelle runter auf weniger Stofflagen näht.
- Und auch wenn der Nähfuß auf einer dickeren Stelle läuft aber daneben genäht wird (z. B. einen Flicken aufnäht direkt neben einer Kappnaht lang).
- Bei dünneren leichteren und weniger Dichten Stoffen wie eher schwerem Denim sind es deutlich weniger Fehlstiche.
Die Ursache ist ja meines Wissens, dass der Greifer bei den Fehlstichen den Oberfaden nicht ergreift. Ich habe dieses Phänomen auch schon von der Seite bei nähender Maschine beobachtet.
In der Anleitung stehen auch Ursachen von Fehlern bei Nähen. Ich habe diesen Teil aus der Bedienungsanleitung fotografiert und hier als Bild angehangen.
Nun mein Verständnis dazu:
1. Die Nadel ist richtigherum eingesetzt und bis oben an den Anschlag geschoben. Die neuen Schmetz-Nadeln sind auch nicht verbogen.
2. Der Faden erscheint mir passend und die Kombination Nadel- Faden-Stoff wurde wie gesagt von vorher zum auftreten der Fehlstiche nicht verändert!
3. Derselbe Faden hat wie gesagt zuvor einwandfrei funktioniert.
4. Es kommen neue einwandfrei entgratete Schmetz-Nadeln zum Einsatz.
5. Verstellte Schiffchenbahn: kann ich nicht einschätzen oder beurteilen. Es ist mir nicht klar, wie sich da durch bloßes Dastehen der Maschine über einen Zeitraum etwas geändert ( oder verformt) haben sollte.
6. "Daß die Regulierfeder e verbogen ist oder nicht auf ihrem Auflager aufliegt, sondern sich darunter befindet". Verbogen kann ich nicht wirklich beurteilen, auch hier hat keine Veränderung stattgefunden. Ich bin mir beim Einfädeln des Oberfadens nicht 100%ig sicher, da die in der Anleitung gezeigte Gritzner-Zentralspulen-Nähmaschine dabei leicht von meiner abweicht und so auch die Beschreibung. Ich habe die Seite dazu auch fotografiert, ebenso wie ich den Oberfaden (zur Sichtbarkeit rot) einfädele. Ich denke, dass die Regulierfeder e bei mir richtig liegt und sich auf (also gewissermaßen vor) ihrem Auflager befindet. Ich habe sie versuchsweise mal hinter (über) das Auflager bewegt: sie machte eine sehr große Bewegung bei jedem Stich und blieb bald an der großen Fadenöse C, wie sie in der Anleitung heißt, hängen - das erschien mir unharmonisch und nicht richtig.
Deshalb meine ich alle dort genannten Ursachen ausschließen zu können. Im Internet habe ich noch zu geringen Nähfußdruck und zu starke Oberfadenspannung als Ursache gelesen, aber auch stärkster Nähfußdruck und gelockerte Oberfadenspannung lösen das Fehlstichproblem bei mir nicht.
Deshalb weiß ich nun nicht mehr weiter, was die Ursache der Fehlstiche meiner Nähmaschine sein könnten und wie man diese beheben kann.
So bin ich für alle Hinweise und jegliche Hilfe dankbar. Hat jemand von Euch, mit deutlich mehr Wissen über Nähmaschinentechnik als ich, vielleicht eine Idee dazu?
Ich freue mich auf Eure Antworten,
mit besten Grüßen,
P. Lehr