Pfaff 130-115 erste Biesen-Version von 1936

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karstilo
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Pfaff 130-115 erste Biesen-Version von 1936

#1 Beitrag von karstilo »

Nach den Hilfestellungen an verschiedenen Stellen dieses Forums möchte ich mich bei allen Beteiligten von Herzen bedanken und möchte für nachfolgende Hilfesuchende das Thema hier in einem einzigen Thread mit Bildern kurz beschreiben.

Mein Fundstück ist eine Pfaff 130-115 von 1936 und somit die erste Biesen-Version der 130.

Bei der Maschine war der Nadelhalter im Kloben für die rechte Nadel ausgebrochen. Offensichtlich durch viel zu viel Gewalt beim Anziehen der Halteschrauben.

Aus dem Bestand eines Foren-Freundes konnte ich eine alte Ersatz-Nadelstange bekommen. Der Kloben selbst ist fest mit der Nadelstange hartverlötet.

Zum Einbau habe ich mir im Vorfeld einige Gedanken gemacht und war etwas von einem Youtube-Video aufgeschreckt, bei dem der dortige Proband die Nadelstange nach unten durch die Stichplatte herausgezogen hat. Allerdings musste er den Umlaufgreifer komplett von der Welle abschrauben, um mit der Nadelstange daran vorbeizukommen. Ich habe mir schon einen Kopf darüber zerbrochen wie ich die ganze Feinmechanik der Unterspule wieder sauber eingestellt und justiert bekomme. Am Ende war es deutlich einfacher als ich gedacht habe.

Man muss nur 2 Schrauben an der Maschine lösen und kann die Nadelstange zusammen mit der massiven Nadelstangen-Schwinge ausbauen.
Damit man etwas mehr Platz bekommt, zuerst oben die geriffelte Stoffdruck-Regulierschraube (Alu!) komplett heraus schrauben.

Anschliessend am oberen Gelenk der Nadelstangen-Schwinge die Fixierschraube lösen (1) und den Lagerbolzen von Hinten nach Vorn vorsichtig mit einem Durchschläger heraustreiben (2).
Jetzt wird die Nadelstangen-Schwinge nur noch ganz unten von einer Schraube am Zick-Zack-Excenter gehalten (3). Die Schraube erreicht man von Hinten unterhalb des Stoffdrücker-Hebels (das Ding mit dem man das Füßchen hoch stellt). Beim heraus schrauben darauf achten die schmale Messingscheibe nicht zu verlieren die auf der Schraube sitzt.
Jetzt kann man die Nadelstangen-Schwinge nach oben drücken und zur linken Maschinenseite heraus nehmen. Dabei löst sich dann der eingesteckte Antriebsbolzen der Nadelstange (4) aus seinem Gleitlager.

Bevor ich die Nadelstange durch das seitliche Loch der Nadelstangen-Schwinge los schrauben wollte, habe ich mir mit einem Messchieber noch das Maß Unterseite Nadelkloben bis Oberseite Nadelstangen-Klemmbolzen abgenommen.
Bei der Gelegenheit die Maschine ordentlich sauber gemacht, alte Nadelstange raus, neue Nadelstange rein und Rückwärts wieder eingebaut.

01.jpg
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03.jpg
04.jpg
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Zuletzt geändert von karstilo am Mittwoch 17. Januar 2024, 13:33, insgesamt 1-mal geändert.
Viele Grüße, Karsten
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karstilo
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Re: Pfaff 130-115 erste Biesen-Version von 1936

#2 Beitrag von karstilo »

In einem anderen Thread ging es um die Gewindegröße der Nadel-Klemmschrauben.
https://www.naehmaschinentechnik-forum. ... 40#p140940

Beim Tausch meiner Nadelstange ist mir aufgefallen dass die alte Nadelstange mit viel kleineren Schrauben bestückt ist als die neue Nadelstange.
Alte Nadelstange (links im Bild) stammt aus einer Biesenmaschine Baujahr 1936
Die neue Nadelstange (rechts im Bild) entspricht einer Nadelstange aus einer Maschine die ich gesichert auf 1952 datieren kann.
Ich würde also mal frech behaupten dass es ab 1952 nur noch die neue Nadelstange gibt.

Die schwarzen Austausch-Schrauben sind übrigens UNF 5-44 mit einem 1/4" Gewindelänge und einer Inbus-Schlüsselweite von 3/32' (Nicht UNC !)
Damit ist es viel einfacher die Schräubchen festzuziehen als immer mit einem kleinen Schlitzdreher den Schlitz richtig zu treffen während die andere Hand die Nadel festhält und man sich eigentlich eine dritte Hand für einen Taschenspiegel wünscht ...

05.jpg
Die Durchmesser sind über das Schraubengewinde gemessen!
06.jpg
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Zuletzt geändert von karstilo am Mittwoch 17. Januar 2024, 17:27, insgesamt 4-mal geändert.
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Re: Pfaff 130-115 erste Biesen-Version von 1936

#3 Beitrag von karstilo »

Der Umbau hat gut geklappt. Am Ende musste ich die Nadelstange noch um ca. 0,5 mm nach Oben justieren, damit das Stichbild bei Zickzack keine Aussetzer hat.

So kann ich heute Abend damit beginnen die ersten Biesen in ein Hemd zu nähen. Vielen Dank.

Pfaff_130-115_1936_01.jpg
Pfaff_130-115_1936_02.jpg
lol
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Re: Pfaff 130-115 erste Biesen-Version von 1936

#4 Beitrag von js_hsm »

Bild
Toll geworden
Der Maschinen(um)bauer
Adler 30,48,67,69 Pfaff 130,141,142,145,335,1222, Typical GC20606-18, Sailrite 9" Clone und.....
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Re: Pfaff 130-115 erste Biesen-Version von 1936

#5 Beitrag von Fietsenfahrer »

Hast Du die Arbeitsplatte auch aufgearbeitet? Wenn ja, womit hast Du das Holz behandelt?
Ich hab zu meiner 130 auch noch den Tisch und möchte ihn auch wieder verwenden. Er ist aber schon sehr abgegriffen. Die Platte muss ich auf jeden Fall schleifen. Und dann? Klarlack? Leinölfirnis?
viele Grüße, Jens

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Re: Pfaff 130-115 erste Biesen-Version von 1936

#6 Beitrag von karstilo »

Hallo Jens, im richtigen Leben bin ich Instrumentenbauer und habe dementsprechend eine breite Auswahl in der Holzwerkstatt stehen.
Alle Metallteile raus und mit einer blauen Radiergummischeibe im Dremel das Messing blank putzen. Anschliessend an einer Schwabbelscheibe auspolieren und damit das Messing nicht gleich wieder anläuft mit etwas Metarex-Polierwatte chemisch behandeln und nochmal mit einem weichen Tempo überpolieren.

Die Holzoberfläche habe ich mit einem Excenterschleifer und 240er offen gestreutem Schleifpapier (Festool Brilliant 2) über geschliffen. Das Linieal habe ich vorher mit einem Maskierband (das orange vom Hornbach oder das blaue Band von Scotch/3M) abgeklebt, damit ich das erhalte. Die Kanten mit einem Handschleifblock und gleichem Papier glatt geschliffen und etwas nach gerundet, damit später der Stoff nicht irgendwo hängen bleibt.
Ich habe Schellack genommen. Den bekommst du über einschlägige Versender auch schon gebrauchsfertig in Spiritus zum gleich los legen.
Wenn du den Tisch etwas dunkler anfeuern willst nimmst du "Blonde" das entspricht karameligem Honig und dunkelt das Holz schön warm nach. Wenn es heller bleiben soll dann "Superblonde". Das ist zwar auch gelblich aber die hellste Variante. Mit einem Stoffballen oder aufgefriemelten (trockenen) Tampon kreisend und sehr dünn auftragen. 15 Minuten trocknen lassen und die nächste Schicht. Ab der 12-15 Schicht beginnt die Oberfläche zu glänzen.
Alternativ kannst du auch sogennantes "Siegelöl" auf leinölbasis verwenden. Zum Beispiel von Firma Livos das Siegelöl namens "Kunos". Der Hersteller sitzt im Wendland und verschickt auch direkt an Endkunden. Das kleinste Gebinde reicht völlig. Die erste Schicht dünn auftragen und nach 10 Minuten den Überstand des Öl abpolieren. Dann 12 Stunden trocknen lassen. Jetzt bietet sich ein Zwischenschliff mit einem 1000er Polierpad von Hand in Faserrichtung an. Es gibt dazu keine Norm aber üblicherweise ist das Silbergrau. Siehe HIER
Bis es glänzt und alle saugenden Stellen gesättig sind brauchst du bestimmt auch 5 Lagen. Nach dem 2. Auftragen immer sofort mit einem trockenen Baumwoll-Lappen (T-Shirt oder Opas Unterhose) den Überstand auspolieren und trocknen lassen.

Wasserflecken bekommt man übrigens nicht mehr heraus. Die gehören zum Charaktergesicht.

Nachtrag: Trockenzeit von Leinölfirnis-Produkten. Das Zeug ist nach 12 Stunden Staubfest und du kannst es vorsichtig anfassen. Nach 24 Stunden kannst du die Platte wieder verwenden aber Leinöl braucht bis zu 8 Wochen (!!!) bis es im Holz eine feste Struktur gebildet hat (es polymerisiert aus - das ist kein Trockenvorgang!). Bis dahin "klebt" es leicht aber unkritisch.
Viele Grüße, Karsten
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Re: Pfaff 130-115 erste Biesen-Version von 1936

#7 Beitrag von Berit »

Tolles Ensemble! Ich liebe die Tische mit diesem Gussgestell aus den 1920er Jahren!
Edit: hast du eine Bezugsquelle/link für die Schrauben? Vielleicht würde ich die an meiner 130 auch tauschen wollen
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Re: Pfaff 130-115 erste Biesen-Version von 1936

#8 Beitrag von Fietsenfahrer »

Danke für die ausführliche Beschreibung.
viele Grüße, Jens

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Re: Pfaff 130-115 erste Biesen-Version von 1936

#9 Beitrag von karstilo »

Berit, ich habe die Schrauben einfach beim ersten Google-Treffer gekauft - siehe Foto.
Stückpreis lag bei 35 Cent die Schraube plus Porto.
Bestell dir über einen Versender gleich den passenden Schraubendreher von z.B. Wera mit dazu. Den kann ich wärmstens empfehlen.

UNC 5-44.jpg
UNF 5-44 mit einer Gewindelänge von 1/4" (etwa 6mm)

Diese alten Tische ohne Einklapp-Mechanismus gefallen mir auch am besten. Die Tische gehörten aber eigentlich zur Pfaff 31 und auch noch einige 31 er hatten den noch.
Wenn man eine 130 einbaut muss man die rechte Blechplatte mit den Riemendurchführungen abschrauben.
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Zuletzt geändert von karstilo am Mittwoch 17. Januar 2024, 17:28, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Pfaff 130-115 erste Biesen-Version von 1936

#10 Beitrag von Berit »

Super, danke dir!
Ich habe einen solchen etwas schmaleren Tisch, mit Einklappmechanismus für meine Pfaff 103. Die sind nicht ganz so häufig zu finden. Ich wollte unbedingt die Versenkmöglichkeit, weil ich dann unter Aufständen noch eine weitere Maschine oben drauf parken könnte. Das allgegenwärtige Platzproblem halt wink
Und ich wollte keine weitere Haube aus demselben Grund
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