Bernina 540 Umlaufgreifer einstellen

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Wolbert65
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Bernina 540 Umlaufgreifer einstellen

#1 Beitrag von Wolbert65 »

Liebe Expertinnen und Experten.

Ich habe eine theoretische Frage zur Einstellung eines Doppelumlaufgreifers wie er in meiner Bernina 540 Favorit eingebaut ist. Das Thema hat mit meiner Frage zu tun, die ich am 26.2. in Bezug auf die Einstellung eines Doppelumlaufgreifers gestellt habe. Ich stelle eine neue Frage zu dem Thema und eröffne einen neuen Beitrag, weil ich glaube, dass sich den alten Beitrag niemand mehr anschaut. Ich bin mir aber nicht sicher, ob das die richtige Vorgangsweise ist. Hier ist jedenfalls meine etwas theoretische Frage (Ich bin vom Brotberuf Mathematikprofessor an der Uni, ich kann nicht anders :-) )

Ein Doppelumlaufgreifers macht ja bei jedem Stich zwei volle Umdrehungen. Bei der ersten Umdrehung greift die Greiferspitze in den Oberfaden ein und zieht ihn zu einer großen Schleife, die über die Spulenkapsel geführt wird und so eine Verschlingung mit dem Unterfaden erzeugt. Diese Verschlingung wird ziemlich genau zum Ende des ersten Umlaufs des Greifers vom Fadenheber festgezogen. Meine Bernina 540 Favorit (Baujahr 1958) ist jetzt so eingestellt, dass genau zum Ende des ersten Umlaufs der Stich noch nicht festgezogen ist und der Oberfaden noch eine kleine (freilegende) Schlaufe knapp unterhalb der Stichplatte bildet. Es passiert immer wieder, dass die Greiferspitze beim Anfang des zweiten Umlaufs genau in diesen noch nicht festgezogene Schlaufe eingreift, was nach ein, zwei weiteren Stichen zur totalen Fadenverschlingung und zum Stillstand der Maschine führt.

Ich denke, dass das Problem behoben werden kann, wenn man die Greiferstellung in Relation zur Bewegung des Fadenhebers leicht verstellt. Hier ist nun meine Frage:

1. Soll die Greiferspitze erst dann vorbeilaufen, wenn der Stich vom Fadenheber bereits festgezogen wurde. Wenn ich mir den Greifer als Uhr vorstelle, soll ich ihn also ZURÜCK stellen, damit die Spitze etwas später die neuralgische Stelle passiert

Oder

2. Soll die Greiferspitze bereits vorbeilaufen, während die Fadenschlaufe noch über die Kapsel gleitet bzw. während die Schlaufe noch durch das gabelförmige Teil, dessen Namen ich nicht weiß, durchgezogen wird. Wenn ich den Greifer wieder mit einer Uhr vergleiche (mein Greifer läuft auch tatsächlich im Uhrzeigersinn), soll ich ihn also in Bezug auf die jetzige Stellung VOR stellen.

Oder

3. Ist alles was ich mir hier zusammenreime Blödsinn und das Problem der zweifachen Fadenaufnahme durch die Greiferspitze muss anders gelöst werden.

Ich hoffe, ich nerve nicht zu sehr mit solchen Fragen, aber mir wäre doch geholfen, wenn mich jemand aufklären könnte.

LG Wolfgang
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uu4y
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Re: Bernina 540 Umlaufgreifer einstellen

#2 Beitrag von uu4y »

Moin Moin,
für die mit Umlaufgreifer ausgestatteten 840 usw. besitze ich das Servicemanual;
in diesem ist u. a. auch diese Einstellung detailliert aufgeführt;
schick mir eine PN mit deiner Mailadresse oder eine Mail und ich sende dir dies zu; lol
Gruss Gert

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GerdK
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Re: Bernina 540 Umlaufgreifer einstellen

#3 Beitrag von GerdK »

Hallo Wolfgang,
Wenn der Greifer (also genauer: Die Greiferspitze) den Nadelfaden bei jeder 2. Umdrehung zuverlässig aufnimmt, würde ich den Fehler nicht bei der Greifereinstellung suchen, denn der weitere Weg des Greifers im Laufe seiner Drehung ist durch das Übersetzungsverhältnis des Greiferantriebs festgelegt.
Es gibt da weitere mögliche Fehlerursachen. Zum Beispiel sollte die Oberfadenspannung gut eingestellt sein, denn wenn der Oberfaden zu locker ist, passiert ebenfalls Schlingenbildung unterhalb der Stichplatte.
Auch darf der Nadelfaden nirgendwo hängenbleiben (Scharten im Stichloch? Riefen auf Unterfadenspule oder am Greifergehäuse?), denn sonst wird Oberfaden nachgezogen und der Fadenhebel kann dann die zu große Menge an Oberfaden nicht mehr ausreichend zuziehen.

Viele Grüße, Gerd

Wolbert65
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Re: Bernina 540 Umlaufgreifer einstellen

#4 Beitrag von Wolbert65 »

GerdK hat geschrieben: Dienstag 16. März 2021, 10:21 Zum Beispiel sollte die Oberfadenspannung gut eingestellt sein, denn wenn der Oberfaden zu locker ist, passiert ebenfalls Schlingenbildung unterhalb der Stichplatte.
Auch darf der Nadelfaden nirgendwo hängenbleiben (Scharten im Stichloch? Riefen auf Unterfadenspule oder am Greifergehäuse?), denn sonst wird Oberfaden nachgezogen und der Fadenhebel kann dann die zu große Menge an Oberfaden nicht mehr ausreichend zuziehen.
Vielen Dank Gerd für die guten Tipps. Ich werde das Stichloch und den Greifer noch einmal genau inspizieren. Wenn ich dich richtig verstanden habe, heißt das aber, dass der Oberfaden festgezogen und die Schlaufe verschwunden sein muss, wenn die Greiferspitze das zweite Mal am Stichloch vorbeikommt. Stimmt das?

LG Wolfgang smile
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det
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Re: Bernina 540 Umlaufgreifer einstellen

#5 Beitrag von det »

Hallo,
Wolbert65 hat geschrieben: Dienstag 16. März 2021, 15:50Vielen Dank Gerd für die guten Tipps. Ich werde das Stichloch und den Greifer noch einmal genau inspizieren. Wenn ich dich richtig verstanden habe, heißt das aber, dass der Oberfaden festgezogen und die Schlaufe verschwunden sein muss, wenn die Greiferspitze das zweite Mal am Stichloch vorbeikommt. Stimmt das?
Genau so!
Vielleicht wird der Oberfaden irgendwo aufgehalten (Scharten an der Spulenkapsel, am Greifer, am Stichloch der Stichplatte), eventuell ist die Oberfadenführung und/oder -spannung falsch oder die Fadenhebelmechanik stimmt nicht, wobei letzteres recht selten vorkommt.

Gruß
Detlef
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Re: Bernina 540 Umlaufgreifer einstellen

#6 Beitrag von GerdK »

det hat geschrieben: Dienstag 16. März 2021, 17:02...oder die Fadenhebelmechanik stimmt nicht, wobei letzteres recht selten vorkommt.
Stimmt, das hatten wir hier einmal. Ist tatsächlich ein ziemlich exotischer Fehler.

Viele Grüße, Gerd

Wolbert65
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Re: Bernina 540 Umlaufgreifer einstellen

#7 Beitrag von Wolbert65 »

Liebe Forumistinnen und Forumisten!

Um das Thema abzuschließen hier ein kurzer Bericht, wie sich doch alles noch zum Guten gewendet hat. Zuerst vielen Dank an Gert für die technischen Handbücher und an Gerd für die guten Tipps. Ich habe mir noch einmal das Stichloch angesehen. Es war nicht wirklich schartig aber ich habe es trotzdem ein bisschen geschliffen und poliert. Ich habe Micromesh Schleifleinen (1500 und 3600) verwendet. Mit der Fadenspannungseinheit habe ich nicht wirklich viel gemacht, das war aber anscheinend auch nicht notwendig.

Mit Gerts Handbuch habe ich die Greiferspitze so eingestellt, dass sie genau dann auf die Nadel trifft, wenn sich diese 2,6mm vom tiefsten Punkt angehoben hat. (Ich glaube, die Größe heißt Schlingenhub? Im englischen Manual jedenfalls loop lift) Die Einstellung sollte man idealerweise mit einem 2,6mm Parallelendmaß und einer Klemme auf der Nadelstangen machen. Das habe ich leider nicht, so habe ich es mit den hinteren Spitzen der Schiebelehre so gut es ging ausgemessen. Jedenfalls passt jetzt die Fadenverschlingung gut und ich habe keine störende Schlaufenbildung mehr, in der der Greifer sich verheddern könnte. Anscheinend muss man bei der Bernina 540 beim ersten Stich gut aufpassen, dass Ober- und Unterfaden ordentlich aufgelegt sind. Ich halte jetzt beim ersten Stich die Fäden ein bisschen fest, damit nichts passiert.

Nochmals vielen Dank für die Hilfe! Ihr seid super.
LG Wolfgang
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Wolbert65
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Re: Bernina 540 Umlaufgreifer einstellen

#8 Beitrag von Wolbert65 »

Ich habe vergessen mich noch bei Detlev zu bedanken. Jedenfalls auch vielen Dank.

LG Wolfgang
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