Pfaff 130 Schränkchen herrichten

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inch
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Re: Pfaff 130 Schränkchen herrichten

#21 Beitrag von inch »

Wenn du irgendetwas an meinen Ausführungen nicht verstehst,kannst du gerne nachfragen.
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inch
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Re: Pfaff 130 Schränkchen herrichten

#22 Beitrag von inch »

Karina.S hat geschrieben: Montag 19. Juli 2021, 18:26
det hat geschrieben: Montag 19. Juli 2021, 10:22
Unter Furnierleim werden sehr unterschiedliche Leime angeboten. Einerseits Weißleime (PVAc) ähnlich Ponal und andererseits Fischleim (=Glutinleim). Hast du Erfahrungen bezüglich der Wasserbeständigkeit dieser Leimtypen?

Danke und Gruß
Detlef
In meiner (sehr lange zurückliegenden) Ausbildung wurde für Furnier auch Knochenleim verwendet. Er wird erwärmt verarbeitet und kann dann auch gut mit einer Spritze mit Kanüle unter das Furnier oder aufgewölbte Furnierflächen gespritzt werden. Nachteil ist, dass er schnell ausgeliert und man sehr schnell arbeiten muss. Die Furnierleger hatten deswegen immer schwere Metallplatten liegen, die erwärmt und dann auf die Fläche zum Beschweren gelegt wurden. Ich habe letztens auf einer Webseite Knochenleim gefunden, bei Interesse kann ich ja den Link einstellen.

Knochenleim lässt sich mit Wärme auch wieder lösen, was bei Holzleim nicht so einfach geht. Zur Wasserbeständigkeit kann ich nicht soviel sagen. Da kommt es sicher auch drauf an, wie lange das Wasser Zeit hatte, zu arbeiten.
Das ist genau der Vorteil von Fischleim,daß er während der Verarbeitung normal flüssig ist und man den bequem unterspritzen oder streichen kann für Reparaturen. Ich habe mit Fischleim schon große Furnierflächen verarbeitet,einfach super,dieser Glutinleim. Mit Knochenleim hätte ich mir da die Karten gelegt,weil er zu schnell hart wird.
Glutinleime sind Ponal grundsätzlich vorzuziehen,weil sie eine höhere Klebkraft haben und bei Reparaturen durch Wärme und Feuchte wieder neu verkleben,was Ponal nicht kann.
Wenn es um Wasserfestigkeit geht,gibt es auch Rezepturen mit Kasein,welches dem Leim zugefügt wird,letzteres habe ich persönlich allerdings noch nicht ausprobiert. Wenn die Klebeflächen nicht direkt und dauerhaft von Wasser benetzt werden,kann man das Ganze auch zum Schluß mit HM 1 von Masid versiegeln und danach ölen. Damit habe ich sehr gute Erfahrungen im gemacht.
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doc1972
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Re: Pfaff 130 Schränkchen herrichten

#23 Beitrag von doc1972 »

Ich hätte auch einen Vorschlag zu bieten.

Ich hatte ein solches Schränkchen in Eiche hell Furnier bekommen, was nun so gar nicht zu meiner Einrichtung passt. Ich wollte es möglichst schwarz haben, jedoch ohne Clou Beize ausm Baumarkt sonden, rausfinden, wie man früher Holz eigentlich schwarz, bzw. schwarzbraun bekommen hat, als es die moderne Chemie noch net so gab.
Nach einiger Recherche kam dabei heraus:
1.) man braucht starken Schwarzetee, ca. 6 Beutel auf 250ml (enthält Oxalsäure, ausgepresster Rhabarber saft würde wohl auch gehen, aber ich hab kein Rhabarber im Garten zum ausquetschen für die Oxalsäure)
2.) man braucht Eisenacetat (Accropaz Topfkratzer die Seife gründlich rauswaschen und dann in Essig-Essenz mehrere Tage lang auflösen, Mit Edelstahl-Kratzern gehts nicht, muß Accropaz sein, weil die aus Eisen sind)
3.) Leinöl. Wenn man sich damit beschäftigt, gibts es viele Verwendungen dafür unt ich hatte mir vor Jahren mal einen 10Ltr Kanister unter der Bezeichnung "Leinöl - Pferdenahrungsergänzung, kaltgepresst, entschleimt" direkt von ner Ölmühle für 35€ gekauft. Wesentlich günstiger als der 1/8 Ltr im Supermarkt für den Salat für ca. 6-8€ und mind. 120 mal frischer als das Zeug aus dem Baumarkt (nach mittlerweile 8 Jahren haben meine Flüssigbestände an Leinöl noch immer kein penetranter Heuchgeruch, oder ranzigen Geruch und das bei ungekühlter Lagerung)

Vorgehensweise:
1.) Schränkchen sauber machen mit feuchtem Lappen
2.) bissel anschleifen, wenns irgendwo Macken oder Spreisel hat die abstehen. Bei einer geschlossenen Kunstharzlckschicht würde die Methode nicht funktionieren, da die auf Eindringen ins Holz basiert.
3.) mit Tee streichen und trocknen lassen. Jab ich zweimal gemacht. je mehr Oxalsäure im Holz, desto besser für die Färbwirkung. Noch passiert nix
4.) mit dem Eisenacetat streichen. Hab ich zweimal gemacht. Ergibt irgendein mattes Matschbraun und man denkt, das wird nie was, weil das stellenweise heller wirkt als Eiche hell und schon eher nach "K..zbraun" ausschaut
5.) mit Leinöl dünn streichen. Viel hilft hier nicht viel, das Leinöl muß ins Holz eindringen und polimerisieren. Idealerweise viel frische Luft und Sonne. Oha, es wird ja schwarzbraun.
6.) über mehrere Tage immer mal wieder mit Leinöl nassschleifen. Dazu habe ich Poliergaze fein genommen und einfach in Leinöl getunkt und dann das Schränkchen immer wieder abgerieben und nach vielleicht ner Stunde mit nem Küchenpapier abgerieben, damit nirgends Leinöl in dickerer Schicht steht und übermäßig anfängt zu kleben. Das soll ja ins Holz rein und nicht oben drauf sitzen. Das ganze nicht häufiger als einmal am Tag machen. wiederholung so oft, bis man mit der Oberfläche zufrieden ist.

Ergebnis:
kann von der Dunkelheit problemlos mit IKEA schwarzbraun mithalten
Durch das nasschleifen mit Leinöl schließen sich die Poren und die Oberfläche wird glatter, aber die Holzmaserung bleibt erhalten.
Die Innenseite vom Aufklappdeckel habe ich in Eiche hell gelassen, so habe ich im geschlossenen Zustand nun ein fast schwarzes Schränkchen, wenn ichs aufklappe eine helle Nähfläche. Gefällt mir.

Vorteil:
Keine Notwendigkeit zum großartigen schleifen, oder beizen.
man lernt was über altertümliche Finishing-Techniken und kann seinen sportlichen Ehrgeiz befriedigen.
Man verwendet keine moderne Chemie, nach dem Motto altes Schränkchen braucht alte Finishingtechnik, aber das ist Geschmacksache
Der bisherige Lack / Oberflächenfinish ist recht bedeutungslos, daa das Leinöl so ziemlich alles unterwandert und ins Holz eindringt

Nachteil:
ist keine 5-min Aktion und die einzelnen Schritte wollen zwischendrin trocken/polymerisieren und wer schonmal Holz mit Leinöl (nicht Firnis) geölt hat, weiß daß das dauert, bis das polymerisiert und nicht mehr klebt.

Würd ichs wieder so machen:
Definitiv. Clou Beize ausm Baumarkt kann jeder, aber wer denkt schon, daß man Eiche hell mit Tee, Accropaz, Essigessenz und Leinöl nahezu schwarz bekommt. Für mich wars eine positive handwerkliche Erfahrung wert. Mit dem Ergebnis bin ich zufrieden und die Oberfläche ist leicht zu erhalten und aufzufrischen, indem man ab und an mal mit nem Leinölfeuchten Lappen drüber wischt. Politur brauchts für mich nicht.

P.S.
Das Schränkchen habe ich umsonst bekommen und diese Methode einfach riskiert, ohne Erfahrung damit zu haben. Ich geb zu zwischendrin dachte ich, das geht voll in die Hose und wird nix. Aber da die Zutaten nicht wirklich teuer sind und das Leinöl durchaus Restbestände ausm Supermarkt sein kann, ohne daß man was kaufen muß. Kann man leicht auch erstmal ein Probestück Holz ausprobieren, bevor man sich an sein Schränkchen traut smile
Der mit der "Paff 362 Automatik" tanzt. beerchug

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det
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Re: Pfaff 130 Schränkchen herrichten

#24 Beitrag von det »

Vielen Dank, doc!
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gelöschter User N

Re: Pfaff 130 Schränkchen herrichten

#25 Beitrag von gelöschter User N »

doc1972 hat geschrieben: Dienstag 3. August 2021, 22:48 Aber da die Zutaten nicht wirklich teuer sind und das Leinöl durchaus Restbestände ausm Supermarkt sein kann, ohne daß man was kaufen muß. Kann man leicht auch erstmal ein Probestück Holz ausprobieren, bevor man sich an sein Schränkchen trau
hast Du mal Tanrte google gefragt, was der Unterschied zwischen Leinöl und Leinölfirnis ist?

Hast Du mal einen Nagel 5 Minuten lang auf nasses Eichenholz gelegt und die Farbveränderungen betrachtet?

neben schwarz gibt es die Möglichkeit Eiche auf natürlichem Weg dunkelbraun zu machen (Zartbitterschokoladen braun (>70% Kakaoanteil)
=> Eiche räuchern

doc1972
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Re: Pfaff 130 Schränkchen herrichten

#26 Beitrag von doc1972 »

Ja, ich kenne den Unterschied zwischen Leinöl und Leinölfirnis. Ich wollte nur keine Trocknungsmittel (Sikkative, Schwermetallsalze) haben und lieber die natürliche Polymerisation von Leinöl abwarten. Und ich hab mich noch nicht mit dem Selbstkochen von Firnis beschäftigt. Ich steh einfach nicht so auf Schwermetall und das Leinöl hatte ich eh da. smile

Klar weiß ich, daß sich Eiche durch nen Nagel auch schwarz färbt, zumindest punktuell, wo eben der Nagel liegt. Ich suchte jedoch nach einer Möglichkeit das Schränkchen gleichmäßig schwarz zu färben, so kam für mich die Methode Nagel auf nasser Eiche irgendwie aus praktischen Beweggründen nicht in Frage.

Die Variante Kakao 70% zum braun Färben kannte ich jetzt noch nicht. Wie funktioniert die praktisch ? Ich würd ja kein Schokoladenschränkchen wollen, sondern eine Oberfläche wo man was drauf legen kann, ohne, daß das in Kakao getränkt wird. Kannst du die Kakaomethode erläutern ?
Der mit der "Paff 362 Automatik" tanzt. beerchug

gelöschter User N

Re: Pfaff 130 Schränkchen herrichten

#27 Beitrag von gelöschter User N »

doc1972 hat geschrieben: Mittwoch 4. August 2021, 13:19 Die Variante Kakao 70% zum braun Färben kannte ich jetzt noch nicht. Wie funktioniert die praktisch ? Ich würd ja kein Schokoladenschränkchen wollen, sondern eine Oberfläche wo man was drauf legen kann, ohne, daß das in Kakao getränkt wird. Kannst du die Kakaomethode erläutern ?
Die Methode nennt sich "räuchern" . dabei wird die natürliche Gerbsäure (Tannin) mit Samliakgeist (Ammoniak) über mehrere Stunden ausgesetzt. Der Salmiakgeist verfärbt das Holz durch und durch.
Alte Eichenbohlen, die früher über den Viehställen (unter Stroh und Heu lagen) haben diese dunkelbraune Farbe.
Man kann die Farbe durch den Tanningehalt auch vorbestimmten und die Hölzer mit Tannin tränken und jedes Holz auf diese Weise verfärben.

siehe u.a. https://www.macbett.com/eiche-raeuchern/ aber Vorsicht - das auf dieser Website gezeigte Abbildung von Holz ist geflammte (gebrannte) Kiefer und nicht geräucherte Eiche biggrin

am Besten bei Fritz Spannagel (der Möbelbau) nachlesen.

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