Ralf C. Kohlrausch hat geschrieben:Das heißt übersetzt, Du hast etwa 270 Euro bezahlt?
Jepp. 240 plus Versand. Ich glaube, das waren in der Summe dann 255 oder 260 Euro.
Ausschlaggebend waren die Indikatore: Zustand, Service, Garantie, gewerblich gemeldeter Anbieter, mehrere ähnliche Angebote online.
Gestern noch habe ich dem Händler eine E-Mail zukommen lassen, in der ich ihn aufforderte, eine ehrliche Aussage zu tätigen, ob er die Maschine vor Verkauf geprüft, gereinigt und geölt hat oder ob er diese Arbeiten alternativ durch einen Fachbetrieb hat durchführen lassen. Wir sind jetzt 24 Stunden weiter. Er war wesentlich kommunikativer, als er herausbekam, wer ich bin und was ich mache. Da er selbst Dipl.Ing. der Elektrotechnik ist, vermutete er mögliche Geschäfte und sprach mich auch direkt darauf an. Er kommt aus Köln, war vorher in der Qualitätsabteilung in der Automobilindustrie (Ford?) und kümmert sich nun um Qualitätsfragen in der Chemieindustrie (Bayer?).
Ich steh' halt auf Alteisen. Und ich kaufe mir lieber etwas gutes Gebrauchtes, als etwas Neues, meist schlechteres oder weniger zuverlässigeres. Ich will keinen Billigkram. Etwas Älteres zu wählen bedeutet aber auch, sich damit beschäftigen zu müssen - und das ist in einem gewissen Rahmen so auch fest mit eingeplant. Gerade durch den Part "sich damit beschäftigen müssen" erwirbt man nämlich etwas ganz entscheidendes: Erfahrung, Mitspracherecht, Schaffensraum und ein Stück weit Unabhängigkeit. Und Unabhängigkeit ist mir immens wichtig.
Sonst hätte ich ja auch die Bernette b35 nehmen können. Dann hätte ich die Siebenmeterfuffzich für die Abdeckhaube der Bohrmaschine im Schuppen abgenäht und ich wäre fertig mit dem Thema gewesen (naja: Vielleicht hätte ich zehn Mal Siebenmeterfuffzich nähen müssen...): Bernette in die Kiste, Kiste unter den Schrank. Bis mir dann einfällt, dass ich doch vor zwei Jahren die Hosenbeine meiner Latzhosen kürzen wollte. Oder ich hätte in der Schneiderei nachgefragt, ob die mir nicht so einen Lappen zusammenschustern kann. Dann hätte ich den Hunderter gezahlt und wäre genau so fertig mit dem Thema.
Es geht mir nicht so sehr ums Geld, kaufen kann jeder. Es geht mir ums Machen. Es ist etwas anderes, ob man etwas kauft, oder ob man Zeit aufbringt. Für etwas oder für jemanden.
Ich bin immer bereit, einen Aufpreis zu zahlen. Den hinterfrage ich dann auch nicht mehr, wenn ich mir dann mit meinem Kontostand (und meiner übergeordneten Heeresleitung) einig bin. Dann möchte ich aber auch das bekommen, wofür ich zahle - mehr nicht. Aber bestimmt auch nicht weniger.
Daher bin ich ja auch so sauer. Ich habe nicht gefeilscht und ich habe mit echtem Geld bezahlt - naja, jedenfalls finde ich einen passenden Vorgang auf dem Kontoauszug...
Det und "Lillllly mit 5 L" haben's eigentlich schon ganz schön auf den Punkt gebracht: Sich mit der Maschine beschäftigen, Technik lernen, ein paar schöne Stunden haben und (hier!) auch ein paar neue Menschen kennen lernen. Für den Teil "Jugend Forscht" war aber eigentlich die 332 gedacht, nicht die 362, um die es hier geht.
Bei der 332 war von vornherein klar, was geliefert wird. Ich konnte halt nur das Ausmaß vorher nicht abschätzen, vor allem nicht das Ausmaß meines Spleens. Den Kasper um die Maschine mache ich mir da ausschließlich selbst und ich scheitere wohl mal wieder an meinem eigenen Perfektionismus... naja, andere können auch erst zufrieden sein, wenn ich es bin. Vielleicht mache ich zuviel, kaufe zuviel neuen Krimskrams, Schräubchen und Mütterchen, fummle da zu lange dran rum - aber ich weiß sicher: Wenn die mal fertig ist, dann wird sie schon toll sein! Jaja! Heute sind die Füße für den Anlasser gekommen - und ich sag' Euch: Ein Traum von Füßen! Dazu wahrscheinlich gleich noch an anderer Stelle mehr, wenn Ihr Pech habt...
Die 362 hingegen sollte eigentlich nur von Beginn an nähen. Ruhig, kraftvoll, präzise und einfach in der Bedienung. Plus ein wenig Beschäftigung mit ihr, z.B. wenn es um das Reinigen oder Ölen geht. Hier meine ich aber die Stellen, die in der Bedienungsanleitung beschrieben sind, nicht die Stellen, die im Reparaturhandbuch noch hinzu kommen.
Ich will so einige Sachen für mich bis zu einem gewissen Grad erlernen und machen können. Feldschmiede, Amboss, Hämmer, Zangen... ich bin kein Schmied. Drehmaschinen, Unruhwaage, Triebnietmaschine... ich bin kein Uhrmacher. Gaspullen, Manometer, Düsen... ich bin kein Schweißer. Wagenheber, 20t-Presse, Drehmomentschlüssel, Kompressor... ich bin wohl KFZ-Meister, den habe ich bei der Bundeswehr gemacht - aber ich bin sooo weit weg von der Technik... Schubkarre, Heckenschere und Schaufel machen mich auch nicht zum Gärtner. Server, Firewalls, Verkabelungs-Zertifizierer... jawoll: ich bin IT'ler! Und Datenschutzbeauftragter.
Der ganze andere Kram hilft mir, mal zarter, mal heftiger abzuschalten und die Gedanken in völlig andere Richtungen zu lenken. Der Verzicht auf Perfektion wird in der Summe der Interessen kompensiert. Wie sollte ich denn auch anders? Die Erfahrung eines Kaeffzettis, der seit 30 Jahren an Autos schraubt, werde ich nicht mehr erlangen. Selbst, wenn ich jetzt alles andere weg schmeißen und nur noch schrauben würde... er bliebe mir immer 20 Jahre im Voraus. Ich mache seit über 20 Jahren EDV - da liegt mein Schwerpunkt und der bleibt da auch.
Spannend wird's aber, wenn das Eine aus Erfahrungen des Anderen vorwärts kommt. Oder wenn ich mal eben und aus der/dem Lameng etwas zusätzlich machen kann. Oder wenn sich neue Geschäftsbeziehungen anbahnen und sich das Eingangsgespräch auf einer völlig anderen Ebene abspielt und daraus ein besonderes Vertrauen/eine besondere Vertrautheit entsteht - das ist spannend, und da gibt's auch zwei/drei nette Storys zu...
Nun habe ich hier Nähmaschinen, Stoff, Stoffscheren, Nadeln... aber ich bin kein Schneider. Und auch kein Nähmaschinenmechaniker. Ich werde auch keines von beiden ernsthaft werden, doch möchte ich mir ein Stück davon gerne aneignen.
Ihr helft mir dabei, muntert mich auf, schubst mich an, bremst mich sogar aus - das passt schon und ich bin richtig froh, hier bei Euch sein zu können!
Und ich bin echt schwer interessiert und mache auch (fast) jeden Blödsinn mit.
Ich glaube aber nicht, dass die Maschine von Pfaff so genial, schwer und präzise gebaut wurde, um dann die Tische der Kunden durchzuschütteln. Das kann ich mir nicht vorstellen! So mancher Strich-8er läuft heute wie ein Sack Schrauben, weil es keine Techniker mehr gibt, die sich wirklich noch mit der Materie auskennen. Kaum lässt man da einen Profi ran (wenn man weiß, wo man buddeln muss...), läuft die Kiste seidenweich und schnurrt, wie eine Nähmaschine.
Schöne Überleitung
Die Vibrationen treten in den obersten Drehzahlbereichen auf (gerade im Übergang zwischen den beiden höchsten Stufen), übertragen sich dann auf die Tischplatte und von dort aus auf den ganzen anderen Mist, der sich hier so angesammelt hat. Vieles davon (Werkzeuge, Altteile, Neuteile, Schraubentüten etc.) stammt von der 332. So ein Maschinchen kann schon ganz schön raumfordernd werden... Naja: Hab's ja so gewollt, dann darf ich auch nicht meckern. Es braucht jetzt aber auch kein Außendienstmitarbeiter von meinem Lieblings-Provider kommen, die sind so schon überfordert...
Ich kann mir nicht vorstellen, dass es um Unwuchten an irgendwelchen Rädern oder Wellen geht. Natürlich werden Unwuchten da sein, die auch vom Hersteller aus und in gewissen Toleranzen so in Ordnung waren und/oder sogar bewusst eingesetzt wurden, damit die Maschinen ruhig laufen. Für
dieses Vibrieren sollten die möglichen Unwuchten aber zu gering sein und die Drehzahlen zu niedrig. Außerdem sind Räder mit entsprechenden Gegenmassen vorhanden, um Unwuchten auszugleichen - das hat man doch alles nicht umsonst gemacht: Material kostete damals auch schon Geld, Entwicklung, Planung, Versuchsreihen, Vertrieb, Werbung, Aufbau der Produktion usw. ebenfalls.
Und dabei soll eine so vibrierende Maschine entstanden sein? Vom absoluten Made-In-Germany-Premium-Nähmaschinen-Hersteller Pfaff? So genial, dass sie weltweit als Over-Engineered belächelt werden - eben weil sie so perfekt sind?
Das passt nicht.
Ich denke, dass die Maschine nicht richtig zusammengebaut ist. Es gibt bestimmt irgend eine Welle, die um ein paar Grad oder gar eine halbe Umdrehung verdreht eingebaut werden kann, ohne die grundsätzliche Funktion der Maschine einzuschränken, und deren nun falsch gerichtete Massen im Gesamten stören.
Das Tickern meine ich bereits sicher ausgemacht zu haben: Hinter dem Kunststoffzahnrad oben am Winkeltrieb läuft eine Nocke und um diese Nocke greift eine Gabel. Ducati-Fahrer würden es "Desmodromik" nennen, zumindest ist aber von einer Zwangssteuerung die Rede, da der Hebel durch Gabel und Nocke in beide möglichen Richtungen geführt wird. Der untere Teil der Gabel stößt in der nach-oben-Bewegung gegen ein nach innen ragendes Gussteil vom Gehäuse und verursacht dieses stoische "Tick-Tick-Tick". Wenn ich im laufenden Betrieb den Hebel ein wenig nach innen drücke, ist das Geräusch weg. Das ist auch reproduzierbar.
Ob die Gute mal auf den Boden geplumpst ist?
Entschuldigt die Tapete oben - an Hörbüchern arbeite ich noch!