Gritzner GU - Baustelle oder Totalschaden?

Nachricht
Autor
Benutzeravatar
det
Moderator
Moderator
Beiträge: 7392
Registriert: Freitag 20. Februar 2015, 11:01
Wohnort: unterer linker Niederrhein

Re: Gritzner GU - Baustelle oder Totalschaden?

#11 Beitrag von det »

Wintersonne hat geschrieben: Samstag 1. April 2023, 19:53 Greifer ist ausgebaut, Fäden konnte ich nirgends erkennen.

Könnte es sein, dass das Auslöserad irgendwie auf "Umspulen" eingerastet ist und damit die Verbindung zur Welle unterbrochen ist? Oder funktioniert das bei den alten Maschinen anders?

Der Schlag sollte also auf die markierten Bereiche erfolgen?
Nicht ganz. Du musst den Wellenstumpf lokalisieren und nur(!!) dort schlagen. Deine orangenen Markierungen gehören zur Fadenhebelkurbel.

Aaaaber: Zunächst natürlich klären, ob die Armwelle tatsächlich fest sitzt. Also den Rest vom Auslöserad reindrehen und damit versuchen, die Mechanik zu bewegen - jetzt also im Uhrzeigersinn. Dreht da was?

Gruß
Detlef
Maschinen: viel zu viele - Zeit dafür: viel zu wenig
- Bekennender Schneckenversender, habt Geduld mit mir -

Wintersonne
Handraddreher
Handraddreher
Beiträge: 56
Registriert: Samstag 1. April 2023, 14:23
Wohnort: Südlich von Heilbronn

Re: Gritzner GU - Baustelle oder Totalschaden?

#12 Beitrag von Wintersonne »

😄 Ha, sie bewegt sich! 😄
Also... Sanft antippen ist jetzt nicht, es braucht etwas Kraft am Handrad, aber es bewegt sich. Ich hab alle Punkte vorher mit WD40 behandelt, etwas einwirken lassen und dann ging der erste "Ruck" nur mit Zange an der Welle (mit Tuch umwickelt). Danach dann auch am Auslöserad.
Nun sind mir dabei natürlich neue Sachen aufgefallen:
1. Beim Geradstich gibt es einen Schleifpunkt am Kopf, kurz bevor die Nadel in der tiefsten Position ist. Ich vermute es ist der in den Bildern markierte Bereich.
2.. Bei Stichen die eine andere Nadel Position beinhalten, also alles, wo die Nadel nach links geht, trifft das Gestänge auf den unteren Ansatz wo die Stange zur Nähfußdruck-Schraube dran hängt (habs auch markiert im Bild).
3. Habe ich den Eindruck, dass der Transporteur sich zwar rauf und runter bewegt aber keine Vor- / Rückbewegung da ist.
4. Ich habe es irgendwie (in Kombination mit Dummheit) geschafft die Radioskala zu verstellen 🙄. Wenn der Zeiger auf Geradstich steht, dann ist die Auswahlplatte innen an den Fingern an der 4. Position 🙈
5. Durch den hohen Krafteinsatz beim Drehen an dem Auslöserad sitzt dieses nun fest 🙈🙈 wie bekomme ich das wieder runter?

Ich danke euch und was für ein tolles Forum 😍

Gute Nacht 😴
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.

Wintersonne
Handraddreher
Handraddreher
Beiträge: 56
Registriert: Samstag 1. April 2023, 14:23
Wohnort: Südlich von Heilbronn

Re: Gritzner GU - Baustelle oder Totalschaden?

#13 Beitrag von Wintersonne »

Servus 😄

Heute hab ich dann doch geschraubt. Quasi ohne Rücksicht auf Verluste, denn ich befürchte es ist eher ein Totalschaden 😔

Immerhin, ich habe es geschafft meine Skala wieder einzustellen.

Nun aber die aktuellen Erkenntnisse (entschuldigt, wenn es im Forum schon 20 Mal aufkam - ich glaube ich erfinde das Rad neu, aber es scheint ja auch keine Baupläne zu geben von der Maschine. Oder bei wem könnte ich in die Lehre gehen um meine Maschine technisch zu erlernen? Und bitte korrigiert mich oder nennt mir die korrekte Bezeichnung der Bauteile!)

- Das Gehäuse ist angebrochen im Bereich des Handrades. Damit bestätigt sich meine Befürchtung, dass die Welle was abbekommen hat. Die Bewegung "Nadel hoch" ist extrem schwergängig und es hakt bzw. schleift immer wieder im Bereich des Kopfes. Keine Ahnung ob man das richten kann?

- hinter dem Spulenhalter ist ne Art "Revisionsschacht"... Zumindest kann man da nochmal seitlich im Bereich der Stichwahl-Zungen gut reinschauen. Dort gibt es eine Art Bügel in Messing, der eine seitliche Bewegung der Nadelstange auslöst. Das Reindrücken des Stichwahl - Rades bewegt diesen Bügeln in Richtung Handrad und würde damit auch eine zur Walze hin stehende Zunge wieder zurück in Reihe drücken.
Ich vermute das ist nötig, da sonst die Stichwahl nicht funktioniert wenn eine Zunge raussteht. Diese kleine Scheibe, die die Zungen vordrückt, würde sich sonst verhaken.
So... Nun ist es aber so, dass auch bei ausgewählten Programmen keine Bewegung dieses Bügels festzustellen ist, die Nadel bewegt sich nicht seitwärts. Also ist das Ding verstellt. Kann mir jemand erklären wie ich es korrekt einstelle?
Wird die Zunge durch diese Scheibe auf der Welle hinter den Zungen (die "Stichwahl-Welle") auf der Walze gehalten? Und der Bügel drück von der anderen Seite mit einer geringeren Kraft dagegen?

- Nach wie vor keine Vorwärtsbewegung beim Ttansporteur erkennbar... Woran kann das liegen?

- wie bekomme ich das Auslöserad wieder von der Welle runter? Selbst mit Halten der Welle mit einer Zange habe ich es nicht mehr los gedreht bekommen 🙈

Gute Nacht ammerseits
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.

claude
Edelschrauber
Edelschrauber
Beiträge: 932
Registriert: Samstag 22. Oktober 2022, 15:07

Re: Gritzner GU - Baustelle oder Totalschaden?

#14 Beitrag von claude »

Ich teile Deine Vermutung, daß diese Maschine mit den dokumentierten Gehäuse-Frakturen dieses Ausmaßes realistischerweise trotz intensiver Bemühungen wohl nie wieder verlässlich nähen wird.

Insofern ist es das ideale Lernobjekt, um mehr über die komplexen Innereien zu lernen und so mit mehr Durchblick weniger vom Schicksal gebeutelte Exemplare aus dieser Baureihe warten zu können.

Vielen Dank, daß Du das Thema aufgebracht hast, ich habe mich daraufhin mal etwas für Max Gritzner interessiert und mit Erstaunen festgestellt, daß der spätere Nähmaschinenfabrikgründer und Erfinder in jungen Jahren Revolutionär war und über sein bewegtes Leben vor der Nähmaschine ein autobiographisches Werk hinterlassen hat, daß als PDF frei zugänglich ist:
https://www.naehmaschinentechnik-forum. ... 40&t=12183

Wintersonne
Handraddreher
Handraddreher
Beiträge: 56
Registriert: Samstag 1. April 2023, 14:23
Wohnort: Südlich von Heilbronn

Re: Gritzner GU - Baustelle oder Totalschaden?

#15 Beitrag von Wintersonne »

😄 Wow, deinen ersten Satz kann man sich ja einrahmen, so schön geschrieben 😃 bei dieser so netten Umschreibung von "das Ding ist leider Schrott" muss ich spontan an einen Anwalt denken 😄

Ich befürchte auch, dass hier die Rettung dieser sonst so schön gepflegten Maschine zu spät kommt. Es ist so schade 😭 aber nun ja, dann darf sie als Teilespender Leben retten. Wobei ich befürchte, dass es schon ziemlich viele Lebensretter gibt und sie, auch in Ermangelung der Erfahrung wie die Mechanik zu behandeln ist, kaum zum Einsatz kommen wird. Denn auch hier ist ja erstmal die Empfehlung: wenn du es nicht ganz genau weißt dann Schraub nicht dran rum!

Nun ja. Ich weiß es nicht, will es aber wissen 😄 vielleicht findet sich ja jemand, der mich bei der Demontage begleiten mag? Ich würde gerne versuchen es zu dokumentieren, so dass vielleicht die Chance entsteht eine Art "Bauanleitung" zu erstellen. Oder zumindest eine Art Erklärung der Teilefunktionen. Und eben Einsichten in das Leben unter dem Programmwahlblock 😄

Oder gibt es dazu bereits etwas, was ich hier noch nicht gefunden habe? Ist jemand der Meinung man könnte sie Maschine retten?

Habt einen schönen Tag heute 🙂

Wintersonne
Handraddreher
Handraddreher
Beiträge: 56
Registriert: Samstag 1. April 2023, 14:23
Wohnort: Südlich von Heilbronn

Re: Gritzner GU - Baustelle oder Totalschaden?

#16 Beitrag von Wintersonne »

Toll außerdem dass du dich mit der Lebensgeschichte befasst hast! Sowas kann so interessant sein und macht irgendwie auch einen Teil des Charmes alter Gegenstände aus.

Ich habe noch ein Holzboot Bj. 53 in der Scheune stehen und da auch lange gesucht wem es gehört hat und was es wohl alles erleben durfte :)

Benutzeravatar
det
Moderator
Moderator
Beiträge: 7392
Registriert: Freitag 20. Februar 2015, 11:01
Wohnort: unterer linker Niederrhein

Re: Gritzner GU - Baustelle oder Totalschaden?

#17 Beitrag von det »

Wintersonne hat geschrieben: Dienstag 4. April 2023, 06:58 Oder gibt es dazu bereits etwas, was ich hier noch nicht gefunden habe? Ist jemand der Meinung man könnte sie Maschine retten?
Ich denke nein.
Ich hatte mal eine Phoenix Freiarmmaschine aus der Zeit, die beim Transport einen Schlag auf's Handrad bekommen hat. Die habe ich zwar irgendwie wieder ans Nähen gebracht, aber sie säuft am rechten Armwellenlager (da, wo bei der GU die Risse sind) das Öl nur so weg.

Halte sie als Organspender. Ich habe schon defekte Maschinen ausgeschlachtet und dadurch fünf andere - ebenfalls, aber anders defekte - Nähmas wieder betriebsbereit machen können, weil ich mit fehlenden Teilen aushelfen konnte.

Alleine der Motor ist ja schon viel wert und ist gefragt.

Gruß
Detlef
Maschinen: viel zu viele - Zeit dafür: viel zu wenig
- Bekennender Schneckenversender, habt Geduld mit mir -

Wintersonne
Handraddreher
Handraddreher
Beiträge: 56
Registriert: Samstag 1. April 2023, 14:23
Wohnort: Südlich von Heilbronn

Re: Gritzner GU - Baustelle oder Totalschaden?

#18 Beitrag von Wintersonne »

Moin Detlef,

Danke für deine Einschätzung.

Da du schon einige Maschinen zerlegt hast: hast du dazu irgendeine Dokumentation wie man was raus bekommt oder welche Reihenfolge oder Schraube?

claude
Edelschrauber
Edelschrauber
Beiträge: 932
Registriert: Samstag 22. Oktober 2022, 15:07

Re: Gritzner GU - Baustelle oder Totalschaden?

#19 Beitrag von claude »

Soweit nicht schon geschehen, solltest Du Dir den Klassiker "Der Nähmaschinenfachmann" in drei Bänden von Wilhelm Renters besorgen. PDFs davon zirkulieren hier im Forum.

Zwar auf dem Stand der Technik von 1957, aber wohl das Detaillierteste, was es zum Thema gibt.

Ansonsten ergibt sich die Demontagereihenfolge eigentlich weitgehend von selbst.
Ich würde empfehlen, die Teile einer Baugruppe in einer Plastiktüte zusammenzuhalten, wenn man später gezielt etwas sucht, muss man sonst zwischen drei Dutzend Schräubchen auf dem Boden des Teilekartons mühselig die Richtige raussuchen.
Und Foto-Dokumentation vom Zerlege-Prozess machen.

gelöschter User N

Re: Gritzner GU - Baustelle oder Totalschaden?

#20 Beitrag von gelöschter User N »

claude hat geschrieben: Dienstag 4. April 2023, 10:56 Ansonsten ergibt sich die Demontagereihenfolge eigentlich weitgehend von selbst.
das stimmt soweit. Bei der GU ist es allerdings so, dass der ZZ komplett von der Automatik "verdeckt" im sinnne von versteckt wird.
Wenn man da ran muss, dann sollte man erst einmal eine weile schauen... Hebel drehen, Handrad drehen nochmal hier drehen - schauen und verstehen bevor man die letzten funktionalen Zusammenhänge zerlegt hat.

selbst Renters 8 zeigt zur GU nichts => keine Informationen light
die Infos enden mit VZ / HZ / FZ light

Glücklicherweise gibt es einige Gritzner GU im Forum - auch funktionierende
dazu die hilfreichen & wertvollen Bilder aus dem Nähmaschinenverzeichnis.
Also kann man schon etwas "wagen" aber lehrreich ist es nur, wenn man aus eigener Kraft die Maschine nicht nur zerlegen - sondern auch wieder zusammenbauen & einstellen kann.

Antworten