Was sind eure (wahren?) Gründe, Nähmaschinen zu kaufen?

[Michele005]

Es ist keine Ersparnis, sich Kleidung selbst zu nähen. Die Kurzwarenhändler drehen komplett durch. über 3 Euro für einen Reißverschluss im Laden (nicht Internet)
da schmeiße ich doch kein Stück mehr weg ohne die funktionierenden Verschlüsse rauszuschneiden.

jepp, das stimmt, es macht Sinn...

...und ich habe viele Reisßverschlüsse und Garn durch die Ankäufe als Beifang mitbekommen... soviel werde ich vermutlich auch wieder nicht nähen...

Was ich aber sagen kann - nach nicht mal 1,5 Jahren nähe ich besser als ich kaufen kann. Ich habe jetzt nicht grob abweichende Maße (180cm und 77 kg ohne Bauch) , aber es macht sich im Tragekomfort deutlich bemerkbar ob es eine Maßanfertigung ist oder eine Massenfertigung


Es ist unbeschreiblich viel besser als früher. Ich betrachte jetzt Stoffe mit dem Gedanken, was man daraus machen kann. Das miserable Schuhwerk der Ladenstraßen ist ebenfalls keinen Pfifferling mehr wert. Das ist das nächste, was ich mir zu eigen mache - Maß gefertigte Schuhe herstellen.

Da brauche ich noch etwas, um das sagen zu können...

Schuhe: Das kam mir auch schon in den Sinn, es macht schon Spaß, sich Videos anzuschauen, wie ein Schumacher arbeitet... faszinierend! aber bei meinen Fähigkeiten bleibt es wohl beim anschauen...

[Michele005]

hmmm, vielleicht dient Nähen heutzutage nicht als "Ersparnis", sondern vielmehr Spaß am kreativen Tun? Und Corona sorgt evtl. bei einigen für mehr Zeit dafür?

Ich wollte mir letztes Jahr auch mal eine Jacke aus Wollloden nähen im Schnitt einer Soft Shell Jacke - habe ich nie umgesetzt, keine Ahnung warum, vermutlich habe ich nicht das richtige (mir gefallende Schnittmuster gefunden). Mangel an Nähmaschinen besteht sicher nicht

eine recht einfache Form ist es, den Schnitt einer gut sitzenden Jacke abzunehmen...

1. eine alte (nicht mehr tragbare aber immer beliebte) Jacke auseinander nehmen und die Teile aus dem Stoff schneiden, oder:

2. Die noch funktionierende Jacke mit der innenseite beschwert auf ein Papier/ Pappe legen und abzeichnen... (also jedes Teil extra... bei den Ärmeln wird es etwas tricky aber es geht...)

DET: um hier nicht zu sehr OT zu werden... Was haltet Ihr von einem Unterforum "Zeigt her Eure Ideen und Ergebnisse"???

Ich hätte einige tolle Links, wie man das umsetzen kann, aber es ist halt "Nähtechnik" und nicht "Nähmaschinentechnik"

[gelöschter User N]

Ich wollte mir letztes Jahr auch mal eine Jacke aus Wollloden nähen im Schnitt einer Soft Shell Jacke - habe ich nie umgesetzt, keine Ahnung warum, vermutlich habe ich nicht das richtige (mir gefallende Schnittmuster gefunden). Mangel an Nähmaschinen besteht sicher nicht

Wenn man Schnittmuster verwendet, dann ist man wieder bei der Massenfertigung.

Darum macht man die Schnittmuster selbst.
Ich habe zuerst einmal meine eigenen alten (lieblings) Kleidungsstücke angezogen - mich bewußt bewegt und beobachtet wo zu viel und wo zu wenig Stoff ist.
Dann habe ich die Nähte aufgetrennt. und weggeschnitten was ich meinte wegschneiden zu müssen und anschließend wieder zusammengenäht und erneut angezogen.

Beim Zusammennähen übt man das Nähen an Stücken, wo es erstmal nicht so darauf ankommt. Nähen lernt man in unserem Alter nur (noch), wenn man viele Meter Naht macht.

Die besten Schnittmuster entstehen, wenn man alte Bettlaken oder Tischdecken verwendet (ich hatte mal 10 schwere alte Baumwoll Laken - ausgemustert aus der Krankenhauswäscherei).
Die unelastischen Stoffe erfordern, dass man wirklich exakt die "richtige" Form findet, weil der Stoff keine Dehnung hat. Das ist die beste Art ein Schnittmuster zu erstellen.
Wenn man sich Zeit nimmt und die Mühe macht so lange zu verbessern bis man nichts mehr wegnehmen kann ohne dass die Nähte oder der Stoff reißen, dann hat man die Grundlage für ein perfektes Schnittmuster gefunden.
An den kritischen Stellen gibt man dann 10-15 mm dazu, so daß der Stoff nie spannt sondern immer lässig fällt. Das ist der Punkt, wo man in die Liga der Maßanzüge gekommen ist.
Beim Tragen fühlt man sich sehr wohl, und noch gibt es Menschen, die bemerken dass dieses oder jenes Stück (ziemlich) perfekt sitzt.


Bei Stretch (besonders bei den Hosen) sehen die Träger aus, wie Wurst in der Pelle aber was soll die Industrie machen, die kennen ihre Kunden ja gar nicht.

[adler104]

Wenn man Schnittmuster verwendet, dann ist man wieder bei der Massenfertigung.

Da erzähl mal Aenne Burda (RIP)

Schnittmuster sehe ich nicht als Massenfertigung, auch wenn tausendfach das gleiche Teil damit genäht wird, ist jedes Teil ein Einzelstück - zumindest ein Stück weit, aber das darf ja jeder so sehen wie er möchte.

[julia16]

Ich sehr das auch wie Nopi. Einige Teile ausmessen / auftrennen und dann viel viel üben.
Und alle Versuche dokumentieren zusammen mit Angaben zum Stoff und Einstellungen an der Maschine.
Ein paar Versuche waren für die Tonne, ein paar habe ich verscherbelt, weil sie gut genäht waren, aber mir nicht gut passen.
Doch viele werden neue Lieblingsstücke.

[Alfred]

Ich sehr das auch wie Nopi. Einige Teile ausmessen / auftrennen und dann viel viel üben.

und welche Nähmaschine hast du dir dazu gekauft?

[Veritaster]

Warum kaufen Menschen auch heute noch Nähmaschinen und führen dazu, dass diese vielen Plastikbomber weiterhin und in nicht unbeträchtlicher Stückzahl produziert werden?

Hallo Zusammen

Vermutlich, weil die allmächtige Werbung immer das Neue als das Bessere anpreist und manche Leute noch nicht gemerkt haben, daß es heutzutage meisten umgekehrt ist.
Ich lebe seit 67 Jahren im Osten und bis zur Wende hat meine Frau auf einer Pfaff31 genäht. Die stammte von meiner Großmutter und hatte Tretantrieb. Irgendwann konnten wir einen Anbaumotor ergattern und der paßte samt Halterung an diese alte Maschine, selbst das Gewindeloch für den Halter saß genau an der richtigen Position - unglaublich.
Nach der Wende mußte es dann unbedingt so ein moderner Plastikbomber von der Quelle sein. Nach kurzer Zeit stand das Teil in der Ecke und sie nähte wieder auf ihrer alten Pfaff. Irgendwann hatte ich dann doch Mitleid und habe ihr eine Bernina 1008 gekauft. Damit näht sie bis heute.

Bei der Recherche nach einer NähMa für unsere Tochter, die auch eine haben wollte, fielen mir die unzähligen sehr günstigen Angebote für gebrauchte Veritas auf. Solch eine Maschine hätten wir uns zu DDR Zeiten niemals leisten können und abgesehen davon, waren sie nur mit viel Glück oder guten Beziehungen beschaffbar. Nun konnte man sie für Spottpreise kaufen. Kurzum - die erste war eine 8014/43, die zweite desgleichen, die dritte eine Rubina 1091, die vierte eine Famula128F alias 4681, die fünfte eine Famula 5191, die sechste eine 8014/4 komplett mit Schrank.
Die beiden 8014/43 waren ladenneu, nie benutzt und entsprechend schwergängig. Bei der Instandsetzung habe ich viel gelernt und beim abschließenden Probenähen festgestellt, daß Nähen Spaß macht. Die beiden 8014/43 und die 4681 habe ich unter unseren Kindern verteilt, mit der Rubina und der 5191 nähe ich heute noch, wie auch mit der 8014/4, die sich für Geradstichaufgaben besonders gut eignet.
Kurz und gut, zum Nähen und den entsprechenden Maschinen kommt man gelegentlich, wie die Jungfrau zum Kinde. Zum Glück haben wir nicht unbegrenzt Platz, sodaß dem Maschinenbestand schon aus diesem Grund Grenzen gesetzt sind.

[julia16]

Ich sehr das auch wie Nopi. Einige Teile ausmessen / auftrennen und dann viel viel üben.

und welche Nähmaschine hast du dir dazu gekauft?

Ich habs erst mit einem Eisenvieh (Pfaff 360) versucht, das ich (zu) günstig auf Ebay gezogen hatte.
Aber da kannte ich dieses Forum noch nicht und hab sie nicht zum Laufen gebracht (Vermutlich war die Synchronisation verstellt).
Und da ich danach nur Zeit für Nähen oder Schrauben hatte, wurde es dann eine neue Gritzner 1037 Tipmatic, weil ich den Obertransport für dünne glatte Stoffe haben wollte.
Dann kam noch eine Gritzner 788 Overlock dazu, und ich nähe alles, was geht mit der Overlock, die 1037 wird fast nur für Reissverschlüsse und Taschen genutzt.
Weil ich die Overlock ungern misse, wollte ich sie besser kennenlernen und hab noch günstig eine kaputte Gritzner 788 gekauft und Greiferjustage geübt.
Die näht jetzt auch wieder auch wenn sie bei oberster Nadelposition etwas schwergängig ist.

[Michele005]

Vermutlich, weil die allmächtige Werbung immer das Neue als das Bessere anpreist und manche Leute noch nicht gemerkt haben, daß es heutzutage meisten umgekehrt ist.
Ich lebe seit 67 Jahren im Osten und bis zur Wende hat meine Frau auf einer Pfaff31 genäht. Die stammte von meiner Großmutter und hatte Tretantrieb. Irgendwann konnten wir einen Anbaumotor ergattern und der paßte samt Halterung an diese alte Maschine, selbst das Gewindeloch für den Halter saß genau an der richtigen Position - unglaublich.
Nach der Wende mußte es dann unbedingt so ein moderner Plastikbomber von der Quelle sein. Nach kurzer Zeit stand das Teil in der Ecke und sie nähte wieder auf ihrer alten Pfaff. Irgendwann hatte ich dann doch Mitleid und habe ihr eine Bernina 1008 gekauft. Damit näht sie bis heute.

wundervole Geschichte! Danke!

mein geheimer Glaube ist der, dass wir uns bald von Werbung emanzipieren... wir also lernen, was hinter hohlen Versprechungen liegt... doch noch sind viele Menschen für offensichtliche "Falschmeldungen" leider offen...

Bei der Recherche nach einer NähMa für unsere Tochter, die auch eine haben wollte, fielen mir die unzähligen sehr günstigen Angebote für gebrauchte Veritas auf. Solch eine Maschine hätten wir uns zu DDR Zeiten niemals leisten können und abgesehen davon, waren sie nur mit viel Glück oder guten Beziehungen beschaffbar. Nun konnte man sie für Spottpreise kaufen. Kurzum - die erste war eine 8014/43, die zweite desgleichen, die dritte eine Rubina 1091, die vierte eine Famula128F alias 4681, die fünfte eine Famula 5191, die sechste eine 8014/4 komplett mit Schrank.
Die beiden 8014/43 waren ladenneu, nie benutzt und entsprechend schwergängig. Bei der Instandsetzung habe ich viel gelernt und beim abschließenden Probenähen festgestellt, daß Nähen Spaß macht. Die beiden 8014/43 und die 4681 habe ich unter unseren Kindern verteilt, mit der Rubina und der 5191 nähe ich heute noch, wie auch mit der 8014/4, die sich für Geradstichaufgaben besonders gut eignet.
Kurz und gut, zum Nähen und den entsprechenden Maschinen kommt man gelegentlich, wie die Jungfrau zum Kinde. Zum Glück haben wir nicht unbegrenzt Platz, sodaß dem Maschinenbestand schon aus diesem Grund Grenzen gesetzt sind.

Die Veritas kenne ich noch gar nicht... schön zu hören... hoffentlich bald auch mal eine Doku hier im Forum?

[adler104]

mein geheimer Glaube ist der, dass wir uns bald von Werbung emanzipieren... wir also lernen, was hinter hohlen Versprechungen liegt... doch noch sind viele Menschen für offensichtliche "Falschmeldungen" leider offen...

DAS hatte ich auch mal vermutet aber wenn man sich heute diese ganze Influenzer und Sozial Media gehypten BS anschaut, dann stelle ich das wieder in Frage. Es wird irgend ein Murks von irgendjemanden der 24/7 (Werbe) Videos auf YT stellt promotet und die Leute (zumindest bestimmte Zielgruppen) gehen da drauf ab wie in Zäpfchen - whaaaaat?

Ich fürchte mittlerweile fast, dass Teile der Bevölkerung eher in Richtung weniger kritisch und zunehmend leichtgläubig entwickeln, weil sie in einer Filter Bubble leben und so was wie Medienkompetenz basierend auf gesundem Menschenverstand nicht als geben voraus gesetzt werden kann. Die Tide Pod Challange ist immer ein schönes Beispiel wie (zusammengefasst) endverblödet man eigentlich sein muss. Hauptsache Aufmerksamkeit - egal um welchen Preis. Isch hap so in Intanetz gesehn, hap isch auch gemacht, ey voll waaack aba egal - hap isch n vid gemacht, foll fun und so. Cringe - Digga!

Ich sage mal Teile der Generation X hat nach und nach ein gewisses Bewusstsein entwickelt, weil sie, so vermute ich, auch noch die "Vorinternet Zeit" kennen gelernt haben, aber Generation Y / Millennials oder Generation Z (mal abgesehen von Fridays For Future u.ä. - als Synonym bezogen auf eine kritische Betrachtung von "Dingen") wird sich in großen Teilen davon weg entwickeln - fürchte ich... Hypothese - türlich. Letztendlich ist das ein Prozess und erst in 1-2 Generationen wird man das Resultat sehen. Zum Glück bin ich dann schon von weg dieser Welt.

EDIT:

oooouh - ich habe mich wieder hinreißen lassen...