Als Phoenix 120-1 getarnte Adler 20-1

Fragen und Antworten zu Nähmaschinen von Adler, Dürkopp und Dürkopp Adler.
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feldkoch
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Als Phoenix 120-1 getarnte Adler 20-1

#1 Beitrag von feldkoch »

Moin,

diese Menge Gusseisen gab es günstig als Dachbodenfund in der Nähe. Die Maschine war total vergammelt und saß fest, aber es war etwas auf den Bildern zu erkennen, was wie ein Vorgelege aussah. Das wollte ich haben, die Maschine war eher Beifang. Der Verkäufer sagte was von 30 Jahren Speicher. Heruntergeholt haben sie die Maschine mit einem Radlader.
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Der Transport der Maschine war dann schon anspruchsvoll, der abgenommene Kopf lässt sich zu zweit gerade so tragen. Der Tisch war Würmerfraß und ist schon im Ofen, ließ aber die Verwendung für große Planen erkennen mit den vorn und hinten angebrachten Holzwalzen. Ein schöner schwerer Gusstisch wär mir lieber gewesen, aber dann hätte die Maschine vermutlich auch mehr gekostet.
Zu Hause war dann die Enttäuschung erstmal da, weil das Vorgelege eher eine Kupplung ist und nur geringe Über/Untersetzungen erlaubt. dodgy
Eine Bremse ist auch dran. Ab irgendwie musste man ja den Dauerläufermotor bedienen können. Die Maschine wurde in Petroleum gebadet (nicht so ganz wörtlich. So eine große Wanne habe ich nicht, und die Menge Petroleum wär mir auch zu teuer.) und geschrubbt. Sie ließ sich dann auch wieder drehen. Sorge hatte mir der ebenfalls völlig verrostete Greifermechanismus gemacht, da sind auch eher normale Materialstärken verwendet worden, von denen man den Rost nicht einfach abschleifen könnte und immer noch üppig Stahl übrig hätte (mit Schleifpapier war ich dann nur an den Stichplatten und dem Fußheberhebel, ohne ging es da nicht). Nachdem der Rost mit Stahlwolle entfernt war, konnte ich erste Nahtversuche machen.
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Sie näht wieder! lol
Und bei den eher noch recht nachlässigen Putzaktionen (man kann so einer alten Dame ja nicht die ganze Lebensgeschichte wegschrubben, oder?) kam tatsächlich unter dem Typenschild ein wenig Farbe hervor, die sehr verdächtig nach altem Adler-logo aussieht.
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Hinten behauptet sie aber, eine Phoenix zu sein.
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Die Phoenixwerke haben also nicht nur Fremdfabrikate eingekauft und unter eigenem Markennamen verkauft, was ja wohl überall gängige Praxis war und ist, sondern in diesem Fall eine komplett von Adler fertiggestellte einfach übergemalt und ihr Logo draufgepappt. So groß werden die Verkaufszahlen auch nicht gewesen sein, dass sich hier der Einkauf größerer Mengen Rohlinge gelohnt hätte.
Nun steht sie da und wartet drauf, grobe Sachen nähen zu dürfen. Die Liebste bastelt ab und zu ganz gern an Pferdesätteln, wobei die bereitstehende Pfaff 145 schon an ihre Grenzen kam und einiges auch nicht mehr unter den Fuß paßte. Ist mir auch schon passiert. Trotzdem war ich überrascht, als dem Eisentrumm Bleiberecht in der Wohnung eingeräumt wurde. OT: ' Die darf bleiben.' Die Motorisierung fiel allerdings weg, soviel Platz haben wir denn doch nicht, dass wir sie mitsamt adäquatem Tisch unterbringen könnten.
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js_hsm
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Re: Als Phoenix 120-1 getarnte Adler 20-1

#2 Beitrag von js_hsm »

Glückwunsch zu dem schönen und eher seltenen Teil.
Meine Adler 5 sah zwar etwas besser aus hatte aber viele Baustellen im Inneren wink
Spulen für das Barell-Schiffchen habe ich hier irgendwo (Adler 5 Hyperwocker) als 3D Modell hochgeladen...bei Bedarf PN

Gruß, Achim
Der Maschinen(um)bauer
Adler 30,48,67,69 Pfaff 130,141,142,145,335,1222, Typical GC20606-18, Sailrite 9" Clone und.....
https://youtube.com/@Special_Solutions
BLDC-Servos https://www.naehmaschinentechnik-forum. ... 33#p119733

gelöschter User N

Re: Als Phoenix 120-1 getarnte Adler 20-1

#3 Beitrag von gelöschter User N »

feldkoch hat geschrieben: Samstag 3. Dezember 2022, 21:55 Die Phoenixwerke haben also nicht nur Fremdfabrikate eingekauft und unter eigenem Markennamen verkauft, was ja wohl überall gängige Praxis war und ist, sondern in diesem Fall eine komplett von Adler fertiggestellte einfach übergemalt und ihr Logo draufgepappt. So groß werden die Verkaufszahlen auch nicht gewesen sein, dass sich hier der Einkauf größerer Mengen Rohlinge gelohnt hätte.
über den Punkt habe ich mal länger nachgeforscht und nachgedacht.
Die Bielefelder (Adler, Anker, Dürkopp, Phoenix) haben häufig kooperiert und wenn ein Kunde der viele Phoenix Maschinen hatte, eine Ledermaschine brauchte, dann kriegte er die mit Phoenix Logo.

Darum hab ich eine Adler 30.1 die als Phoenix 130-1 gelabelt ist.
Ansi .JPG
DSC_0270_Modell 130 - 1 .JPG
Später dann übernahm Anker die Phoenix Werke und später auch Adler (AphA Gruppe )
APhA ist Anker Phoenix Adler

und daraus wurde später dann noch Dürkopp-Adler

Aber ich habe auch schon Adler 30-$ mit Pfaff Logo gesehen light
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feldkoch
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Re: Als Phoenix 120-1 getarnte Adler 20-1

#4 Beitrag von feldkoch »

Weiss eigentlich jemand, wie sich Adler 20-1 (für Segeltuch-Planen) und 20-2 (für Sattler) unterscheiden? Ich habe nichts feststellen können anhand der Teile-Zeichnungen der 20-2. Sieht alles identisch aus.

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adler104
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Re: Als Phoenix 120-1 getarnte Adler 20-1

#5 Beitrag von adler104 »

Phenix und auch Pfaff (und andere) haben z.T. auch Maschinen andere Hersteller vertrieben, z.B. auch Adler 30-1 - die gab es von Pfaff als Pfaff 230-1 usw.

Viel Spaß mit dem Monster!

EDIT:

Der Unterschied zw. 20-1 und 20-2 war nur das Zubehör.
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gelöschter User N

Re: Als Phoenix 120-1 getarnte Adler 20-1

#6 Beitrag von gelöschter User N »

adler104 hat geschrieben: Sonntag 4. Dezember 2022, 10:21 z.B. auch Adler 30-1 - die gab es von Pfaff als Pfaff 230-1 usw.
Ja - richtig, das stimmt - jetzt hab ich in den unendlichen Weiten meiner Festplatte sogar Bilder davon gefunden beerchug

hansmartin
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Re: Als Phoenix 120-1 getarnte Adler 20-1

#7 Beitrag von hansmartin »

Kommen so auch die offensichtlichen Ähnlichkeiten zwischen den Adler 30-.. und den Dinger 29k zustande?
Oder wer hat da bei wem abgeguckt ?

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adler104
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Re: Als Phoenix 120-1 getarnte Adler 20-1

#8 Beitrag von adler104 »

hansmartin hat geschrieben: Freitag 23. Dezember 2022, 22:31 Kommen so auch die offensichtlichen Ähnlichkeiten zwischen den Adler 30-.. und den Dinger 29k zustande?
Oder wer hat da bei wem abgeguckt ?
Nicht so ganz - Singer hat die 29 bzw. 29K (vorher UFA) vor der Adler 30 auf den Markt gebracht. Aber im weitesten Sinne hat Adler sein Modell 30 von der 29 / 29K kopiert. Einige Teile (bei weitem nicht alle) der Adler 30 und 29K sind auch untereinander austauschbar bzw. können angepasst / passend gemacht werden. Die frühen Modelle wurden in den USA als 29 und in Großbritannien als 29K gefertigt. Singer hat seine 29K / 29D Modelle immer weiter entwickelt (die 29 wurde irgendwann nicht mehr in den USA gefertigt, dann nur noch in GB als 29K und später auch in Deutschland als 29D - die K und D sind in den Unterklassen aber technisch gleich also 29K60 ist 1:1 baugleich mit der 29D60 usw.) und div. technische Änderungen vorgenommen und es gibt somit reichlich Singer 29 Modelle bzw. Unterklassen, die optisch zwar alle sehr ähnlich sind, tatsächlich im Detail aber diverse Unterschiede aufweisen. Adler hat sich verhältnismäßig wenig weiter entwickelt, aber auch da gab es ein paar Änderungen. Aber auch bei Singer sind Teile gleich geblieben aber eben nicht alle. Man darf also nicht meinen, die 29K1 von um 1900 sei mit der der "neueren" 29K71 im Detail gleich - dem ist mitnichten so. Vor allem muss man vorsichtig sein, wenn man 29K Teile kauft und meint 29K ist immer 29K gewesen. Na ja - lange Geschichte...
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