Pfaff 30 - Wiederinbetriebnahme

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Benedikt
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Pfaff 30 - Wiederinbetriebnahme

#1 Beitrag von Benedikt »

Hallo zusamen, nun möchte ich auch einmal in dem Forum posten. Habe mir nun nach längerer Zeit endlich ein Herz gefasst und mich an eine historische Maschine gewagt. Die Anforderungen waren 1. Flachbett in der Tischplatte eingelassen (kommt bei den älteren ja fast automatisch), 2. so wenig Plastik wie möglich und 3. Geradstich oder maximal noch Zickzack. Zustand war zweitrangig, da ich ja das Schrauben und Justieren erlernen möchte.

Es wurde eine Pfaff 30 inkl. Tisch über eine Kleinanzeigenseite für einen sehr überschaubaren Betrag. Zunächst habe ich mir nicht viel erwartet, Maschine und Tisch waren bis unters Tretpedal verklebt und von Staubmäusen und Spinnweben überzogen.

Also erstmal alles gereinigt und mich dann hier und in anderen Foren informiert, was man so für die Maschine verwendet. Ich habe zunächst die Maschine aus dem Tisch genommen und die Tretantriebsapparatur demontiert, weiterhin den Spuler, die Fadenführung für den Spuler und den Drehknopf. Selbst unter letzterem fand sich eine größere Menge klebrigen Öls. Ich frage mich, der/die Vorbesitzer/in es geschafft hat, alles so konsequent einzusauen.

Dann bin ich wie folgt verfahren:
1. Tisch mit Möbelpflege und Möbelpolitur bearbeitet.
2. Petroleumkur für die Maschine, anschließend ölen.
3. Petroleumbad für Spulereinheit (Gummi vorher abgezogen) und einige Kleinteile.
4. Reinigung Tretantrieb mit Petroleum oder die blanken Teile mit WD40 Universalreiniger.
5. Behandlung der Maschine außen mit Autopolitur.
6. Behandlung der verchromten/vernickelten(?) Teile mit Metallpolitur.

Dann der große Moment: wie tut die alte Dame? ... flüssig, leise mit sehr zufriedenstellendem, gleichmäßigen Stichbild! Sie ist also technisch weitestgehend bis vollkommen in Ordnung. Dazu habe ich ein paar Fragen, die schreibe ich der Übersichtlichkeit halber in einem weiteren Post.

Einige Impressionen finden sich in denangehängten Fotos. Für weitere Tipps zur Pflege/Wartung/Reingung bin ich jederzeit dankbar.
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GerdK
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Re: Pfaff 30 - Wiederinbetriebnahme

#2 Beitrag von GerdK »

Hallo Benedikt,
wow, die sieht super aus! Hast Du sehr gut wieder in Schuss gebracht, Kompliment.. smile

Viele Grüße, Gerd

Benedikt
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Re: Pfaff 30 - Wiederinbetriebnahme

#3 Beitrag von Benedikt »

Nun meine Fragen:

1. Wenn ich den Transporteur versenke und wieder nach oben stelle, bleibt er unten und springt hoch, sobald das Handrad in Bewegung gesetzt wird. Ist das normales verhalten?
2. Wenn ich rückwärts nähe muss ich den Hebel wieder manuell auf gerade nähen schieben. Ist das normal oder fehlt mir eine Feder? Der Hebel ist das einzige Teil für das ich etwas Kraft brauche, hier würde mir ein Tipp noch helfen. Vorausgesetzt man bekommt den überhaupt 'butterweich'.
3. Wenn ich den Drückerfuß hebe löst die Spannung nich gleich aus sondern erst wenn ich den Hebel noch ein kleines Stück (vielleicht 0,5mm) nachdrücke. Ist das absichtlich so? Wenn ja, warum?
4. Welche Schraube brauche ich für die Motorhalterung? Ich habe einen Chinamotor zum Testen bestellt (klappt alles kommt später ein Tur2 oder anderes gutes Gerät dran; muss aber schwarz sein). Die mitgelieferte Schraube passt erwartungsgemäß nicht. Ich möchte ungern versuchen ein Gewinde zu schneiden, wie das wohl einige tun.

Vielen Dank im Voraus! Auf dem Foto ist der Chinamotor "180" W.

- Benedikt
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Benedikt
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Re: Pfaff 30 - Wiederinbetriebnahme

#4 Beitrag von Benedikt »

GerdK hat geschrieben:Hallo Benedikt,
wow, die sieht super aus! Hast Du sehr gut wieder in Schuss gebracht, Kompliment.. smile

Viele Grüße, Gerd
Danke smile

Hat mich 2 Wochen abends gut beschäftigt...man kommt beim Reinigen ja vom Hundertsten ins Tausendste. Aber hat Spaß gemacht und war etwas, was ich so noch nicht gemacht habe.
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GerdK
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Re: Pfaff 30 - Wiederinbetriebnahme

#5 Beitrag von GerdK »

Benedikt hat geschrieben:Hat mich 2 Wochen abends gut beschäftigt...man kommt beim Reinigen ja vom Hundertsten ins Tausendste. Aber hat Spaß gemacht und war etwas, was ich so noch nicht gemacht habe.
Zu empfehlen ist dazu das alte Buch "Zen und die Kunst, ein Motorrad zu warten" von Robert Pirsig. Ob Motorrad oder Nähmaschine: Das trifft es ziemlich genau.. smile

Viele Grüße, Gerd

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det
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Re: Pfaff 30 - Wiederinbetriebnahme

#6 Beitrag von det »

Benedikt hat geschrieben:Nun meine Fragen:

1. Wenn ich den Transporteur versenke und wieder nach oben stelle, bleibt er unten und springt hoch, sobald das Handrad in Bewegung gesetzt wird. Ist das normales verhalten?
2. Wenn ich rückwärts nähe muss ich den Hebel wieder manuell auf gerade nähen schieben. Ist das normal oder fehlt mir eine Feder? Der Hebel ist das einzige Teil für das ich etwas Kraft brauche, hier würde mir ein Tipp noch helfen. Vorausgesetzt man bekommt den überhaupt 'butterweich'.
3. Wenn ich den Drückerfuß hebe löst die Spannung nich gleich aus sondern erst wenn ich den Hebel noch ein kleines Stück (vielleicht 0,5mm) nachdrücke. Ist das absichtlich so? Wenn ja, warum?
4. Welche Schraube brauche ich für die Motorhalterung? Ich habe einen Chinamotor zum Testen bestellt (klappt alles kommt später ein Tur2 oder anderes gutes Gerät dran; muss aber schwarz sein). Die mitgelieferte Schraube passt erwartungsgemäß nicht. Ich möchte ungern versuchen ein Gewinde zu schneiden, wie das wohl einige tun.

Vielen Dank im Voraus! Auf dem Foto ist der Chinamotor "180" W.
zu 1. Ja

2. ist normal

3. nicht normal, ist eventuell der Auslösestift zu kurz? Kann man aus einer Fahrradspeiche/Eisennagel nachbauen, ca. 0,5 bis 1mm länger als der aktuelle Stift

4. ich habe noch eine originale Schraube, kannst du für 80,- Euro haben, zzgl. Versand.
Alternativ kannst du alle motorisierten Pfaff 130 und 230 in der Umgebung aufkaufen und hoffen, dort billiger an eine passende Schraube zu kommen.
Oder du schneidest selber ein Gewinde, wenn deine Drehmaschine 20 Gänge/Zoll schneiden kann.
M6x1,25 könnte auch fast passen.
Ich schneide meist ein M6x1-Gewinde, die passende Schraube kostet nur ein paar Cent.

Gruß
Detlef
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Re: Pfaff 30 - Wiederinbetriebnahme

#7 Beitrag von Nicki53 »

Die 2 Wochen arbeit haben sich gut gelohnt.

Benedikt
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Re: Pfaff 30 - Wiederinbetriebnahme

#8 Beitrag von Benedikt »

det hat geschrieben: 3. nicht normal, ist eventuell der Auslösestift zu kurz? Kann man aus einer Fahrradspeiche/Eisennagel nachbauen, ca. 0,5 bis 1mm länger als der aktuelle Stift
Das habe ich vermutet und habe es mir nochmal angeschaut. Der Stift wird irgendwie seitlich nach hinten Richtung Handrad weggedrückt und nicht axial nach vorne Richtung Fadenspannung. Das fühlt sich zumindest erstmal unrichtig an. Morgen schaue ich es mir nochmal genauer an und mache noch ein Foto.
det hat geschrieben: 4. ich habe noch eine originale Schraube, kannst du für 80,- Euro haben, zzgl. Versand.
Alternativ kannst du alle motorisierten Pfaff 130 und 230 in der Umgebung aufkaufen und hoffen, dort billiger an eine passende Schraube zu kommen.
Oder du schneidest selber ein Gewinde, wenn deine Drehmaschine 20 Gänge/Zoll schneiden kann.
M6x1,25 könnte auch fast passen.
Ich schneide meist ein M6x1-Gewinde, die passende Schraube kostet nur ein paar Cent.
Schade, aber habe ich erwartet. Hätte die Maschine versucht im Original zu lassen, zumal ich nur zu Unizeiten mal ein paar Gewinde von Hand geschnitten habe und das war in weichen Alu-Frontplatten und ging eher gegen M2 bis M3. Habe Angst das zu versemmeln, wenn man so ein großes Gewinde überhauptvon Hand schneiden kann. Equipment müsste ich mir auch erst noch besorgen.

Um an eine Drehmaschine oder ähnliches zu kommen (ich verstehe es so, um die Schraube nachzubauen?) fällt mir spontan nur ein FabLab ein.

Sehe ich das richtig, dass das Gewinde für die Motorhalterung ein Pfaff-propietäres Format ist und damit kein veralteter Standard, der vielleicht früher üblich war?

Grüße,
Benedikt
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GerdK
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Re: Pfaff 30 - Wiederinbetriebnahme

#9 Beitrag von GerdK »

Benedikt hat geschrieben:Schade, aber habe ich erwartet. Hätte die Maschine versucht im Original zu lassen, zumal ich nur zu Unizeiten mal ein paar Gewinde von Hand geschnitten habe und das war in weichen Alu-Frontplatten und ging eher gegen M2 bis M3. Habe Angst das zu versemmeln, wenn man so ein großes Gewinde überhauptvon Hand schneiden kann. Equipment müsste ich mir auch erst noch besorgen...
Wenn Du M2 und M3 schneiden kannst, wirst Du mit M6 absolut keine Probleme haben. Mit 4,9 oder 5 mm Bohrer vorbohren und dann mit M6-Maschinengewindebohrer durchschneiden. Etwas "Bohröl" beim Schneiden darauf geben (Mischung aus Maschinenöl und Wasser). Immer mal wieder beim Schneiden rückwärts drehen, damit sich die Späne befreien können. Kein großes Problem.

Viele Grüße, Gerd

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Re: Pfaff 30 - Wiederinbetriebnahme

#10 Beitrag von det »

Benedikt hat geschrieben:Sehe ich das richtig, dass das Gewinde für die Motorhalterung ein Pfaff-propietäres Format ist und damit kein veralteter Standard, der vielleicht früher üblich war?
Jepp!

Versuche mal zuerst eine M6x1,25 aufzutreiben. Die wird im Motorrad-/Rollerbereich verwendet für Bremsscheiben und Auspuffe/Krümmer. Die könnte über ein paar Gewindegänge auch ganz gut halten.

@Gerd: Ich bohre da gar nix vor. Ich nehme ein gutes Windeisen aus dem Werkzeughandel und einen passenden M6er Gewindeschneider und gut ist.

Beim Anziehen der Schraube etwas aufpassen, da das neue Gewinde nicht so belastbar ist wie das originale.

Wenn es irgendwann mal nicht mehr funktioniert kann man immer noch auf M7 aufbohren.

Gruß
Detlef
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