Sind 230V an der Ankerwelle/Riemenscheibe normal? (Rucksackmotor)

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hutzelbein
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Re: Sind 230V an der Ankerwelle/Riemenscheibe normal? (Rucksackmotor)

#41 Beitrag von hutzelbein »

@Benderman
kannst du die alten Kondensatoren, die sich in dem Komet Motor und dem Tur Motor befanden bitte mal abbilden. Ich will sehen, in welchen von außen erkennbaren Zustand sich die befanden, als du deine Tests mit den Motoren durchgeführt hast.
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hutzelbein
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Re: Sind 230V an der Ankerwelle/Riemenscheibe normal? (Rucksackmotor)

#42 Beitrag von hutzelbein »

Strom auf der Ankerwelle
(@Dieter: Einen neuen Thread zu diesem Thema brauchen wir derzeit nicht. Die Diskussion muss allerdings vorangehen und darf nicht stoppen).

Ich habe eine wichtige Frage offen. Mir ist klar, wie bei Benderman Strom auf die Ankerwelle gekommen sein muss. Es kann nur über die interne EMV-Funktionsverbindung im Motor passiert sein, weil der 5-adrige FROLYT Kondensator einen Schaden hatte. Eine andere Erklärung gibt es nicht. Deshalb ist und bleibt die EMV-Funktionsverbindung für mich gefährlich. Das Problem war nicht mehr vorhanden, als Benderman dieses Kabelchen entfernt hatte.

Auch für der Umstand, dass Benderman gleich zwei solcher defekter Motoren mit ähnlichem Syndrom hatte, gibt es vermutlich eine Erklärung. Ich vermute die Motoren stammen tief aus einem Elektronikschrott-Container oder waren längere Zeit irgendwo in einem Schuppen oder feuchten Keller gestanden. Die Umstände dieser Geschichte hat uns Benderman bislang nicht verraten.

Mir wäre ein ähnlicher Fall vermutlich nicht passiert. Wenn ich sehe, dass der Kondensator einen Defekt haben könnte (idR kann man das sofort sehen und braucht zum Austesten auch keine teueren Geräte), tausche ich ihn, wenn das geht, durch einen baugleichen Kondensator aus. Grundsätzlich versuche ich, alte Technik zu erhalten. Das handhabt vermutlich jeder ähnlich und dazu braucht man auch keine großen Fachkenntnisse.

Es gibt Situationen, wo es einen baugleichen Kondensatoren nicht mehr zu kaufen gibt oder die Abmessungen eines möglichen Ersatzkondensators einfach nicht passen oder ein Händler versucht, mit seinen alten Ersatzteilen in seiner Grabbelkiste eine Goldgrube zu eröffnen. Es ist für mich auch vorstellbar, dass die 250V Kondensatoren, die in alten Nähmaschinenmotoren vor etwa 50 oder 70 Jahren eingebaut wurden, heutigen Anforderungen nicht mehr genügen. Jedenfalls gibt es heutzutage in aller Regel bessere Lösungen. Der technische Fortschritt ist auf diesem Gebiet auch nicht stehen geblieben.

In all diesen Situationen stellt sich die Frage, wie kann der Fachmann den Kondensator ersetzen? Auch ein Fachmann wie Rolf_McGyver kann in so einer Situation nicht zaubern. Er kann sich allerdings hinstellen und behaupten, ich habe da eine Lösung und alles was andere Leute machen ist Pfusch.

Ich will von Rolf_McGyver zumindest wissen, wie er einen etwa 70 Jahre alten 3-adrigen Funktentstörkondensator mit ziemlich flachen Abmessungen (etwa 4-5mm) aus einem alten Singer BAG Motor ersetzen würde, wenn erkennbar ist, dass der Kondensator demnächst defekt ausfällt. Wenn ich mir in einer solchen Situation nicht zu helfen weiß, frage ich einen ausgebildeten Elektronikfachmann bei Conrad was ich machen soll und auch warum, Conrad keine ähnlichen Kondensatoren mehr verkauft, dafür aber jede Menge X2 Funkentstörkondensatoren. In einer ähnlichen Situation befindet sich jeder Fachmann. Der kann nicht viel besser rumpfuschen als ich. Wunderheiler gibt es auf diesem Gebiet keine. Allerdings gibt es Leute, die die Zusammenhänge besser verstehen und auf diesem Gebiet gründlich ausgebildet wurden. Das bedeutet aber nicht, dass sie immer gleich eine bessere Lösung finden. Mit Sicherheit muss man auf diesem Gebiet auch oft Kompromisse machen.

Natürlich kann ich mir bei einem Fachhändler auch für viel Geld einen neuen Nähmaschinenmotor oder gleich eine neue Schrott-Nähmaschine kaufen, weil ich der alten Technik mißtraue. Ob ich dann allerdings eine bessere Lösung habe, bezweifele ich. Ich habe mich von unserer Wegwerfgesellschaft schon vor längerer Zeit verabschiedet. In einer Welt, in der nur noch sog. Fachleute bestimmen wollen, wo es langgeht, will ich nicht leben. Das ist nicht meine Welt. Notfalls bin bereit, meine alte Welt zu verteidigen.
Zuletzt geändert von hutzelbein am Donnerstag 20. Dezember 2018, 18:26, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Sind 230V an der Ankerwelle/Riemenscheibe normal? (Rucksackmotor)

#43 Beitrag von dieter kohl »

serv

ich werfe noch einen anderen Gedanken in die Diskussion :

Strom auf der ankerwelle kann auch von einer defekten Isolierung der lackierten wicklungsdrähte kommen

da muß nicht unbedingt der Kollektor einen brandschaden haben
das kann auch so passieren
gruß dieter
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Fischkopp
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Re: Sind 230V an der Ankerwelle/Riemenscheibe normal? (Rucksackmotor)

#44 Beitrag von Fischkopp »

Oder von Kohlenstaub im Motorraum.Hatte ich mal bei einem Pfaff Motor.War schon enttäuscht,so ein schöner Motor und dann ein Isolationsfehler.Der Motor hat eine Wartungsklappe.Motorraum ausgespült und alles war gut.

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Rolf_McGyver
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Re: Sind 230V an der Ankerwelle/Riemenscheibe normal? (Rucksackmotor)

#45 Beitrag von Rolf_McGyver »

dieter kohl hat geschrieben:serv

ich werfe noch einen anderen Gedanken in die Diskussion :

Strom auf der ankerwelle kann auch von einer defekten Isolierung der lackierten wicklungsdrähte kommen

da muß nicht unbedingt der Kollektor einen brandschaden haben
das kann auch so passieren
ja, Dieter, zuerst muss geklärt werden, wo das eigentliche Problem liegt. Einkreisen des Fehlers ist das Grundprinzip jeder Fehlersuche. Klar gibt es auch typische Fehler und sofort sichtbare Fehler.

@alle, die Anleitungen wünschen...
Also zuerst mal die Baugruppe zerlegen, in diesem Fall mal die Entstörung vom Motor abklemmen. Vorher Fotos machen, damit der Originalverdrahtungszustand und die Lage der Komponenten wieder herstellbar ist.
Die Prüfung erfolgt mit geeigneten Messmitteln. Misst Du mit dem Multimeter einen Kurzschluss hast Du den Übeltäter gefunden, ein Umkehrschluss ist aber nicht zulässig. Dann musst Du mit dem Isolationsprüfgerät prüfen.
Mit dieser Methode wirst eventuell den Übeltäter gefunden haben, aber auch nicht zu 100%. Außer einem Isolationsfehler könnte nämlich auch noch eine weitere Fehlerart die 230V an der Welle verursachen. Ist einer der beiden Y-Kondensatoren taub (totaler Kapazitätsverlust), hätte man keinen Spannungteiler, sondern würde die Netzspannung kapazitiv entkoppelt messen.
Stellt man daher bei der Isolationsprüfung keinen Verdächtigen fest, sollte man mit einem Kapazitätsmessgerät die Kapazitäten der Kondensatoren messen.
Hat man den Übeltäter immer noch nicht ausgemacht, muss weitergesucht werden.

Hat der Motor einen Körperschluss an einer Wicklung, brauchen wir nicht weiterzudiskutieren. Eine Reparatur eines Motors wird sich nur in seltenen Fällen lohnen und kaum selbst zu machen sein. Natürlich kann man sich den Motor noch genauer anschauen, eventuell ist ja ein leitfähiges Teil in den Motor gefallen, das einfach zu entfernen ist... (siehe voriger Beitrag von Fischkopp)

Nun möchte ich gerne Hutzelbeins Frage beantworten, was ich bei einer defekten xy-Kombi machen würde...

Ich mache zuerst eine Bestandsaufnahme, ich brauche zuerst die Randparameter:
1. Fotos des Originalzustands, das Originalobjekt habe ich ja nicht vorliegen. Dazu zählt der Motor und auch, wie und wo der Motor eingebaut ist. Ich muss wissen, was Isolierstoff ist, was Metall ist, wie die Teile montiert sind und we die Verdrahtung läuft. Zusätzlich muss ich wissen, wie die Platzverhältnisse für ein Alternativteil de Kombi ist.
2. Ich brauche ein Bild des Nähmaschinentypenschilds (daraus geht hervor, welche Schutzklasse zu berücksichtigen ist)
3. Ich brauche das Altteil der defekten Kondensatorkombi (Maße, Daten, Aderaustritte etc) bzw. auch hiervon aussagekräftige Bilder

Hutzelbein, jetzt bist Du erstmal am Zuge, um mir die o.g. Infos vollständig zu beschaffen.
Liegen die Infos vor, werde ich versuchen, ein geeignetes Bauteil aufzutreiben. Dabei wird Conr.. oder Poll.. nicht die einzige Quelle sein, bei der ich suchen werde.

Ende des ersten Aktes (damit es spannend bleibt...)

Vorschau auf den zweiten Akt:
Eventuell nutzt der Verkäufer seine Monopolstellung aus und verlangt einen hohen Preis für die Kombi oder er sitzt in Übersee und die Versandkosten sind enorm. Dann schildere mir bitte, warum die Erhaltung genau dieses Motors/dieser Maschine so wichtig ist und welchen Preis Du bereit bist zu bezahlen.
Bedenke: Ich habe in Hintergrund ein Entwicklungslabor mit EMV-Messplatz zur (freien) Verfügung, die relevanten Normen sind verfügbar, ach und ca. 35 Jahre Ingenieurserfahrung in Sachen Gerätesicherheit und EMV für eine CE-konforme Neuentwicklung der Kombi. Ich gestehe, Nähmaschinenmotorentstörung ist nicht mein berufliches Betätigungsfeld. Schaltnetzteile sind jedoch nicht minder anspruchsvoll bei diesen Themen.
Auf die Y-Kondensatoren zu verzichten und nur einen X-Kondensator zu verwenden ist wahrscheinlich keine Option. Liegen Gleichtaktstörungen vor, hilft ein X-Kondensator nicht, diese zu beseitigen. Y-Kondensatoren dämpfen solche Gleichtaktstörungen schon und sie waren eventuell der Grund, weshalb der Entwickler die Y-Kondensatoren brauchte. Was da dann an den Motor muss, falls kein Originalersatz auftreibbar ist, würde die EMV-Messung dann ergeben. Es ist halt nur dumm, dass Du (stellvertretend für alle Laien und selbst für die meisten Elektrofachkräfte) diese Messungen nicht durchführen kannst aber dennoch für die Einhaltung der Normen verantwortlich würdest. Vielleicht hast Du ja eine Funkamateurlizenz? Dann gäbe es eventuell noch ein Hintertürchen bei reinem Eigenbedarf der störenden Nähmaschine (müsste man prüfen). Oder Du hängst an Deine Wohnungstür ein Schild 'Forschungslabor', dann kannst Du das gute Stück als Prototyp betreiben, müsstest allerdings genügend Fläche um deine Wohnung kaufen. Wahrscheinlich auch keine Option...

Hoffen wir also, dass wir ein geeigneten Ersatzteil auftreiben oder nach den Regeln der Technik ein Äquivalent in den verfügbaren Platz bekommen.

nochmal @Hutzelbein (OT, anderer Thread ist ja gesperrt)
Übrigens: Dein FI-Schutzschalter erfüllt die Erstkriterien der rückgerufenen Schutzschalter von ABB. Jetzt muss der Elektriker das Teil ausbauen und von unten drauf schauen, ob er (der FI, nicht der Elektriker) in den fraglichen Bauzeitraum fällt.
Zeige dem Elektriker die Info, er sollte sich an die Aktion erinnern. Er weiß dann sicher auch, wie das mit ABB finanziell geregelt wird.
https://www.elektropraktiker.de/ep-2006 ... c920ead1f9

Dann bis zum zweiten Akt...

Grüße
Rolf

hutzelbein
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Re: Sind 230V an der Ankerwelle/Riemenscheibe normal? (Rucksackmotor)

#46 Beitrag von hutzelbein »

Rolf_McGyver hat geschrieben:Hutzelbein, jetzt bist Du erstmal am Zuge, um mir die o.g. Infos vollständig zu beschaffen.
Der FI-Schutzschalter ist für mich kein Thema mehr. Ich bekomme nicht nur einen neuen FI-Schutzschalter, ich bekomme einen komplett neuen Sicherungskasten, der neuesten technischen Ansprüchen genügt. Dafür zahle ich auch eine stolze Miete und muss mich ständig mit saftigen Mieterhöhungen rumschlagen. Vor etwa 5 Jahren wurde hier das Haus total generalüberholt und wärmeisoliert. Mit modernster Solartechnik und vielen anderen Dingen. U.a. wurde auch die gesamten Elektroinstallationen erneuert. Nur in meiner Wohnung nicht. In allen anderen Wohnungen aber. Das habe ich bislang nicht mitbekommen. Gestern aber bemerkt, als ich mir beim Nachbarn den Sicherungskasten angesehen habe und festgestellt habe, wie der FI-Schutzschalter von Hager ordentlich funktioniert.

Ich bin beim Thema Austausch von Kondensatoren kein Anfänger. Ich habe mal nachgerechnet, wie lange ich das schon mache. Seit gut 34 Jahren. Ausgetauscht habe ich vermutlich bereits etwa 200 Kondensatoren und noch nie ist etwas passiert. Anfang der 80er Jahre besass ich eines der ersten PC-Netzwerke in Deutschland. Irgendwann habe ich angefangen, meine PCs selbst zu reparieren, weil mir die Netzwerkspezialisten zu teuer wurden, weniger Ahnung hatten als ich und weil mir der amerikanische Geschäftsführer einer Computerfirma, die nebenan ihre Deutschland-Zentrale hatte, die wichtigsten Tricks alle beigebracht hat. Wenn ich Fragen hatte, bekam ich immer eine Anwort oder sogar sofortige Hilfe. Bei Nähmaschinenmotoren oder Anlassern mache ich das allerdings erst seit etwa 2 Jahren als Hobby, weil ich einigen Amis die Zähne beim Anblick von schönen alten deutschen Nähmaschinen lang machen will. Die haben keine solchen Maschinen, hätten sie aber möglicherweise gerne. biggrin Ich bin kaufmännisch bestens ausgebildet. Alte Nähmaschinentechnik ist mein Hobby. Je älter, umso besser für mich zu verstehen. Nähmaschinen, die nach etwa 1965 hergestellt wurden, interessieren mich nicht wirklich. Von Elektrotechnik habe ich keine Ahnung und besitze nur das notwendigste Wissen, das ich brauche. Das genügt mir.

Deine Erklärung ist mir viel zu kompliziert. Du handhabst das sicherlich richtig, wie das ein Fachmann eben macht. Ich handhabe das einfacher, so wie ich das als Laie gerade noch verstehe. Im Grunde mache ich das wie folgt, wenn ich einen Nähmaschinenmotor bekomme:

- Fast alle Motoren werden aufgeschraubt und kontrolliert. Solche Motoren, wie sie Benderman scheinbar hatte, lasse ich mir nicht andrehen.
(Ausnahmen mache ich nur selten, z.B. einen interne Motoren bei einer Pfaff 284 habe ich nicht geöffnet)
- Der Motor wird zunächst innen gereinigt. Kohlestaub und anderen Staub im Motor gibt es bei mir nicht.
- Wenn das einfach geht, versuche ich den Läufer auszubauen.
- Der Läufer wird auf sichtbare Schäden geprüft. Genauso die Motorwirklung und der Zustand der Kabel, die aus der Motorwicklung herauskommen.
- Mittlerweile weiß ich, wie ich den Läufer mit Widerstandsmessungen durchprüfen kann. Dazu gibt es auf YouTube Videos.
- Entsprechend kann ich auch die Verkabelung an der Motorwicklung durchprüfen. Da ich mal einen im Stator eines Singer Motors verbauten Kondensator tauschen musste (der Motor lief in diesem Fall nicht mehr), weiß ich mittlerweile auch, wie ich Kupferlackdrähtchen trotz ihrer Lackisolierung sauber verlöten kann.
- Der Staub wird aus den Kupferlamellen des Kollektors vorsichtig mit einem Tapeziermesser rausgekratzt
- Der Kollektor wird mit sehr feinem Schleifpapier (feiner als 1200er) vorsichtig eben poliert, bis der ganze alte Kohlefilm ab ist.
- Die Motorwelle wird poliert. Die Lagerungen der Welle werden gereinigt und vorsichtig ein klein wenig mit Wattestäbchen beölt.
- Der Zustand der Kohlebürsten wird kontrolliert. Ersatzteile habe ich sofort zur Hand, wenn erforderlich.
- Der Kondensator wird von allen Seiten angesehen. Wenn der nur ein wenig deformiert aussieht, tausche ich den sofort, ohne irgendetwas auszumessen. Wenn ich kein passendes Ersatzteil habe, versuche ich es sofort zu bestellen.
- Der Motor wird wieder zusammengebaut. Dabei achte ich darauf, dass kein Kabelchen klemmt und sich die Riemenscheibe butterweich drehen lässt. Bei leichten Schwergang versuche ich das Problem zu finden.

Erst wenn alles in Ordnung ist, der Motor wieder vollständig zusammengebaut ist, verbinde ich den Motor mit Strom. (Bei Computern mache ich das ziemlich ähnlich. Ich setze keinen Computer unter Strom, den ich nicht vorher gründlich entstaubt habe und in wesentlichen Bereichen geprüft habe). Dabei berühre ich den Motor erstmal gar nicht. In Zukunft könnte ich so, wie das Benderman vorgemacht hat, noch eine Spannungsprüfung durchführen, um herauszufinden, ob möglicherweise Strom auf der Achse liegt.

Ich hatte bei dem Komet Typ 1205.6 Motor, 100W, 220V, 50Hz, 900 pcm, 4000U/min, den Benderman auf seinem 1. Bild gezeigt hat, einen Informationsvorsprung. Ich kannte den Motor und den Kondensator, der innen verbaut ist, bereits sehr genau. Der Motor ist komplett in Plastik eingepackt. Man kommt mit der Spitze der Mulitmeterfühler nur ein klein wenig an die Achse oder an das kleine Schräubchen in der Riemenscheibe heran. Mit dem Finger geht das nicht. Im Motor ist ein FROLYT C 0,1X + 2x2500Y 250~ /2,25 TGL 11840 655 verbaut. Dieser Netzfilter ist 5-adrig. Die beiden Drähtchen aus dem Motor gehen in den Kondensator und auf der anderen Seite auf den Kontakt 1 und 3 in der Steckerbuchse. Ein rotes Drähtchen am Kondensator geht an ein Schräubchen, das sich auf Metall über den Stator befindet. Genau dieses Drähtchen muss bei Benderman das Problem ausgelöst haben. Ansonsten ist der Motor innen relativ hochwertig verarbeitet. Das ist mir bereits beim ersten Aufschrauben aufgefallen. Billig wurde der jedenfalls nicht hergestellt.

Ich weiß nicht, in welchen Zustand sich Bendermans Kondensator befand. Wie der Kondensator in einem meiner Motoren ausschaut, ist auf den nachfolgenden Bildern zu sehen. Das rote Kabelchen auf dem 2. Bild.

Ich habe zwei baugleiche Motoren und bin damit sehr zufrieden. Bei mir gibt es das Problem nicht. Meine FROLYT Kondensatoren sind noch schwer in Ordung. Wenn ich Zweifel hätte, würde ich mir geeignete Ersatzteile von MIFLEX oder ERO sofort besorgen. Noch lieber würde ich aber einen passenden X2 0,1uF Entstör-Kondensator von Conrad verbauen, weil ich die bereits auf 275V ausgelegen kann. Das kann auch die etwas teuere aber möglicherweise bessere Qualität von WIMA sein. Die MIFLEX und ERO Kondensatoren passen zwar perfekt, sind technisch mE allerdings nicht mehr neuster Stand. Wie alt die bereits sind, weiß ich nicht.

Ein ähnliches gelagertes Problem habe ich bei Singer BAG Motoren. Da habe ich den 3-adrigen Original Singer Kondensator Type 2008d fly/2 2x 25000pF 250V 90°C durch einen zweibeinigen True Component MKP X2 0,022uF 275V getauscht und dabei das gelbe Drähtchen vom Kondensator nicht mehr mit dem Motorgehäuse verbunden.

Jetzt kommst du und darfst mich belehren, dass ich dabei ohne Ahnung gepfuscht habe. Und wenn ich das getan habe, würde ich gerne von dir erklärt bekommen, warum ich es getan habe bzw. wie du es besser gemacht hättest. Hauptkritikpunkt wäre möglicherweise das gelbe Drähtchen, dass du auf den nachfolgenden Bild sehen kannst. Das gibt es am X2 Kondensator nicht mehr. Am Motorgehäuse ist kein Drähtchen mehr verbaut. Genau ein solches Drähtchen hat aber bei Bendermann das Problem ausgelöst. Bislang habe ich es verpasst, meinen Spezi aus der Bauelementabteilung bei Conrad zu diesem Thema zu befragen. Das lag daran, weil ich die Bestellung der Entstör-Kondensatoren in diesem Fall Online aufgegeben habe. Die Befragung kann ich aber noch nachholen. Normalerweise mache ich das vorher, wenn ich keine Ahnung habe. Die Motoren laufen alle perfekt. mE geht das nicht besser. Gleichlaufprobleme gibt es mE keine. Wenn ich da Zweifel hätte, würde ich das Problem solange untersuchen, bis ich es gefunden hätte und dabei alles Mögliche austesten. Die Motoren laufen mit Original Kondensator, ohne Kondensator oder mit X2 Entstör-Kondensator alle auf die gleiche Weise. Bemerkbare Unterschiede gibt es für mich keine. Da diese Motoren auch noch komplett in Bakelit verpackt sind, muss ich keine Angst vor Stromschlägen haben.

Ähnliche X2 Entstör Kondensatoren habe ich auch für Pfaff Anlasser als Ersatzteile auf Lager, so wie das hier im Forum bereits empfohlen wurde.

Ein ziemlich primitives Forschungslabor habe ich inzwischen. Ich versuche allen meinen Nähmaschinen Pfaff-typischen Anlassverhalten beizubringen. Wenn ich das mit Kohleplättchen-Anlassern nicht hinbekomme, nehme ich halt eben einen alten Pfaff-Anlasser. Ein extrem leichtgängige alte Nähmaschine von Singer oder Pfaff, mit einem Komet Nähmaschinenmotor (kann auch einer von Singer oder Pfaff sein) und ein Pfaff Widerstandsanlasser ist z.B. für mich ein wahrer Genuss. Ich würde gerne mit Meßgeräten herausfinden, woran das liegt. Aus meiner Sicht wird das gute Verhalten allein von den Pfaff Anlassern bewirkt. Woran es genau liegt, habe ich noch nicht herausgefunden. Dafür reicht mein technischer Verstand leider nicht aus. Ich vermute es könnte sogar mit einem billigen China-Motoren klappen. Sobald ich den mit einem Pfaff Anlasser verbinde, könnte auch der hervorragend funktionieren. Irgendwann will ich das ohne Meßgeräte noch ausprobieren.

Eine weitere These, die ich einfach mal in den Raum werfe. Ich habe das gelesen, weiß nicht mehr wo, möglicherweise bei Eddi in der Schweiz. Es soll für Funkenstörzwecke vollkommen ausreichen, wenn im Motor oder im Anlasser ein Funkentstörkondensator verbaut ist. Ich habe in jedem Gerät normalerweise einen verbaut, also mehr als möglicherweise wirklich erforderlich.
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
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Re: Sind 230V an der Ankerwelle/Riemenscheibe normal? (Rucksackmotor)

#47 Beitrag von Rolf_McGyver »

Lieber Hutzelbein,

ich möchte Dich bitten, auf EINEN konkreten Motor zu beschränken und NUR von diesem Motor die von mir gewünschten Informationen mit aussagekräftigen Bildern vollständig zu geben. Ansonsten beenden wir das Thema, auf der Basis von Vermutungen und Beschreibungen Dritter mache ich prinzipiell keine Aussagen.

Es gibt keine universelle Lösung in drei Sätzen.

Es ist ein Unterschied, ob was nur funktioniert oder neben der Funktion auch das Gerätesicherheitsgesetz und das EMV-Gesetz eingehalten wird.
Eine weitere These, die ich einfach mal in den Raum werfe. Ich habe das gelesen, weiß nicht mehr wo, möglicherweise bei Eddi in der Schweiz. Es soll für Funkenstörzwecke vollkommen ausreichen, wenn im Motor oder im Anlasser ein Funkentstörkondensator verbaut ist. Ich habe in jedem Gerät normalerweise einen verbaut, also mehr als möglicherweise wirklich erforderlich.
Wieder so eine verallgemeinerte Aussage, die, ohne den Beweis durch Messung im Einzelfall anzutreten, nicht universell zutrifft.
Ich habe mal wo gelesen, dass die Erde eine Scheibe ist. Und, ist sie eine Scheibe?

Gruß
Rolf

hutzelbein
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Re: Sind 230V an der Ankerwelle/Riemenscheibe normal? (Rucksackmotor)

#48 Beitrag von hutzelbein »

Rolf_McGyver hat geschrieben:Lieber Hutzelbein,

ich möchte Dich bitten, auf EINEN konkreten Motor zu beschränken und NUR von diesem Motor die von mir gewünschten Informationen mit aussagekräftigen Bildern vollständig zu geben. Ansonsten beenden wir das Thema, auf der Basis von Vermutungen und Beschreibungen Dritter mache ich prinzipiell keine Aussagen.

Es gibt keine universelle Lösung in drei Sätzen.

Es ist ein Unterschied, ob was nur funktioniert oder neben der Funktion auch das Gerätesicherheitsgesetz und das EMV-Gesetz eingehalten wird.
Eine weitere These, die ich einfach mal in den Raum werfe. Ich habe das gelesen, weiß nicht mehr wo, möglicherweise bei Eddi in der Schweiz. Es soll für Funkenstörzwecke vollkommen ausreichen, wenn im Motor oder im Anlasser ein Funkentstörkondensator verbaut ist. Ich habe in jedem Gerät normalerweise einen verbaut, also mehr als möglicherweise wirklich erforderlich.
Wieder so eine verallgemeinerte Aussage, die, ohne den Beweis durch Messung im Einzelfall anzutreten, nicht universell zutrifft.
Ich habe mal wo gelesen, dass die Erde eine Scheibe ist. Und, ist sie eine Scheibe?

Gruß
Rolf
Schön, dass du mich als nichtgewerblicher Nähmaschinenliebhaber nach all der Mühe, die ich mir hier gemacht habe, versuchst, mich mit einer Paragraphenkeule zu beeindrucken. Paragraphen lesen kann ich relativ gut, kenne aber leider nicht alles, was da im Paragraphendschungel steht und vermutlich muss ich das auch gar nicht kennen. Trotzdem werde ich mir die wichtigsten technischen Vorschriften noch reinziehen, damit du mich auch in Zukunft auf diesem Gebiet nicht mehr beeindrucken kannst.

Im übrigen kann ich das Thema auch an anderer Stelle aufzuklären. Meine eigenes Sicherheitsbedürfnis und auch das meiner Mitmenschen, ist für mich ein höherrangiges Gut, als alles was dazu im Gesetz steht. Ich sagte bereits, auf diesem Gebiet bin ich übervorsichtig. Ich bleibe dabei, diese EMV-Funktionsverbindungen (ich weiß nicht genau, wie diese Dinger genannt werden) können scheinbar extrem gefährlich werden, wenn die Kondensatoren alt werden. Kondensatoren oder besser zusammengeflickte Netzfilter, die solchen Verbindungen enthalten, gibt es kaum noch im Markt. Auch in neueren Motoren sieht man sie nicht. Dafür gibt es jede Menge anderer Kondensatoren, die dem gleichen Zweck dienen. Das muss einen Grund haben und genau diesen werde ich ziemlich schnell kennen.

Ich bedanke mich für dein Bemühen und wünsche dir schöne Weihnachten.
Mit vorzüglicher Hochachtung
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hutzelbein
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Re: Sind 230V an der Ankerwelle/Riemenscheibe normal? (Rucksackmotor)

#49 Beitrag von hutzelbein »

@Dieter: Der Thread von Helmut sollte mE auf seinen Wunsch hin jetzt gelöscht werden.
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Re: Sind 230V an der Ankerwelle/Riemenscheibe normal? (Rucksackmotor)

#50 Beitrag von det »

hutzelbein hat geschrieben:@Dieter: Der Thread von Helmut sollte mE auf seinen Wunsch hin jetzt gelöscht werden.
Ich finde die Diskussion, die unterschiedlichen Standpunkte und Ansichten sowie den Prozess der Meinungsbildung im betreffenden Thread wert, erhalten zu werden.

Das Löschen von Threads oder Posts sollte eine absolute Ausnahme bleiben.

Just my 2 cents

Detlef

(dem kann ich nur zustimmen. daher lösche ich noch nicht)

Anmerkung: Die großgrüne Formatierung und der Satz "(dem kann ich nur zustimmen. daher lösche ich noch nicht)" stammt offensichtlich von Dieter
Zuletzt geändert von det am Freitag 21. Dezember 2018, 22:18, insgesamt 1-mal geändert.
Maschinen: viel zu viele - Zeit dafür: viel zu wenig
- Bekennender Schneckenversender, habt Geduld mit mir -

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