Adler 153AB, Zahnriemen

Fragen und Antworten zu Nähmaschinen von Adler, Dürkopp und Dürkopp Adler.
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Nähmanfred
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Re: Adler 153AB, Zahnriemen

#91 Beitrag von Nähmanfred »

Nach einiger Zeit ein update:
Nachdem ja die ursprüngliche Kombination aus 19 Zähnen und 440mm Riemen nicht hinhaute, habe ich den Weg zu 18 Zähnen mit denselbem Riemen beschritten. Eine neue Quelle für die Zahnscheiben bot auch billiger an. Aber leider auch schlechter. Gleich beim Betrachten stellte ich fest, dass die Scheiben nicht ganz parallel gefäste Zähne haben. Diese sind etwas schräg. Das habe ich reklamiert und man war auch ganz aufgeschlossen zu einer Ersatzlieferung. Allerdings habe ich die alten Scheiben auf eigene Kosten zurückgeschickt. Die neuen kamen schnell, waren aber kein bißchen anders: wieder schräg. Nun liegt der Fall beim Chef wegen Gutschein für die Rücksendung. Der Lieferant behauptet, es liege kein Fehler vor.

Also bei Zahnriemen24 war die Ware einwandfrei, bei Haug hingegen nicht. Ich weiss nun eben nicht, ob es irgendetwas ausmachen würde, aber ich bin halt pingelig.

Nachdem Lanora mir ihre Spannrolle geschickt (und geschenkt, dafür nochmal vielen Dank!) hat, wurde diese nun in einem Bauteil für meine Maschine integriert. Dazu habe ich einen normalen Baumarkt-Winkel benutzt und auf diesen dann die Halterung von Lanora hartgelötet. Weiter wurde die Rolle von ihrem Kragen befreit. Das Ergebnis ist dieses:
1.9.9.20 Spannrolle mit Halter sm.JPG
1.9.9.22 Spannrolle mit Halter sm.JPG
Das etwas "ausgefranst" erscheinende Ende mit der Befestigungsbohrung ist der lokalen Situation am Einbauort geschuldet. Dort sind ja die Füße und Rundungen des Gehäusegusses zu berücksichtigen.

Ich plane, anders als bei Lanoras Maschine, die Rolle auf der Frontseite (wo der Nutzer sitzt) anzubringen. Der Winkel wird auf der Unterkante (Boden) der Maschine befestigt und der Schenkel mit der Rolle hängt dann im Schacht, sozusagen. Eine Federung wollte ich nicht, damit bei Vor- und Rückwärtslauf kein Versatz entsteht. Der Riemen hat ja die Tendenz die Rolle wegzudrücken. Dies passiert bei einer Feder, aber nicht wenn sie fest verbaut ist. Wird sie weggedrückt, dann ändert sich die Länge des Riemens und damit die Abstimmung. Auch habe ich die Rolle auf der Seite angedacht, die normalerweise nicht auf Zug belastet wird. Genau wie beim Fahrrad, wo ja die Kettenspannrollen auf dem Rückweg wirken.

Hier die graphisch ermittelten Daten:
1.9.9.24 Riemenberechnung sm.jpg
Sollten meine Berechnungen und Messungen sowie die Fertigungskünste nicht zum gewünschten Ergebnis führen, so ist vorgesehen, dass eine Madenschraube den Halter etwas anhebt und dadurch mit der Rolle der Riemen weiter eingedrückt wird. Diese sitzt dann zwischen Befestigungsbohrung und 92° Winkel.
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Zuletzt geändert von Nähmanfred am Dienstag 30. Juli 2019, 11:22, insgesamt 1-mal geändert.
Viele Grüße
Manfred

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nicole.boening
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Re: Adler 153AB, Zahnriemen

#92 Beitrag von nicole.boening »

danke für die vorzügliche Dokumentation und Erhellung heart bin sehr gespannt.
Näh und schraub wie du dich fühlst.

Neuestes Video über Brillengreifer
https://youtu.be/R-8Pf68mo90

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GerdK
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Re: Adler 153AB, Zahnriemen

#93 Beitrag von GerdK »

nicole.boening hat geschrieben: Dienstag 30. Juli 2019, 10:17 danke für die vorzügliche Dokumentation und Erhellung heart bin sehr gespannt.
Da schliesse ich mich an.. smile
Wenn eine eigentlich "tote" Maschine das erste Mal wieder näht, ist das ein tolles Erfolgserlebnis.

Viele Grüße, Gerd

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mahlekolben
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Re: Adler 153AB, Zahnriemen

#94 Beitrag von mahlekolben »

Nähmanfred hat geschrieben: Dienstag 30. Juli 2019, 06:24Wird sie weggedrückt, dann ändert sich die Länge des Riemens und damit die Abstimmung.
Das ist ein wichtiger Punkt!

(Ich philosophiere mal wieder ein wenig in meine Tastatur...)

Im KFZ-Bereich nennt man das "Steuerzeiten", wobei es zunächst um die Abstimmung von Kurbel- und Nockenwelle geht. Bei älteren Fahrzeugen ging es auch um Zündzeitpunkte und Förderbeginne der Einspritzpumpen (das ist heute alles elektronisch geregelt), hin und wieder auch um Ausgleichwellen, die den Motorlauf ruhiger machten.

Der sparsame Bastler spannt Ketten und Riemen so lange, bis die Steuerzeiten nicht mehr stimmen. Erst läuft der Motor nicht mehr so richtig dolle (z.B. Startschwierigkeiten, erhöhte Verbräuche, Abgasverhalten), später kommen sich Ventile und Kolbenböden zu nahe. Das kann schon bei einigen Winkelminuten beginnen (Winkel in Grad sind zu sehen, wie die Stunden der Uhr, 1° = 60' = 3.600").

Es sind aber weniger die Position und der Durchmesser der Spannrolle, obwohl diese dafür sorgen können, dass die Räder möglichst weit umfasst werden und somit viel Kraft übertragen können.

Die "ziehende" Seite eines Riemens oder einer Kette bestimmt, wie das Zusammenspiel der Räder passt, die andere Seite des Riemens hingegen hat hier nichts zu melden. Sie kann nicht "schieben".

Längt sich die Kette oder der Riemen, ändern sich zwangsläufig auch die Steuerzeiten.

In der Ecke Nadel/Greifer geht's dann ja doch recht knapp zu...

Nun habt Ihr mindestens zwei kritische Momente, die gegen eine Federlagerung sprechen:

Der Moment, in dem die Nadel in das Nahtgut sticht. Je fester das Material und je stärker die Nadel eingestochen werden muss, desto weiter wird sich der Riemen auf der ziehenden Seite längen.

Und dann der Moment, in dem Ihr rückwärts näht, weil dann die ziehende Seite des Riemens zur schiebenden wird und die sonst schlabberig laufende Seite plötzlich ziehen muss. In dem Moment wird eine Lagerung per Feder definitiv kontraproduktiv sein, weil sie nachgeben wird.
Beste Grüße!

Michael

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Re: Adler 153AB, Zahnriemen

#95 Beitrag von 314ter »

Das spricht doch alles wieder für die einzig wahre, unvergleichlich robuste und nur in den allerbesten Maschinen Verwendung findende...
KoeWe.jpg
Grüße, Peter...
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mahlekolben
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Re: Adler 153AB, Zahnriemen

#96 Beitrag von mahlekolben »

Ein sehr schönes Beispiel! biggrin
Beste Grüße!

Michael

Nähmanfred
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Re: Adler 153AB, Zahnriemen

#97 Beitrag von Nähmanfred »

mahlekolben hat geschrieben: Dienstag 30. Juli 2019, 12:39
Nähmanfred hat geschrieben: Dienstag 30. Juli 2019, 06:24Wird sie weggedrückt, dann ändert sich die Länge des Riemens und damit die Abstimmung.
Das ist ein wichtiger Punkt!

...

Nun habt Ihr mindestens zwei kritische Momente, die gegen eine Federlagerung sprechen:

Der Moment, in dem die Nadel in das Nahtgut sticht. Je fester das Material und je stärker die Nadel eingestochen werden muss, desto weiter wird sich der Riemen auf der ziehenden Seite längen.

Und dann der Moment, in dem Ihr rückwärts näht, weil dann die ziehende Seite des Riemens zur schiebenden wird und die sonst schlabberig laufende Seite plötzlich ziehen muss. In dem Moment wird eine Lagerung per Feder definitiv kontraproduktiv sein, weil sie nachgeben wird.
Das könnte ich nicht besser erklären. Dies waren genau meine Überlegungen. Wenn ich mich recht erinnere, waren die letzten Beschreibungen des Nähverhaltens von Lenoras Maschine noch nicht so positiv. Ich frage mich, ob das an der Lage der Spannrolle liegen könnte.

Eine Königswelle als Alternative spukt auch noch in meinem Kopf herum. Allerdings kommen da Probleme mit Befestigung und Zugänglichkeit der Teile ganz massiv auf. Dabei gibt es ja auch dafür fertige Teile. rolleyes

Bei der Plastikmaschine hätte ein Zahnriemen wohl das ganze Gehäuse überlastet. Also wurde lieber die spannungslose Methode mit Getriebe gewählt.
Zuletzt geändert von Nähmanfred am Dienstag 30. Juli 2019, 18:01, insgesamt 1-mal geändert.
Viele Grüße
Manfred

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Re: Adler 153AB, Zahnriemen

#98 Beitrag von 314ter »

Also wenn die Spannrolle mal fest installiert ist (und dann die Maschine entsprechend eingestellt), müsste es egal sein WO genau sie installiert ist, weil es ja unabhängig von der Drehrichtung eine feste Winkelzuordnung von treibender und getriebener Welle gibt (bis auf Riemenelastizität).

Die machen sich es aber auch leicht bei der Plastikmaschine mit den Kronenrädern. Da fallen (praktisch) komplett die Axialkräfte weg und die axiale Lage der Königswelle ist auch bei weitem nicht so kritisch wie mit Kegelrädern. Und die Geräusche der "Geradverzahnung" stören bei den dämpfenden Plastikrädern auch nicht so. Da machen andere Stellen sicher mehr Krach ;-)
Klar ist das Teil nicht wirklich brauchbar aber von Kostengesichtspunkten schon konsequent umgesetzt...

Grüße, Peter...

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Re: Adler 153AB, Zahnriemen

#99 Beitrag von 314ter »

Was auch noch gehen könnte wäre ein Antrieb analog dem Nockenwellenantrieb von NSU (Ultramax System):

http://www.nsu4.nl/deutsch/d2ultramaxsystem.html

Bin mir gar nicht sicher, ob es nicht sogar Nähmaschinen mit diesem System gab. Da spart man sich halt die Zahnräder und die Lagerung der Welle.

Grüße, Peter...

Nähmanfred
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Re: Adler 153AB, Zahnriemen

#100 Beitrag von Nähmanfred »

314ter hat geschrieben: Dienstag 30. Juli 2019, 15:45 Was auch noch gehen könnte wäre ein Antrieb analog dem Nockenwellenantrieb von NSU (Ultramax System):

http://www.nsu4.nl/deutsch/d2ultramaxsystem.html

Bin mir gar nicht sicher, ob es nicht sogar Nähmaschinen mit diesem System gab. Da spart man sich halt die Zahnräder und die Lagerung der Welle.

Grüße, Peter...
Jau, die gute alte Dampftechnik. Auch daran, als Modellbahner, hatte ich gedacht. Die Königswelle ist aber schon das ansprechendste System in meiner Sicht. Wusste gar nicht, dass das beim Auto vorkam.
Viele Grüße
Manfred

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