Adler 167-72

Fragen und Antworten zu Nähmaschinen von Adler, Dürkopp und Dürkopp Adler.
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Caspar
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Adler 167-72

#1 Beitrag von Caspar »

Moin moin!

Nachdem nun alle meine Pfaff's zur Zufriedenheit arbeiten, wartet der nächste Patient auf. Die Adler 167-72 ist mein neuester (und teuerster) Zugang und eigentlich wollte ich eine Pfaff 145 o. 545.
Ich möchte mit ihr die schwere Bootshautplane an das Oberdeck aus schwerer Baumwolle nähen und zwar mit ziemlich dickem Garn (11er), was bisher meine Pfaff 487 getan hat - aber das sehe ich so noch nicht.

Zum einen läßt auch diese Maschine auf der Unterseite des Nähguts gelegentlich Schlaufen stehen (etwas, daß in meinen Räumen alle Maschinen offenbar gern mal machen), zum anderen - und das ist gravierender - erreicht die maximale Stichlänge grade mal 3,5mm. Ich brauche aber so viel wie möglich. 5mm oder 6mm sollten es schon sein. Woran könnte das liegen?

Und... fehlt da irgendwas an der Maschine? Hinten ein Deckel zb. ?

Liebe Grüße,
Ray
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Viele Grüße,
Ray
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Caspar
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Re: Adler 167-72

#2 Beitrag von Caspar »

Habe grade herausgefunden, daß die -72 im Gegensatz zur -73 nur 4,5mm statt 6mm Stichlänge besitzt. dodgy

Läßt sich das evtl. umbauen?
Viele Grüße,
Ray
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adler104
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Re: Adler 167-72

#3 Beitrag von adler104 »

Ich vermute mal, die Begrenzung der Stichlänge geschieht über die Länge der Öffnung der Stichlängenskala und über die Länge der Transporteur Öffnung in der Nadelplatte - wenn Du weißt was ich meine. Sprich andere Strichlängenskala und andere Nadelplatte (jeweils mit längerer Öffnung)

Vergleich mal die Teileleisten de jeweiligen Unterklassen, das dürfte Aufschluss geben.

Ich weiß zumindest von der Adler 105 dass ADLER die Rückwärtsfunktion über die Stichlängen Skala bei einigen Unterklassen unterbundenen hat.

Ich habe zu wenig an Adler 67 usw. gefummelt, als dass ich groß helfen könnte. Ich pers. mag die 67 / 167 u.d.gl. Maschinen nicht besonders wegen de bekloppten Stichlängenverstellung / Arretierung und weil mal die Steuerriemen ganz beschissen tauschen kann.
Mit'm Öl nich sparsam sein!

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Ralf C. Kohlrausch
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Re: Adler 167-72

#4 Beitrag von Ralf C. Kohlrausch »

adler104 hat geschrieben:Ich vermute mal, die Begrenzung der Stichlänge geschieht über die Länge der Öffnung der Stichlängenskala und über die Länge der Transporteur Öffnung in der Nadelplatte - wenn Du weißt was ich meine. Sprich andere Strichlängenskala und andere Nadelplatte (jeweils mit längerer Öffnung)

Vergleich mal die Teileleisten de jeweiligen Unterklassen, das dürfte Aufschluss geben.

Ich weiß zumindest von der Adler 105 dass ADLER die Rückwärtsfunktion über die Stichlängen Skala bei einigen Unterklassen unterbundenen hat.
Einfach mal dieses Abdeckblech mit der Skala abschrauben und sehen, was dann passiert, wäre mein Vorschlag. Ein wirkliches Problem sind die 4 mm meiner Ansicht nach nicht für den angestrebten Zweck. Historisch wurden diese Nähte eher mit dem Kaliber Adler 5 / Singer 45 genäht, zumindet bei Pionier.

Gruß
Ralf C.

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adler104
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Re: Adler 167-72

#5 Beitrag von adler104 »

Caspar hat geschrieben: Ich möchte mit ihr die schwere Bootshautplane an das Oberdeck aus schwerer Baumwolle nähen und zwar mit ziemlich dickem Garn (11er), was bisher meine Pfaff 487 getan hat - aber das sehe ich so noch nicht.

Zum einen läßt auch diese Maschine auf der Unterseite des Nähguts gelegentlich Schlaufen stehen (etwas, daß in meinen Räumen alle Maschinen offenbar gern mal machen), zum anderen - und das ist gravierender - erreicht die maximale Stichlänge grade mal 3,5mm. Ich brauche aber so viel wie möglich. 5mm oder 6mm sollten es schon sein. Woran könnte das liegen?

Und... fehlt da irgendwas an der Maschine? Hinten ein Deckel zb. ?

Liebe Grüße,
Ray
Deine Maschine hatte mal eine Beschneideeinrichtung, daher sitzt der Greifer links statt rechts, rechts war nach unten hin eine Auswurföffnung für das Abgeschnittene Material. Vermutlich hast du da auch ein Loch in der Öltropfwanne etwa in Höhe der rechten Schiebeplatte (wenns noch der orig. Tisch ist). Ich vermute auch mal, dass sich dein Transporteur nicht absenkt bei nähen, oder? Der geht nur vor und zurück - richtig (Vermutung).

Ich könnte mir vorstellen, dass es schwierig werden könnte andere Nadelpaten zu finden weil die Nadelplatte bei dir die Aussparung für die kleine Zunge am Greifer links hat und das müsste die neue Nadelplatte auch haben.

11er Nähgarn ist mal ne harte Nummer für so eine Maschine - ich denke da wirst du, wie Ralf schon sagte, ehe in Richtung Adler 4 / 104 gehen müssen.
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Caspar
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Re: Adler 167-72

#6 Beitrag von Caspar »

Danke für eure Hinweise! Laut Teileliste müßte ich Stichplatte, Schieber, Unter- und Obertransporteur sowie Drückerfuss tauschen, obwohl die Teile im Internet optisch alle ziemlich ähnlich aussehen.

Statt der Nadelplatte müßte ich wohl zumindest die Stichplatte und eine zusätzliche Schieber- Abdeckung haben (also 2 Teile statt einem). So ist es auch in der Teileliste. Warum meine -72 da ein komplettes Teil hat, weiß ich nicht (evtl. ja wegen des Fadenabschneiders).

Ja, an solche Schuster-/Sattlermaschinen hatte ich auch schon gedacht, nur käme ich nicht mit dem Freiarm klar. Ich brauche etwas, auf der die Haut zu liegen kommen kann, also einen Tisch und mehr als nur Untertransport. Händisch führen geht mal gar nicht. So eine Haut wiegt 10g und rutscht nicht besonders gut.

Ich bin aber offen für Empfehlungen in diese Richtung.
Viele Grüße,
Ray
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Ralf C. Kohlrausch
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Re: Adler 167-72

#7 Beitrag von Ralf C. Kohlrausch »

Caspar hat geschrieben: So eine Haut wiegt 10g und rutscht nicht besonders gut.

Ich bin aber offen für Empfehlungen in diese Richtung.
Schwereres Material nehmen?

Gruß
Ralf C.

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Re: Adler 167-72

#8 Beitrag von adler104 »

Adler 104 und Adler 4 sind Flachbett Maschinen, die gibt es auch mit mitgehenden Nähfuß, der ist allerdings nicht angetrieben sondern geht nur mit und springt nach Ende des Stiches wieder nach vorn.

Sonst evtl. mal nach einer Adler 220 umsehen, die gibt es in versch. Armlängen und die Maschine hat auch 3 fach Transport und müsste auch mit 11er Garn zurecht kommen

EDIT:

so was hier:

https://www.naehmaschinen-stuetzer.de/i ... ehmaschine
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Ralf C. Kohlrausch
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Re: Adler 167-72

#9 Beitrag von Ralf C. Kohlrausch »

Caspar hat geschrieben:Danke für eure Hinweise! Laut Teileliste müßte ich Stichplatte, Schieber, Unter- und Obertransporteur sowie Drückerfuss tauschen, obwohl die Teile im Internet optisch alle ziemlich ähnlich aussehen.

Statt der Nadelplatte müßte ich wohl zumindest die Stichplatte und eine zusätzliche Schieber- Abdeckung haben (also 2 Teile statt einem). So ist es auch in der Teileliste. Warum meine -72 da ein komplettes Teil hat, weiß ich nicht (evtl. ja wegen des Fadenabschneiders).

Ja, an solche Schuster-/Sattlermaschinen hatte ich auch schon gedacht, nur käme ich nicht mit dem Freiarm klar. Ich brauche etwas, auf der die Haut zu liegen kommen kann, also einen Tisch und mehr als nur Untertransport. Händisch führen geht mal gar nicht. So eine Haut wiegt 10g und rutscht nicht besonders gut.

Ich bin aber offen für Empfehlungen in diese Richtung.
Moin,

hier siehst Du den Nähplatz der poucher Boote GmbH:
https://www.google.com/search?q=poucher ... 3rn4RiyP-M:

Hier sind weitere Nähplatzbilder:
https://www.mdr.de/sachsen-anhalt/dessa ... h-100.html
https://www.mz-web.de/bitterfeld/ein-bo ... e-31397810
(ebenfalls zu sehen eine moderne Pfaff Schweißmaschine, wird also tatsächlich investiert)
https://agentur-schwimmer.de/content/de ... roduktion/

Die Poucher benutz(t?)en keine Dreifachtransportmaschine sondern einen Rolltisch als Transportunterstützung und die Nahtführung ist an den real existierenden Booten mitunter etwas kreativ.
Zuletzt geändert von Ralf C. Kohlrausch am Samstag 2. Februar 2019, 13:47, insgesamt 2-mal geändert.

Ralf C. Kohlrausch
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Re: Adler 167-72

#10 Beitrag von Ralf C. Kohlrausch »

Luftboothandel Mating:
https://www.luftboothandel-mating.de/de ... tailID=587

weniger erfolgreich:
http://www.gunook.com/segeln-kanu-kapit ... siegel-es/

Markus Heise an der Nähmaschine:
https://media0.faz.net/ppmedia/aktuell/ ... -es-an.jpg

Er hat mit einer Pfaff 138 fürs Verdeck und einer Pfaff 545 für die Verbindung von Verdeck und Unterschiff angefangen. Inzwischen ist die 138 durch eine 918 ersetzt: Das ist der Nachnachnachundsoweiterfolger der 138 mit 10 mm Überstichbreite. Mit dieser Maschine näht er etwa 1,5 mm dicke Gummi- und PVC-Planen fürs Unterschiff auf Stoß zusammen. Er verwendet ein baumwollummanteltes Polyestergarn und meint, dass er mit der Verrottungsfestigkeit des Baumwollmantels keine Probleme hätte. Seine ersten Häute von vor 20 Jahren würden immer noch halten. Der Faden würde in Verbindung mit dem Baumwollstoff aber gut dichten. Er hätte sei wegen der deutlichen Preissteigerungen der vergangenen Jahre und der nach seiner Ansicht durch Produktionsverlagerungen nicht eben gestiegenen Qualität inwischen von Amann- zu Coats-Garn gewechselt.

Bei der Poucher Boote GmbH verwendet man für das Oberdeck ebenfalls einen Baumwollumspinnzwirn der Stärke 35, für die Hochzeitsnaht einen stärkeren Faden aus reiner Synthetik. Bei Klepper in Rosenheim konnte man spontan nichts zum Thema sagen, ich hätte den Verkauf und nicht die Produktion am Telefon. Kunststück, Klepper hat die Produktion nach Polen verlagert und den dortigen Betrieb zu Stillschweigen verdonnert ;-)

Früher hat Klepper Heise zufolge Baumwollfäden verwendet. Bei Klepper sagte man, früher habe man als Großkunde Spezialanfertigungen in Auftrag geben können und bei Kupfer bekam ich die Auskunft, man habe Klepper mit verschieden dicken Fäden beliefert. Dünneren für oben und dickeren für unten. Genauer konnten sich die Mitarbeiter nicht erinnern.

Die wasserdichtende Wirkung von WR-Fäden hält Heise für überschätzt, wobei er das Problem vor allem in Kunstfasergeweben sieht. Acrylgewebe und erst recht PVC-Planen seien eher wie eine Folie, die von der Nadel durchstanzt würden und bleibende Löcher bekämen, die unter Zug größer reißen würden. Da könne die WR-Eigenschaft des Fadens dann auch nichts retten. Nahtdichter wären zur Produktion und zur laufenden Wartung nötig. Baumwollstoffe und Gummiplanen dagegen würden sich nach dem Durchstechen wieder schließen und blieben langfristig dicht.

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