Perlmutt-Verzierungen bei Nähmaschinen

Alte und selten gewordene Maschinen, oft als Dekoobjekte zu finden.
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inch
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Perlmutt-Verzierungen bei Nähmaschinen

#1 Beitrag von inch »

Mir gefallen diese Perlmutt-Verzierungen von alten Nähmaschinen,oder Kurbelstickmaschinen ausnehmend gut.
Nur - wie wurden diese ausgestanzten Perlmutte an den Nähmaschinen angebracht?
Der Untergrund fehlender Perlmutte ist m.E. schwarzer Lack.
Wurden sie in eine Grundlack-Schicht geklebt und dann mit dem normalen Decklack im Tauchverfahren sozusagen überlackiert?
Danach freigeschliffen? huh
Das erscheint mir zu aufwendig für die Produktion,aber wie dann?
Die Perlmutte schließen plan mit der übrigen Lackoberfläche ab,es wurden nicht nur größere,sondern auch Perlmutt-Splitter verarbeitet.
Es war Serienfertigung und damals war Zeit auch schon Geld wink
Mir ist bisher kein schlüssiges Verfahren dazu eingefallen...
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gelöschter User N

Re: Perlmutt-Verzierungen bei Nähmaschinen

#2 Beitrag von gelöschter User N »

inch hat geschrieben: Sonntag 21. November 2021, 23:16 Der Untergrund fehlender Perlmutte ist m.E. schwarzer Lack.
Wurden sie in eine Grundlack-Schicht geklebt und dann mit dem normalen Decklack im Tauchverfahren sozusagen überlackiert?
Danach freigeschliffen? huh
Prinzip Terrazzo

gab es schon länger - auch bekannt unter dem Namen als laque noire => http://www.jean-dunand.org/laque.htm
oder Laque Chinoise

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inch
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Re: Perlmutt-Verzierungen bei Nähmaschinen

#3 Beitrag von inch »

Der Google Übersetzer beschreibt hier irgendwelche höchst aufwendigen Kunstformen aus Fernost,ich glaube nicht,das dies das Verfahren gewesen ist.
Die Maschinen wurden damals alle mit Japan Black behandelt,im Singer Film auf youtube sieht man,wie sie im Tauchverfahren in dieser dicke Suppe verschwinden.
Es war Serienfertigung,innerhalb derer nur das aller Nötigste gemacht wurde/werden konnte.
Mal angenommen,es wurde die Durchschnittsdicke des Lackes für die Perlmutte genommenn,welche dann vorher mit Lack aufgeklebt wurden,denke ich,das sich nach dem Tauchgang durch eben diese haufenweise Nasen hätten bilden müssen.
(die Perlmutt-Verzierungen erscheinen auch an senkrechten Armflächen der Maschinen,schön zu sehen bei Lintz&Eckhardt,oder Schirmer,Blau&Co. Berlin)
Ich glaube aber nicht,das es sich die Hersteller leisten konnten,da noch großartige Schleifarbeiten vorzunehmen.
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gelöschter User N

Re: Perlmutt-Verzierungen bei Nähmaschinen

#4 Beitrag von gelöschter User N »

inch hat geschrieben: Mittwoch 24. November 2021, 22:42 Die Maschinen wurden damals alle mit Japan Black behandelt,im Singer Film auf youtube sieht man,wie sie im Tauchverfahren in dieser dicke Suppe verschwinden.
Es war Serienfertigung,innerhalb derer nur das aller Nötigste gemacht wurde/werden konnte.
Der Name "Japan black " bedeutet nichts - es ist ein Tauchverfahren und bedarf keiner Nachbearbeitung.

Wenn man den gleichen Lack verwendet (wie im Singer Film) nimmt und zuvor Perlmutt (Bruch)Stücke aufgeklebt hat, dann muss man anschließend nur noch schleifen.
Der Film von Singer ist später entstanden - ich kenne die Perlmutt Verzierungen nur von Schwingschiff & Langschiff Maschinen.

im Singer Film (birth of a sewingmachine" heißt es an der Stelle:
vlcsnap-2021-11-25-18h14m21s78.jpg
es sind Maschinen mit Spulenkapsel und Greifer
vlcsnap-2021-11-25-18h34m02s106.jpg
vlcsnap-2021-11-25-18h21m14s139.jpg
und ohne Perlmutteinlagen

Sind die Wale (aus)gestorben weil einige Nähmaschinenteile Öl gehärtet wurden?
vlcsnap-2021-11-25-19h17m16s26.jpg
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Zuletzt geändert von gelöschter User N am Donnerstag 25. November 2021, 19:37, insgesamt 2-mal geändert.

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inch
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Re: Perlmutt-Verzierungen bei Nähmaschinen

#5 Beitrag von inch »

Japan Black bedeutet durchaus einiges,folgendes hatte ich mir mal notiert,um ihn "nachzubauen"
Zitat (Quelle mir inzwischen unbekannt)
"Ford erreichte erste Verbesserungen mit Einführung des „Japan Black“, einem verkochten Gemisch aus etwa 30 % Bitumen, zehn Prozent Leinöl mit Trocknungsbeschleunigern (Sikkativen), 55 % Verdünner wie Naphta oder Terpentin und bis zu drei Prozent Ruß. Dieser Lack gilt als erstes veredeltes Naturharz der Industriegeschichte.

Japan Black ist eine Mischung aus Asphalt und Naphtha. Die Trocknungszeit war mit 48 Stunden vergleichsweise kurz, der Lack war elastisch, haftete gut auf Metall und war temperaturbeständig bis etwa 200 °C. Die Zusammensetzung (nach Ford, Quelle Internet) lässt sich durch Zugabe von wenig (um die 10%) Leinöl und Pigmenten (ca. 3%) variieren, jedoch war das schwarze Asphalt (Bitumen, Anteil 25 - 35%) immer der für die Farbe wesentliche Bestandteil. Insofern hatte Henry Ford recht, er konnte am Schwarzton etwas ändern, aber aus dem Schwarz ein Blau machen konnte er nicht. Das schwarze Pigment das zugesetzt wurde - carbon black - war zudem auch eines der billigsten (steht heute im Verdacht krebserregent zu sein).

Bevor die Nitrozelluloselacke erfunden wurden (ca. 1920 in den USA) war Schwarz somit auch erste Wahl für andere Massenprodukte aus Metall, wie z.B. Nähmaschinen, Rechenmaschinen oder Bleistiftanspitzer.

Japan Black, Brunsvick Black oder Eisenlack

Die Bezeichnung Japan Black für den von Ford verwendeten Asphaltlack ist vermutlich nicht ganz korrekt. In dem Buch 'Über den natürlichen Asphalt, seine Anwendung und Verarbeitung bei Bauwerken' (Ferdinand Schlesing, Berlin1852) wird der japanische Lack als eine Mischung von Asphalt und Bernstein beschrieben (auch amerikanische Quellen weisen „burnd amber“ als Zutat für Japan Black aus). Auch wenn die Rezeptur von Ford nicht exakt belegt ist scheint es sehr unwahrscheinlich, dass der knappe Rohstoff Bernstein verwendet wurde. In Deutschland gab es, schon einige Jahrzehnte vor Ford, den Braunschweiger Lack (Brunsvick Black). Braunschweiger Lack ist eine geschmolze Mischung aus 4 Th Asphalt und 2 Th Leinöl welche man in 7 Th Benzin oder Terpentinöl löst (Pharmazeutische Zentralhalle für Deutschland, Band 6; Berlin 1865). Ähnliche Rezepturen (z.b. mit Cholophonium) wurden in Deutschland auch einfach als Eisenlack bezeichnet.

Mit der traditionellen japanischen Lackkunst (Urushi) haben diese Rezepte nichts zu tun. Hier wird der Schwarzlack (Roiro-Urushi) aus dem Harz des Lackbaumes (Rhus vernicifera) und Ruß oder Eisenoxid als Pigment hergestellt."

Unabhängig davon glaube ich nicht,das an den Maschinen noch irgendwelche Schleifarbeiten durchgeführt wurden,abgesehen vom Mehraufwand,der Gefahr des Durchschleifens usw. hätte auch noch poliert werden müssen.
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gelöschter User N

Re: Perlmutt-Verzierungen bei Nähmaschinen

#6 Beitrag von gelöschter User N »

inch hat geschrieben: Donnerstag 25. November 2021, 19:00 Unabhängig davon glaube ich nicht,das an den Maschinen noch irgendwelche Schleifarbeiten durchgeführt wurden,abgesehen vom Mehraufwand,der Gefahr des Durchschleifens usw. hätte auch noch poliert werden müssen.
Schnapp Dir den Film

Video @ 14m 40 sec => die Speisennummer werden eingeschlagen
vlcsnap-2021-11-25-19h52m02s83.png
vlcsnap-2021-11-25-19h52m48s94.png
vlcsnap-2021-11-25-19h53m55s39.png
und erst dann
vlcsnap-2021-11-25-18h14m21s78.jpg
gut zu sehen Arm und "Bedplate" gehen zusammen baden

vlcsnap-2021-11-25-20h07m07s194.png
also muss nachher geschliffen werden - so fein und so genau, dass die Serien Nummern noch gut zu sehen sind.

bei min 16:50 Sek werden die Teile aus der Poliermaschine geholt
vlcsnap-2021-11-25-20h14m54s36.png
und dann weiter zum Decails aufkleben gegeben =>
vlcsnap-2021-11-25-20h16m22s169.png
vlcsnap-2021-11-25-20h17m58s100.png
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inch
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Re: Perlmutt-Verzierungen bei Nähmaschinen

#7 Beitrag von inch »

Nopi,ich kenne den Film und habe ihn mir einige Male begeistert angeschaut.
Natürlich werden die Seriennummern nach dem Lackieren freigeschliffen,das sind aber kleine,von der Grundplatte erhabene,oder separierte Bereiche.
Bei diesem Perlmutt-Thema würde es aber heißen,das die gesamte Maschine großflächig nachträglich geschliffen und poliert werden müßte,mit allen möglichen denkbaren Fehlerquellen und erheblichem Aufwand,wie oben schon geschildert.
Lintz&Eckhardt hatten diese Perlmuttverzierungen teils komplett an allen Maschinenbereichen...
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Re: Perlmutt-Verzierungen bei Nähmaschinen

#8 Beitrag von js_hsm »

Hier der direkte Link zum oben angesprochenen Video

https://www.youtube.com/watch?v=bIMxwy8CLkw
Der Maschinen(um)bauer
Adler 30,48,67,69 Pfaff 130,141,142,145,335,1222, Typical GC20606-18, Sailrite 9" Clone und.....
https://youtube.com/@Special_Solutions
BLDC-Servos https://www.naehmaschinentechnik-forum. ... 33#p119733

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Re: Perlmutt-Verzierungen bei Nähmaschinen

#9 Beitrag von Liebelilla »

Es würde mir auch interessieren wie damals die Perlmutt-Verzierung angebracht wurde. Mir ist aufgefallen dass die Maschinen mit Perlmutt-Verzierung viele Lacknasen haben, aber das haben die anderen ohne Perlmutt auch, nur nicht so dick.
Habe in Englische Sprache danach gesucht und das hier gefunden: https://sewalot.com/japanning_mother_of ... ewalot.htm
Und auch dieses Video: https://www.youtube.com/watch?v=cKFvJY8tfF4&t=38s
Es ist nicht die Menge an Nähmaschinen die eine Sammlung ausmacht, sondern wie viel Platz dass man dafür zur Verfügung hat. Untern Bett ist noch Platz. angel
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PS: Deutsch ist nicht meine Muttersprache. Ich tue mein Bestes wite

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inch
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Re: Perlmutt-Verzierungen bei Nähmaschinen

#10 Beitrag von inch »

Danke für die Links,vor allem für das youtube-Video. smile
Ich habe nun noch mehr Ehrfurcht vor diesen Maschinen,wirklich unglaublich. Vielleicht wurden die Perlmutte damals auch ausgestanzt,ich habe es noch nicht probiert?
Habe mitunter mit dem Gedanken gespielt,eine Kurbelstickmaschine von Schirmer,Blau&Co Berlin mal zu komplettieren,weil die Abdrücke der fehlenden Perlmutte klare Konturen hinterlassen haben.
Nach dem Video bin ich mir etwas unschlüssig biggrin
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