Singer 201 Schranknähmaschine (Wittenberge ~1933 +/-) Teil 1

[Hosenkürzer]

Liebe NähmaschinenfreundInnen,

ursprünglich wollte ich den Schrank meiner 201, der schon etwa ein Jahr darauf wartete, nur ein "bißchen aufpolieren", habe mich aber dann doch entschlossen, ihn etwas gründlicher aufzuarbeiten.

Die Schränke der 30er Jahre Singer-Maschinen sind zum Unterschied zu denen aus den 50ern (laminierte Spanplatte) doch noch sehr schön gearbeitet. Sie bestehen aus mehrschichtig verleimten Tischlerplatten mit Schellak-poliertem Furnier (viele verschiedene Holzarten und Ausführungen).

Dieser hat ein noch recht gut erhaltenes Nussbaumfurnier und war noch in originalnahem Zustand (bis auf eine Behandlung mit Nitro-Klarlack).

Ich habe den Schrank weitgehend zerlegt, Beschläge abgebaut, per Hand und mit Exzenterschleifer bearbeitet und die Teile neu schellackpoliert.

Einige Fehlstellen des Furniers (abgelöste Blasen bzw. ausgebrochen Stücke) habe ich, so gut ich
konnte behoben.

Die teilweise doch rostigen Beschlagteile und Schrauben habe ich in Askorbinsäurelösung entrostet.
Original waren die Teile verkupfert und schwarz oxidiert (brüniert), diesen Originalzustand konnte ich mit meinen Mitteln nicht wiederherstellen, so sind die Teile jetzt stellenweise blank, an anderen Stellen kupfrig.

Die Lackierung der Tretmechanik war in recht gutem Zustand, ich habe sie zur leichteren Reinigung (Petroleum) zerlegt und die konischen Lagerzapfen ganz leicht mit 600er - Papier nachgearbeitet (freihändig).
Das Kugellager der Kurbel zerlege ich nur, wenn es unbedingt notwendig ist - hier hat Reinigung und neues Fett genügt.

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Weiteres folgt.

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Unter den Deckelscharnieren waren Beilagen aus alten Zeitungen zu finden:

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Das ausgebrochen Stück Furnier am rechten hinteren Fuß wurde ergänzt:

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An der Innenseite der Schrankseitenwand hatten sich Blasen gebildet - mit dem Stanleymesse etwas eingeschnitten, Leim reingeschmiert und gepresst.

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Für so alte Möbestücke verwende ich den klassischen Perl-(Knochen-)Leim.
Den muß man im Wasserbad bei etwa 70 - 80 Grad auflösen.
Werkstücke gut anwärmen (Föhn oder Heißluftgebläse) damit der Leim nicht schon beim Aufstreichen geliert.

Weiteres folgt.

[Hosenkürzer]

Großer Sprung nach vorne - den kontemplativen, mehrere Tage in Anspruch nehmenden Vorgang der Schellackpolitur (im Esszimmer wegen notwendiger Staubarmut) habe ich diesmal nicht dokumentiert.
Wenn Interesse besteht, kann ich das aber irgendwann nachholen - genug potentielle Kandidaten dafür sind vorhanden.

Hier die ausziehbare Deckelstütze:

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Diese Version der Absenkhilfe (mit kurzer Feder) lässt sich leicht aus- und einbauen:

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Der Kasten wird wieder mit der Tischplatte verschraubt:

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Spätestens jetzt sollte man sich im Klaren sein, wo welche Schraube hingehört:

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Die (bis auf den Kleiderschutz) fertig montierte Tretmechanik wird eingebaut:

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Weiteres folgt.

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Der fertige Schrank mit Maschine im Kontext:

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Hier im Vordergrund die Schwestermaschine, eine 66 im eichenfurnierten Schrank (etwa 1 Jahr älter):

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Schluß folgt.

[Hosenkürzer]

Zum Schluß noch ein paar Details der 201:

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Wie man sieht, weist die Maschine doch recht deutliche Gebrauchsspuren auf.
Trotzdem meine ich, daß sich die "Restaurierung" dieser "wertlosen alten Trete" gelohnt hat.

Danke fürs Ansehen.

lG Helmut

[Lanora]

ein privates Nähmaschinenmuseum

Ich wünschte ich hätte auch so viel Platz.......

Deine Maschinen sehen ja alle aus wie neu .
Respekt

[Hosenkürzer]

Danke Bianca,

ich muß hier ausdrücklich erwähnen, daß dieser Maschinenraum, der speziell für diesen Zweck ausgebaut wurde (Teil einer ehemaligen Scheune), hauptsächlich meiner lieben Frau zu verdanken ist, die das größte Verständnis für mein Hobby aufbringt (im Rest des Hauses sind auch noch ein paar Maschinen verteilt).

In diesen Maschinenraum müssen jetzt noch 4 Maschinen rein (2 Singer-Tische mit 15-88 und wahlweise noch einer 201 oder einer 15-26, und ein recht interessanter Singer - Gewerbetisch (ursprünglich mit einer 206 geschenkt, aber die 316G wird auch darin wohnen), und noch ein 50er- Jahre Schrank mit einer 215G), dann ist Schluss mit lustig.

lG Helmut

[Klaus aus A]

hallo Hosenkürzer,

Lanora spricht mir aus der Seele.
Das ist ja fast ein Nähmaschinen - Verkaufsraum!


Ich finde deine Arbeit bis ins Detail gelungen. Wer das selbst schon mal versucht hat, weiß, daß man beim Aufarbeiten eine Gratwanderung zwischen zu wenig und übertrieben macht. Die Holzarbeiten gefallen mir auch sehr. Außerdem kommen die hellen Hölzer besser als die in Deutschland vorwiegend dunklen.

Ich dachte immer, ich könnte ganz gut putzen aber z.B. der Maschinenkopf ist dir perfekt gelungen. Oder war der immer so sauber? Hier z.B. der Exzenter der Hauptwelle, an den man schlecht rankommt.

Also ich würde den Bericht über die Schellacklackierung lesen. Zumal ich mir schon mal Schlellack beschafft habe.

Weitermachen!! Bitte.

Grüße
Klaus

[Hosenkürzer]

Hallo Klaus,

beim Reinigen der Maschinenköpfe gebe ich mir allerdings sehr viel Mühe und es dauert meistens Stunden, bis ich zufrieden bin. Diese 201 war aber eigentlich, zwar nicht sauber, aber doch in relativ gutem, rostfreien Zustand.

Schellackpolitur in Perfektion ist eine Kunst, in die ich versuche, mich einzuarbeiten. Bei meinen doch recht laienhaften Ergebnissen tröste ich mich damit, daß eine Nähmaschine halt kein Steinway - Konzertflügel ist. Jedenfalls ist es eine Technik, die viel Geduld und Ruhe erfordert - fast wie eine Zen-Übung.

Bei meinem nächsten derartigen Projekt - weiß nicht wann - werde ich ausführlich darüber berichten.

lG Helmut