Die Rundkolbennadel

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3607
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Die Rundkolbennadel

#1 Beitrag von 3607 »

Hallo allerseits!
Ich habe mal einige allgemeine Frage zum dazu Lernen:
Manche Maschinen haben ja wie bekannt Rundkolbennadeln. Vom Eindruck her würde ich sagen, es sind mehr die Maschinen die in Richtung Industriemaschine tendieren - stimmt das?
Kann man Gründe dafür erkennen, warum ein Hersteller seiner Maschine eine Rundkolbennadel eingebaut hat?
Sind die nur ein bisschen "altmodisch" oder hat diese Nadel auch besondere Vorzüge?
Das reicht vielleicht erst mal.
Grüße aus Sachsen, Jürgen

gelöschter User N

Re: Die Rundkolbennadel

#2 Beitrag von gelöschter User N »

3607 hat geschrieben: Mittwoch 4. August 2021, 21:09 Vom Eindruck her würde ich sagen, es sind mehr die Maschinen die in Richtung Industriemaschine tendieren - stimmt das?
Kann man Gründe dafür erkennen, warum ein Hersteller seiner Maschine eine Rundkolbennadel eingebaut hat?
Sind die nur ein bisschen "altmodisch" oder hat diese Nadel auch besondere Vorzüge?
Hm , ich bin noch nicht so lange dabei
aber

Die Rundkolbennadel hat einen dickeren Schaft als die Flachkolben Nadel.
Bei sehr kräftigen (200er) Nadeln geht die Rundkolbennadel bis zur vollen Stärke von 2mm

Ledernadeln System 332 können wohl noch dicker sein. Dass wissen die Leder Experten

Technisch ausgereifter ist imo die Flachkolben Nadel, weil der Abstand zwischen Nadel und Greifer ein bestimmtes Maß haben muss - egal ob ich mit einer dünnen oder einer kräftigen Nadel nähe.
Da die Flachkolben Nadeln - je nach Nadelstärke mehr oder weniger weit angeschliffen sind, kann man das Maß festlegen.
Das geht bei Rundkolben nicht.

Dann ist mir noch aufgefallen, das Haushaltsmaschinen aus Karlsruhe System 705-130 haben (Pfaff Singer Gritzner)
die Bielefelder Hersteller (Adler, Anker, Phoenix) gerne mit 287 bzw 1738 Rundkolben gearbeitet haben.
Die Rundkolben kann man beim Einsetzen durch minimales verdrehen etwas "tunen"
Flachkolben sind immer gleich.

warte mal bis die Profis kommen - die wissen mehr.

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GameDoc
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Re: Die Rundkolbennadel

#3 Beitrag von GameDoc »

Die Anker RZ z.B. aus dem Ende 50er Anfang 60er ( die Grün/Beige), hat als Flachbett Maschine Flachkolbennadeln (705) mit CB Greifer.
Die gleiche Maschine als Freiarm (FZ) hat einen Doppelumlaufgreifer und Rundkolbennadeln (1738 / 287WH).
Vielleicht hat es auch was mit dem Greifersystem zu tun. huh

Grüße vom Hagen

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inch
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Re: Die Rundkolbennadel

#4 Beitrag von inch »

Nopi hat geschrieben: Mittwoch 4. August 2021, 22:25 Technisch ausgereifter ist imo die Flachkolben Nadel, weil der Abstand zwischen Nadel und Greifer ein bestimmtes Maß haben muss - egal ob ich mit einer dünnen oder einer kräftigen Nadel nähe.
Da die Flachkolben Nadeln - je nach Nadelstärke mehr oder weniger weit angeschliffen sind, kann man das Maß festlegen.
Das geht bei Rundkolben nicht.
Die Flachkolben-Nadel ist nicht technisch ausgereifter,sondern nur ein Nadelsystem,welches für Ungeübte leichter handhabbar ist.
Deshalb hat sie sich im Haushaltsnähmaschinenbereich durchgesetzt. Es gibt sie allerdings (bauartbedingt) nur mit begrenzt verschiedenen Nadel-Dicken,bis max. Nm130 .
Die Rundkolben-Nadel hält das Maß zum Greifer über ihre angepasste Hohlkehle und ist dadurch wesentlich variabler in ihrer Anwendung/Nadelstärke und ist Industrie-Standard.
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Re: Die Rundkolbennadel

#5 Beitrag von dieter kohl »

serv

was ihr da mutmaßt und/oder hineingeheimnisst geht alles an den Tatsachen vorbei

es gibt mehr als 4000 Nadelsysteme
innerhalb eines Nadelsystems gibt es dann die verschiedenen Spitzenformen
und davon dann die verschiedenen Nadelstärken

leider konnten sich bisher die Nähmaschinenhersteller und Nadelhersteller immer noch nicht auf eine einheitliche Bezeichnung einigen
deswegen gibt es für ein-und-die-selbe Nadel dann verschiedene Bezeichnungen

die meisten Nadeln haben Rundkolben

Nadelsysteme mit Flachkolben haben den Vorteil, daß sie eigentlich nur richtig eingesetzt werden können
Beispiel :
ursprüngliches Nadelsystem 705 wurde mit einer Hohlkehle versehen für die Pfaff 130 ZZ-Maschine
damit nannte sich das Nadelsystem 130
dies konnte natürlich auch für ältere Geradstichmodelle verwendet werden, daher kommt die Bezeichnung 130/705H

Rundkolben-Nadeln haben den Vorteil, daß die Einfädelrichtung für bestimmte Näharbeiten optimiert werden kann
z.B.: die Fadenschlinge kann bis 5 ° zur Greiferspitze gedreht werden, um die Stichsicherheit zu erhöhen
das ist vor allem bei höheren Nähgeschwindigkeiten von Bedeutung

bei Nähgeschwindigkeiten über 7000 /Stiche/min kann die Nadel durch Reibung so heiß werden, daß Kunststoffgarne und Gewebe angeschmolzen werden
da hilft dann nur Nadelkühlung, bzw. Baumwollgarne

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Re: Die Rundkolbennadel

#6 Beitrag von det »

@Dieter:
Ob wir 4.000 Nadelsystem haben ist doch erst mal egal, wir brauchen hier nur zwei: Rund- und Flachkolben.

Bei Rundkolben ist die Kontaktfläche zur Nadelstange etwas größer als bei Flachkolben. Sorgt diese größere Kontaktfläche für eine spürbar bessere Wärmeabfuhr an die Nadelstange bei hohen Nähgeschwindigkeiten?

Ist eventuell die Produktion einer Rundkolbennadel billiger als die einer Flachkolbennadel?
Man spart ja einen Arbeitsschritt und kann entweder die Nadel billiger anbieten oder für's selbe Geld bessere Qualität produzieren.

Gruß
Detlef
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Re: Die Rundkolbennadel

#7 Beitrag von dieter kohl »

serv

die von mir angesprochene "Nadelkühlung" wird pneumatisch erzeugt
die hohle Nadelstange bewegt sich in der geschlossenen oberen Führung
ähnlich wie bei der Luftpumpe wird bei der Aufwärtsbewegung ein Luftstrom erzeugt
an der Nadel ist die lange Rille durchgefräst und bekommt daher die Kühl-Luft ab

das hat also nix mit Kontaktflächen zu tun
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Re: Die Rundkolbennadel

#8 Beitrag von det »

Das bedeutet also, dass es bei Nadelkühlung vollkommen egal ist, ob die eine Rund- oder Flachkolbennadel kühlt.

Dann bleibt also die Option, dass man die Nadel ein paar Grad Richtung Greifer drehen kann, die mögliche größere Stärke und vielleicht der Kostenfaktor als Gründe für die Rundkolben.

Gibt es weitere Vorteile der Rundkolben?
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inch
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Re: Die Rundkolbennadel

#9 Beitrag von inch »

Bauartbedingt kann man den Schaft der Flachkolben-Nadel nicht "endlos" flach schleifen,je dicker die Nadelstärke werden soll,weil irgendwann wäre da nix mehr zum Flachschleifen wink
...es sei denn,man würde eine neue Generation Flachkolben-Nadeln mit gleich dickerem Schaft produzieren,um die Nadeldicken jenseits von NM 130 zu realisieren.
Ich denke,der Vorteil der Rundkolben-Nadel liegt einerseits (abgesehen von der von Dieter erwähnten Nadelkühlung und Winkelanpassung) bei den Produktionskosten,andererseits bei dem größeren möglichen Nadeldicken-Spektrum.
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Re: Die Rundkolbennadel

#10 Beitrag von det »

GameDoc hat geschrieben: Mittwoch 4. August 2021, 23:23 Die Anker RZ z.B. aus dem Ende 50er Anfang 60er ( die Grün/Beige), hat als Flachbett Maschine Flachkolbennadeln (705) mit CB Greifer.
Die gleiche Maschine als Freiarm (FZ) hat einen Doppelumlaufgreifer und Rundkolbennadeln (1738 / 287WH).
Vielleicht hat es auch was mit dem Greifersystem zu tun. huh
Bei der Anker RZ sind die grüne und die spätere Grün-beige Variante sehr ähnlich (abgesehen vom Deckel). Die grüne RZ nutzt Rundkolben, die jüngere grün-beige dagegen Flachkolbennadeln, beide haben den CB-Greifer.
Da sehe ich keinen Zusammenhang.
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