Die Featherweight vom Schrottplatz >>oder<< Wenn Freud und Leid nahe beieinander liegen

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Johnsen
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Die Featherweight vom Schrottplatz >>oder<< Wenn Freud und Leid nahe beieinander liegen

#1 Beitrag von Johnsen »

Hallo miteinander,

letztens war ich auf einem mir bis dato noch unbekannten Schrottplatz um ein großes, wirklich schweres und ein wenig rostiges Stück Altmetall in Form einer Adler Säulennähmaschine zu kaufen (Vorstellung in der Adler-Sektion)...

Der Schrottplatz ähnelt auch eher einem außer Kontrolle geratenen Messie-Grundstück, haufenweise Zeug aller Art, der Chef erklärte mir dass er Dinge die noch verwendbar sind ungern in den Schrott wirft und lieber versucht dafür noch einen Interessenten zu finden (finde ich ja grundsätzlich gut sowas).

Ich denk ich guck nicht richtig, da lag dort in einer halboffenen Halle in und auf einem Haufen Krempel und Unrat doch glatt eine Singer 221 Featherweight! Überzogen mit Dreck, ohne Koffer oder Fußpedal, die lag dort ob des Verdreckungsgrades augenscheinlich schon etwas länger. Auf die Frage des Chefs was ich denn bereit wäre dafür auszugeben hab ich ihm gesagt dass ich ihm dafür auf jeden Fall einen Zwanni zahlen würde, was er nickend und wortlos zur Kenntnis nahm.

Hatte gar nicht genug Geld dabei, hab erstmal diesen unfassbar schweren Adler Maschinenkopf in mein Auto gewuchtet und musste dann mit einem Wochenende dazwischen am Montag glatt nochmal da hinfahren. Chef nicht da, kurz mit dem freundlichen Angestellten/Mitarbeiter geschwatzt und ihm das gleiche Angebot gemacht mit Verweis auf das Gespräch mit dem Chef. Nun denn, er war einverstanden und die 221 war mein, für 20 Piepen 🤩💪😊...

So schaut sie also aus, super dreckig:
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Schaut mal auf das Emblem:
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Genau, es ist eine Centenniel! Unglaublich...
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So schaut's aus nach dem ersten groben drüberwischen, der Schellack-Topcoat ist ziemlich am Ende, das Japan-Finish samt den Decals ist aber noch sehr gut! Da werd ich wohl darangehen den Topcoat zu entfernen aber das originale Finish zu erhalten.
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Was ein Dreck
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Wie gesagt, der Topcoat ist an der ganzen Maschine hinüber
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Und dann wandelte sich meine Freude in eine leichte Enttäuschung als ich beim Weiterputzen dies hier sah:
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Das komplette rotary hook assembly fehlt! Dang!

Das geschmolzene oder zerflossene Kabel im Inneren konnte mich dann auch nicht mehr erschrecken (so nicht mehr original)
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Und nun sitz ich hier und ärgere mich über die astronomischen Preise für ein originales hook assembly und bobbin case (230 Dollar aus denen dann inkl. Versand und Einfuhrabgaben wahrscheinlich 250 Euro+ werden).

Pedal (samt Buchse mit runden Pins zum Tausch gegen die mit den flachen Pins) hätte ich noch da, den Koffer brauch ich erstmal nicht aber nähen würde ich gerne einmal mit der Federwicht.

Ich will sie auch nicht verkaufen, ich würde sie gerne wieder in altem neuen Glanz erstrahlen lassen und benutzen, allein schon wegen der skurrilen Geschichte wie und wo ich sie fand...
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det
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Re: Die Featherweight vom Schrottplatz >>oder<< Wenn Freud und Leid nahe beieinander liegen

#2 Beitrag von det »

Coole story wink

Sag mal, könnte man da eventuell einen anderen Greifer einbauen?

Welchen Durchmesser hat die Greiferwelle?

Edit: Drehrichtung der Greiferwelle wäre auch noch interessant und wie viele Umdrehungen die Welle macht pro Stich.

Gruß
Detlef
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Johnsen
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Re: Die Featherweight vom Schrottplatz >>oder<< Wenn Freud und Leid nahe beieinander liegen

#3 Beitrag von Johnsen »

Ob man ein anderes Greifersystem einbauen kann weiß ich nicht, ich weiß nur dass diese Art Greifer nur an der 221, 222 und 301 (untereinander angeblich nicht vollständig kompatibel) verbaut wurden.

Die Greiferwelle macht pro Stich 2 Umdrehungen (doppelt umlaufender Greifer) die Drehrichtung ist gegen den Uhrzeigersinn (zum Nähenden hin) und den Durchmesser der Greiferwelle kann ich Dir morgen nennen...

Diese Art Greifer wurden laut Nähmaschinenverzeichnis auch in der Bernia 117 und Favorit sowie der Mewa Freia verbaut, die Spulenkapseln sind aber wohl untereinander nicht austauschbar. Ob sich eventuell das gesamte Asssembly einer der Maschinen an einer Featherweight montieren und verwenden ließe entzieht sich leider meiner Kenntnis...

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inch
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Re: Die Featherweight vom Schrottplatz >>oder<< Wenn Freud und Leid nahe beieinander liegen

#4 Beitrag von inch »

Ich würde das originale Greifersystem einbauen. Und warum ärgern über die hohen Preise?
Die Featherweight`s sind sehr beliebte Sammlerobjekte und haben so das Glück,nicht,wie haufenweise andere Maschinen,in die Tonne gekloppt zu werden.
Ich sehe das so...du hast mit 20 € eine 221k sozusagen geschenkt bekommen und hast die nötige Reserve,um für die fehlenden Teile nach zu investieren.
Eine kurze Suche in der E-Bucht zeigt wesentlich mehr und deutlich günstigere Möglichkeiten,als deine anvisierten 250 €+.
Und wenn es jetzt nicht klappt,auch nicht schlimm...,ich habe nach manchen Teilen Jahre gesucht,bis ich sie irgendwann gefunden hatte wink
Слава Україні!
Hier geht`s zur Ukraine-Direkthilfe:
https://prytulafoundation.org/en
https://www.ldc-ua.org/en
RTL Kinderhilfe - 10 €/SMS 44844 Stichwort: "Ukraine"

Smartis
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Re: Die Featherweight vom Schrottplatz >>oder<< Wenn Freud und Leid nahe beieinander liegen

#5 Beitrag von Smartis »

Nur mal eine Frage : Wie behandelt oder entfernt man denn das Schellack "Topcoat" ?

Johnsen
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Re: Die Featherweight vom Schrottplatz >>oder<< Wenn Freud und Leid nahe beieinander liegen

#6 Beitrag von Johnsen »

Ja ich möchte auch gerne das originale Greifersystem verbauen sofern ich eines zu einem dem Gesamtprojekt entsprechenden wirtschaftlich vertretbaren Preis bekomme, und da liegt der Hase im Pfeffer...

Es nützt nix aus Liebhaberei für das was jetzt noch fehlt mehr Geld auszugeben als die Maschine dann schlussendlich hierzulande wert ist (die Preise aus den USA sind m.E.n. hierzulande nicht zu erzielen).

Es geht mir auch nicht um den Wert der Maschine an sich bezüglich eines Verkaufes denn das das habe ich nicht vor, nur sollte es einfach nicht zu teuer werden denn ich bin kein "Featherweighttologist"...
Eine kurze Suche in der E-Bucht zeigt wesentlich mehr und deutlich günstigere Möglichkeiten,als deine anvisierten 250 €+
Hab jetzt auch mal die große Bucht durchschwommen und habe nur Nachbauten oder Mist gefunden bis auf ein Angebot, das war beendet für knapp 60 Dollar und zwar genau heute (grrrr 😡).
Und wenn es jetzt nicht klappt,auch nicht schlimm...,ich habe nach manchen Teilen Jahre gesucht,bis ich sie irgendwann gefunden hatte
Darauf wird es vermutlich hinauslaufen 😊

@ Smartis: Schellack lässt sich grundsätzlich mit Alkohol an- und ablösen, ist aber knifflig an der Maschine.

Das Japaning hält dem Alkohol gut stand, nicht aber die Decals, da werd ich mich rantasten müssen. Den schon abgelösten (sehr bräunlich wirkenden) Topcoat hab ich auf den geraden Flächen schon teilweise mit einer (dünnen und sehr scharfen!) Klinge abgenommen (muss man sehr aufpassen), funktioniert aber auch nicht an den Decals. Wir werden sehen...

Wenn man keinen Wert auf das originale Dekor legt und nur das Japaning erhalten möchte kann den Topcoat einfach mit Brennspiritus/Alkohol und etwas Stahlwolle abreiben (nicht zu lange und nicht auf einer Stelle herumschrubbeln)...

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