Singer 206G Restauration

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hutzelbein
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Re: Singer 206G Restauration

#11 Beitrag von hutzelbein »

duesenberg hat geschrieben:Ich habe vor längerer Zeit den Zylinder meines Motorrades mit Einbrennlack für eben diesen Zweck behandelt und hinterher im Backofen eingebrannt. Das waren Temperaturen um die 130°C, wenn ich mich richtig erinnere. Meine Frau war auf einer Dienstreise, so daß ich etwas Zeit gehabt hätte, die Spuren meiner Untat zu verwischen. Es war - gar nichts. Ich hatte geglaubt, es stinkt und qualmt wie ein rumänischer Lastwagen beim Anlassen. Nichts dergleichen. Sicher, ein bißchen blauer Dunst - aber der war nach ein paar Minuten lüften fort. Inwieweit der Zylindereinbrennlack mit dem von Dir favorisierten vergleichbar ist, weiß ich natürlich nicht.
Zylinderbrennlack hört sich gut an. Deinen Zylinder hätte ich gerne gesehen. Welchen Lack du benutzt hast, würde ich auch gerne wissen.

Ich habe mir heute noch ein anderes Objekt organisiert (kann ich am Donnerstag abholen), an dem ich mich ungeniert austoben könnte. Eine in der Optik ziemlich übel aussehende und angeblich defekte Singer 216G. Die hat allerdings eine Nähleuchte, einen Motor und einen Anlaser mit dem passenden Kabel, das ich derzeit gebrauchen könnte. Wenn der Motor oder der Anlasser defekt ist, kann ich ihn vermutlich sofort reparieren. Die genau passenden Kondensatoren habe ich bereits in Reserve. Die Anschaffung dieser Maschine war insgesamt wesentlich günstiger, als das gesuchte Kabel neu zu kaufen. Was für ein Wahnsinn, wenn man für ein Anlasserkabel mehr als 20 Euro bezahlen muss. Aus dem Singer-Anlasser kann ich zwei Anlasser machen, weil ich die anderen Teile auch als Ersatzteile bereits habe.

Mir geht es fast wie den Maler Emil Schumacher. Der hatte wahnsinnigen Respekt vor neuen glatten Malflächen. Der musste sein Malpapier erst zerknüllen und teilweise auch zerfetzen und dann in Wasser eintauchen, bevor er sich auf seinen Malgrund austoben konnte. Wenn eine Maschine gut nähen kann und sie aus meiner Sicht einen gewissen Wert hat, wie meine Singer 206D, habe ich vor der Maschine zu viel Respekt. Ich werde mir die Singer 216G kurz anschauen. Wenn sie verharzt ist, stelle ich sie gleich in Backofen. Danach versuche ich sie auch vollständig zu demontieren und zu reinigen. Alle Schräubchen gehen dann hoffentlich leicht auf, so dass ich sogar auf WD40 verzichten kann. Das Gehäuse spritze ich dann wie Frickelhansen mit irgendeiner Phantasiefarbe an oder versuche mich wie Emil Schumacher mit Action Painting. Das wäre dann eine künsterlische Betätigung an der ich Gefallen finden könnte, insbesondere wenn ich meiner künstlerischen Begabung freien Lauf lassen könnte. Die Farben dafür könnte ich mit feinen Künstler-Pigmenten auf Alkydharz-Basis mit einer sehr intensiven und selten zu sehenden Leuchtkraft sogar selbst herstellen. Habe ich mit Leinöl und Acryl-Dispersion bereits gemacht und eine umfangreiche Pigment-Sammlung habe ich auch noch fast unbenutzt in meinen Schrank. Sobald ich versuche, eine Nähmaschine originalgetreu zu restaurieren, wird meine Phantasie stark ausgebremst und dann wird es für mich sogar unnötig teuer.

@GerdK: Die Überschrift in diesem Thread muss "Singer 206D Restauration" lauten. Ich mabe mich verschrieben!
Ich werde mit Sicherheit noch Bilder posten, wie die Maschine vor und nach der Restauration aussieht.

Zunächst versuche ich es aber mit Action Paining oder surrealistischer Malerei an einer Singer 216G. Mal sehen was dabei herauskommt. Viel schlimmer als die Maschine bereits aussieht, kann das Ergebnis nicht werden. Wenn es aber gelingt, könnte ich vermutlich den Wert meiner Arbeit leichter realisieren. Da müssen aus meiner Sicht in Deutschland neue Maßstäbe gesetzt werden, sonst lohnt sich die viele Arbeit und auch der Geldeinsatz nicht. Es gibt Leute, die zerlegen ihre Maschinen und verkaufen die Teile dann zu Wucherpreisen auf Ebay ohne Funktionsgarantie. Ich mach das lieber genau umgekehrt.
Zuletzt geändert von hutzelbein am Dienstag 30. Oktober 2018, 22:00, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Singer 206G Restauration

#12 Beitrag von GerdK »

hutzelbein hat geschrieben:..Zunächst versuche ich es aber mit Action Paining oder surrealistischer Malerei an einer Singer 216G. Mal sehen was dabei herauskommt. Viel schlimmer als die Maschine bereits aussieht, kann das Ergebnis nicht werden. Wenn es aber gelingt, könnte ich vermutlich den Wert meiner Arbeit leichter realisieren. Da müssen aus meiner Sicht in Deutschland neue Maßstäbe gesetzt werden, sonst lohnt sich die viele Arbeit nicht.
Ich habe eine 216G. Stimmt schon, da kann man bzgl. Farbdesign nicht allzu viel kaputt machen, die Farbe ist ziemlich häßlich (wenn es dieses seltsame beige-hellbraun-fastabernichtganzgrün-irgendwas ist). Viel Glück! smile

Viele Grüße, Gerd

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Re: Singer 206G Restauration

#13 Beitrag von hutzelbein »

Die Farbe nennt sich glaube ich altrosa. Hat halt einen leicht bräunlichen Stich. Der genaue Farbton lässt sich nicht einfach nachstellen. Solange eine solche Maschine im gepflegten Zustand ist und es kaum Kratzerchen gibt, sieht das eigentlich noch sehr schön aus. Ist vielleicht auch Geschmackssache. Zwei dieser Maschinen, eine war schwarz, habe ich bereits gut verkauft. Die waren beide auch optisch in einem sehr guten Zustand. Wenn die Maschine aber ungepflegt ist und es viele abgenutzte Lackstellen gibt, sieht die Maschine sehr schnell unattraktiv aus. In eine solche Maschine kann man dann Arbeit reinstecken wie man will. Man bekommt diese Arbeit nicht angemessen bezahlt, obwohl die Maschine eigentlich von bester Qualität ist. Sie gehört mit zu den besten CB-Greifer Maschinen, die ich kenne. Die 206D finde ich nur deshalb für mich interessanter, weil da wie bei der Pfaff 130 ein Doppel-Umlaufgreifer eingebaut ist, der für besondere Laufruhe sorgt. Auf diesem Gebiet können CB-Greifer Maschinen nicht mithalten. Dafür kann der Anfänger allerdings leichter mit CB-Greifermaschinen umgehen. Die Handhabung ist einfacher. Anders als bei der Pfaff 130 wird bei der Singer 206D auch die gesamte Transporteurbewegung über die Schnurkette gesteuert. In einer Pfaff 130 gibt es zwei Gabelstangen mehr, die von der Armwelle bewegt werden müssen. Ich glaube das ist der Grund, warum die Singer 206D noch einen Tick leichtgängiger läuft, wie eine Pfaff 130.
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Re: Singer 206G Restauration

#14 Beitrag von hutzelbein »

Auf die Idee, Nähmaschinen phantasievoll anzumalen sind andere Leute vermutlich bereits vor 100 Jahren gekommen. Vermutlich könnte ich einige hundert beeindruckende Bilder zu diesem Thema hier einstellen oder ein ganzes Buch darüber schreiben. Selbst Nähmaschinenhersteller haben das versucht, individuelle Exemplare herzustellen. Schnell wirkt das aber auch kitschig, wenn übertriebene Detailtreue mit vielen Blümchen oder Vögelchen eine Rolle spielen. Das Problem ist auch, dass man auf den Lack nicht einfach zeichnen kann. Dazu braucht man entweder die genau richtigen Mal-Utensilien oder eine geübte ruhige Hand. Besonders hat mich dieser Video beeindruckt, wegen der Unbekümmertheit, die beim Sprühen auf eine relativ neue weiße Pfaff 1200 Hobby Nähmaschine angewendet wurde. Das eigene Design war dem Graffitti-Sprayer wesentlich wichtiger als die ganze Nähmaschine mit ihrer noch neuwertigen Technik. Nur mit dieser Einstellung kann man mE gute Ergebnisse erzielen. Ich musste lachen, als ich mir diesen Video angesehen habe:

https://www.youtube.com/watch?v=Tz4F6OFo5Ks

Sobald man die andere Herangensweise versucht und dabei relative Originaltreue anstrebt, wie z.B. in diesem Video

https://www.youtube.com/watch?v=wJBi1z_FohI

steht die handwerkliche Qualität der Malerarbeit im Vordergrund. Das Werk sieht dann dem Original ziemlich ähnlich, ist aber nicht mehr orginell. Ich denke man muss sich davon lösen, den Orginalzustand wieder herzustellen. Das ist auch viel zu aufwändig und zu teuer. Oft geht das auch gar nicht. Besonders dann, wenn man auf Plastik malen muss. Das beste was dabei herauskommen könnte, ist, dass man dann sagt, das hast du gut hinbekommen, den ursprünglichen Zustand wieder herzustellen. Das ist dann vielleicht gutes Handwerk, aber noch keine Kunst. Umgekehrt kann Kunst schnell Pfusch werden, wenn wichtige handwerklichen Erfordernisse einfach vernachlässigt werden.

Wie weit man sich dabei wagen kann, zeigt dieser Video:
https://www.youtube.com/watch?v=JjfaPjWYbA8

Nicht zu fassen, was Menschen bereits alles versucht haben.
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Re: Singer 206G Restauration

#15 Beitrag von hutzelbein »

Die Singer 216G habe ich abgeholt. Der optische Zustand ist besser als ich erwartet habe. Die ist ein wenig verschmutzt und der Schmutz geht leicht ab. In diesem Zustand ist die Maschine kein geeignetes Sanierungsobjekt, an dem ich mich austoben kann. Verharzt ist die Maschine auch nicht. Alle Bedienelemente funktionieren butterweich. Ich denke mit dieser Maschine habe ich nicht viel Arbeit. Das Zubehör ist auch vollständig und in relativ guten Zustand. Zwei Original Singer Spulenkapseln, ein Ersatzkeilriemen, eine Nähmaschinenleuchte und zwei Original Singer Schaniere waren mit dabei. Für das was ich bezahlt habe, bekommt man normalerweise keine zwei Spulenkapseln in guter Singer Qualität. Den Nähmaschinentisch habe ich stehen lassen. Das wäre mir zu viel Arbeit gewesen, den zu restaurieren. Zum BAG Motor kann ich noch nichts sagen. Schön sieht er aus, ob er noch funktioniert weiß ich nicht. Da ich erst kürzlich einen genau baugleichen Motor gewartet habe und ihn mittlerweile genau kenne, vermute ich keinerlei Probleme. Der Singer Anlasser sieht auch noch ganz gut aus. Scheinbar wurde der mal ersetzt, weil er noch relativ neu ausschaut. Im schlimmsten Zustand ist das Anlasserkabel mit Bananenstecker, auf das ich eigentlich nur scharf war. Ein Kabel war aus dem Anlasser herausgezogen und am Bananenstecker ist die Isolierung beschädigt. Kein Wunder, dass die Maschine nicht mehr funktionierte und als defekt angeboten wurde. Verkaufen kann ich das Kabel vermutlich nicht mehr. Selbst benutzen geht aber wahrscheinlich noch. Ich muss halt etwas arbeiten, um mir zwei oder sogar drei neue Singer Bananensteckerkabel zu verdienen. So viele werde wohl insgesamt brauchen. Verlust mach ich mit dieser Maschine aber bestimmt nicht.

Damit sich die Abholaktion lohnte, habe ich mir gleichzeitig noch einen Pfaff/Elte Anlasser bei einem anderen Verkäufer günstig abgeholt. Die passenden Kondensatoren für diesen Anlasser und den zu verbauenden Widerstand habe ich mittlerweile bereits auf Vorrat. Da kann also auch nichts anbrennen.

Hinsichtlich meiner Malerarbeiten bewege ich mich im Kreise. Entweder verzettele ich mich total. Dann mach ich eine Wissenschaft draus. Ich weiß leider bereits viel zu viel von Lacken, anderen Bindemitteln, Pigmenten und all den künstlerischen Möglichkeiten. Oder ich ziehe die Notbremse. Eigentlich will ich nur nähen und endlich wieder eine sauber Wohnung haben. Bei mir sieht es derzeit teilweise aus, wie in einer ziemlich üblen Reparaturwerkstatt. Was ich definitiv nicht mache, dass ich mich auch noch mit Pulverlacken beschäftigte. Das können industrielle Verarbeiter tun. In diesem Bereich mache ich keinen Finger krumm. 2K Autolack kommt auch nicht in Frage, weil ich ganze Maschine erst entlacken und neu grundieren müsste. Enbrennlack liegt an meiner Schmerzgrenze. Mit teueren Decals will ich aber nicht arbeiten, obwohl ich bereits weiß, wie das geht. Mit Alkydharz-Lacken und Alkydharz Malfarben (gibts bei Boesner mit der Marke Winston & Newton Griffin Alkyd) würde ich am liebsten arbeiten. Das harte Auftrocknen von Nitrolacken hätte ich am liebsten. Aber auf die aggressiven Lösemittel, die darin enthalten sind, würde ich gerne verzichten. Die künstlerischen Möglichkeiten gehen am weitesten mit Schellack und bestimmten Wachsen. Einmal Heißluftföhn anhalten und das Kunstwerk ist zerstört. Alternativ mit bestimmten natürlichen Lacken vom Lackbaum, so wie das bestimmte Lackkünstler verwenden. Ob das allerdings so hart auftrocknet, um der mechanischen Beanspruchung beim Nähen gerecht zu werden, weiß ich nicht. So siehts aus. Wie ich das Problem anpacke, weiß ich noch nicht.
Zuletzt geändert von hutzelbein am Donnerstag 1. November 2018, 22:30, insgesamt 1-mal geändert.
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GerdK
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Re: Singer 206G Restauration

#16 Beitrag von GerdK »

An meiner 216G war als Treibriemen noch ein Lederriemen drauf. Ich habe ihn gegen einen "richtigen" Keilriemen ausgetauscht, das war eine billige und lohnenswerte Investition, kann ich nur empfehlen. Der, den ich gekauft hatte, war ein bisschen zu lang, ich habe dann den Motor einfach ein Stückchen weiter weg gesetzt durch unterlegen eines Aluprofils. War alles gut hinterher.
100_7840.JPG
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Re: Singer 206G Restauration

#17 Beitrag von hutzelbein »

Ich habe mal nachgesehen, was da für ein Keilriemen drauf ist. Es ist ein klassischer Keilriemen von Continental 5 x 330 (Innenlänge). Solche Keilringen gab es auch von Singer. Der Ersatzkeilriemen ist ebenfalls von Continental, aber viel zu lang 5 x 375li. Den kann ich vermutlich an keiner Maschine gebrauchen. Meine letzten klassischen Keilriemen habe ich von tooler.de gekauft. Die haben von Optibelt ein relativ großes Sortiment. Preis war für mich gerade noch ok. Damit bin ich eigentlich sehr zufrieden. Was ich auch gerne verwende sind Keilriemen aus Neopren. Aber nur die weichen. Die waren z.B. intern in alten Riccar-Maschinen verbaut. Die harten (weiß nicht was das für ein Kunststoff-Material ist) mag ich überhaupt nicht.

Was ich auch gerne verwende sind Optibelt Zahnriemen in der Teilung 5,08 mm, aber nur für bestimmte Motoren. Auf Ebay gibt es einen Händler, der verkauft einen solchen in einer Länge 340 und einer Sonderbreite für Nähmaschien von 4,763mm. An einem alten Aspa Motor vom Typ ASM 22-6 mit Singer Steckerbuchse funktioniert das hervorragend. Ich weiß nicht, in welchen Maschinen der intern verbaut war. Ich habe ihn zum Rucksackmotor umfunktioniert. So etwas mache ich gelegentlich, wenn ich keinen günstigen Rucksackmotor finde und ich keine Wucherpreise für gebrauchte überholtungsbedürftige Motoren bezahlen will. Dann muss ich mir halt schnell ein passendes Motorbefestigungsblech basteln. Alu-Blech in mehreren Stärken habe immer ausreichend vorrätig. Der Motor hört sich extrem leise wie ein Spielzeugmotor an und funktioniert an einer Singer 206D mit diesem Riemen hervorragend. Wenn ich damit nähe, kommt richtig Spass auf. Es könnte sein, dass dieser Motor von Veritas verbaut wurde, als in der DDR Mitte der 60er Jahre beschlossen wurde, keine eigenen Elektromotoren für Nähmaschinen mehr herzustellen und die gesamte Motoren-Produktion auf den polnischen Hersteller ASPA zu übertragen. Das Singer ihn verbaut hat, ist zwar möglich, aber vorstellen kann ich mir das eigentlich nicht. Vorstellen kann ich mir allenfalls, dass ASPA ihn als Ersatzmotor für interne Singer Motoren hergestellt hat, weil die Original Singer Ersatzteile vermutlich sehr teuer waren.

Die Kondensatoren in den älteren Singer Motoren hatte nach meiner Einschätzung alle nur eine begrenzte Lebensdauer. Man konnte sie auch nicht einfach finden. Entweder waren sie an ungewöhnlicher Stelle im Strator verbaut oder unter den Kabelanschlüssen, wo man sie nicht gleich sehen kann. Üblicherweise braucht man nur einen möglichst kleinen flachen X2 Entstör-Kondensator mit 22nF als Ersatzteil. Ansonsten kann in diesen Motoren kaum was defekt gehen, es sei denn ein Wahnsinnger schüttet da wie verrückt Öl rein, so dass es auf den Kommutator oder der Wicklung anfängt zu brennen.
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Re: Singer 206G Restauration

#18 Beitrag von hutzelbein »

Ich habe die Singer 216G inzwischen mit viel Arbeit wieder perfekt hinbekommen und kann meine Zeit jetzt hoffentlich wieder den Singer 206D Maschinen widmen. Die kleinen Lackfehler an der 216G will ich nur etwas ausbessern. Wie ich das am besten mache, weiß ich noch nicht. Ich habe da mehrere Möglichkeiten und könnte es auch mit Griffin Alkyd mit einigen Ölfarben aus dem Künstlerfarbenbereich gemischt versuchen, das altrosa der Maschine genau nachzustellen.

Folgende Baustellen habe ich noch:

- Die Transporteurschrauben wollen auch bei dieser Maschine nicht auf. Da stehen vermutlich noch mehrere Versuche mit WD40 von oben und unten verbunden mit einem Heißluftföhn an.

- Die Maschine läuft ohne Spulenkapsel extrem leise. Ich kann auch extrem langsam annähen. Das habe ich mit einem alten Schweizer Anlasser von einer Regina Nähmaschine geschafft. In diesem Anlasser habe ich alle Kohleplättchen poliert und einige Plättchen auch erneuert. Ich war von dem Verhalten des Anlassers sehr überrascht. Mein Eindruck ist, dieser Anlasser ermöglicht noch besseres Anlassverhalten als der beste Pfaff Widerstandsanlasser den ich kenne. Besser als der Original Singer Anlasser ist er sowieso. Farblich passt er perfekt zum Singer Motor und da der Anlasser eine Steckerbuchse hat, für die ich den genau passenden Kaltgerätestecker aus Bakelitt besitze, wird das beschädigte Anlasserkabel vom Gewicht des Anlassers in Zukunft entlastet. Ein Problem habe ich aber bei dieser Maschine noch. Sobald ich eine Spulenkapsel in die Maschine baue, näht die Maschine für meine verwöhnten Ohren relativ laut. Ich meine ich habe das Nähgeräusch einer Singer 216G bereits deutlich leiser wahrgenommen. Das Problem hatte ich bereits ähnlich bei einer alten Meister CB Greifer Maschine. Die Luft zwischen Treiberfeder und Greiferende ist mE mit gut 1mm oder sogar noch mehr viel zu groß. In alten Singer Reparaturanweisungen steht, ähnlich auch in alten Meister Reparatur-Anweisungen, dass die Luft max. 0,35mm betragen sollte und dass es bei größeren Abständen unnötiges Geräusch zu hören gibt. Da wird mir nichts anders über bleiben, als die Treiberfeder wieder etwas zu verbiegen. Die bekomme ich allerdings nur ausgebaut, wenn auch der Transporteur ausgebaut werden kann. Ansonsten müsste ich den Schraubenzieher schräg ansetzen, was ich nur ungern mache.

- Mein Eindruck ist, dass auch bei dieser Maschine eine Spulenkapsel aus der Ebay Billigecke made in China mit einer zu steifen Feder verbaut ist. Rund 95% aller Spulenkapseln, die auf Ebay angeboten werden, taugen mE nichts und sind geschenkt viel zu teuer, selbst dann, wenn sie als Originalware zu Mondpreisen angeboten werden. Bei der Original Singer Spulenkapsel, die ebenfalls dabei war, fehlt innen leider das kleine Schräubchen. Das ist mittlerweile die 4. Spulenkapsel, die sich meinem Besitz befindet, wo dieses Schräubchen fehlt und die ich gerne retten würde. Alle Versuche solche Schräubchen irgendwo aufzutreiben, sind bislang fehlgeschlagen. Auch bei Uhrmachern habe ich es bereits vergeblich versucht. Die Abmessungen der Schräubchen sind mir allerdings bekannt:

Gesamte Schräubchenlänge 1,9mm
Schraubkopfhöhe ca. 0,7mm, Gewindelänge 1,2mm.
Schraubkopfdurchmesser 2,4mm
Gewindedurchmesser 1,75 - 1,8 mm.

Weiß jemand, wo ich solche Schräubchen, die in alte Spulenkapseln passen, herbekommen könnte und ob es möglicherweise einen Trick gibt, wie man auf solche Schräubchen auch verzichten könnte?

Edit: Ich habe meine Lösung gefunden. Mit 20x M2 Messingschräubchen, die einfach zurecht feilen kann, einen M2 Gewindebohrer und 10x 1,6mm Kernlochbohrer. Alles zusammen für unter 6 Euro werde ich es versuchen, dieses Problem für immer aus der Welt zu schaffen. Die Bohrer und über bleibenden Schräubchen kann ich auch für andere Zwecke noch gut gebrauchen.
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Re: Singer 206G Restauration

#19 Beitrag von hutzelbein »

Das 1,6mm Kernloch und das M2 Gewinde war in 4 Spulenkapseln in wenigen Sekunden schnell hineingebohrt. Ein Messingschräubchen auf die gewünschte Länge abfeilen geht auch relativ einfach. Das geht auch mit dem Schraubkopf und auch das tieferlegen des Schlitzes ist kein großes Problem, wenn man eine feine Eisensäge hat. Man muss das Schräubchen halt zum Abfeilen zunächst in dünnes Alu-Blech hineinschrauben. Ich habe aber einen Fehler gemacht. Ich hätte die Schräubchen deutlich länger bestellen sollen, damit ich sie zunächst in eine Bohrmaschine einspannen kann. Der Durchmesser des Schraubkopfes muss bei M2 Schräubchen von etwa 3,8mm auf 2,4mm abgefeilt werden, sonst lässt sich die Klappe der Spulenkapseln am Ende nicht wie gewünscht aufklappen. Den Duchmesser des Schraubkopfes bekommt man aber am besten ziemlich schnell rund abgefeilt und auch fein poliert, wenn man das Schräubchen in eine Bohrmaschine oder Drehbank einspannen kann. Das Schräubchen danach auf die gewünschte Länge absägen ist kein großes Problem. Ich bekomme die Spulenkapseln mit meiner Vorgehensweise sicherlich wieder perfekt aktiviert. Nur der Schraubkopf der Schräubchen wird nach meinen ersten Versuchen nicht so exakt rund sein, wie ich das gerne hätte. Edit: Ist mir egal. Die Spulenkapseln funktionieren alle wieder. Eine ziemlich alte Spulenkapsel, die vermutlich vor 1945 hergestellt wurde und leicht angerostet war, glänzt innen und außen wieder wie neu. Auch das geht, wenn man sich zum Aufpolieren etwas Zeit nimmt.

Unter idealen Bedingungen und nach etwas Übung schätze ich den Arbeitsaufwand für jede Spulenkapsel auf etwa 5 Minuten und die Kosten pro Schräubchen auf etwa 5 Cent. Messing lässt sich ähnlich einfach feilen wie Aluminium.

Die Treiberfeder konnte ich rausschrauben und danach etwas zurechtbiegen. Das Geräusch der CB-Greifer Maschine hörte sich danach ziemlich normal an. Nur die vorgeschriebenen 0,35mm stimmen vermutlich immer noch nicht. Ich hätte zwar eine genau passende Lehre, aber wie das genau richtige Zurechtbiegen der Feder klappen soll, ist mir ein Rätsel, weil auch der Greifer selbst ziemlich viel Luft hat und jenachdem wie ich den verschiebe, ist der Abstand zwischen Treiberfeder und Greiferende größer oder kleiner.

Die Farbe altrosa der Maschine konnte ich ebenfalls ziemlich genau nachstellen. Das ist weiß mit etwas Umbra gebrannt gemischt. Wenn der Tonwert (die Helligkeit der Farbe) in etwa stimmt, bekommt man den rötlichen Stich mit wenig Englischrot genau eingestellt. Am besten man nimmt dafür Acrylfarben, weil das sehr schnell auftrocknet. Das kann man mehrmals wiederholen und zwischendurch auch leicht anschleifen. Am Ende kann man die ausgebesserten Stellen mit Klarlack auf Alkydharzbasis überziehen. Bei einer schwarzen Maschine geht das alles noch viel einfacher, aber ähnlich. Das ist etwas Kosmetik. Den optischen Zustand der Maschine verschlechtern kann man damit nicht. Auf die gleiche Weise kann man sogar abgenutzte Decals ausbessern. Man muss halt einen sehr feinen Pinsel haben und braucht dafür eine sehr ruhige Hand.

Die zwei Schrauben am Transporteur sind immer noch nicht auf. Die nerven am meisten.
Zuletzt geändert von hutzelbein am Donnerstag 15. November 2018, 17:33, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Singer 206G Restauration

#20 Beitrag von uu4y »

"" Die zwei Schrauben am Transporteur sind immer noch nicht auf. Die nerven am meisten.""
ich gehe mal davon aus, dass das Schlitzschrauben sind...
bei denen nimmt man -so vorhanden- einen "Knirps" -Schraubendreher,
der sehr genau in der Breite und praktisch spielfrei in den Schraubenschlitz passen sollte;
diesen klemme ich dann -mit Gefühl- in eine Gripzange, setze ihn an,drücke von oben
mit einer Hand bei gleichzeitigem Drehen mit der anderen;
damit habe ich noch jede Transporteur (neudeutsch Feeddog) -schraube aufbekommen lol
ist der Platz nach oben zu knapp, klemme ich statt des Knirps ein ebensolches Schlitzbit in die Gripzange... biggrin

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