Mewa Freia Kondensator

Alles über Antriebstechnik, Elektroarbeiten, Probleme beim Anschluss eines Motors.
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talblume
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Mewa Freia Kondensator

#1 Beitrag von talblume »

Ich bin gerad dabei ne Mewa Freia zu ehrenhaftem neuen Leben zu verhelfen. Nach Richten des verbogenen Fadenhebel funktioniert sie gut!

Aber leider brummt der Motor schon beim Einschalten und nach Nähen und Loslassen des Kniehebels dreht sie von selbst rückwärts! Stoppt dann sofort, wenn man Kniehebel wieder ganz leicht drückt.
Tja, der verbaute Kondensator macht keinen guten Eindruck....

Kennt sich da jemand mit aus?

5-polig, Nr 1 am Gehäuse, Nr 2 direkt am Netz, Nr 3 hinter dem Einschalter - also auch am Netz, Nr 4 und 5 paralell mit Brücke.. (übrigens keine Schutzerde am Netzkabel,tausch ich noch aus)

ist das jetzt ein reiner Entstörkondensator, wie in Fusspedalen, was ich denke? (falls so ein defekter voll ist und dann überschlägt bzw kurzschliesst, läuft läft ja ne fusspedalmaschine auch von selbst los) und/oder hat dieser etwa doch noch ne Motorfunktion? Kohlen sprühen auch leichte Funken beim Betrieb, obwohl noch genug Material und Federdruck und Kollektorflächen sauber....

Werte sind 2 x 0,1uF + 1000pF . Mich irritieren etwas die 150V und die 12 und 54V auf dem Aufdruck. (hab diverse Entstörkondensatoren u auch Pfaff stoppmatic dinger eneuert, aber irgendwie bin ich jetzt unsicher)

Womit und wie geschaltet soll ich den ersetzen? oder erstmal überbrücken und ohne Entstörung testen?

PS: meine Freia hat den "Brillengreifer" und nicht den hier beschriebenen http://needlebar.org/main/manuals/mewafreia/5index.html

liebe Grüsse, Uli
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gelöschter User N

Re: Mewa Freia Kondensator

#2 Beitrag von gelöschter User N »

Kommt aus dem Osten
RFT = Radio und Fernseh Technik (Volkseigner Betrieb)

ist nicht schlecht

kannst Du bei deinen Bildern die Anschlüsse nicht nur Nummerieren sondern auch zuorden?
- was geht zum Anlasser
- was geht zum Motor

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inch
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Re: Mewa Freia Kondensator

#3 Beitrag von inch »

Der Becherkondensator kommt aus dem Kondensatorenwerk Freiberg. (901)
12.54 V bezeichnet das Baudatum,also Dezember 1954 und hat nichts mit Volt zu tun.
Diesen Becherkondensator würde ich nicht einfach so wechseln,sondern erstmal durchmessen.
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dieter kohl
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Re: Mewa Freia Kondensator

#4 Beitrag von dieter kohl »

serv

da der Kondensator defekt ist, bringt das durchmessen nix

Schaltplan zeichnen, wie was angeschlossen ist, wie "nopi" schrieb
gruß dieter
der mechaniker

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inch
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Re: Mewa Freia Kondensator

#5 Beitrag von inch »

Weshalb soll der Kondensator defekt sein? Vielleicht war der auch nur fixiert?
Nach Vergußmasse sieht mir das nicht unbedingt aus.
Das die Freia nach Loslassen des Kniehebels leicht rückwärts läuft,hat nichts mit dem Kondensator zu tun,sondern mit der Ansteuerung des Kommutators durch den Kniehebel.
Im Gegensatz zu den meisten anderen Geschwindigkeitsregulierungen erfolgt diese bei der Freia weder über Kohleplättchen,oder Drahtwiderstände,sondern nur über die Ansteuerung des Kommutators.
Wenn das genau eingestellt wird,wird sie auch nicht mehr ungewollt rückwärts laufen.
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Re: Mewa Freia Kondensator

#6 Beitrag von talblume »

WOW... INCH, Super !!!

Das hört sich ziemlich schlüssig an. Da lag mein "Bauchgefühl" und die Unsicherheit über Kondensatorfunktion wohl doch richtig.
Normalerweise schlägt ja son kaputtes Ding einfach nur nach Einschalten und dann nach einigen Minuten Ladezeit durch, Kurzschluss durch paralell geschaltetem Entstörkondensator und die Maschine läuft dann wie von "Geisterhand" los. Das ist hier aber nicht der Fall !

Ausserdem: warum dreht die beim Abschalten rückwärts??? (macht sonst keine Maschine mit kaputten Kondensatoren) Wenn der Kondensator kurzschliesst dreht sich ja nicht irgendwie die Stromrichtung bzw Ansteuerung des Kollektors um, es sei denn er entlädt sich und gibt nur Gleichstrom ab, aber dann dürfte der Motor gar nicht laufen... (jetzt etwas laienhaft beschrieben aber hoffe verständlich)

Die abgebildete Klebemasse erschien mir auch völlig untypisch für ein geplatzes Kondensator Innenleben, kann tatsächlich sehr gut Fixierung und Isolationszeugs sein....aber da hat mich die DDR Herkunft (wie auch die angenommenen 12 und 54 Volt statt Dezember 1954 Herstellungsdatum komplett in die Irre geführt...)

Werd mir also den Kniehebel und den Kommutator vornehmen und versuchen zu justieren. Erst mal hatte ich da die Finger von gelassen, da mir komplett unbekannt...

Ganz liebe Grüße und vielen Dank!

Ergebnisse folgen, Uli

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inch
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Re: Mewa Freia Kondensator

#7 Beitrag von inch »

Ich habe vor 2 Jahren solch eine Freia von MEWA gekauft und repariert. Auch bei der war der Fadenhebel verbogen und die Synchronisation mit Selbigem verstellt.
An der Freia begeistert mich die Fülle von Innovationen und die perfekte Umsetzung.
Ich hatte vorher noch nie solch eine Motoransteuerung gesehen.
Zumal,wenn man bedenkt,unter welchen Umständen damals produziert wurde. Das Land war verwüstet,Infrastruktur ein Wort von "früher",einerseits die Kapitalflucht Richtung Westen,andererseits wurde selbst aus den Trümmern der Fabriken noch das Letzte rausgezogen zur Erfüllung der Reparationen an die damalige Sowjetunion.
Dazu kamen noch die wirtschaftlichen Knebelverträge mit eben dieser und Materialmangel überall.
Für mich grenzt der erfolgreiche Wiederaufbau sowieso an ein Wunder und nicht zuletzt deshalb schätze ich auch die Freia.
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Re: Mewa Freia Kondensator

#8 Beitrag von talblume »

Ja, stimme Dir voll und ganz zu, die Fülle der innovativen Lösungen ist schon beeindruckend, vor allem mit dem geschichtlichen Hintergrund.

(ich wollte mir die schon immer mal gerne angucken, also hab ich zugeschlagen, als eine in der Nachbarschaft ganz billig zu haben war.)

Und jetzt für Alle zukünftigen MEWA FREIA Renovierer:

Ich hab den Kondensator wieder eingebaut, den Kniehebel samt Platte abgeschraubt, und siehe da, es findet sich eine Begrenzungsschraube ("1") , die die Nullstellung bzw Anlaufstellung der Drehzahlsteuerung definiert.

Diese wird durch eine zweite kleine Fixierschraube ("2") gegen Verdrehen gesichert. Beide Schrauben sind von Aussen ! zugänglich. Hätte mir das Zerlegen Sparen können....

Ein wenig Justieren an der Stellschraube, und Erstens brummt der Motor im Stillstand, wenn Spannung anliegt, so gut wie gar nicht mehr. (dh, er kriegt zwar schon ein bischen Saft aber kämpft nicht wie vorher schon in Nullstellung gegen den Anlaufwiderstand -richtig ? -)

Zweitens dreht er nicht mehr rückwärts, wenn der Kniehebel (wie vorher) losgelassen wird und in Nullstellung zurückfedert. (Übrigens drehte dann nur! der Motor lustig rückwärts und zwar automatisch abgekuppelt von der Nadelmechanik, das hatte ich nicht so ganz genau beschrieben....) Der Kniehebel federte vorher wohl - nur nach vorherigem Nähen - beim Stopp etwas über die Nullstellung der Kohlen zur Kommutatorsteuerung zurück und dann dreht Motor andersrum!!!

Wie diese Drehzahlsteuerung durch gegen den Kommutator verdrehbare Kohlebürsten elektrotechnisch eigentlich funktioniert, kapier ich allerdings leider immer noch überhaupt nicht huh ????

Oder da versteckt sich noch eine weitere Besonderheit ???

Liebe Grüße und Danke für Tipps, Uli
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inch
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Re: Mewa Freia Kondensator

#9 Beitrag von inch »

Das freut mich,daß du die Freia wieder gängig bekommen hast und wieder mal ein UNSCHULDIGER Kondensator gerettet wurde wink
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Re: Mewa Freia Kondensator

#10 Beitrag von talblume »

Jau!! Und Danke noch mal für den super kompetenten Hinweis. Da wär ich allein kaum drauf gekommen...Das Ding ist aber auch echt besonders..(und industriegeschichtlich erhaltenswert) LG Uli

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