Verifizierte Singer Seriennummern aus Wittenberge bis 1945 zur Baujahrbestimmung

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hutzelbein
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Re: Verifizierte Singer Seriennummern aus Wittenberge bis 1945 zur Baujahrbestimmung

#21 Beitrag von hutzelbein »

inch hat geschrieben:@ hutzelbein
Ich weiß nicht,wo du deine Theorien hernimmst.
Das Singer-Werk Wittenberge wurde ausschließlich zu dem Zweck gebaut,Maschinen in Deutschland zu produzieren und damit den Zoll zu umgehen und Kosten+Transportkosten etc. einzusparen,so,wie das heute noch allerorts üblich ist. Alles,was in Wittenberge produziert werden konnte,wurde also auch dort hergestellt.
Die Nähmaschinen wurden selbstverständlich im Werk eingenäht,das ist übrigens auch im von adler104 erwähnten Singer-Film sehr gut zu sehen. Es war eine riesige Fabrik,da wurden bitte sehr nicht mal wegen 1000 Maschinen die Bänder angeworfen. Solche Fabriken produzieren pausenlos,auch gut im oben erwänten Film zu sehen.
Klar wollte man Kosten + Transportkosen etc. einsparen. Da wurde mit Sicherheit in fast allen Bereichen mit sehr spitzen Bleistift gerechnet. Zoll und Transportkosten für Teile, die in Deutschland bei der Herstellung einer Nähmaschine gebraucht wurden, waren vermutlich nicht so hoch und wenn doch, dann hat Singer sicherlich auch noch auf die Zoll-Höhe Einfluss genommen oder eine Sonderregelung für den Zolltarif bekommen. Dann gab es eine neue Zolltarif-Nummer und das Thema war erledigt. Wenn das nicht so lief, wie sich Singer das vorstellte, holte Singer vermutlich die Erpressungskeule raus. Die Maschinen aus Wittenberge sollten auch exportiert werden. Wenn andere Länder dann die Zölle hoch gesetzt haben, hat die ganze Exportwirtschaft in Deutschland gelitten. Wenn die deutsche Exportwirtschaft mehr exportieren wollte, musste erst die Einfuhrzölle in den anderen europäischen Ländern und entsprechend auch in Deutschland gesenkt werden. Das war ein gegenseitiges Geben und Nehmen.

Es wurde nicht alles in Wittenberg produziert. Es gab auch in Hamburg eine Produktionsstätte. Dort befand sich auch die Entwicklungsabteilung. Es war ein Hamburger Singer-Ingenieur, der den Zick-Zack Mechanismus für Singer entwickelt hat. Das ist nicht in Wittenberge passiert.

Selbst an der Zeit für das Einnähen von Nähmaschinen hat Singer geknappst und sicherlich gerne die Arbeit auf die Singer-Fachhändler verlagert, so weit das eben sinnvoll war. Im Werk stand vermutlich zunächst jemand mit einer Stoppuhr daneben und hat gestoppt, wie lange man zum Einnähen maximal brauchen darf. Auf dieser Basis wurde alle Stück-Akkordsätze im Werk für die jeweilige Tätigkeit bestimmt. Alle Mitarbeiter waren weitgehend Spezialisten, die täglich fast immer die gleichen typischen Handbewegungen zum Akkordtarif machten. Allrounder, die fast alles gut konnten oder wußten gab es nur wenige.

Die 1000 Maschinen habe ich nur als Beispiel genommen. Da kannst du noch ein oder zwei Nullen dranhängen, wenn du willst. Umrüstzeiten für Produktionsmaschinen und die damit verbundenen Produktionsausfälle wurden selbstverständlich als Kostenfaktor verstanden. Genauso Lagerkosten incl. Zinsverlust für das im Lagerbestand gebundene Kapital. Der ganze Produktionsprozess war kostenoptimiert. Die optimale Herstellungsmenge eines bestimmten Nähmaschinen-Typs wurde sehr genau ausgerechnet. Dabei hat man sich auch öfter verrechnet, weil man die Verkaufszahlen nur sehr grob abschätzen konnte. Die Fliesbänder sollten dabei möglichst nie stillstehen. Entsprechend wurde auch in Schottland und an anderen Produktionsstandorten gerechnet, aber nicht in der Form, dass möglichst alles in Wittenberge hergestellt werden sollte. Es wurde sehr genau gerechnet, wo die Produktionskosten einschließlich Tranport, Zoll und Lagerkosten günstiger waren. Wenn die Produktion in Schottland günstiger war oder dort aus irgendeinem Grund die Bänder still standen, dann wurde halt dort vorübergehend oder auch längerfristig auch für Deutschland hergestellt. Genauso umgekehrt. Protektionistisches Denken gab es bei Singer nicht. Die Bosse haben alle Entscheider, Politiker und auch die Mitarbeiter gegenseitig ausgespielt, wenn es sein musste. Wenn es in Wittenberge längerzeitig Streiks gab, hat Singer halt die Nähmaschinen vorübergehend vermehrt in Schottland herstellen lassen und die deutschen Belegschaft ausgehungert.

So läuft es auch heute noch. Wenn die Herstellungskosten in Europa oder in Taiwan/China zu hoch sind, dann produziert Singer halt in irgendeinem anderen Entwicklungsland, wo die Mitarbeiter noch sehr arm sind und hungern müssen, wenn sie nichts verdienen. Wieviel Singer dabei verdient, weiß keiner. Mit Sicherheit wird aber auf die Rendite bis auf zwei Stellen hinter dem Komma wert gelegt. Das war auch damals schon so, nur noch nicht so extrem wie heute.
Adler 8 - Meister ZZ Automatik - Pfaff 130 - 230 - Phoenix DD 6 - Singer 206D - (u.v.m.)

Hosenkürzer
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Re: Verifizierte Singer Seriennummern aus Wittenberge bis 1945 zur Baujahrbestimmung

#22 Beitrag von Hosenkürzer »

Hallo hutzelbein,
hutzelbein hat geschrieben:......... Es konnte schon passieren, dass Maschinen erst Monate oder sogar Jahre im Lager rum standen.........
ja natürlich, das ist ja auch unbestritten. Aber nicht ALLE.

Jedenfalls ist noch kein Beleg aufgetaucht, bei dem das NICHT der Fall gewesen wäre.

Ich behaupte ja auch keineswegs, daß das Jahr auf der Rechnung mit dem Produktionsjahr identisch ist, natürlich gab es da mehr oder weniger lange Lagerzeiten, sei es im Werk oder bei den Händlern, aber sicher nicht BEI ALLEN MASCHINEN MEHRERE JAHRE!

Weiters hat mir noch niemand eine Vorkriegs-Singer aus Wittenberge mit einer SN über 4 Mio. nachweisen können. Die höchste belegte SN in meiner Tabelle ist C 3.821.570.
Diese Maschine weist schon alle Merkmale kriegsbedingter Mangelwirtschaft auf (fast keine verchromten bzw. vernickelten Teile):
15-88 Blackside.jpg
Wo sind dann bitte die restlichen 2,5 Mio. der angeblich 6,5 Mio. produzierten Maschinen abgeblieben? ALLE vernichtet oder verlorengegangen? Das kann doch niemand wirklich glauben!

lG Helmut
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Fischkopp
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Re: Verifizierte Singer Seriennummern aus Wittenberge bis 1945 zur Baujahrbestimmung

#23 Beitrag von Fischkopp »

Wo war den der Standort des Hamburger Singer Werkes?
Ich habe da noch nie was von gehört

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adler104
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Re: Verifizierte Singer Seriennummern aus Wittenberge bis 1945 zur Baujahrbestimmung

#24 Beitrag von adler104 »

Persönlich glaube ich auch nicht, dass alle SINGER Teile für den deutschen Markt in Wittenberge produziert wurden. Warum sollte man Kapazitäten schaffen, wenn anderswo im Firmennetzwerk Kapazitäten vorhanden sind, die nicht voll ausgelastet werden bzw mehr dort eh mehr produziert (oder produzieren könnte) als man tatsächlich vor Ort braucht. Dann müssten in der Theorie ja genau so viele Nadelstangen, Nadelplatten oder anteilig auch Schrauben, usw. wie Gehäuse produziert worden sein, damit der Output halbwegs zueinander passt (+ evtl Ersatzteile und Ausschuss). Die Produktion von Gehäusen ist sicherlich zeitaufwendiger als eine Nadelstange zu produzieren. Von daher glaube ich, dass auch in anderen Singer Werken Teile für deutsche Maschinen produziert worden sind und umgekehrt. Denn wenn die Produktion sagen wir mal 24/7 gelaufen ist, wären irgendwann unglaublich viele Ersatzteile vorhanden -mehr als man braucht und man müsste Teile vom Werk stilllegen (oder Kurzarbeit???) weil man zu viele Teile produziert hat, die man nicht verbauen kann und das kann ich mir nicht vorstellen für die damalige Zeit.

Ich könnte mir auch vorstellen, das Teile von anderen Herstellern zu geliefert wurden. Wie z.B. von MADIEDE (MAX DIETZE GMBH, Dresden) oder NÄMATAG jedoch mit SINGER Stempeln.

Ich habe ja nun fast ausschließlich Singer Maschinen - auch bzw. vor allem aus Nachkriegsfertigung und in fast allen Deutschen Maschinen sind US Teile verbaut (SIMANCO USA gestempelt), auch sind die Gehäuse wie z.B. meiner 111G156 ist mit W Seriennummer versehen (Made ein USA). Ich glaube das war schon immer so, dass Singer Teile vom einem in das andere Werk geliefert hat bzw zugekauft hat - auch vor dem Krieg.

Aber wir alle bewegen uns da alle im Theoriebereich, denn 100%ige Beweise, um seine Theorie zu belegen wird wohl niemand haben.
Zuletzt geändert von adler104 am Mittwoch 19. Dezember 2018, 11:52, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Verifizierte Singer Seriennummern aus Wittenberge bis 1945 zur Baujahrbestimmung

#25 Beitrag von adler104 »

Fischkopp hat geschrieben:Wo war den der Standort des Hamburger Singer Werkes?
Ich habe da noch nie was von gehört
Singer hatte ein Bürogebäude in Hamburg, das wurde glaub ich vor ein paar Jahren abgerissen. Da gabs glaub ich sogar irgend ne Panne.... da gabs auch nen Video...

Auch hatte Singer eine "Industrie Abteilung" in Frankfurt/Main...
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carco
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Re: Verifizierte Singer Seriennummern aus Wittenberge bis 1945 zur Baujahrbestimmung

#26 Beitrag von carco »

Der Bau des Werkes in Deutschland hatte mehrere Gründe:

1. Grund war, dass das Deutsche Reich mit seinen Anreinerstaaten einen riesengroßen Markt darstellte.
2. Grund waren die erheblichen Transportkosten. Die Einfuhrkosten waren damals nicht unbedingt entscheidend, weil relativ gering.
3. Grund waren Patentrechte, die nur dann wirklich durchzusetzen waren, wenn auch in jenem Land produziert wurde.
4. Grund war die Verfügung von Rohstoffen, hier vor allen Dingen Holz.

Man muss davon ausgehen dass die Seriennummern fortlaufend und nicht Modellabhängig gestempelt wurden. Anderes macht garkeinen Sinn. Das war auch in der deutschen Motorradproduktion allgemein nicht anders.

Außerdem ließ sich eine fortlaufende Stempelung viel besser kontrollieren, schließlich musste das deutsche Werk die Gewinne in die USA abführen.

Der Film aus den späten Zwanzigern offenbart eine Menge über die Produktion bei Singer. Es lohnt sich das ganze einmal zu verinnerlichen.

Wenn man weiß welche Gebäude in Wittenberge für welchen Produktionszweig standen, dann kann man auch abschätzen ob und wieviel Teile zugeliefert wurden.

Und ja, jede Nähmaschine wurde dokumentiert. Das zeigt der Film sehr deutlich. Das war sicherlich in Deutschland nicht anders.
Pfaff 130 - 134 - 138-6 - 145H2 - 545H3 - Pfaff W&G, Phoenix R - 429-50, Singer 12 - 28 - 29 - 15D-88 - 66 - 201K, Sunbeam TT90, Unknown, Winselmann Titan, Triumph TR4, Frister & Rossmann...

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Re: Verifizierte Singer Seriennummern aus Wittenberge bis 1945 zur Baujahrbestimmung

#27 Beitrag von dieter kohl »

serv

wenn man diesen Gedanken mit der fortlaufenden Nummerierung weiterführt, kann man davon ausgehen, daß auch die Kriegserzeugnisse im Nummernkreis enthalten waren
gruß dieter
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Re: Verifizierte Singer Seriennummern aus Wittenberge bis 1945 zur Baujahrbestimmung

#28 Beitrag von Fischkopp »

Vielleicht gab es ja eine Maschine für gerade und ungerade Seriennummern für verschiedene Modelle.Das sollte doch heraus zu finden sein

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Re: Verifizierte Singer Seriennummern aus Wittenberge bis 1945 zur Baujahrbestimmung

#29 Beitrag von adler104 »

Hier noch was zur Datierung von "W" Prefix Singer Nähmaschinen usw - vielleicht hilft das ja ein wenig.
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Re: Verifizierte Singer Seriennummern aus Wittenberge bis 1945 zur Baujahrbestimmung

#30 Beitrag von inch »

Ich sehe fortlaufende Nummerierung bei einzeln vorangestellten Buchstaben,als auch bei Zweier-Gruppen,nur wurde da die jeweilige Serie gefüllt,bevor einen neue angefangen wurde.
Die Reichsfinanzverwaltung war damals auch sehr gut (in eigenem Interesse) aufgestellt und galt als streng und fachlich kompetent...
Die Fundamentplatten hatten zwar verschiedene Grundmaße,was aber kein Problem für die Einschlag-Maschine war,die wurde dann halt mit Adapter auf das Maß passend gestellt.
Oder bei einer zweiten Die Zahlenreihe in Fortsetzung entsprechend eingestellt. Jedenfalls fortlaufend.
Ich habe mal nachgeschaut,bei Industrie-Singern liegt das Ende des Einschlag-Feldes ca. 11 cm von der Außenkante entfernt,bei Haushaltsnähmaschinen ca. 8 cm.
Слава Україні!
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