Langschiffchen als Singer gelabelt?

Alte und selten gewordene Maschinen, oft als Dekoobjekte zu finden.
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Berit
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Langschiffchen als Singer gelabelt?

#1 Beitrag von Berit »

Hallo zusammen,
ich war heute erneut in Wilster, um ein paar Maschinen abzugeben, die ich für das Sierra Leone Projekt in Ordnung gebracht habe (https://www.naehmaschinentechnik-forum. ... 64#p102364
Dabei habe ich mal kurz einen Blick in die Nebenhalle mit den aussortierten Schwing- und Langschiffchen geworfen.
Es gibt zwei Langschiffchen, von denen mir diese, die ich hier zeigen möchte, interessant erscheint.
Erstens ist sie in einem recht guten Zustand, gemessen am Alter. Und zweites möchte ich gerne das Schwarmwissen nutzen, um den Hersteller zu ermitteln.
Die Maschine ist auf der Holzplatte fixiert, jedoch liegt diese nur lose auf dem Gestell. Trotzdem denke ich, dass die zusammengehören. Denn wenn man einen Blick in die Schublade wirfst, liegt da eine Gebrauchsanweisung drin, auf der Gestell und Maschine abgebildet sind. Die Maschine wird als Singer-Nähmaschine bezeichnet. Leider ist mein Foto von der BDA total unscharf, aber das habe ich erst zuhause bemerkt... boewu
Meiner Ansicht nach, handelt es sich hier aber nicht um eine 'echte' Singer Nähmaschine. M.E. gibt es Singer Langschiffchen nur in Geigenkasten-Form der Grundplatte, oder täusche ich mich? Auf dem Gestell steht 'Preciosa', aber dazu habe ich auch nichts gefunden. Die Plakette an der Maschine ist keine Singer-Plakette. Nur die BDA deutet auf Singer hin. Aber wir wissen ja, dass damals viele Hersteller gerne Singer an ihre Maschinen geschrieben haben. Die Gravur in der Schiebeplatte deutet in Richtung Ungarn.
Wer weiß etwas dazu?
Langschiffchen-9.jpg
Langschiffchen-1.jpg
Langschiffchen-2.jpg
Langschiffchen-3.jpg
Langschiffchen-4.jpg
Langschiffchen-5.jpg
Langschiffchen-6.jpg
Langschiffchen-7.jpg
Langschiffchen-8.jpg
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det
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Re: Langschiffchen als Singer gelabelt?

#2 Beitrag von det »

Hallo Berit,
Laut needlebar gab es "Preciosa" bei H.G. Burmeister, James Gutmann, Clemens Müller und bei Tittel&Nies.
Maschinen: viel zu viele - Zeit dafür: viel zu wenig
- Bekennender Schneckenversender, habt Geduld mit mir -

ravemachine
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Re: Langschiffchen als Singer gelabelt?

#3 Beitrag von ravemachine »

Hallo ,

es war lange Zeit üblich jede Langschiffnähmaschine, die als Vorbild dier Singer 12 hatte, als Singer-Nähmaschine zu bezeichnen. Hiermit war der Typ und nicht die Firma gemeint.

Siehe dazu die Ausführung von Bruno Marpurg aus seinem Buch: Der praktische Nähmaschinen-Reperateur, 3.Auflage von 1925.
Der_Praktische_NM-Reparateur_1925.jpg

Bei Peter Wilhelm ist in seinem Buch "Alte Nähmaschinen" auf Seite 226 nachzulesen, dass die "Preciosa" von Tittel und Nies, Saalfeld, von Clemens Müller und von James Gutmann hergestellt wurde.
Bildschirmfoto zu 2022-02-26 16-10-03.png

Die angebrachte Plakette:
Langschiffchen-Plakette.jpg

Hier zum Vergleich die Plakette von Tittel und Nies, Saalfeld:
Tittel_u_Nies-Plakette.jpg

die von Clemens Müller:
Mueller-Plakette.jpg

und von James Gutmann:
s. viewtopic.php?t=2484

allerdings scheidet die Gutmann Preciosa aus, da es sich hie um eine Pelznähmaschine handelt, wie im Metware Nadelkatalog von 1935 nachzulesen ist:
Gutmann_Nadel_Plakette.jpg



Seltsamerweise finde ich eher eine gewisse Ähnlichkeit zur Plakette von August Göricke, Bielefeld:
Goericke_Plakette.jpg

Um genaueres zu erfahren ist die Anleitung zur Nähmaschine evtl. der Schlüssel.

Kannst Du die Anleitung Fotografieren oder einscannen?




Im Übrigen, das aufgeführte Patent AT 30931:
AT000000030931B_1.jpg
AT000000030931B_all_pages.pdf

Viele Grüße
Paul
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Zuletzt geändert von ravemachine am Samstag 26. Februar 2022, 19:17, insgesamt 3-mal geändert.
Viele Grüße
Paul

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Berit
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Re: Langschiffchen als Singer gelabelt?

#4 Beitrag von Berit »

Hallo Paul
ich habe nur ein unscharfes Foto vom Deckblatt der Anleitung (hatte ich leider erst zuhause bemerkt). Das wird uns wohl nicht weiterhelfen.
Und nun habe ich keinen Zugriff mehr auf die Maschine. Sie könnte entweder auf dem Frachter sein und damit auf dem Weg nach Sierra Leone, oder aber sie steht noch in Wilster bei den traurigen Resten.
Das weiß ich leider nicht und für die nächsten 6 Wochen ist auch niemand erreichbar, um Licht ins Dunkel zu bringen.
Langschiffchen-10.jpg
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Re: Langschiffchen als Singer gelabelt?

#5 Beitrag von ravemachine »

Vieleich haben wir ja Glück mit der Anleitung.

Die englische Aufschrift und die dezente Plakette ohne Namenszug weist auf eine Export-Nähmaschine um den 1. Weltkrieg hin.

Die ungarische Aufschrift auf dem Schieber: Magyar Szabadalom = Ungarisches Patent hat mich nun auf die Spur gebracht:

Damals gehörte Ungarn zur K u. K Monarchie Österreich-Ungarn, d.h. es geht nicht um ein deutsches, sondern um ein österreichisches Patent.

Gefunden habe ich das Patent AT 30931
AT000000030931B_1.jpg
AT000000030931B_all_pages.pdf

und nun machen die Initialien in der Plakette wieder Sinn:
Langschiffchen-Plakette.jpg

Die Lösung ist:

Der Hersteller heißt: A. Greger & Co., Wien

siehe dazu auch

viewtopic.php?f=26&t=5479&p=60076#p60076

Viele Grüße
Paul
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Re: Langschiffchen als Singer gelabelt?

#6 Beitrag von Berit »

Hallo Paul, die Maschine von Helmuts Großtante aus dem verlinkten Beitrag sieht der aus Wilster sehr ähnlich. Die gleichen Perlmuttintarsien auf der Grundfläche. Die Maschine gefiel mir sehr gut, aber meine Kapazitäten zur Lagerung von Nähmaschinen mit Tischen sind erschöpft, so dass ich sie nicht mitnehmen konnte sad
Viele Grüße und Danke für die Recherche! Das ist sehr interessant!
Berit
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