Ich hoffe du verzeihst mir diese kleine Geschichte (und mein Deutsch)
In einer kleinen Stadt in einem fremden Land ist ein Reisender am Kirchplatz angekommen.
Er kennt die Sprache ein wenig und hat schon alle Reiseführer über alle Provinzen und abgelegenen Ecken des Landes gelesen.
Die Bücher erwähnen von große Gefahren und schreiben was man besser machen soll und was man besser lassen soll in diesem Fremden Land.
Der Reisende hat auf seinem Weg bereits große Hindernisse überwunden und nach einem Kaffee möchte er gerne in die nächste Stadt gehen.
Er sieht die goldenen Kuppeln und Kirchtürme schon am Horizont funkeln in der Sommersonne. Aber wohin? So viele Straßen fängen beim Kirchplatz an.
Der Reisende könnte natürlich eine Kutsche mieten, aber das kostet eine Menge Goldmünzen. Und man kann nur hoffen, dass der Kutscher den Weg kennt.
Also bittet er einen freundlichen Einwohner um Hilfe. Der sagt: "Ich zeige dir diesen Wanderweg, da gibt's kaum Gefahren und ich bin mir sicher dass du das schaffst."
Aber der Reisende ist nicht sicher und am nächsten Tag sieht der freundliche Einwohner ihm auf dem Kirchplatz wieder Kaffee trinken.
"Warum bist du noch nicht unterwegs?" fragt er den Reisenden. "Aber alle diese Gefahren dann, worüber die Reiseführer schreiben?" sagt der Reisende.
"Das ist doch alles in anderen Teilen des Landes", sagt der freundliche Bewohner. "Die Chance dass etwas schief geht ist wirklich minimal, das schaffst du schon".
Aber am nächsten Morgen sieht der freundliche Einwohner den Reisenden in einer Kutsche einsteigen, während er sagt: "Es ist mir zu gefährlich!".
"Schade", denkt der freundliche Einwohner. "Er hat nur zu viele Bücher gelesen. Und er hat wahrscheinlich auch Geld zuviel. Er hätte nur den ersten Schritt auf dem Wanderweg machen mussen. "
Ich verstehe, dass du sicher sein willst, bevor du anfangst den Motor zu bearbeiten, würde ich auch machen.
Aber du kannst noch Stunden im Internet recherchieren, aber mit all dem Denken ist der Motor noch nicht repariert
Ich habe nur gesagt, dass du alles vergessen sollte, weil ich vermute, dass es schwierig ist gut ein zu schätzen welche Informationen wichtig sind und welche nicht.
Ich denke dass es dir im Moment nicht hilft, nur verwirrt. Und man braucht alle diesen theoretischen Informationen auch kaum, nur ein wenig Gefühl und Geduld.
Und ein bisschen Vertrauen, dass ich weiß worüber ich rede (trust me, I'm an engineer
).
Ich habe diese Methode mit Schleifpapier empfohlen, weil es für deinen Motor genau gut geeignet ist. Und dann verstehe ich nicht ganz, aus welchen Gründen du zu dem Schluss komst, dass es zu grob oder zu unpräzise wäre. Hier sind wirklich keine sehr engen Toleranzen erforderlich, ein wenig Sorgfalt genügt.
Wenn ich davon nicht überzeugt wäre, hätte ich auch nicht auf das Video verwiesen. Ich hätte es auch nicht empfohlen, wenn ich nicht überzeugt wäre, dass die Risiken minimal sind und dass es auch von dir erfolgreich durchgeführt werden kann.
Ich meine, du hast den Motor demontiert, finde ich wirklich Super dass du das geschafft hast: denn damit hast du schon die schwierigste Hürde genommen.
Jetzt bleibt nur noch übrig diesen relativ einfacheren Schritt zu wagen.
Abdrehen (= mit Drehbank) kommt hier nicht im Frage, ist nicht nötig. Soweit ich das anhand der Fotos beurteilen kann, ist der Kommutator völlig in Ordnung. Die Oberfläche soll nur gereinigt und leicht geschliffen werden.
Warum müssen die Rillen weggeschliffen werden? Die Rillen schleifen in den Kohlebürsten ein. Wenn der Anker sich z.B. axial etwas verschiebt, werden die Kohlebürsten auf die Rillen 'gehoben' und es besteht die Gefahr von Kontaktverlust, Funken, Einbrennen usw.
Übrigens, mit Unrundheit wird nicht gemeint , dass das Ding innerhalb eines Tausendstel Millimeters rund sein muss. Es dürfen keine flachen Teile, Graten usw sein, damit die Kohlebürsten 'klappern' oder beschädigen. Wenn du die Methode aus dem Video verwendet (auf der Drehrichtung des Motors achten), ist das Risiko auf übermäßigen Unrundheit wirklich minimal.
Versuch es einfach: Schleifpapier drum wickeln, leicht drücken und ein paar Mal rund drehen. Und dann schauen, wie viel Kupfer blank geworden ist. Wenn die Rillen zu tief sind, verwende lieber ein groberes Schleifpapier statt ganz lange zu schleifen mit zu feinem Schleifpapier. Fang mit 400 an, evt. zurück nach etwa 200, wieder 400, und beenden mit 600/800.
Und so soll man es
NICHT machen
https://www.youtube.com/watch?v=gXyRKm1mztU&t=4s
Du hast recht, dass sich die Isolierlack nicht auflösen darf, das würde den Motor zerstören. Aber mit den üblichen Elektroreiniger besteht da keine Gefahr. Es verdunstet auch schnell und man braucht auch nicht den ganzen Motor ein zu spritzen.
Übrigens sind diese Elektroreiniger voll von organischen Säuren !! Alle Alkohole sind schließlich organische Säuren
. Ich weiß nicht mehr genau wie es ist (Gymnasium ist schon eine Weile her), aber ich denke dass der saure Effekt erst in einem anderen Lösungsmittel auftritt: etwas mit Protonen und Ionen so weit ich erinnere.
Alle Hersteller haben Sicherheitsdatenblätter auf ihrer Website, da kannst du sehen was drin ist.
Und bedenke auch dass du eigentlich nicht viel falsch machen kannst! Deine Maschine lauft bestimmt nicht 24/7. Selbst wenn die Oberfläche nicht 100% wird, werden nur die Kohlebürsten etwas schneller abgenutzt. Und dass wirst du wahrscheinlich erst in etwa 10 Jahren oder so bemerken.
Also, dran mit dem Schleifpapier!
-Bart