Notfallplan Anlasser, Motor, Elektrik

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nicole.boening
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Notfallplan Anlasser, Motor, Elektrik

#1 Beitrag von nicole.boening »

Hallo ihr, ich habe mich aus aktuellem Anlass gefragt, wie sich Neulinge wie ich in gewissen Situationen verhalten sollen und möchte dafür einen kleinen Notfall-Fahrplan erstellen. Es geht hierbei um die Elektrik und speziell um Motor und Anlasser. Kurz - aus dem Motorkasten meiner Nähmaschine kommen kleine Rauchwölkchen oder das Fußpedal (Anlasser) brutzelt. Es sind die Klassiker, die uns erwarten können, wenn wir eine frisch eingetroffene Maschine nach einer Grundreinigung und der ersten Ölung in Betrieb nehmen. Feststellung: Das Wort Kondensator taucht hier im Forum so oft auf, dass sich die Suche weigert, ein Ergebnis auszugeben. Es geht deshalb in diesem Beitrag nicht darum zu beschreiben, wie der Kondensator getauscht wird, sondern, wie man mit bestimmten Problemen umgeht und welche Ursachen sie haben können. Auch zum Schutz der Nutzer, die nicht alle elektrotechnisch geschult sind. Welche "speziellen" Erfahrungen habt ihr mit Neuzugängen gemacht?

Hinweis! Laien Finger weg vom Strom und Stromkreis. Alle anderen: Und die 5 Sicherheitsregeln der Elektrotechnik beachten.

Grundsätzlich bei Maschinen, die frisch in Betrieb genommen werden sollen
- Anschlüsse und Isolation prüfen
- nicht fachgerecht ausgeführte Leitungen ersetzen (lassen)
- Staub entfernen
- sicherstellen, dass Anschlüsse und Motor trocken sind
Beitrag zum Thema Schutzklassen und Isolationsprüfung: http://naehmaschinentechnik-forum.de/vi ... 271#p18831

Welche Schadbilder können in Verbindung mit Motor / Anlasser und der dazu gehörenden Elektrik auftreten:
1 - Brutzeln im Anlasser -> I
2 - mehrfach kleine Rauchwölkchen aus dem Motorbereich -> B, F
3 - Knall und viel Rauch im Motorbereich -> A
4 - Hitzeentwicklung am Fußpedal beim Nähen -> E
5 - leichtes flirren auf der Oberfläche beim Berühren der Maschine (Was kann das sein?) ->B
6 - Schlag bei Berührung der Metallteile - Gehäuse steht unter Strom -> B, D
7 - Komischer Geruch beim Laufen -> F, H
8 - Hitzeentwicklung im Fußpedal auch beim Nicht-Nähen und nach einiger Zeit auch möglichem Anlaufen der Maschine ->A
9 - Bitzeln im Kabel mit Verfärbung des Kabelmantels -> II
10 - Im Betrieb knallt es im Fußpedal, die Sicherung springt heraus ->
11 - Maschine läuft nach einiger Zeit ohne Betätigen des Fußpedals an -> B

Mögliche Ursache
A - Entstörkondensator defekt -> IV
B - Beschädigte Leitungen und offene Leiter-> II
C - Motor kaputt -> III
D - unsachgemäße Verkabelung durch Vorbesitzer -> I
E - nicht unbedingt ein Schadensbild
F - Feuchtigkeit durch feuchte Lagerung oder Öl in der Nähmaschine -> VII
H - Staub, Kohleabrieb und sonstige Rückstände in der Maschine -> VI
I - Kohleabrieb am Anlasser, Kohlestaub sitzt unter Strom und brutzelt - das gleiche passiert auch bei den Kohlebürsten des Motors -> VI
J - Kabelbruch -> II

Was tun?
I - Fachmann aufsuchen
II - Leitung ersetzen -> das heißt also das komplette Kabel ersetzen (eine einfache Reparatur des Kabels oder der offenen Stelle ist gefährlich und nicht empfehlenswert)
III - Motor tauschen
IV - Kondensator tauschen (Wenn Kondensator am Motor kaputt auch immer den im Anlasser tauschen; Ich weiß aber nicht warum, falls es jemand weiß, immer her mit der Info. Wegen des gleichen Alters? )
V - Fachgerechte Verkabelung herstellen lassen
VI - Maschine innen oder Bereich reinigen
VII - Maschine an einem trockenen Ort lagern und trocknen lassen. Ggf. ein Trocknungsmittel verwenden.


Bei welchen Schadbildern kann man einen Kondensatorschaden ausschließen:
- ?

Was tun wenn der Kondensator nicht der Verursacher ist:
- ?

Doch der Kondensator?
(1) Gelernt habe ich, dass es meistens die Kondensatoren sind, die diese Probleme verursachen, wenn sie altern. Diese zu tauschen (tauschen zu lassen) macht wohl schon mal 90 Prozent der Maschinen wieder gesund.
(2) wenn es der Motorkondensator ist, sollte man den Kondensator des Anlassers gleich mit tauschen (lassen)
(3) ein durchgebrutzelter Kondensator macht den Motor oder Anlasser nicht kaputt
(4) Die Entstörkondensatoren mit Widerständen bzw. Induktivitäten, sind erkennbar an den aufgedruckten Ohm bzw. Henry-Werten.
(5) um zu testen, ob es wirklich der Kondensator ist, der das Problem verursacht, kann man ihn abklemmen (lassen). Am Fußpedal reicht das einfache Abklemmen (nur zu Testzwecken sinnvoll, nicht für den Dauerbetrieb). Am Motor müssen die Anschlüsse dann zusätzlich mit einer Leitung überbrückt werden - wenn das möglich ist. Darüber für jedes Modell vorher Informationen einholen.
(6) hat man den Entstörkondensator als Übel entlarvt, die Werte des Kondensators notieren, dann z.B. bei Conrad (oder anderen Elektronik-Händler) anfragen. Der Kondensatortausch ist vielfach im Forum beschrieben und wird hier nicht weiter behandelt. Links siehe unten.

Anlasser und Hitze - schöne Info von Linus
Das Fußpedal unserer alten Maschinen verwandelt beim "langsam Nähen" den überschüssigen Strom mit dem Wiederstand in Wärme. Das ist beim gewöhnlichem Gebrauch auch keine Problem, da man ja meist, nur Kurz, mal eben langsam näht. Der gewöhnliche Benutzer bekommt das meist nicht mit, da er als modebewusster Benutzer meist schicke Schuhe an hat. Vor allem mit zu nehmender Erfahrung näht er meist mit der vollen Geschwindigkeit die seine Maschine vermag. Dann hat der Widerstand keine Arbeit mehr. Das passt nicht für uns Tüftler die oft auch nicht gerade Standard Materialien verwenden. Gerade deswegen mag ich meinen alten Anlasser aus Vollmetall so gerne. Das Gehäuse kann die Wärme besser ableiten. Die Kondensatoren sind meist Altersbedingt nicht mehr funktionsfähig uns sollten einfach ausgetauscht werden. Kosten ja fast nix.
Ein Regler mit Phasenanschnittsteuerung verursacht nicht so viel Wärme, braucht aber auch einen Kühlkörper.
Solange man sich nicht die Füße verbrennt ist es eigentlich ganz normal. Benutzer die immer nur "langsam nähen" sollten über ein anderes Übersetzungverhältnis bei ihrer Nähmaschine nachdenken. Solange dein Pedal nicht "undicht" ist und der Rauch austritt, ist wirklich alles normal.

Ergänzung von Hutzelbein - gekürzt: Bei Anlassern mit einer Keramikfassung, ist eine Hitzeentwicklung während des Nähens zu erwarten. Je nach Isolation der Keramikfassung ist sie außen mehr oder weniger spürbar. Der Pfaff Fußanlasser vom Typ AW 0261, ist kein Kohledruckanlasser, aber scheinbar auch kein elektrischer Anlasser. Mit Sicherheit wird die Keramikfassung, die innen verbaut ist, beim Nähen auch heiß, nur macht sich das außen kaum bemerkbar. Wenn er beim Nicht-Nähen heiß wird, kann der Entstörkondensator defekt sein. (Alle Entstörkondensatoren, die zu heiß werden, sind mit großer Wahrscheinlichkeit defekt!. Auch billige Kohledruckanlasser "Made in China" ohne Kondensator können beim Nähen sehr heiß werden - bis hin zu platzenden Lötstellen im Anlasser aufgrund der Hitzeentwicklung. Gründe dafür waren verkohlte und leicht verschobene Kurzschlußkontakte. Außerdem waren die Kohleplättchen stark mit Kohlestaub verklebt. In der Keramikfassung fängt es beim Anlassen an zu brennen - je mehr Kohlestaub sich darin befindet und je unsauberer die Kontakte sind, umso größer die Hitzeentwicklung und das Feuer gelangt über die verkohlten Kontakte nach außen. Nach dem Reinigen der Kurzschlußkontakte und dem Ausrichten und Polieren aller Kohleplättchen, funktioniert der Anlasser wieder einwandfrei. Je mehr Kohleplättchen sich im Anlasser befinden und umso sauberer diese sind, umso feinfühliger funktioniert der Anlassprozess. Heiß werden die Keramikfassungen der Kohleplättchen aber alle.

Funktion: Beim Tritt auf einen Kohledruck-Anlasser werden die Kohleplättchen zusammengepresst. Die Kohle stellt den elektrischen Kontakt her und fungiert gleichzeitig als Widerstand. Mehr passiert in keinem Kohledruck-Anlasser. Der Pfaff Fußanlasser hat den Vorteil, dass man keine Kohleplättchen putzen muss. Im Grunde passiert aber im Anlasser etwas Ähnliches wie in einem Kohledruckanlasser. Wenn ein Anlasser zu warm wird, kann man auch über eine bessere Isolation der Keramikfassung im Anlasser nachdenken. In einem alten YDK Kohledruck-Anlasser aus Metall habe ich gutes Isolationsmaterial aus fester Pappe innen gesehen. Deshalb wurde das Metall außen nur leicht warm. Wenn ein Kohledruckanlasser aber nicht mehr gut funktioniert, müssen vermutlich die Plättchen und die Kontakte gereinigt werden. Das erzielt erstaunliche Ergebnisse. Ein alter Anlasser funktioniert genauso gut wie ein Neuer, unter der Voraussetzung, dass der Zustand der Plättchen und der Kontakte in etwa der gleiche ist.

Konkrete Infos zum Kondensatortausch:
http://naehmaschinentechnik-forum.de/vi ... 655#p23825
http://naehmaschinentechnik-forum.de/vi ... tor#p12896
Tolle Infos zum Kondensatorentausch an der Pfaff 332: http://naehmaschinentechnik-forum.de/vi ... f=25&t=115
Pfaff 262 Stopmatic Kondensatorentausch: http://naehmaschinentechnik-forum.de/vi ... 562#p22537

Falls hier eurer Meinung nach Quatsch steht, wäre ich für Infos dankbar. Welche Ursachen können noch Zugrunde liegen? Ich sammel weiter aus den Posts die wichtigsten Erkenntnisse zusammen.
Zuletzt geändert von nicole.boening am Donnerstag 23. März 2017, 16:08, insgesamt 18-mal geändert.
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nicole.boening
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Re: Notfallplan Anlasser, Motor, Elektrik

#2 Beitrag von nicole.boening »

Hmmm ... vielleicht hat jemand einen Tipp für mich: Gibt es für Nähmaschinen-Motoren und Anlasser ebenso ein Standard-Werk wie den Nähmaschinen-Fachmann für die Mechanik? Hat jemand einen Tipp?
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Lanora
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Re: Notfallplan Anlasser, Motor, Elektrik

#3 Beitrag von Lanora »

nicole.boening hat geschrieben:Hmmm ... vielleicht hat jemand einen Tipp für mich: Gibt es für Nähmaschinen-Motoren und Anlasser ebenso ein Standard-Werk wie den Nähmaschinen-Fachmann für die Mechanik? Hat jemand einen Tipp?
Falls es sowas gibt will ich das auch haben angel
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Alex..
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Re: Notfallplan Anlasser, Motor, Elektrik

#4 Beitrag von Alex.. »

Gibt es, da mussst Du (Ihr) aber schon etwas tiefer in die Materie eintauchen.

Seit über 60 Jahren ist dass hier bspw., ein Standartwerk, (keine Angst keine alter Schinken, es wurde immerwährend überarbeitet):

http://www.europa-lehrmittel.de/t-1/fac ... chnik-2640
http://www.europa-lehrmittel.de/downloa ... /2640.pdf/

Da fängst Du bei Physik und Mathematik an und kommst irgendwann zu dem langen Kapitel über (Elektro-)Motoren. Und dann weist Du aber immer noch nicht bescheid, denn dann musst Du die Motoren noch befühlen, beriechen, anfassen, sprich Erfahrungen sammeln.

Mach Dich auf den Weg... los... ... wite
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Re: Notfallplan Anlasser, Motor, Elektrik

#5 Beitrag von conny »

Ich glaube, das wird schwierig. Ich dachte anfangs auch, kein Problem. Wieso hat Sohnemann Elektrotechnik studiert und sogar seinen Master gemacht ? Als die ersten Kondensatoren fällig wurden, hat er nur mit dem Kopf geschüttelt, genau wie der junge Mann im Elektronikladen.

Das ist alte Technik, womit sich heute kaum wer noch auskennt.
Gruß
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nicole.boening
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Re: Notfallplan Anlasser, Motor, Elektrik

#6 Beitrag von nicole.boening »

Ja, das kann ich mir vorstellen. Es sind ja auch alte Installationen, die mit dem heutigen Stand eventuell nichts mehr gemeinsam haben.
Buch habe ich trotzdem bestellt ... hier der funktionierende Link:
http://www.europa-lehrmittel.de/t-0/fac ... hnik-2640/
Aufgaben- und Lösungbuch (nur für Lehrer oder Firmen)
http://www.europa-lehrmittel.de/t-0/auf ... 30138-141/
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Re: Notfallplan Anlasser, Motor, Elektrik

#7 Beitrag von Schrauber1 »

Haha typisch. Der junge Mann im Elektronikladen hat nur verkaufen gelernt, und der studierte Sohnemann hat den Kopf voller Theorien (und die Materie ist komplex genug!). Fragt mal im Dampfradioforum an. Der Austausch von Kondensatoren aller möglichen Bauarten und Werte ist da täglich Brot, um alte Röhrenradios wiederzubeleben. Ich hab selbst schon eins durchoperiert.
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Re: Notfallplan Anlasser, Motor, Elektrik

#8 Beitrag von Alex.. »

nicole.boening hat geschrieben:.... Es sind ja auch alte Installationen, die mit dem heutigen Stand (der Technik) eventuell nichts mehr gemeinsam haben...
Ne, ne biggrin : An die Technik des "Funkentstörens" hat sich nichts geänderrt; es ist nur wegen der Digitaltechnik noch wichtiger geworden!!
Früher hat "nur" beim Nachbarn das UKW-Radio geknistert (oder so), heute könntest Du Nachbars Hausleittechnik durcheinander bringen... und der Gutste wundert sich, dass plötzlich sein Rolladen auf- oder abfährt, oder seine Lichtfernschaltung "spinnt" :lol27: (oder so... ...).

Ich habe hier so ein (modernes) digitales Surround-System stehen (ist schon bei ,aschen Filmen das geilste was man hören kann), hin und wieder "spinnt" das Teil: Das hat so ein auffahrbares Display, hin und wieder fährt das hoch und der Ton bleibt Stumm, ohne dass ich ihm den Befehl dazu gegeben habe... ich habe bis jetzt noch nicht herrausgefunden an was das liegt. Wenn ich es dan Aus- und wider einschalte... so dess es neu Booten muss... ist alles wieder "voll-normal"??
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Re: Notfallplan Anlasser, Motor, Elektrik

#9 Beitrag von Alex.. »

Schrauber1 hat geschrieben:Haha typisch. Der junge Mann im Elektronikladen hat nur verkaufen gelernt, und der studierte Sohnemann hat den Kopf voller Theorien (und die Materie ist komplex genug!). Fragt mal im Dampfradioforum an. Der Austausch von Kondensatoren aller möglichen Bauarten und Werte ist da täglich Brot, um alte Röhrenradios wiederzubeleben. Ich hab selbst schon eins durchoperiert.
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Re: Notfallplan Anlasser, Motor, Elektrik

#10 Beitrag von conny »

nene, der junge Mann im Elektroladen war auch Elektrotechnikstudent ...
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