Nähmaschinentechnik-Forum

Aha! Variable Einstellung zum

a) Sticken und Stopfen,
b) normalen Nähen,
c) Nähen von dicken und harten Stoffen?

Danke, interessant!


emmi

Heute habe ich mich mit dem Kämmerchen hinter dem Kopfdeckel beschäftigt, großreinegemacht, Ölstellen geölt und ein bißchen herumprobiert. Mich interessierte, wo das merkwürdige "Ärmchen" (s.o. Seite 1) auf der Rückseite der Maschine im Maschinenkörper ansetzt. Erst verstand ich gar nichts, denn das Ärmchen hatte überhaupt keinen Einfluss auf den Stoffdrückerhebel, die Stoffdrückerstange wurde NICHT angehoben. Aber irgendetwas musste es doch bewirken! Das konnte ich hören. Und dann sah ich es: Bei Betätigung des Kniehebels (bzw. in meiner Situation: Anheben des Ärmchens) würde der Auslösestift im Oberfadenspannungsregler sozusagen Boden unter die Füße bekommen. Keine Oberfadenspannung mehr trotz gesenkten Füßchens? Ja, genau so! Und das kann sogar sehr praktisch sein (zum Beispiel, wenn man eine Fadenschlaufe ziehen will/muss oder mit einer neuen Garnrolle weiternähen will, ohne zugleich den Unterfaden abschneiden zu müssen). Der Stoff wird festgehalten. Beim Loslassen des Kniehebels (bzw. in meiner Situation: direkt des Ärmchens) würde der Auslösestift keinen Widerstand mehr haben. Die Oberfadenspannung wäre wieder hergestellt. Wie findet Ihr das?


Emmi

Nachträglich noch drei Bilder:

1. Füßchenheber hoch und eingeschnappt. Auf die Zunge (quasi Zungenspitze) über der Feder der Stoffdrückerstange trifft der Auslösestift des Oberfadenspannungsreglers (wenn denn der Kopfdeckel schon angeschraubt wäre!). Die Zunge bietet ihm Widerstand. Keine Oberfadenspannung.

2. Füßchenheber gesenkt. Der Auslösestift trifft quasi auf den Zungengrund. Er hat keinen Widerstand. Jetzt gibt es Oberfadenspannung.

3. Füßchenheber gesenkt, Ärmchen hoch. Der Auslösestift trifft auf die Mitte der Zunge. Kein Widerstand, keine Oberfadenspannung. Der Zustand hält aber nur so lange an, wie das Ärmchen hochgehalten bzw. der Kniehebel gehalten wird.


emmi

Was ist das für ein großes Loch rechts neben dem Füßchen? In seiner Tiefe war eine fette Madenschraube eingeschraubt. Das Loch führt hinab in den Untergrund vom Guss der Grundplatte. Mit aufgelegter Stichplatte wirkt es wie ein Öl-Loch. Es hat aber keinen Ausgang nach unten. In einer F-&-R-Gebrauchsanweisung zu einem Schnellnäher aus dem Jahr 1927 ist das Loch in der Stichplatte nicht mehr vorhanden. Ein großes Loch unter der Stichplatte wird weder gezeigt noch als Öl-Loch erwähnt.


emmi

...und weiß auch noch nicht, wozu das Hochstellen der Anzugsfeder dient.

Durch das Hochstellen der Fadenanzugsfeder wird die Fadenanzugsfeder-Spannung verringert,was oftmals beim Sticken,oder Stopfen zu besseren Arbeitsergebnissen führt.

Ja, danke, darauf brachte mich dieter kohl mit der Parallele bei bestimmten Pfaff-Maschinen. Eine Pfaff 130 hatte ich schon in Pflege gehabt und kannte das Hebelchen am Oberfadenspannungsregler. Hier nun das Gleiche, bloß am Fadenregulator.


emmi

emmi hat geschrieben: ↑Montag 4. Juli 2022, 15:54 Ja, danke, darauf brachte mich dieter kohl mit der Parallele bei bestimmten Pfaff-Maschinen. Eine Pfaff 130 hatte ich schon in Pflege gehabt und kannte das Hebelchen am Oberfadenspannungsregler. Hier nun das Gleiche, bloß am Fadenregulator.

emmi

bei den von mir genannten Pfaff-Modellen waren die Fadenanzugsfedern (Regulatoren) bereits in der Oberfadenspannung integriert

Nun kann ich abschließend berichten: Die Maschine ist saubergemacht und geölt, sie spult und näht. Spulen und Nähen kann sie bei mir natürlich nur im "Handbetrieb". Demnächst gebe ich sie zurück. Anbei ein Bild von der Nähprobe. Die verdickten Stellen der Naht auf der Ober- und Unterseite des Stoffs: So sieht es aus, wenn man mit gesenktem Füßchen und Auslösung der Oberfadenspannung mit dem schwarzen "Ärmchen" auf der Rückseite der Maschine (siehe oben) die Garnrolle wechselt. Man muss die beiden (Ober-)Fadenenden gut festhalten, sonst sieht es "nicht so schön" aus.


emmi

Gratuliere, nun ist die Nähmaschine bereit für ihren zweiten Frühling.

Viele Grüße
Paul

Danke! Aber nur, wer endlos lange Nähte nähen muss (Bettwäsche oder Gardinen o.ä. mit nicht zu dicken Stoffen), weiß den Clou der Maschine zu würdigen. Die Möglichkeit, die Oberfadenspannung bei gesenkter Füßchenstange zu lockern, um den Faden einer neuen Garnrolle einfädeln zu können, geht nämlich auf Kosten der Füßchenhöhe bei gehobener Füßchenstange. Wenn man dickere Stoffe vernähen will, sollte man den Clou deaktivieren. Dazu lässt man der Feder um die Füßchenstange freien Lauf (wie auf dem Bild unten). Damit der Clou funktionieren kann, muss die Feder nach oben zusammengedrückt werden und in diesem Zustand von der Madenschraube (auf dem Bild: auf Höhe des Füßchenhebels) weiter oben gehalten werden. Das "Ärmchen" kann dann die Halterung mitsamt dem Widerstand gegen den Auslösestift nach oben schieben und wieder fallen lassen.


emmi