Kaum aufwendiger gestaltete Nähmöbel in D?

Auf Wunsch einiger, hier ein Brett zum quatschen über Nähmaschinenmöbel / Koffer.
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chaosnadel
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Kaum aufwendiger gestaltete Nähmöbel in D?

#1 Beitrag von chaosnadel »

Hallo zusammen,

manchmal (eher selten) lese ich auch ein bißchen in amerikanischen VSM-Gruppen und -Seiten herum und dort klappt mir regelmäßig die Kinnlade runter anlässlich der Fotos und Berichte von unzählichen Nähmöbel-Schmuckstücken. Oft richtige Schreinerei-Kunstwerke, Holzverarbeitung vom Feinsten, geschmückt, verspielt ... und mit ganz tollen und durchdachten Funktionen und in zig verschiedenen Möbelstilrichtungen ....
Nicht nur bei den ganz alten Maschinen sondern auch für modernere Maschinen aus den 50-60-70er Jahren oder noch später.
Viele sehen wie ein normaler Schrank aus und dann klappt er an allen Ecken und Enden auf und es kommen zig Schublädchen, Ablagen und natürlich die Nähmaschine zum Vorschein.

Hier auf dem deutschsprachigen Markt bekommt man solche Tische kaum zu Gesicht. Hier trifft man hauptsächlich auf einfache meist nach dem Motto quadratisch-praktisch-gut-und-hässlich gestaltete Nähmaschinenmöbel. Ganz selten trifft man mal auf ein Gußgestell mit mehreren Schubladen oder einen etwas mehr verzierten Holzschrank ... (und für die dann natürlich so viel Geld verlangt wird, dass sie völlig außerhalb meiner finanziellen Reichweite liegen).

Irgendwie bin ich neugierig, warum das so ist?

Ist es einfach nur meine verdrehte Wahrnehmung?
Eine Mentalitätsfrage? Zählt für Deutsche nur die Funktionalität?
Sind die Weltkriege daran Schuld? Zu viele zerstörte Nähmöbel und/oder danach kein Geld für mehr als das Nötigste?

Hier habe ich mal (eher wahllos) ein paar Links zu solchen Nähmöbeln zusammengesammelt, um zu verdeutlichen, was ich meine:
Ein Blogartikel mit mehreren 'Beautiful sewing machine cabinets'
Vintage Viking Sewing Machine Cabinet Desk Viking Husqvarna 21e Beautiful
Blogartikel: The Singer Art Deco Cabinet is Finished

Und es gibt dort auch heute noch solch tolle Nähmöbel neu zu erstehen. Hier zwei Beispiellinks:
http://www.cottagecraftworks.com/home-g ... binets?p=1
http://www.countrylanefurniture.com/sewing-cabinets

Habt Ihr denn irgendwelche Nähmöbelkunstwerke zuhause stehen? Wie haben diese zu Euch gefunden?

lg chaosnadel

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Manohara
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Re: Kaum aufwendiger gestaltete Nähmöbel in D?

#2 Beitrag von Manohara »

ja ... die sind variantenreicher als das, was man hier zu sehen bekommt.

Gründe?

Die USA sind größer als ...

... wollte ich grad' schreiben, aber das stimmt ja garnicht ... rolleyes hätte ein Grund sein können ...

Was ich bei Möbeln beobachtet habe ist, dass sie "dort drüben" vieles bauen, worauf hier niemand käme.
Oft gefällt es mir nicht, aber zum Einen bin ich ja auch Europäer, zum Anderen macht das ja nix.
Und "mir nicht gefallen" heißt nicht, dass es nicht teilweise sehr gekonnt und aufwändig gemacht wäre. *Respekt-Smilie*

Von den USA zu reden, ohne was über Trump zu sagen, fällt mir grad' schwer.
Ich bin ehrlich gesagt so überrascht wie viele.
"Das" hätte ich nicht für möglich gehalten und bin persönlich nicht amused heul

Frogsewer
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Re: Kaum aufwendiger gestaltete Nähmöbel in D?

#3 Beitrag von Frogsewer »

Moin,

Ich habe auch lange gesucht, bis ich einen Chippendale Tisch zu unserem Wohnzimmer gefunden habe....
Jetzt darf die 206 dort stehen biggrin
Museumsfest in Uerdingen am 01.-02.09.2018

Euer Frogsewer,
... der mit Blut im Öl

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adler104
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Re: Kaum aufwendiger gestaltete Nähmöbel in D?

#4 Beitrag von adler104 »

Naja, Leute nörgeln über zu hohe Preise von alten Nähmaschinen, kaum jemand gibt für eine Maschine mehr als 50€ (wenn überhaupt) aus und ist nicht bereit mehr als 100Km oder 1Std. zu fahren (mit wenigen Ausnahmen). Da wird wohl kaum jemand mehr als 50€ für nen Nähschrank ausgeben. Ich bin für meine letzte Maschine ~300Km einen Weg gefahren. Aber das war auch keine 08/15 dutschi dutschi, die man billigst bei Ebay oder z.T. sogar geschenkt hinterher geworfen bekommt. Sollte mir mal jemand eine bezahlbare Singer 97 anbieten und ich bin flüssig genug würde ich sogar nach Holland oder England fahren - aber das ist Nebensache.

Der Vorteil in den USA ist u.a., dass die ganzen USA englisch sprachig sind und jeder überall (in jedem Bundesstaat) problemlos bestellen kann - versuch das mal in Europa. Schon mal selbst was in Frankreich oder Polen bestellt - abgesehen von Ebay vielleicht? Ich nicht! Die gemeinsame Sprache in den USA macht den Markt einfach größer. Wir haben das ja zw. 1933 und 1945 versucht - hat nicht funktioniert - zum Glück! Jaaaa - geschmackloser Scherz, ich weiß - und witzig ist er auch nicht. -boewu-

Deutschland ist zu Industrialisiert und zu sehr auf Effizienz und Konsum als auf Nachhaltigkeit ausgerichtet. Die USA sind sicherlich auch hoch industrialisiert aber es gib weit mehr ländlich geprägten Raum und vor allem auch Amish People, die einen besonderen Lebensstil pflegen und entsprechen auch ihr Lebensumfeld anders und nachhaltiger gestalten als der "gemeine" deutsche Stadtbewohner. Amish People stellen auch Dinge anders und nicht hoch industrialisiert und extrem profitorientiert her. Und ich denke das Wertebewusstsein (Werte im Sinne von Langlebigkeit usw.) bei großen Teilen der ländlichen Bevölkerung in den USA ist ein anderes als hier - nicht besser aber anders und nachhaltiger ausgerichtet. Versuch mal hier ein Nähmöbel (evtl sogar über Generationen) zu vererben oder alte Eichenmöbel wie Esszimmer o.ä. - die werden eher an die Straße gestellt als als gepflegt und weiter benutzt. Wenn Möbel nicht mehr funky sind oder keine weiße oder schwarze Lackoberfläche haben müssen die halt weg - wer braucht sowas? Das Bewusstsein für Nachhaltigkeit ist hier kaum noch vorhanden und wird auch nicht mehr vorgelebt. Komsum - Konsum - Konsum. Wer will da 1500€ + für handgefertigte Nähmöbel ausgeben?
Mit'm Öl nich sparsam sein!

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Klaus_Carina
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Re: Kaum aufwendiger gestaltete Nähmöbel in D?

#5 Beitrag von Klaus_Carina »

Na ich weiß nicht - so überzeugt mich das, was chaosnadel verlinkt hat, gegenüber hiesigen Produkten nicht. Die Hersteller wie Horn oder Rauschenberger (RMF) hier hatten und haben m.E. viele schöne Lösungen - und die Nähtischversionen mit Eisengestell und mehreren Schubladen gab es früher hier auch, das ist keine spezielle Entwicklung von jenseits des großen Wassers.

Entscheidend ist m.E. die Nutzung der Nähmaschine hier und dort. Patchwork und Quilten sind in USA tradtionell immer schon "modern" gewesen - und diese Nutzung erforderte Platz und Präsenz der NMS. Bei uns wurde die Nähmaschine nach dem Krieg von einem nach dem Chaos und Zerstörung notwendigen Gerät, das wie die technischen Entwicklungen zur "automatic" zeigt, immer raffinierter und teurer wurde, im Zuge immer billigerer Konfektionsware im Haushalt zum "unnötigen" Gegenstand. Hier wurde mit dem Schwung der Kehrwochen zu Ende der 60iger doch "Nähen" zu einem NoGo - und die bunten, hippen Kleidungsstücke die in den 70igern anfangs teils wirklich noch selbstgenäht waren, wurden mit der Hippie-Mode auch noch Konfektion - tradierte Handarbeiten, die eine NMS erforderten, gab es nicht - nähen war "out".

Schaut Euch im angloamerikanischen Umfeld um - wie dort Wohnungen und Häuser nur absolut traditionell auszustatten sind und wie dort konformistische, klischeeverhaftete Rollenbilder-Vorgaben bis heute geblieben sind (und aktuell in Anforderungen im Business-Style, besonders an Frauen - zurückschwappen) diese Entwicklung ist doch in Kontinental-Europa und besonders bei uns, radikal mit den 68igern gebrochen worden. Die Übernahme der US-Kultur wurde doch mit deutscher Gründlichkeit völlig falsch (you can say you to me) interpretiert: Es gibt keine hierarchischere und verklemmtere Denke hinter einer vordergründig scheinbar lässigen "Small-talk" und "it's great" Fassade als dort.

Für uns völlig abartig wirkendes Benehmen gehört dort zum guten Ton - das weiß jeder, er selbst schon mal mit unserem "guten Benehmen" mit Messer und Gabel an einem US-Round-table-Business-Buffet teilgenommen hat und dort als Einziger nach sparsam belegten ersten Teller dann zweiten Mal zum Buffet ging und sich ob der interessanten Gesprächskultur über sehr spezielle Themen oder "spontane" wie gekonnte Barbershop -Gesangseinlagen des aufstrebenden Middle-Managements verblüfft zeigte.
Diese sehr formelle und definierte Art des Umgangs miteinander, diese Fassade lässt keine persönliche Ausnahme zu - wie bei uns in den 50igern - daher haben die beherrschenden Kreise einen chaotischen Nonkonformisten wie D.T., der in seiner scheinbar ungehobelten dennoch den gesellschaftlichen Vorgaben folgenden Art, der sich sein "ich mach was ich will" Gehabe auf Grund eines riesigen Vermögens, aus dem er ein großes Vermögen machte, leisten konnte - nicht auf dem Schirm gehabt. Dass das reale Leben der Meisten dieser "wohlstands-bürgerlichen" Fassade schon lange nicht mehr entspricht, für die meisten drei Jobs zum Überleben notwendig sind und Dich im 5* Hotel eine gut renovierte 83 jährige freundlich lächelnde Dame täglich bedient (die eigentlich einen Doktor in englischer Literatur hat, wie Du nach mehreren Tagen herausfindest) - das ist die Ursache für diesen Präsidenten. Und ich fürchte, unsere realsatirische Zeit könnte ähnliche Folgen haben, über die die im Rationalisierungs-Gewinnstreben vereinheitlichte Berichterstattung schweigt.
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Re: Kaum aufwendiger gestaltete Nähmöbel in D?

#6 Beitrag von adler104 »

Man(n) - da haste aber mal n paar extra lange soziokulturell gespickte Sätze raus gehauen biggrin
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Re: Kaum aufwendiger gestaltete Nähmöbel in D?

#7 Beitrag von det »

Klaus_Carina hat geschrieben:Und ich fürchte, unsere realsatirische Zeit könnte ähnliche Folgen haben, über die die im Rationalisierungs-Gewinnstreben vereinheitlichte Berichterstattung schweigt.
So lange sich die Gewerkschaften und Parteien nicht um die Minijobber, Zeitarbeiter, Mindestlöhner usw. kümmern wird es nicht besser werden.

So lange - zumindest gefühlt - den Reichen immer mehr in den Allerwertesten geschoben und Abgaben und Steuern, die auch und überpropotional die Armen treffen, erhöht werden, wird auch der Stimmenanteil der Trumpeten für Deutschland steigen. Vielleicht werden die Etablierten ja wach, bevor die 40%-Marke für die Blauen erreicht ist - man soll ja auch mal an Wunder glauben angel

So, ich hör jetzt besser auf, bevor ich mich in Rage schreibe.
Maschinen: viel zu viele - Zeit dafür: viel zu wenig
- Bekennender Schneckenversender, habt Geduld mit mir -

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