PFAFF 262 + 362: Hinweise zu Kondensatoren

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Rolf_McGyver
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Re: PFAFF 262 + 362: Hinweise zu Kondensatoren

#11 Beitrag von Rolf_McGyver »

Hallo Caroe,
ich versuche es mal:

Die Forderungen sind, dass der Schutzleiter guten, dauerhaften Kontakt hat und das die Schutzleiterverbindung nicht gleichzeitig Befestigung eines zweiten Teils sein darf, damit beim Lösen des zweiten Teils nicht gleichzeitig der Schutzleiter entfernt wird.
Eigentlich ist die Öse des Kondensators nicht mit der Forderung vereinbar und daher nicht zulässig. Andererseits soll der Entstörkondensator möglichst als Sternpunkt mit dem Schutzleiter verbunden werden, was natürlich mit der einen Schraube wiederum erfüllt wäre.
In der Praxis verwendet man heute keine Schraube, sondern einen Einpressbolzen. Der ankommende Schutzleiter (des Netzkabels) wird als erstes am Bolzen mit einer eigenen Mutter montiert. Damit die Ringöse sich nicht verdrehen kann und damit die Mutter öffnet, kommt unter und über die Öse ein Sicherungsring (Kontaktscheibe oder Zahn-/Fächerscheibe*). Damit erfüllt die Schutzleiterverbindung alle Forderungen. Die Ringöse des Kondensators wird mit einer weiteren Mutter befestigt, die auf gleiche Weise mit Sicherungsring(en) gegen Verdrehen geschützt wird. Hier würde ggf. auch eine Sicherungselement unter der Öse (zum festen Untergrund = obere Mutter der Schutzleiterverbindung) ausreichen.
Nun haben wir aber den Einpressbolzen nicht und sollen das Beste daraus machen. Die Schutzleiterverbindung muss auf direktestem Weg ans Pedalblech - mit gutem Kontakt. Daher Blech-Sicherungsungsring-Schutzleiteröse, darüber als Drehschutz ein Sicherungsring, die Kondensatoröse und ein Sicherungsring zwischen Kondensatoröse und Schraubenkopf. Die Schraube fest anziehen und sie kann sich nicht mehr lösen, die Zähne der Sicherungsscheiben verhindern formschlüssig an allen glatten Flächen eine Bewegung.
Bleibt das Problem, dass man den Kondensator nicht ohne Entfernen der Schutzleiterverbindung entfernen kann. Das Restrisiko kann als gering angesehen werden...

Nun noch meine Bemerkungen zu den Sicherungsscheiben:
Zahnscheibe (DIN 6797): ausgeprägte Zähne mit kleinem Zwischenraum zwischen den Zähnen https://katalog.ettinger.de/#p=219
Fächerscheibe (DIN 6798): kleiner Zähnchen, nur Schnitt - keine Lücke https://katalog.ettinger.de/#p=221
Beide Varianten gibt es innenverzahn oder außenverzahnt. Dort, wo die Scheibe eine Mutter (oder auch Schraubenköpfe) sichern soll, nehme bitte innenverzahnte Varianten. Die Mutter hat an der Kante eine Fase die verhindert, dass die Zähnchen sich mit der Mutter verhaken. Damit ist die Drehsicherung und Federwirkung nicht gewährleistet (Fehlkonstruktion für die Kombination Mutter/Zahnscheibe). Bei innenverzahnten Scheiben tritt dieses Problem nicht auf, die Verwendung ist daher sicherer.

Die Kontaktscheibe (Dein Bild Fächerscheibe) kannst Du natürlich auch verwenden. Kontaktnoppen immer zur Öse oder zum Grundblech, Rillenseite immer zur Mutter bzw. dem Schraubenkopf.

Die Schraube und die Scheiben müssen korrosionsgeschützt sein, d.h. Stahl oder Messing verkupfert, verzinkt, vernickelt oder auch Edelstahl. Material und Oberflächen aller beteiligten Komponenten müssen sich vertragen (elektrochemische Spannungsreihe). Zinn, Zink, Edelstahl vertragen sich in direktem Kontakt.
Vollkupferschrauben sind m.W. erst bei größernen Durchmessern erlaubt, da Kupfer zu weich ist. Aluschrauben (o.ä.) und selbstverständlich Kunststoffschrauben sind nicht erlaubt am Schutzleiter.
Bei oben genannter Reihenfolge übernimmt die Schraube (auch ein Bolzen) keine leitende Funktion bei der Schutzleiterverbindung.

So, nun ist es ein langer Roman geworden, Ich hoffe, er ist verständlich, sonst fragen.

Grüße
Rolf

Edit: Links ergänzt

hutzelbein
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Re: PFAFF 262 + 362: Hinweise zu Kondensatoren

#12 Beitrag von hutzelbein »

Danke Gerd für die Zusammenfassung.

Als Ersatz für den großen 5-poligen Kondensator im Pfaff Anlasser müsste statt dem Miflex KSPpz-10-X1Y2 Kondensator auch ein 5-poiger

ERO-Entstoerkondensator-F1764-0304-020-Kondensator-1x0-1-F-X-1-2X-2700pF-Y-2x1mH

funktionieren. Einen solchen habe ich bereits zweimal zusammen mit einem YDK Motor aus alten Riccar Maschinen verbaut, genauso wie ich es innen in der Maschine vorgefunden habe. Nur die Motore habe ich wie Rucksackmotore verbaut. Ich sage nicht das er besser oder günstiger ist. Ich sage nur, dass man ihn auf Ebay manchmal (nicht immer) deutlich günstiger findet. Bei meinem letzten Einkauf war der 5-polige ERO Kondensator deutlich günstiger als der 5-polige Miflex Kondensator und ich habe gleich zwei davon als Reserve gekauft. An den Pfaff Anlasser habe ich dabei noch gar nicht gedacht. Die waren zusammen günstiger als ein 5-poliger Miflex Kondensator zum aktuellen Preis von etwa 8,40 Euro. Bei solchen Preisen für einen Kondensator bekomme ich Bauchschmerzen. Mehr sage ich nicht dazu. Wer suchet, der findet ihn vermutlich noch günstiger, als ich bezahlt habe. In der Apothekei Conrad findet man auch nicht immer alles sofort. Die Suchalgorithmus, der da installiert ist, ist aus meiner Sicht vorsintflutlich. Das teuerste wird fast immer gleich angezeigt oder irgendein anderer Scheiß. Wenn man bei der Kondensatorsuche die Suchbegriffe nur leicht verändert oder einzelne Suchbegriffe wie z.B. die Nennleistung weglässt, findet man aber meistens genau das was man sucht, zu einem noch akzeptablen Preis. Dann stehen die weggelassenen Suchbegriffe tatsächlich auch in der Überschrift. Wie das geht ist mir ein Rätsel. Den TRU COMPONENTS Kondensator gibts vom genau gleichen Hersteller bei Ebay auch als Tenta Entstör-Kondensator und Conrad verkauft den genau gleichen Kondensator unter anderer Bestellnummer als MKP X2 Entstör-Kondensator u.U. noch günstiger. Deshalb würde ich die gutgemeinten Links in deinem Dokument weglassen. Die besten Folien-Kondensatoren stellt scheinbar WIMA her. Warum weiß ich nicht genau. habe ich aber irgendwo gelesen. Deshalb sind sie meistens ein wenig teuerer. Wenn es die Einbauabmessungen erlauben, die fehlenden isolierten Adern keine Rolle spielen (das habe ich nicht so gern, wenn ich die mit hoher Temperatur erst anlöten muss) und der Preis noch akzeptabel ist, ziehe ich die WIMA Kondensatoren vor. Mit wesentlich mehr als 100% Aufschlag kaufe ich allerdings nicht (Kann ich am Beispiel Conrad beweisen. Habe einen Fall gefunden. Das kostet der Kondensator bei Reichelt oder Pollin weit unter 0,40 Euro und Conrad verlangt für den gleichen Kondensator weit über 2 Euro. Wenn man ihn dann ein wenig intensiver sucht, zeigt auch Conrad unter anderer Bestellnummer einen vernünftigen Preis an. Das nenne ich einprogrammierte Kundenverarschung. Mag sein, dass dies mit unterschiedlichen Einkaufskontakten zu tun hat und Conrad bei der großen Anzahl von Kondensatoren und den vielen unterschiedlichen Bezeichnungen, die es gibt, selbst keinen Überblick hat).
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GerdK
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Re: PFAFF 262 + 362: Hinweise zu Kondensatoren

#13 Beitrag von GerdK »

Naja, die Zusammenfassung war auch eher nicht für erfahrene Foristi gedacht, die schon Dutzende Maschinen unter den Händen hatten, denn die wissen sich meistens zu helfen. Sie ist gedacht für Neulinge (oder wenigstens Neulinge in diesem Thema), die sich z.B. hier kurz anmelden, um ihr spezielles Problem mit einem Kondensator an einer PFAFF gelöst zu bekommen. Daher die Links, denn den Leuten geht es dann eher darum, eine Lösung für ihr Problem "mundgerecht" vorgesetzt zu bekommen, als das absolut günstigste Bauteil dafür zu kaufen. smile

Viele Grüße, Gerd

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caroe
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Re: PFAFF 262 + 362: Hinweise zu Kondensatoren

#14 Beitrag von caroe »

Rolf_McGyver hat geschrieben:Ich hoffe, er ist verständlich, sonst fragen.
Hab vielen Dank für die Ausführlichkeit.
Wenn ich dich richtig verstanden habe, folgt daraus für meinen Aufbau:
- es werden 3 Scheiben benötigt
- diese können/sollten alle innenverzahnt sein
- die neue Schraube kann aus Edelstahl bestehen oder (wie die Scheiben) aus verzinktem Stahl

Einige Detail-Fragen ergeben sich hierzu:
1) Wenn sich der Außendurchmesser der zwei übereinanderliegenden Ösen minimal unterscheidet, soll sich die Größe der Scheibe (die dazwischen kommt) nach dem kleineren Außendurchmesser richten?
2) ergo: neuer Schraubenkopfdurchmesser = Durchmesser der obersten Scheibe = Durchmesser der obersten Öse ?
3) Welche Rolle spielt der Innendurchmesser der Zahnscheiben? Darf dieser (falls nicht anders verfügbar) auch kleiner sein als der Innendurchmesser der (innenverzahnten) Ösen?
oder sollte ich die 2 Ösen durch außenverzahnte Scheiben trennen?
4) Die verlinkten schmalen Zahnscheiben (S. 218 unten) sind hier ungeeignet, weil zu filigran/schwach -
ergo: Zahnscheiben von S. 219 unten, sowie S.220 unten wären optimal?
5) Warum wird die Schraube nicht zusätzlich von unten (also unterhalb des Blechs, auf der Seite der Gummifüße) mit einer Mutter gesichert?

Danke nochmals für deine Hilfe.

Gruß - C
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Rolf_McGyver
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Re: PFAFF 262 + 362: Hinweise zu Kondensatoren

#15 Beitrag von Rolf_McGyver »

Wenn ich dich richtig verstanden habe, folgt daraus für meinen Aufbau:
- es werden 3 Scheiben benötigt
- diese können/sollten alle innenverzahnt sein
- die neue Schraube kann aus Edelstahl bestehen oder (wie die Scheiben) aus verzinktem Stahl
ja
1) Wenn sich der Außendurchmesser der zwei übereinanderliegenden Ösen minimal unterscheidet, soll sich die Größe der Scheibe (die dazwischen kommt) nach dem kleineren Außendurchmesser richten?
2) ergo: neuer Schraubenkopfdurchmesser = Durchmesser der obersten Scheibe = Durchmesser der obersten Öse ?
3) Welche Rolle spielt der Innendurchmesser der Zahnscheiben? Darf dieser (falls nicht anders verfügbar) auch kleiner sein als der Innendurchmesser der (innenverzahnten) Ösen?
oder sollte ich die 2 Ösen durch außenverzahnte Scheiben trennen?
Die Scheibendurchmesser sind genormt und müssen zur Schraube passen, ebenso die Ösen. Minimale Unterschiede im Außendurchmesser sind ohne große Bedeutung. Nicht passende Innendurchmesser sollten/dürfen nicht verwendet werden. Also keine 5mm Ösen/Scheiben an eine 4mm Schraube. Falls es eine 3,5mm Schraube ist, sind 4mm Scheiben/Ösen jedoch noch vertretbar.
Verwendest Du innenverzahnte Ösen?
4) Die verlinkten schmalen Zahnscheiben (S. 218 unten) sind hier ungeeignet, weil zu filigran/schwach -
ergo: Zahnscheiben von S. 219 unten, sowie S.220 unten wären optimal?
ja, die schmale Ausführung solltest Du nicht verwenden, sind aber auch für Durchmesser >= M6 und für besondere Anwendungen gedacht...
5) Warum wird die Schraube nicht zusätzlich von unten (also unterhalb des Blechs, auf der Seite der Gummifüße) mit einer Mutter gesichert?
Das Gewinde im Grundblech ist wahrscheinlich ein Einzugsgewinde, hat also einen kleinen Trichter nach außen um die Gewindelänge zu vergrößern. Schraubst Du darauf eine Mutter besteht die Gefahr, dass Du das Gewinde beschädigst. Ist das Gewinde nur in das flache Blech geschnitten, wäre es weiterer Murks! Da wären zu wenig gewindegänge im Eingriff.
Eine Kontermutter an dieser Stelle ist prinzipiell zwar keine schlechte Idee, habe es in der Praxis an Schrauben für Aderanschluss auch noch nie gesehen (auch wenn kein Einzugsgewinde da war). Ein Verbot in einem Standard ist mir nicht in Erinnerung.

LG Rolf

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caroe
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Re: PFAFF 262 + 362: Hinweise zu Kondensatoren

#16 Beitrag von caroe »

Danke vielmals!
Somit kann ich mich nun an die Beschaffung machen - also zunächst die innenverzahnten Zahnscheiben und sobald ich alles probeweise übereinander gestapelt habe die Schrauben, da ich ja erst die benötigte Gesamtlänge ausmessen muss.
Deine Ausführungen werden mir auch in nicht-NäMa-Angelegenheiten von Nutzen sein - ich neide deinen Wissensschatz; gut dass du hier bist.

Mir fällt noch eine Kondensator-/Anlasserfrage ein ->
Angenommen ich möchte den Pfaff-Anlasser an einer nicht-Pfaff-Maschine verwenden:
Soll ich mich beim Kondensatortausch nach den Werten des originalen Anlassers der jeweiligen Fremdmaschine orientieren?
Also z.b: anstelle von 0.05 µF + 1,8 MΩ (ursprünglich im Pfaff-Anlasser) nun 0.1 µF + 2 MΩ (im ursprünglichen Anlasser der Zweit-Maschine).

Ich nehme an, es gibt keine Möglichkeit den Pfaff-Anlasser an einer Maschine mit Schutzklasse II zu betreiben (?)

Dank&Gruß
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Rolf_McGyver
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Re: PFAFF 262 + 362: Hinweise zu Kondensatoren

#17 Beitrag von Rolf_McGyver »

oh je, jetzt machst Du ein heikles neues Fass auf, meine Antworten werden einigen nicht gefallen:

Wenn Du einen anderen als vorgesehenen Anlasser verwendest, erlischt die Verantwortung des/der Hersteller(s). Du alleine wirst verantwortlich und hast die aktuellen gesetzlichen Bestimmungen (z.B. Gerätesicherheitsgesetz und EMV-Gesetz) zu erfüllen. Dies erfordert nicht nur eine Ausführung nach dem aktuellen Stand der Technik, sondern auch eine Verifikation und Dokumentation. Streng genommen musst Du nachweisen und dokumentieren, dass die aktuellen Normen nach der Veränderung erfüllt sind (vorher gilt Bestandsschutz mit den zum Zeitpunkt des Inverkehrbringens gültigen Vorschriften). Besonders wenn andere später mit der Maschine arbeiten, ist dies ein sehr wichtiger Aspekt für einen mögliche Haftungsfall.
Es ist im Übrigen totaler Unfug zu glauben (siehe anderer aktueller Beitrag im Forum), man könne auf die Kondensatoren verzichten, da sowieso keiner mehr Mittelwelle oder Langwelle hört. Das ist völlig unerheblich. Außer Hörrundfunk gibt es noch andere Funkdienste (z.B. Funkuhr DCF77) aber auch andere Geräte können gestört werden. Es gelten für alle Frequenzbereiche Grenzwerte, die einzuhalten sind. Verstöße dagegen werden auch empfindlich bestraft.
Ob nun die eine oder andere Filterkombination die Grenzwerte einhält, kann nur durch eine EMV-Messung geprüft werden. Das macht z.B. ein EMV-Labor für ca. 3000-5000€. Ich kann daher nur raten, die Originalteile zu verwenden und diese mit originalen bzw. möglichst baugleichen Bauteilen zu reparieren. Nur dadurch verliert man nicht den Bestandsschutz.
Die Dimensionierung des Entladewiderstands ist eine Sicherheitsanforderung, bei einer Nähmaschine muss die effektive Kapazität (ab 0,1µF) an nach dem Abstecken berührbaren Teilen (z.B. Steckerpins) innerhalb von einer Sekunde auf 34V entladen sein (im worst case).

Nun zu Schutzklasse II:
Da habe ich größte Bauchschmerzen wenn ich lese, dass in Maschinen an der Verdrahtung gebastelt wird, ohne dass man sich genügend auskennt...
Gerade die Pfaff-Maschinen 262/362 (aber auch viele andere*) sind als Maschinenkopf schutzisoliert (Schutzklasse II) ausgeführt und das (Metall-)Gehäuse ist daher nicht am Schutzleiter angeschlossen. Der Anlasser jedoch ist ein Schutzklasse I Gerät mit Schutzleiter.
Bei Reparaturen muss darauf geachtet werden, dass die zusätzliche/verstärkte Isolierung der Schutzklasse II erhalten bleibt. Wenn man nicht weiß wie das geht, lasse man am besten die Finger von der Elektrik.
Gehäuseteile, die zur Verkapselung gehören, dürfen nicht ausgeschnitten, weggelassen oder durch Materialien ersetzt werden, die schlechtere Isolationseigenschaften und Brennbarkeitseigenschaften verfügen. Ein Ersatz eines Bakelitdeckels durch Pappe ist z.B. unzulässig und unverantworbar.
Nun zu Deiner konkreten Frage: Man kann schon einen SK I Anlasser mit einer SK II Nähmaschine zusammenschalten, wenn das Verbindungskonzept dies vorsieht. Pfaff 362 zeigt, wie es gehen kann. Der Schutzleiter wird im Kombistecker durchgeschleift.

LG Rolf

Edit: * bei Haushaltsnähmaschinen alle, Industriemaschinen auch Schutzklassse 1 am Maschinenkopf
Zuletzt geändert von Rolf_McGyver am Sonntag 4. November 2018, 22:33, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: PFAFF 262 + 362: Hinweise zu Kondensatoren

#18 Beitrag von det »

Hallo Rolf,
danke für deine Ausführungen!
Rolf_McGyver hat geschrieben:Nun zu Schutzklasse II:
Da habe ich größte Bauchschmerzen wenn ich lese, dass in Maschinen an der Verdrahtung gebastelt wird, ohne dass man sich genügend auskennt...
Gerade die Pfaff-Maschinen 262/362 (aber auch viele andere) sind wohl als Maschinenkopf schutzisoliert (Schutzklasse II) ausgeführt und das (Metall-)Gehäuse ist daher nicht am Schutzleiter angeschlossen. Der Anlasser jedoch ist ein Schutzklasse I Gerät mit Schutzleiter.
Bei Reparaturen muss darauf geachtet werden, dass die zusätzliche/verstärkte Isolierung der Schutzklasse II erhalten bleibt. Wenn man nicht weiß wie das geht, lasse man am besten die Finger von der Elektrik.
Gehäuseteile, die zur Verkapselung gehören, dürfen nicht ausgeschnitten, weggelassen oder durch Materialien ersetzt werden, die schlechtere Isolationseigenschaften und Brennbarkeitseigenschaften verfügen. Ein Ersatz eines Bakelitdeckels durch Pappe ist z.B. unzulässig und unverantworbar.
Was hälst du in dem Zusammenhang von PLA?
Mein Sohn hat mir für diesen Deckel eine 3D-Druckdatei erstellt.

Gruß
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Re: PFAFF 262 + 362: Hinweise zu Kondensatoren

#19 Beitrag von caroe »

Interessant.
Zu möglichen Haftungsfällen hab ich mich eher zufällig mal belesen - das Problem ist mir zumindest bekannt.
Andererseits erscheint mir ein Betrieb bestimmter Maschinen im original-Zustand nicht weniger gefährlich als eine überlegte und korrekt durchgeführte Modifikation.
(dazu habe ich hier z.B. einen typischen Fall bebildert: https://naehmaschinentechnik-forum.de/v ... =40#p47353)
Ich will damit keinesfalls die Notwendigkeit der Normeneinhaltung bestreiten oder mögliche Gefahren kleinreden; auf Diskussionen diesbezüglich kann ich mich ob mangelnder Expertise sowieso nicht einlassen.

Deine Erklärung zu den Schutzklassen bestätigt im Prinzip meine Vermutung.
Derzeit fällt mir nicht ein, wie ich besagten Schutzleiter 'durchschleifen' könnte, es fehlt allein schon an einer Kupplung, die sich öffnen lässt.
(Mein Gedankenspiel bezog sich auf eine alte Veritas - der Stecker ist zu speziell, der Anlasser aber unbefriedigend und ich hab noch einen Pfaff-Anlasser übrig)

Danke nochmals
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Re: PFAFF 262 + 362: Hinweise zu Kondensatoren

#20 Beitrag von Rolf_McGyver »

caroe hat geschrieben:...Andererseits erscheint mir ein Betrieb bestimmter Maschinen im original-Zustand nicht weniger gefährlich als eine überlegte und korrekt durchgeführte Modifikation.
(dazu habe ich hier z.B. einen typischen Fall bebildert: https://naehmaschinentechnik-forum.de/v ... =40#p47353)...
Danke nochmals
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Verlötete Aderenden in Schraubklemmen ohne federnde Elemente wurden verboten, als man feststellt, dass dadurch eine Brandgefahr entsteht. Eine Änderung ist in diesem Fall erforderlich, da ohne Nebenwirkung machbar und vertretbar. Diese Modifikation ist allgemeiner Stand der Technik.

Im Gegensatz dazu stehen ohne Fachkenntnis aus Ersparnis durchgeführte Modifikationen z.B. einen sicheren mit kontrollierten Prozessen mit isolierten Leitungen konfektionierten Entstörkondensator (z.B. 15€) durch einen Einlöttyp (0,15€) zu ersetzen, an den flach Leitungen an-gelötet werden, diese Verbindungsstelle nicht fachgerecht zu isolieren und dies ohne Wissen zu Luft und Kriechstrecken in ein Blechgehäuse zu drücken, damit sie reinpassen...

Siehst Du den Unterschied?

Risikobewertung nennt man das bei den neusten Normen...

LG Rolf

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