Kreuzwicklung auf Garnrollen: Muss zwingend "nach oben" abgewickelt werden?

[An Dreas]

Moin.

Ist es richtig, dass kreuzgewickelte Garnrollen ausschließlich nach oben abgewickelt werden sollen?
Auf einer Haushaltsmaschine müsste dann die Garnrolle zwingend horizontal angebracht werden.

Die meisten älteren Haushaltsmaschinen haben ja senkrecht stehende Garnrollenhalter.

Ich fand die Aussage hier:

https://www.facileetbeaugusta.de/2016/0 ... musst.html

[gadai]

Da bin ich auf die Antworten gespannt !
Bei Serafil Garn hatte ich den Eindruck der Faden dreht sich etwas auf, wenn er
seitlich abgespult wird.
Beim Versuch "nach oben" drehte er sich ein, dass es Knoten gab.

[adler104]

Sagen wir mal so, Kreuzwickelspulen sind nicht umsonst so gewickelt, wie sie gewickelt sind. Gedacht eigentlich für den industriellen Betrieb (beziehe mich auf große Spulen) und für hohe Nähgeschwindigkeiten (langsamer geht natürlich immer). Denn der Faden wickelt sich so (also nach oben) einfacher und mit wenige Widerstand ab als wenn sich die Spule mitdrehen muss und so Reibungswiederstand und Widerstand durch das Gewicht der Spule entsteht. Bei kleinen Rollen macht das vermutlich weniger Probleme aber bei großen, schweren Rollen. Und bei hoher Nähgeschwindigkeit kann das durchaus Probleme verursachen wie z.B. ungleiche Fadenspannung.

Für einige Nähmaschinen gab / gibt es auch Halterungen wo die Garnspule horizontal liegt und dann zur Seite abgespult wird.

Wie schon gesagt - da hat sich mal jemand was bei den Kreuzwickelspulen gedacht.

Also ein 100% richtig oder 100% falsch gibt es da nicht. Letztendlich einfach ausprobieren. Wenn es anders geht als vorgesehen ist alles gut aber wenn nicht, könnte die Lage der Garnspule durchaus eine Fehlerquelle sein.

Die Fadenführung spielt ggf. auch ein Rolle, bei industriellen Maschinen findet meist zusätzlich Fadenführungen mit 2-3 Löchern (gibt div. Varianten), durch die der Faden geführt werden soll(te) um z.B. das Aufribbeln / Bilden von Knoten zu verhindern.

[An Dreas]

Ich habe keine einzige 100m-Garnrolle für Haushaltsnähmaschinen (Gütermann, Amann, Ackermann), die nicht kreuzgewickelt ist.
Daher meine Frage.

Von den Herstellern habe ich keinen Hinweis gefunden, der klar macht, wie abgewickelt werden soll: nach oben oder seitlich durch Drehung.

[adler104]

Bei so kleinen 100m "Spülchen" wird das kaum merkbar sein, bei 1500m - 5000m Spulen kann das durchaus einen Unterschied machen.

Es mach einen Unterschied, was Du für Rollen verwendest und was für eine Maschine du verwendest.

Beispiel - ganz links, die wiegt über 500 Gramm, ganz rechts die wiegt knapp 30 Gramm. Da macht allein das Gewicht schon einen Unterschied, ob sich die Rolle mitdreht oder nicht.
Die Spulenform spielt auch eine Rollen. Das hier sind alles "Industriespulen", die sich werksseitig nach oben abwickeln sollen.

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Von den Herstellern habe ich keinen Hinweis gefunden, der klar macht, wie abgewickelt werden soll: nach oben oder seitlich durch Drehung.

Weil der Hersteller ja nicht wissen kann, was für eine Maschine der jeweilige Verbraucher verwendet.

[An Dreas]

Bei so kleinen 100m "Spülchen" wird das kaum merkbar sein, bei 1500m - 5000m Spulen kann das durchaus einen Unterschied machen. Die Spulenform spielt auch eine Rollen.

Das leuchtet mir noch nicht ein. Umdrehung ist doch Umdrehung.

Ich habe auch noch keine Modellvorstellung, wie eine Kreuzwicklung entsteht und wie sich das warum auf das Abwickeln auswirkt.

[Noffie]

Bei Serafil Garn hatte ich den Eindruck der Faden dreht sich etwas auf, wenn er
seitlich abgespult wird.

Ich hatte gelesen, das es rechts und links gewickeltes Garn gibt, die als Z Drehung und S Drehung bezeichnet wird.
Wenn man den Verlauf des Z von rechts oben nach links unten / vergleicht mit dem Einzelfäden vom Zwirn
so ist Z Garn mit der Uhrzeiger gedreht und S gegen den Uhgrzeiger. siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Kardeel

Die "Aufdrehung" des Fadens ist meines Erachtes nach lediglich eine Folge der Spannungsfreiheit und der mangelnden Ausrüstung mit Appretur. https://de.wikipedia.org/wiki/Appretur

Beim Versuch "nach oben" drehte er sich ein, dass es Knoten gab.

Das hängt meiner Meinung nach damit zusammen, dass der Faden, der beispielsweise von einem Overlock Konus nach oben abgewickelt wird fast keine Spannung mehr hat. der entspannte, aber gedrehte Faden bildet eine Kordel.
Bei traditioneller althergebrachter senkrecht stehender Rolle - auf den Stift des Garnrollenhalters gesteckt - ist immer noch Spannung auf dem Faden, weil das Drehen der Rolle durch Reibung gebremst wird. Ein gespannter Faden dreht sich nicht so schnell ein.

Das beobachtete Phenomen ist auf der Website von Gusta unwissenschaftlich und somit falsch interpretiert worden. Das Webband Beispiel ist manipulativ, weil der ohnehin vielfach gedrehte Faden Zwirn durch die Abwiklung gerade mal eine Drehung mehr (oder weniger) bekommt.

Die Appretur wäre das Einzig mir bekannte hilfreiche Mittel, um eine Aufdrehung zu verhindern, diese Appretur schafft aber wieder andere Probleme und sollte auswaschbar sein.

[An Dreas]

@noffie

Deine Argumente finde ich plausibel und sie bestätigen meine Skepsis gegenüber der Aussage auf Gusta.

[Hummelbrummel]

Nein.

Also: nein, es muss nicht zwingend nach oben abgewickelt werden.
Ich habe auf meinen Pfaff 260 und 362 jahrzehntelang völlig problemlos Garne beider Wicklungen erfolgreich und problemlos verarbeitet.
(Wie schon anderenorts erwähnt.)

Und es werden auch nach wie vor Garne in beiden beide Aufmachungen verkauft, Beispiel:
https://garne.madeira.de/startseite/pro ... lockgarne/
(Das Cotona von denen mag ich auch gern.)

[An Dreas]

@hummbelbrummel

Danke : )

Dann betrachten wir die Sache als geklärt.