Die Rundkolbennadel

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sputnik
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Re: Die Rundkolbennadel

#11 Beitrag von sputnik »

Eine industrienähmaschine wird meistens für genau einen arbeitsgang eingestellt.
Dazu gehört unter anderem das ich die nadel ein wenig verdrehe, was bei einer flachkolbennadel nicht möglich ist.

3607
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Re: Die Rundkolbennadel

#12 Beitrag von 3607 »

Hallo an alle, die hier ihr Wissen weiter gegeben haben.

Entschuldigt, dass ich mich jetzt erst melde, Zeit war bisschen knapp. Das scheint ja für manch anderen auch ein interessantes Thema zu sein.
Dass es ca. 4000 Nadeltypen gibt habe ich auch schon mal irgendwo gelesen, vorkommen tun bei den für mich interessanten Maschinen aus dem Ostblock fast ausschließlich Flachkolben.
Als Hauptunterschied bleibt für mich die größere mögliche Nadeldicke.
Vom Verdrehen der Nadel - ich vermute, dass die Schlinge etwas in Richtung herannahende Greiferspitze geneigt sein soll - hab ich als Laie noch nichts gehört, also dazu gelernt!!!
Wenn dieses IMMER vom Vorteil wäre, könnte man ja theoretisch Flachkolbennadeln auch so fertigen, dass sie "leicht schräg" sind....
Die Herstellungskosten halte ich für ein sehr theoretisches Argument: auf dem Vertriebsweg werden wohl größere Unterschiede zum Tragen kommen.

Bisschen offen geblieben ist bei mir jetzt noch das Justieren Abstand Greiferspitze/Rundkolbennadel: jemand schrieb, dass das über die Fadenrille gemacht wird.
Wird bei großen Sprüngen im Nadeldurchmesser dann an der Maschine nachgestellt? oder hat man eine Maschine für die "dicke Nadel" und lässt es dann dabei?

Wie schon im Eröffnungsbeitrag geschrieben ist das für mich alles theoretisch bis mir vielleicht doch mal so eine Maschine zuläuft....

Grüße aus Sachsen, Jürgen

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det
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Re: Die Rundkolbennadel

#13 Beitrag von det »

3607 hat geschrieben: Samstag 7. August 2021, 22:26Vom Verdrehen der Nadel - ich vermute, dass die Schlinge etwas in Richtung herannahende Greiferspitze geneigt sein soll - hab ich als Laie noch nichts gehört, also dazu gelernt!!!
Wenn dieses IMMER vom Vorteil wäre, könnte man ja theoretisch Flachkolbennadeln auch so fertigen, dass sie "leicht schräg" sind....
Ja, könnte man - aber dann müsste man für Doppelumlaufgreifer (Greiferspitze kommt von rechts) und CB-Greifer (Greiferspitze kommt von links) unterschiedliche Nadeln fertigen und vorhalten. Setzt man dann die falsche Nadel ein, dann näht die Maschine eventuell gar nicht mehr. Da die meisten Nadelkäufer überhaupt nicht wissen, welchen Greifertyp ihre Maschine hat, ist die Gefahr von Fehlkäufen und der daraus folgende Frust viel zu groß.
Also keine gute Idee wink
3607 hat geschrieben: Samstag 7. August 2021, 22:26Bisschen offen geblieben ist bei mir jetzt noch das Justieren Abstand Greiferspitze/Rundkolbennadel: jemand schrieb, dass das über die Fadenrille gemacht wird.
Wird bei großen Sprüngen im Nadeldurchmesser dann an der Maschine nachgestellt? oder hat man eine Maschine für die "dicke Nadel" und lässt es dann dabei?
die Fadenrille spielt bei der Nadelkühlung eine Rolle. Du meinst die Hohlkehle.
Bei den Nähmaschinen ist es tatsächlich so, dass sie nur für einen bestimmten Stärkebereich optimiert sind.

Die meisten Haushaltsmaschinen sind für Nadelstärken 60(70) bis 100 (110) eingestellt.

Bei Industrienähern gibt es oft verschiedene Unterklasse, z.B. Modell 1234-A für 80-100er Nadeln, 1234-B für 110-140er Nadeln und 1234-C für 140-180er Nadeln oder so ähnlich. Da spielt dann aber auch die Größe des Stichlochs eine Rolle.

Gruß
Detlef
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Re: Die Rundkolbennadel

#14 Beitrag von dieter kohl »

serv

die Geometrie bei den Rundkolben-Nadeln ist so konstruiert, daß, je dicker die Nadel ist, desto exzentrischer wird sie
von Nadel-System her ist das entsprechend definiert

aber die "A, B, C, D - Versionen" sind meistens mit unterschiedlichen Stichplatten, Transporteuren und Füßchen ausgerüstet
(Stichplatte "A" harmoniert nicht mit Füßchen und/oder Transporteur "D" zum Beispiel)
gruß dieter
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GameDoc
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Re: Die Rundkolbennadel

#15 Beitrag von GameDoc »

Hatten wir nicht letztens ein neues Forumsmitglied, der in der Nadelproduktion gearbeitet hat und jetzt in Rente ist ?
Ich kann mich aber leider nicht mehr an den Namen oder sein Thema erinnern. Vielleicht hat er ja noch mehr Insider Wissen.
Grüße

sputnik
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Re: Die Rundkolbennadel

#16 Beitrag von sputnik »

Auch bei Ostblock Industriemaschinen waren nur Rundkolbennadeln im Einsatz ... ;o)

Flachkolben ist eben wegen der "Verdrehsicherung" eine Domäne der Haushaltsmaschinen.

Es ist leider nicht wie von Det angesprochen immer gleich sondern IMMER anders. Oft hat man in der Industrie schon mit einer anderen Fadenfarbe Probleme. Fäden trocknen aus oder haben Knoten. Auch Luftfeuchtigkeit (elektrostatische Aufladung) etc. spielen eine Rolle dabei. Ein italienischer Kollege hat mir einmal erzählt, seine Maschinen arbeiten am besten wenn Schäfchenwolken am Himmel zu sehen sind.

Z.B. Stoff und Faden gleich, nur die Farbe ist anders. Dann stellt man fest das bei grün 5x mehr Nadelbrüche und 10x mehr Fadenbrüche vorkommen. Dann probiert man die Nadel beim grünen Stoff um 5° zu drehen und um 0,2mm tiefer einzusetzen und reduziert damit die Faden-/Nadelbrüche auf die Hälfte. Bei Industrieller Produktion, bei meinen Kunden üblicherweise 2000 - 6000 Stk/Tag, in anderen Länder auch viel mehr sieht man das sehr schnell (ein Tag blaue Posthemden braucht ~10 Nadeln, ein Tag grüne Försterhemden braucht ~100) und stellt sich und die Maschinen darauf ein (Anweisung an den Hausmechaniker: alle Maschinen auf Jägerhemden einstellen). Die Ursache konnten wir (Stoffproduzent, Fadenhersteller, Nähmaschinenmechaniker, Nähtechnische Berater) trotzt monatelanger gemeinsamer Forschung nicht eruieren.

Meine witzigste Ursache für Fadenbruch:
Gewerbebetrieb, ~20 Mitarbeiter, ich bin schon einige Male da gewesen weil bei einem ganz normalen Schnellnäher immer der Unterfaden reisst was normalerweise bei korrekter Einstellung einfach nicht so häufig passieren kann. Dann war ich wieder wegen diesem Fehler dort, die Mitarbeiter machen Pause und lassen den Kanarienvogel aus dem Käfig. Der fliegt schnurstracks zu seinem Lieblingsgarnständer und beginnt in die Kone für den Unterfaden zu picken ... ;o)

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Re: Die Rundkolbennadel

#17 Beitrag von 3607 »

Hallo,

und wieder vielen Dank für die Antworten.
Die Antwort vom Detlef, warum die Flachkolbennadel eben nicht einfach etwas schräg produziert werden kann, ist noch gut zu verstehen.
Bei der Zuordnung der Maschine zu bestimmten Nadeln braucht man wohl das konkrete Maschinenmodell.

Ganz lustige Dinge schreibt ja der Sputnik mit seinen Garnfarben...wenn ich Euch mit Eurem Wissen nicht so ernst nehmen würde - ich hielte es für Jäger-(Näher-)latein.
Sicher redet er aber hier nicht von Maschinen die nach dem Krieg gebaut sind und beschaulich ihre Stiche nähen...

Schönen Abend wünsch ich, Jürgen

PS.: ...mir ist gerade noch eingefallen: wenn man die Nadeln gerade produziert, könnte man doch die Nadelstange der jeweilig produzierten Maschine etwas drehen...dann muss der Anwender nicht wissen, welchen Greifer er hat.

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Re: Die Rundkolbennadel

#18 Beitrag von dieter kohl »

serv

das "Drehen der Fadenschlinge zum Greifer hin" wird allgemein nur dann angewendet, wenn es für die Stichbildung und Stichsicherheit nötig ist

bei den meisten Haushaltmaschinen (vor allem mit CB-Greifer) ist das wegen der langsameren Nähgeschwindigkeit nicht nötig

und bei den Billigheimern sogar oft kontraproduktiv
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Re: Die Rundkolbennadel

#19 Beitrag von det »

Hallo
3607 hat geschrieben: Sonntag 8. August 2021, 18:48 anz lustige Dinge schreibt ja der Sputnik mit seinen Garnfarben...wenn ich Euch mit Eurem Wissen nicht so ernst nehmen würde - ich hielte es für Jäger-(Näher-)latein.
Sicher redet er aber hier nicht von Maschinen die nach dem Krieg gebaut sind und beschaulich ihre Stiche nähen...
Warum nicht? Bereits mit Vorkriegstechnik waren mindestens 4.000 Stiche/min möglich.
3607 hat geschrieben: Sonntag 8. August 2021, 18:48PS.: ...mir ist gerade noch eingefallen: wenn man die Nadeln gerade produziert, könnte man doch die Nadelstange der jeweilig produzierten Maschine etwas drehen...dann muss der Anwender nicht wissen, welchen Greifer er hat.
Bei den Nähmaschinen gibt es so viele Einstellparameter (Nadelstangenhöhe, Greifertiming, Abstand Greiferspitze - Nadel, Nadelstangenauslenkung), die oft schon ab Werk suboptimal eingestellt sind. Außerdem hat man bei Zickzackmaschinen normalerweise sowieso schon einen Kompromiss, je nachdem, ob die Nadel nun links, mitte oder rechts einsticht.
Da kommt es auf die um ein paar Grad gedrehte Nadelstange dann auch nicht wirklich an.

Gruß
Detlef
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Re: Die Rundkolbennadel

#20 Beitrag von 3607 »

Hallo nochmal,

jetzt hat sich meine "Rundkolbennadelfrage" doch schon konkretisiert - wie das so ist, wenn man sich mit einem Thema beschäftigt.

Ich habe jetzt eine Naumann Kl.65 hier -das musste einfach sein- welche Nadelsystem 1738 hat - wird vielen von Euch nicht neu sein.

1. Frage: die 1738 wird auch angeboten mit einem (A) dahinter - also 1738(A) - ist die dann auch passend?
2. die Nadeln 1738 haben nur einen Kolbendurchmesser von ca. 1,6 mm - da wird es vermutlich keine 2mm Nadel geben... bis 120er hab ich problemlos gefunden, gibt es das noch dicker?

Ich hoffe, dass diese speziellen Fragen in dem Beitrag auch noch gelesen werden sonst müsste ich es noch unter ein anderes Thema schreiben.

Grüße aus Sachsen, Jürgen

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