unbekannte Langschiff Maschine (Stoewer?)

[talblume]

mal ein Rätsel: im zuge einer Spendenaktion für Entwicklungsländer (Teilweise Kuba) ist mir diese Langschiffmaschine mit Handkurbel zugelaufen.

Hat Nadelsystem 339 oder sowas (dünne Rundnadel 1mm stark, 35 mm bis obere Kante Öhr, Gesamtlänge 39,7 - nicht 40 wie in Needlebar oder Schlingenfänger etc gelistet)
umarbeiten auf 1738 Rundnadel mit abfeilen der Nadel lohnt nicht wirklich, da sollten ja eigentlich irgendwann normale Menschen (ohne Strom) problemlos mit arbeiten können....also nur nostalgisch...

Immerhin bis auf Haube vollständig mit Greifer und 4 Nadeln und Schiffchen.
Nach allerlei Ölen und Schmirgeln der verosteten Einzelteile läuft sie wieder. (Lieben Dank an Nicole für Video Langschiffchen einfädeln, hatte das nicht mehr so genau aufm Schirm)

Tja, ist das jetzt eine Stoewer? oder eine Saxonia? keinerlei Enblem oder Einprägung....

Seriennummer auf Stichlängen Einsteller am Gehäuse eingeprägt ist 1598054, kann keine ganz kleine Firma gewesen sein.

Handrad ist tiefer gelegt mit Zahnrädern wie viewtopic.php?p=97864#p97864 (Ostern 2021, passt...)

Spuler Mechanismus greift INNEN am Handrad an. eher selten.

Historisch interessant. Offenbar seit 1945 nicht mehr benutzt. (Zeitungsausschnitt von Januar 1945, in dem Nähnadeln eingewickelt waren, zwei mürbe original Simanco! Spulergummis und eine Rolle Nähgarn aus Paris)

Daraus schließe ich, entweder das sind Mitbingsel aus den besetzten Gebieten oder: das Nazi Deutschland überhaupt nicht autark war, sondern selbst Kleinkram für den Haushalt Mangelware war und Importe dringend nötig, entgegen der Kriegspropaganda, ziemlich offensichtlich.... Jedenfalls Anfang Endkriegsjahr 1945 bemerkenswert auch der Aufruf zum Spinnstoffe Spenden aus dem Zeitungsschinppsel....Ostergrüsse, Uli

[gelöschter User N]

Tja, ist das jetzt eine Stoewer? oder eine Saxonia? keinerlei Enblem oder Einprägung....

Bernd Stoewer ist ein Hersteller und Stoewer war zu seiner Zeit - ein ziemlich großer Hersteller - aber er exportierte viel.
d.h. man findet ihn häufig im Ausland.

Saxonia hingegen ist kein Hersteller sondern eine Bauart (also eine Maschinen Gattung) die dadurch auffällt, das das Handrafd tiefer sitzt.

Saxonia = tiefer gelegtes Handrad.

[ravemachine]

mal ein Rätsel: im zuge einer Spendenaktion für Entwicklungsländer (Teilweise Kuba) ist mir diese Langschiffmaschine mit Handkurbel zugelaufen.

Hat Nadelsystem 339 oder sowas (dünne Rundnadel 1mm stark, 35 mm bis obere Kante Öhr, Gesamtlänge 39,7 - nicht 40 wie in Needlebar oder Schlingenfänger etc gelistet)
umarbeiten auf 1738 Rundnadel mit abfeilen der Nadel lohnt nicht wirklich, da sollten ja eigentlich irgendwann normale Menschen (ohne Strom) problemlos mit arbeiten können....also nur nostalgisch...

Immerhin bis auf Haube vollständig mit Greifer und 4 Nadeln und Schiffchen.
Nach allerlei Ölen und Schmirgeln der verosteten Einzelteile läuft sie wieder. (Lieben Dank an Nicole für Video Langschiffchen einfädeln, hatte das nicht mehr so genau aufm Schirm)

Tja, ist das jetzt eine Stoewer? oder eine Saxonia? keinerlei Enblem oder Einprägung....

....Ostergrüsse, Uli

Hallo Uli,

es handelt sich hier um eine Saxonia "T" von Haid und Neu, Karlsruhe.

Haid_u_Neu_Katalog-03.jpg

Haid_u_Neu_Langschifff-NM_ba_de_7.10_Titel.jpg

Langschifff-NM_ba_de_7.10_web.pdf

001001-2_.jpg

Langschiff_allg._kurz-ba_.PDF

Metwar_NM-Nadelkatalog_ca.1935__LS_Haid_u_Neu.jpg

_Metwar_NM-Nadelkatalog_ca.1935_Nadel-138_339.jpg

Nadelsystem 138_339.pdf

[talblume]

Ja, sieht ziemlich genau so aus, auch wenn Fusslüfter u Nadelstange rund sind und nicht viereckig, vielleicht andere Baureihe...Nadelsystem passt. Danke !!

[claude]

mal ein Rätsel: im zuge einer Spendenaktion für Entwicklungsländer (Teilweise Kuba) ist mir diese Langschiffmaschine mit Handkurbel zugelaufen.

Zweifellos ein in mehrfacher Hinsicht interessantes Stück Zeitgeschichte und Danke an Paul für seinen Scharfblick und unerschöpfliches Archiv.

Aber damit Maschinen nachhaltig in Entwicklungsländern betrieben werden können, sollten Nadeln, Spulen und Spulenkapseln ohne übermäßigen Aufwand nachkaufbar sein.

[det]

Ich hatte talblume so verstanden, dass er die Maschine sowieso nicht nach Kuba geben wird.

[talblume]

nein, so 339 Nadeln sind da auch im Heuhaufen.. ..und Langschiffchen schwimmen auch nicht am Flussufer rum....(spulen gibts ja noch)
Da finden sich noch praktikablere...auch Plastikbrösel wie Singer 7**er oder Adlerette bleiben hier stehen!
Bei solchen liebgemeinten Spenden sind auch immer für 3Welt Länder unsinnige Sachen dabei, hab zb einen Gritzner V Kopf ohne Nadelhalter, Kapsel, Greifer und Greiferhalterung...Greifer und Kapseln und Füsse hab ich ja, aber die ist sowas von eingerostet, daß auch Profi Rostlöser Boltex, Heißluftfön und Hammer nur teils gewirkt haben. Lohnt den Aufwand nicht...

Trotzdem hatte ich natürlich den Ehrgeiz, die Saxonia ans Laufen zu kriege, aber nicht Umarbeiten von Rundnadeln 1738 mit Abschleifen oder gar die Nadelstange ausbauen und Schlitz aufdremeln etc. ist das gleiche Problem...zudem die Transportkosten sehr hoch sind muss der Nutzen schon Sinn machen...

Ich hab allerdings 2019/2020 bei einem Überführungstörn (geplant Tahiti-Helsinki) einer Holzsegeljacht Baujahr 1946 diverse kleine Orte in Vanuatu, Salomon Islands und Papua Neuguinea kennengelernt. (leider war das Boot so altersschwach, das nur kurze Strecken einigermassen sicher zu fahren waren und so sind wir Buchten angelaufen, die von den "normalen" Weltumseglern nie besucht werden) Da findet sich dann in den grösseren Städten der funkelnagelneue Singer 15 Klon made in India mit Pedal oder Handbetrieb neben dem Huawai Handy als teuerste Ware im von Chinesen betriebenen Supermarkt zwischen Reissäcken und Macheten. Und die Handwerker in solchen Ecken der Welt haben meine grösste Hochachtung, die reparieren alles !
Uli

[talblume]

Ende 2019 in Alotau, Milne Bay, Papua Neuguinea, im chinesischen Nobelkaufhaus in Wellblechhalle, leider unscharfes Handyfoto bei 40 Grad im Schatten und gefühlten 1000% Luftfeuchtigkeit (kann das Foto nicht wiedergeben)

20191122_115026.jpg

[emmi]

Ich las mal in dem Buch "Aufruhr auf Madagaskar" von Max Mezger (Leipzig 1930), dass ein Schiff vor Madagaskar in die Brüche gegangen sei und die Ladung an den Strand angeschwemmt worden sei. Darunter eine Nähmaschine. Die Anwohner der Havarie hätten das Strandgut an sich genommen. Eine Familie sei mit der Nähmaschine gut klargekommen, habe sich selbst beigebracht, wie mit ihr umzugehen sei, und es seien dann schöne folkloristische Sachen genäht worden. Ich war etwas skeptisch beim Lesen. Kann man sich den Umgang mit dem Wunderding selbst beibringen? Andererseits zweifelte ich nicht an Max Mezger und sagte mir: Es muss eine Handkurbel-Kettenstichmaschine gewesen sein, Faden nur von oben, eingefädelt, Zubehörkästchen dabei sowie auch noch ein Nadelvorrat.

Grüße
emmi