Meistergram M800 Stickmaschine - Softwarefragen

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Woso
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Meistergram M800 Stickmaschine - Softwarefragen

#1 Beitrag von Woso »

Hallo zusammen,

vor ein paar Wochen habe ich eine Meistergram M800 Stickmaschine geholt, die zu verschenken inseriert war.

Mit dabei waren ein paar Disketten mit 2 verschiedenen Schriftarten und einige im Kundenauftrag erstellte Logos.

Laut Rechnung wurde die Maschine 1989 gekauft.

Jetzt würde ich gerne versuchen, eigene Stickdateien zu erstellen und zu sticken, stehe allerdings vor einem Rätsel.

Mein Mann (Elektrotechniker und Softwareentwickler) hat sich die Daten auf den Disketten mal genauer angesehen. Es ist ein 8 Bit Dateiformat, das der Computer so gar nicht lesen kann, irgendwas firmeneigenes. Mein Mann hat irgendwie die Daten geöffnet und was von Hexadezimal geredet.

Ich gestehe, ich bin komplett ahnungslos was IT betrifft angel

Er hat irgendwo eine Uralt Version von Embird gefunden, die auf Win 98 läuft und angeblich Disketten beschreibt. Da stand auch dabei, dass das Programm die Disketten passend formatiert, unter anderem für Barudan Maschinen.
Nun hat die M800 laut Displaymeldung beim Einschalten eine Barudan-Software, Version 0.9 von 1987.

Theoretisch könnte das also klappen, praktisch formatiert Embird da gar nichts auf der Diskette. Der virtuelle PC kann darauf zugreifen, daran liegt es also nicht.
Mein Mann ist dran, aber mittlerweile etwas ratlos...

Hat von euch zufällig jemand noch eine Idee, wie ich da irgendwie eigene Stickdateien auf die Disketten und somit in die Maschine bekomme? Vielleicht irgend ein Programm, das das kann, oder Infos zum Dateiformat?

Mein Mann meinte, er könnte eventuell, wenn er das Dateiformat kennt und weiß, was jeder Teil des Codes bedeutet, ein Programm schreiben, das fertige Stickdateien in das benötigte Format konvertiert.

Das Sticken an sich funktioniert übrigens smile
Trotzdem sind mir 2 Schriftarten dann doch etwas wenig, wenn ich damit sonst gar nichts machen kann...

Hier noch ein paar Bilder der Maschine,bei Bedarf kann ich gerne noch mehr machen.

Danke für eure Hilfe!
Viele Grüße,
Maria
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sputnik
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Re: Meistergram M800 Stickmaschine - Softwarefragen

#2 Beitrag von sputnik »

Die Maschine ist von Barudan, mit denen die ich auch gelegentlich zu tun hatte.

Teileliste -> https://www.barudanamerica.com/wp-conte ... 0parts.pdf

Auf der Webseite gibt es auch Foren wo man eventuell hilfreiches erfahren könnte.

Ich kenne die Geschichte von Barudan zu wenig, aber ich vermute ähnliche Entwicklungen wie bei andereren Stickmaschinenherstellern.

Geschichte des Stickens:
Auf der Basis der von Jaquard erfundenen Lochkarten/-streifen wurden alle möglichen Maschinensteuerungen konstruiert.
Die alten Lochstreifen bei den Stickautomaten waren ähnlich breit wie die Hollerithkarten (also ~19cm).
Später wurden sie durch schmälere 8-Kanal Lochstreifen ersetzt.
Die 8-Kanal Lochstreifen wurden bei allen möglichen Maschinen zur Steuerung eingesetzt.
Jede Zeile enthält binär codiert die Strecke für die entsprechende Richtung. Später kamen Sonderbefehle wie Springstich oder Fadenabschneider dazu.
Diese 8-Kanal Lochstreifen wurden in den 70er und 80er Jahren des 20. Jahrhunderts durch Computer ersetzt, die genau das identische Format an die Stickmaschinensteuerung übermiteln.
Ich war für mehrer Hersteller (z.B. Zangs/ZSK) an solchen Entwicklungen beteiligt, vielleicht finde ich noch Reste von den alten Unterlagen.

Praktisch ist der Hauptteil des Stickmusters eine Liste in der steht:

Motor ein
x schritte nach re
y schritte nach oben
x schritte nach links
y schritte nach unten
x null schritte
Springstich
y schritte nach unten
etc. usw.

Dazu gibt es dann Status (Start/Stopp) und Maschinenbefehle (Nadel1, Nadel2, Fadenschneiden...).

Alles sehr ähnlich wie der G-Code bei anderen CNC-Maschinen.

Da jeder sein Süppchen gekocht hat, sind die Programme aber nicht kompatibel. Auf unseren Punchsystemen konnte man dann das erstellte Muster in gewünschten Format auf die benötigten Datenräger (Lochstreifen, Disketten, Speicherkarten, etc) exportieren.
Es gibt aber auch Programme zum konvertieren um z.B. ein Muster im ZSK-Format im Barudam-Format abzuspeichern.
Die Computer der Frühzeit waren allerdings immer sehr speziell. Riesige Zeichentische zum Digitalisieren, die ganzen Stanzen für unterschiedliche Formate, Durchlaufscanner/-plotter mit 2m Scanbreite usw. Software gab es Anfangs nur für UNIX/DOS-artige (teilweise auch sehr spezielle) Betriebssysteme der 1960er bis 1980er Jahre.

Da ich nicht weiss wie alt Ihr seid noch eine Warnung:
Die alten Computercomponenten liefen oft noch mit anderen Versogungsspannungen!
Also z.B. 5V statt 3,3V oder 15V statt 12V. Es ging da vor allem um Störsicherheit in einem industriellen Umfeld.
Und amerikanische Elektronik ist ohnehin eine eigene Geschichte ...

Gutes Gelingen wünscht der Sputnik

Edit: Ich habe mir in der Zwischenzeit die Teileliste angesehen. Die Maschine ist für Monogrammstickerei optimiert. Überstich wird nicht über eine eigene Achse gemacht sondern wie bei einer Zickzack-Maschine. Da keine Springsticheinrichtung vorhanden ist, ist die Stichlänge auch sehr beschränkt.

Bei normalen Stickautomaten hat man zwei gleichberechtigte Achsen und eine Springsticheinrichtung. Die Maschine läuft immer mit voller Drehzahl und für längere Stiche werden die Nadelstangen abgeschaltet (Springstich). Vermutlich wird es dann schwierig bestehende Stickmuster mit längeren Stichen) an die Maschine anzupassen. Die Ausstattung mit Stichplattenschlitz und dem speziellen Stoffdrücker ist natürlich für andere Aufgaben auch suboptimal.
Zuletzt geändert von det am Samstag 16. März 2024, 16:19, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Tippfehler korrigiert

Woso
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Re: Meistergram M800 Stickmaschine - Softwarefragen

#3 Beitrag von Woso »

Hallo Sputnik,

vielen Dank für die sehr ausführliche Antwort!
Das sollte auf jeden Fall weiter helfen, außerdem ist die Entstehungsgeschichte hochinteressant.

Im Endeffekt bestätigt das auch die Vermutung meines Mannes, der schon die Theorie hatte, dass das so ähnlich wie G-Code sein könnte.

Wir hatten da einen Schriftzug mit 5 Buchstaben und in der Datei 5 Blöcke mit Code zwischen leerem Speicher.
Der nächste Schritt wäre, die Maschine genau diesen Schriftzug sticken zu lassen und zu schauen, was sie mit den Daten macht. Vielleicht kann mein Mann so den Code knacken...

Ich habe jetzt nicht unbedingt vor, große und vielfarbige Muster zu sticken, schon eher was kleines und Monogramm-artiges, das sollte damit ja klappen smile

Dann muss ich zum probieren noch neuen Unterfaden aufspulen, die Vorbesitzer haben dafür wohl die ganzen Stickgarnreste verwendet, ständig ist der Faden alle boewu

Gut, dass mechanisch alles funktioniert soweit.

Danke nochmal, wir probieren weiter shy

Viele Grüße,
Maria

bianchifan
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Re: Meistergram M800 Stickmaschine - Softwarefragen

#4 Beitrag von bianchifan »

Woso hat geschrieben: Donnerstag 14. März 2024, 10:09 Hat von euch zufällig jemand noch eine Idee, wie ich da irgendwie eigene Stickdateien auf die Disketten und somit in die Maschine bekomme?
Mit jedem x-beliebigem Dateimanager..oder auch zu Fuß via Terminal ;)
Von aktuellen Windows Systemen habe ich keine Ahnung, das zuletzt noch zeitweise genutze Win 7 konnte das jedenfalls.
Mein Tip Total Commander.
Unter Linux nutze ich den Double Commander.
Woso hat geschrieben: Donnerstag 14. März 2024, 10:09 Mein Mann meinte, er könnte eventuell, wenn er das Dateiformat kennt und weiß, was jeder Teil des Codes bedeutet, ein Programm schreiben, das fertige Stickdateien in das benötigte Format konvertiert.
Für die alte Mühle?
Hat er sonst nichts zu tun?
Z.B. Radfahren..;)
Woso hat geschrieben: Donnerstag 14. März 2024, 10:09 Vielleicht irgend ein Programm, das das kann, oder Infos zum Dateiformat?
Es gibt ein freies und quelloffenes Vektorzeichenprogramm mit Namen Inkscape, dafür gibt es ein Erweiterung, um Stickdateien auszugeben: InkStitch

Das kann u.a. auch Barudan, jedenfalls hatte ich auf Github Beiträge enttdeckt, wo sich Barudan Nutzer bedankt hatten, dass sie das ein oder andere Museumsstück ansprechen konnten.
Ich kenne zwar leidlich mit Inkstitch aus, von Barudan habe ich aber NULL Ahnung.
Erste Adresse für Stickformate ist die Wiki des FabLabs der Universität Genf, https://edutechwiki.unige.ch, welches von einem ehemaligen Prof dieser Einrichtung betreut wird.
Da gibt es auch Infos zu Barudan Formaten
und selbstverständlich auch jede Menge Lesestoff zu Inkstitch.

Es gibt noch eine weitere Software, die theoretisch in der Lage ist, Barudan Dateien zu handeln: Embroidermodder.
Allerdings ist der z.Zt noch in Entwicklung und nur eingeschränkt nutzbar, wenn man in der Lage ist, ein System mit aktuellen Versionen von CMake und QT6 zu installieren und die Binärdateien zu generieren.
Meine Ubuntu-Derivate können das nicht, die dort installierten QT-Versionen sind zu alt.
Eine QT Generierung aus den Quellen (linear) ist bei mangels zugewiesenem Plattenplatz nach 9h gescheitert, eine parallele Generierung nach wenigen Minuten, da der Swap speicher voll gelaufen ist.
Für den Embroidermodder musste ich extra eine Tumbleweed Partition einrichten...

Vergessen..
Zum Beschreiben von Disketten gibt es USB Disk Laufwerke..
Oder man verzichtet ganz darauf und bastelt mit einem Arduino einen USB Port für das Monster ;)

Woso
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Re: Meistergram M800 Stickmaschine - Softwarefragen

#5 Beitrag von Woso »

Hallo,

danke für die Infos!

Das mit dem Dateien auf Diskette bringen hatte ich tatsächlich so gemeint, dass das gleich im richtigen Format für die Maschine wäre.
Wir haben ein altes USB-Diskettenlaufwerk, damit hat der Zugriff funktioniert, Datentransfer auch.

Zu tun hat mein Mann tatsächlich genug, aber sowas reizt ihn vom technischen Aspekt her biggrin

Inkstitch werde ich auf jeden Fall probieren, danke für diesen Tipp, das könnte tatsächlich die Lösung sein.

Ich berichte hier auf jeden Fall, wie es damit geklappt hat wink

Viele Grüße,
Maria

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