Junker&Ruh Rundschiff-Nähmaschine

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bal
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Junker&Ruh Rundschiff-Nähmaschine

#1 Beitrag von bal »

Hier möchte ich Euch gerne meine Rundschiff-Nähmaschine von Junker&Ruh vorstellen, die ich bereits kurz im "heute abgeholt oder heute angekommen"-Thread gezeigt hatte.
Viel zu reinigen hatte ich nicht, die Maschine stand wohl immer im Warmen, bis auf die letzten Tage, die sie in einer Garage in Rosenfeld verbracht hatte. Es macht Spaß, mit ihr zu nähen:
naeht.jpg
Links, etwas zusammengezogen, da es ein etwas elastischer Stoff ist, Stichlänge 1 und im Ansatz 2, 2. Bahn Länge 3, dann 4 und ganz rechts Stichlänge 5 und rückwärts verriegelt.

Ist es so gedacht, dass vorwärts und rückwärts die Stichlängen gleich sind, und falls ja, wie könnte ich das justieren?

Jetzt aber zur Maschine ... also fast
gesamtdeckelzu.jpg
Jetzt aber: Deckel auf!
gesamtdeckeloffen.jpg
Hier strahlt sie in der Abendsonne:
vorderseite.jpg
Fadenrolle ist original smile
rueckseite.jpg
deckel.jpg
Kippt man die Maschine nach hinten, dann ruht sie auf einem Holzstab, der in die Tischoberfläche gesteckt wird.
schraeg.jpg
Und noch der Blick von unten.
unterseite.jpg
Den direkten Blick auf das dicke Ende habe ich wohl vergessen aufzunehmen, aber hier lässt sich gut der Spuler erkennen.
spuler.jpg
Der Gummi ist original von einer Adler Kl. 8; die Maschine sieht schlechter, aber der Gummi besser aus als bei der Junker&Ruh. Allerdings habe ich dabei festgestellt, dass das Spulerrad bei der Junker&Ruh einen größeren Durchmesser hat als bei der Adler. Der Gummi steht jetzt dadurch mehr unter Spannung.

Soviel zum Überblick, die Details folgen im nächsten Post.
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Pfaff 230, 260, 362 Automatic (von Oma), Singer 316 G
Mundlos 250 ZB, Junker&Ruh R, Adler Kl. 8, Gritzner R
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bal
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Re: Junker&Ruh Rundschiff-Nähmaschine

#2 Beitrag von bal »

Immer wieder ein nettes Detail sind die Anweisungen zum ölen auf dem Deckel:
oelen.jpg
Der Deckel auf der Rückseite gibt einen Blick in das Innere der Maschine frei:
bauch.jpg
Beim Ölen der Tischoberfläche habe ich noch eine eingeschlagene '41' gefunden:
41.jpg
Maschinen in Fabriken hatten doch solche Zahlen, oder gibt es weitere Gründe, weshalb hier eine Zahl neben dem Schloss eingeschlagen ist?
Oben auf der Maschine, über dem Junker&Ruh-Schriftzug, ist noch ein Schriftzug zu erkennen: G. SCHNEIDER, ROSENFELD. Es muss dort wohl mal ein Band mit diesem Schriftzug aufgeklebt gewesen sein. Die Umrisse des Klebebands sind auch noch zu erkennen. Ich habe die Maschine in Rosenfeld bei Balingen gekauft, der Verkäufer hat sie mit dem Haus gekauft.
rosenfeld.jpg
Habt Ihr vielleicht Maschinen, die auch einen solchen Namensaufkleber besitzten/besaßen und kennt Ihr den Grund dafür? War die Maschine in einer Fabrik im Einsatz oder gab es 'Leasing' für die Heimarbeit?

Die Seriennummer der Maschine lautet 247388. Die Nummer ist auch unter der Abdeckplatte neben der Stichplatte eingeprägt, die drei letzten Ziffern 388 sind auch innen im Kopfdeckel eingeschlagen.
247388.jpg
Laut Fiddlebase lässt sich die Firmenplakette meiner Maschine auf die Jahre 1893 bis 1904 datieren.
plakette.jpg
Die Einordnung nach Seriennummer ist vermutlich zu kurz gedacht. Eben auf dieser Fiddlebase-Seite ist eine Two-Reel Machine mit Seriennummer 297.153 abgebildet, die auf das Jahr 1887 c. (das c. bedeutet dann folgende?) datiert wird. Aber irgendwie erscheint mir das Design meiner Maschine moderner, so eher 1920er Jahre.

In der Gebrausanweisung (Drucksache Nr. 226) zu 'einem der vollkommensten Fabrikate der Neuzeit' konnte ich auch keinen Hinweis zum Alter finden, auch der Garantieschein ist nicht personalisiert.
anleitung.jpg
Kann mir jemand von Euch weitere Informationsquellen nennen, wo ich mal bezüglich des Alters nachforschen könnte?

So, das ist sie nun also, meine Junker&Ruh Rundschiff-Nähmaschine, mein Einstieg in die Klasse 'Alt und spannend', weg vom reinen Zweckdenken, einfach nur eine gut funktionierende, robuste Maschine zu erwerben.

Beste Grüße,
Ralf
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ravemachine
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Re: Junker&Ruh Rundschiff-Nähmaschine

#3 Beitrag von ravemachine »

Hallo Ralf,

gratuliere zu der sehr schönen Junker & Ruh Modell R.

Wenn ich es richtig sehe, dann sammt die Anleitung aus dem Jahr 1913, was zum Dekor der Nähmaschine passt.

In den 1920er Jahren (nach dem 1.Weltkrieg und während der Inflations-Jahre) kamen die schwarzen, schmucklosen Nähmaschinen in Mode.

Hier eine Abbildung aus einem Prospekt um 1930:

Junker_u_Ruh_R.jpg
Junker_und_Ruh_Katalog_ca.1930.pdf
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Viele Grüße
Paul

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Re: Junker&Ruh Rundschiff-Nähmaschine

#4 Beitrag von Hummelbrummel »

Sehr schöne Maschine, danke für's Vorstellen!

Habt Ihr vielleicht Maschinen, die auch einen solchen Namensaufkleber besitzten/besaßen und kennt Ihr den Grund dafür? War die Maschine in einer Fabrik im Einsatz oder gab es 'Leasing' für die Heimarbeit?

Ich hatte mal eine, die laut Plakette von Clemens Müller gebaut war und oben drauf den Schriftzug "Fritz Baumann Prignitz" hatte. Ich denke, das eine ist der Hersteller, das andere der Händler.
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emmi
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Re: Junker&Ruh Rundschiff-Nähmaschine

#5 Beitrag von emmi »

Eine sehr schöne und gut erhaltene Maschine, herzlichen Glückwunsch und viele Freude! Ein sog. Schnellnäher, wie man schon am GROSSEN Schwungrad AUSSERHALB des Gestells und der gesamten "Musik" auf der Stirnseite der Maschine sehen kann. Ich würde mich nicht wundern, wenn sie älter wäre, als Du denkst. 1910, 1908 oder noch älter...

Grüße
emmi

bal
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Re: Junker&Ruh Rundschiff-Nähmaschine

#6 Beitrag von bal »

Vielen Dank für Eure netten Rückmeldungen. Ich wollte ja nicht mit den Altertümchen anfangen, aber die war nun wirklich zu schön. Erwischt ... heute Abend hole ich wieder zwei ab :lol27:

Paul, Dir vielen Dank für die schriftliche Unterstützung. Ich kann mir wohl nicht vorstellen, wieviel Arbeit dahintersteckt, so ein Archiv aufzubauen. Dann habe ich jetzt noch eine weitere Modellbezeichnung, auf der beiliegenden Anleitung steht ja nur Rundschiff-Nähmaschine als Bezeichung. Vielleicht hilft das bei der Datierung weiter. 1913 wären ja schon 110 Jahre, etwa das Geburtsjahr meiner Großeltern (mit der Pfaff 362 meiner Oma hat das ganze Thema "Nähmaschinen" eigentlich angefangen). Schon verrückt, über welch lange Zeit diese Maschine wirklich gehegt und gepflegt wurde. Was hält heute denn noch 10 Jahre (außer die bunten Spielbausteine).
Auf das Jahr 1913 schließt Du aus der 13., die links unten auf der Anleitung steht? Wonach muss ich denn suchen, um mich darüber ein wenig schlau zu machen? Wie nennt sich dieser Aufdruck?

@Hummelbrummel, ich muss mal schauen, ob es vielleicht ein Nähmaschinengeschäft in Rosenfeld gab, das könnte natürlich sein, dass es die Händlerbezeichnung ist. Wobei der Schriftzug so aussieht, als wäre er sehr sorgfältig von Hand geschrieben. An der Stelle der Buchstaben hat sich der Lack etwas abgelöst und dadurch ist die Schrift erhalten geblieben. Aber wieso sollte man die eigene Maschine so sorgfältig beschriften? Bei einer Reparatur würde man ja auch kein solch aufwendiges Schild anbringen. Muss etwas langfristiges gewesen sein. Herrlich, wie schön man sich in solchen Details verlieren kann rolleyes Deine bunten Zierstiche der 260 hatte ich mir auch schon mal angeguckt, bin gerade mal dem Link in Deiner Signatur gefolgt heart

@emmi, schnell nähen kann sie, zumindest im Rahmen meiner Möglichkeiten. Bei Stichlänge 1 kann man sich so richtig austoben, ohne Meter zu machen. Das ist wie Zierstiche treten. Das genaue Alter werde ich wohl nicht mehr herausfinden. Ich lag gestern Abend nochmal unter dem Tisch, um nach Markierungen etc. zu suchen. Leider erfolglos.

Das mit den Seriennummern scheint eine Wissenschaft für sich zu sein. Die leiten sich wohl überwiegend aus den Produktionszahlen und noch belegbaren Maschinen ab? Gibt es dazu was hier im Forum? Wachsen die Seriennummern tatsächlich linear mit der Zeit (abgesehen von echten Sprüngen dann im Numerierungssystem). Oder kann es sein, dass Modell X und Modell Y zwar annähernd gleiche Seriennummern haben, aber doch zu unterschiedlichen Zeiten gebaut wurden, z. B. weil die Herstellung von Y eben deutlich länger dauert als von X und die Nummern aber blockweise (z. B. 1000 Stück Modell X, 300 Stück Modell Y) vergeben werden?
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ravemachine
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Re: Junker&Ruh Rundschiff-Nähmaschine

#7 Beitrag von ravemachine »

bal hat geschrieben: Montag 14. August 2023, 11:40
Paul, Dir vielen Dank für die schriftliche Unterstützung. Ich kann mir wohl nicht vorstellen, wieviel Arbeit dahintersteckt, so ein Archiv aufzubauen. Dann habe ich jetzt noch eine weitere Modellbezeichnung, auf der beiliegenden Anleitung steht ja nur Rundschiff-Nähmaschine als Bezeichung. Vielleicht hilft das bei der Datierung weiter. 1913 wären ja schon 110 Jahre, etwa das Geburtsjahr meiner Großeltern (mit der Pfaff 362 meiner Oma hat das ganze Thema "Nähmaschinen" eigentlich angefangen). Schon verrückt, über welch lange Zeit diese Maschine wirklich gehegt und gepflegt wurde. Was hält heute denn noch 10 Jahre (außer die bunten Spielbausteine).
Auf das Jahr 1913 schließt Du aus der 13., die links unten auf der Anleitung steht? Wonach muss ich denn suchen, um mich darüber ein wenig schlau zu machen? Wie nennt sich dieser Aufdruck?
Ja, richtig, die Anleitung ist aus dem Jahr 1913.

Nun habe ich nachgelesen, dass Junker & Ruh 1911 die 1 Millionste Nähmaschine gebaut hat.

Nach Erreichen der Millionengrenze wurde mit neuer Nummerierung begonnen.

Das bedeutet für Deine Maschine, dass es sich um die 1.247.388'ste Junker & Ruh Nähmaschine handelt.

Ich würde daher da Baujahr auf Mitte bis Ende 1914 schätzen, da mit Kriegsbeginn bei Junker & Ruh auf Rüstungsproduktion umgestellt wurde.

Nach dem Krieg kam die Nähmaschinenproduktion, wegen der weggebrochenen Auslandsmärkte, nicht mehr in Fahrt und endete 1930 gänzlich.

Von nun an wurden nur noch von fremden Firmen (z.B. Gritzner und Adler) produzierte Nähmaschinen als Junker & Ruh Nähmaschinen geführt.

Einzige Ausnahme war die Junker & Ruh Lederhandnähmaschine SD 28, die in der Fertigung blieb.


Eine ältere Datierung kann ausgeschlossen werden, da das Vorbild der Junker & Ruh R, die Wheeler & Wilson Nr.9 und /oder die Phoenix D, beide 1888 auf den Markt kamen.

Die produzierten Nähmaschinen bei Junker & Ruh lagen 1888 bei 345.100 Stück.

Die 247.000'ste Junker & Ruh wurde bereits 1884 produziert, vier Jahre vor der Erfindung der WW9/Phoenix D.


Wheeler & Wilson Nr.9
Wheeler_Wilson_9_01_Ansicht_.jpg
Phoenix D
Ansicht2_.jpg
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Paul

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