Wie könnte man solche Stiefel nachbauen ?

Hier Könnt Ihr Eure Arbeiten Vorstellen.
Immer her damit, auch Anfängerarbeiten. Jeder hat mal klein angefangen und Ideen kann man von jedem aufgreifen.
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Kauz
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Wie könnte man solche Stiefel nachbauen ?

#1 Beitrag von Kauz »

Nabend !

Ich habe vor kurzem ein neues Paar alte französiche Kampfstiefel in die Finger bekommen, Baujahr 1961. Mir fetzen die Dinger wie dumm, allerdings werde ich nicht nochmal sowas ranbekommen.
Sie sind recht simpel aufgebaut, sie haben nur im Vorderbereich ein Futter, hinten an der Ferse (dort wo es bei Belastung immer zuerst durchscheuert) eben nicht.
Sie bestehen aus Vachettaleder, die Fleischseite ist aussen.

Ein Hirnfurz der mir in Anbetracht dieser Tatsache kam, war: Wie kann man diese Dinger nachbauen ?
Mich kotzt es an, das EINFACHE stabile Dinge nur noch als Lagerware von anno dunnemal erhältlich sind. Die Bestände werden irgendwann alle.
Hätte ich die Stiefel nicht durch Zufall gefunden (letzter von 4 Artikeln), mich belesen und nach Überlegen 70 Euro auf Verdacht investiert (was sich später als völlig richtig herausstellte)
wüsste ich jetzt nichtmal was für tolles Zeug diese Dinger sind.

Ich will einfach in der Lage sein mir sowas selbst bauen zu können.

Bei meinen meinen Klamotten habe ich es so gemacht daß ich in der Lage bin mir fast alles selbst herstellen zu können, jetzt ist die Frage wie geht das auch bei Schuhen ?
Dabei geht es mir nicht im Sportschuhe, die sind Verschleißartikel und die wird es immer geben, die brauch ich mir nicht bauen,
aber wenn ich in der Läge wäre mir solche Stiefel zu bauen wäre das ein erheblicher Fortschritt, denn ich trage fast immer so ähnliche Stiefel.
Ich habe meine erste selbstgenähte Hose nach einer aufgetrennten Bundeswehrhose geschneidert, hier will ich es ähnlich machen.
Ich bin gerade dabei mir ein Paar stark gebrauchte, schwarze Stiefel die den selben Schnitt haben als Muster zum Auftrennen zu besorgen.

Jetzt stellt sich mir die Frage, woher bekomme ich das Wissen (Lehrbuch Schuhmacher?)wie genau daß geht, und vor allem: woher bekomme ich die passenden Leisten ?

Bitte betrachtet das jetzt nicht als Überheblichkeit, es ist mir völlig klar daß Schuhmacher nicht ohne Grund ein Lehrberuf ist,
allerdings ist es immer noch eine handwerkliche Fähigkeit, und wenn es etwas gibt was ich gut kann, dann ist es Dinge zu bauen.
Ich werde solche Stiefel nicht beim ersten, zwoten oder dritten Mal in dieser Qualität herstellen können, aber wie gesagt, das sind grob hergestellte Armeestiefel aus den 60ern, und was soll schon passieren?
Wenn ich damit gnadenlos auf die Fresse fliege dann soll es so sein, lernen werde ich so oder so daran.

Hier mal die Stiefel um die es geht:
http://webcache.googleusercontent.com/s ... clnk&gl=us

Das ist das Nachfolgemodell in schwarz.
http://webcache.googleusercontent.com/s ... clnk&gl=us

Wen es interessiert, dem rate ich beide Seiten auf seinem Rechner zu speicher, der Betreiber der Website baut gerade um, und die Infos die früher auf EINER Seite standen, stehen jetzt auf FÜNF Seiten.

hier mal paar Bilder von meinem Paar:
IMG_1158.jpg
IMG_1161.jpg
IMG_1166.jpg
IMG_1168.jpg
IMG_1170.jpg
Meine sind Größe 44, man kriegt sie nicht mehr in großen Größen ran. Der Spann ist sehr niedrig, die "Fersenkappe" ist verglichen
mit meinen Bundeswehrkampfstiefeln "alte Art" (die vor dem Kampfstiefel 2000) sehr "ballig" gearbeitet.
Sie sind verhältnismässig schmal und eng, verglichen zu meinen BW- Stiefeln. Allerdings bin ich vom dem Tragegefühl und der abartigen Robustheit einfach beeindruckt.
Das Leder ist deutlich dicker als das der BW-Stiefel. Der Schaft besteht hinten aus einer linken und einer rechten Seite, diese sind hinten an der Ferse gefügt,
darüber ist eine Fersenkappe aufgedoppelt, sie geht bis zur Oberkante des Stiefels.

Jetzt die Frage an die Spezialisten, woher bekommt man solche Leisten, war diese Form früher in Deutschland gebräuchlich ?
Bestehen da Chancen sowas in einer alten Schuhmacherei zu bekommen ?
Ich kenne die genaue Machart noch nicht, aber man muss es nicht exakt so nachbauen wenn es vieleicht andere Wege gibt.

Für Ideen und Anregungen jeder Art bin ich dankbar !!


Bitte sagt mir nur nicht "lass es einfach" - dieser Zug ist abgefahren. Ich werde das versuchen, und guggen was rauskommt.

Gruß Kauz
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Elmar
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Re: Wie könnte man solche Stiefel nachbauen ?

#2 Beitrag von Elmar »

Das finde ich gut, da bin ich gespannt was da raus kommt.

Die Ahlen die Du zum Nähen brauchst habe ich noch vorrätig. wink

Ich habe mir mal ein Schuster Fachbuch gekauft, WTF war das Teuer.

Ich fände Rahmen genäht noch besser.
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corax13
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Re: Wie könnte man solche Stiefel nachbauen ?

#3 Beitrag von corax13 »

Hallo Kauz,

wenn Du möchtest, werde ich dich bei deinem Projekt begleiten.
Als erstes zum Leisten. Am besten währe es, wenn Du deinen eigenen Leisten nach deinen Fußmaßen hättest. Das heißt, Gipsabdruck herstellen, mit Leistenschaum ausgießen, nachbearbeiten.
Auch andere Leisten, müssten auf deine Maße eingeschliffen werden, wenn du wirklich Freude an den Stiefeln haben möchtest.

Zum Leder, wenn Du wie du schreibst, Vachettaleder verwenden möchtest, kommt nur eine genähte Bodenbefestigung in Frage. Diese Leder sind immer leicht gefettet, so dass eine gescheite Verklebung nicht in Frage kommt.

Bis später, muss jetzt auf Arbeit Schuhe bauen. :lol27:

Gruß Thomas
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det
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Re: Wie könnte man solche Stiefel nachbauen ?

#4 Beitrag von det »

Hallo zusammen,
ich kann über einen Bekannte alte Leisten bekommen.
Ob es Kauz hilft, wenn ich ihm welche in Größe 46 oder 47 zukommen lasse und er sie nacharbeitet?

Gruß
Detlef
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adler104
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Re: Wie könnte man solche Stiefel nachbauen ?

#5 Beitrag von adler104 »

Die französichen Boots sind Nachbauten der amerikanischen M-1943 Buckle Boots aus dem Zweiten Weltkrieg. Die FR Boots sind aber aus weit festerem Leder gefertigt und haben ein weit solidere und bessere Sohle.

Interessantes Projekt - wäre schön, wenn man das hier verfolgen könnte smile
Mit'm Öl nich sparsam sein!

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Kauz
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Re: Wie könnte man solche Stiefel nachbauen ?

#6 Beitrag von Kauz »

Ganz zuerst: Danke erstmal für die Antworten !
Es ist einfach toll wenn man in einem Forum eine ungewöhnliche Frage stellt, und was anders kommt als 3-4 Beiträge mit "das geht doch garnicht...", "warum kaufst du dir nicht einfach was fertiges...", "warum willst du das denn unbedingt machen ? das ist doch dumm..."

@Corax
Aber natürlich nähen, das Forum hier heisst ja auch nicht "Forum Klebetechnik" biggrin.
Ich habe etwas Plattfüße, das Sprunggelenk knickt etwas nach inne (sieht man schon bei den Stiefel bei der Ansicht von hinten). Mir fehlt dazu einfach völlig das Hintergrundwissen um da zu wissen wie ich da die Leisten ändern müsste. Aber ich trage seit ca 10 Jahren Schnürstiefel (bei Halbschuhen scheuert es mir immer die Ferse durch, und Knöchelhohe reiben an den Knöcheln), die sind alle über Standardleisten gefertig, ich bin damit auch beim Bund bei Märschen und Übungen klargekommen. Daher will ich die Stiefel auf jeden Fall auf Standardleisten bauen.

Ich habe mich heute und gestern schonmal durch ebay gewühlt, Leisten in der 44 oder 45 gibt es zuhauf.
Allerdings sind die von der Form her meist für ich sage mal "feine Herrenschuhe" und nicht für solche Gewalttreter wie die "Rangers" hier gedacht. Die Spitze läuft eher länglich, flach und spitz zu, wärend die Rangers vorn eher eine hohe und runde Spitze haben. Vor allem aber kann ich dort hinten nie eine derartig "ballige" (im Sinne von kugelähnliche) Ferse erkennen. Auch sind die Sohlen meist flach, wärend die der Rangers sich im Verlauf der Spitze nach oben wölbt.

Nach was für Leisten müsste ich da suchen ?
Leisten für Wanderschuhe ?


@Adler104
Die Robustheit der Dinger ist der Hammer! Ich habe hier noch ein paar schwedische knöchelhohe Armeestiefel (M59). Die müssten ähnlich alt sein. Ist kein Vergleich, das Leder ist deutlich dünner. Auch schon der Umstand das die Rangers keinerlei Polsterung haben, und trotzdem eng und gut passen ist einfach toll.
Das Projekt wird nicht heute und morgen steigen, und bevor ich solche Stiefel bauen kann werden erstmal 1-2 Paar "Probestücke" werden. Aber wenn es dazu kommt gibts hier ne Doku, egal von was.


Gruß Kauz

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Lanora
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Re: Wie könnte man solche Stiefel nachbauen ?

#7 Beitrag von Lanora »

Kauz hat geschrieben: Ich habe etwas Plattfüße, das Sprunggelenk knickt etwas nach inne (sieht man schon bei den Stiefel bei der Ansicht von hinten).
Ich will dich jetzt nicht davon abbringen dir die Stiefel selbst zu nähen ( im Gegenteil, ich schaue interessiert zu wink ) , aber bekommt man wie in deinem Fall vom Orthopäden nicht speziell für dich angefertigte Stiefel verschrieben ? Deine Stiefel müßten doch innen etwas mehr verstärkt dein, damit dein Gelenk mehr Halt hat. Oder seh ich das vor meinem inneren Auge wieder schliimmer als es ist huh
LG Bianca

W6 N656D,W6 N707D,Kayser J,Pfaff 337-115,Elna supermatic,Elna Air Electronic SU Carina,Essex M1,Pfaff 30, Pfaff 145

Zu verkaufen : Bernina 117L(mit Zierstichapparat) , Pfaff 260 automatik (mit Sonderzubehör)

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Kauz
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Re: Wie könnte man solche Stiefel nachbauen ?

#8 Beitrag von Kauz »

@Lanora
Es ist nicht so schlimm wie du es dir vorstellst.


Ich habe zwo eventuell brauchbare Leisten gefunden:

http://www.spenle.de/de/katalog-detail. ... -11744.716

http://www.spenle.de/de/katalog-detail. ... /21721.168

Leider stehen da keine Preise, was bezahlt man für sowas ?

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corax13
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Re: Wie könnte man solche Stiefel nachbauen ?

#9 Beitrag von corax13 »

Passende Standartleisten, gibt es meines Wissens nicht zu kaufen.
Ob man an Industrieleisten ran kommt, weiß ich leider nicht. (Bundeswehrstiefel)

Auf alle Fälle, steht und fällt dein Vorhaben, mit dem richtigen Leisten.

Was ich dir vorschlagen kann ist, besorge dir einen knöchelhohen Leisten, in der Größe 44.
Die Formgebung erfolgt eh, durch ankleben und verschleifen von Anschlägen, aus speziellen Kork.
Dann kommst du bei mir vorbei, es sind nur ca. 60 km. Ich vermesse deinen Fuß nnd ich schleife dir den Leisten ein.

Zum „Krankheitsbild“: wie du es beschreibst, handelt es sich um einen Knick- Senk- Fuß (Volkskrankheit)
Die beste Versorgung hierbei ist, die richtige Einlage, welche den Fersenbeinbalkon anhebt und das Längsgewölbe stützt.
Natürlich kann eine straffe Hinterkappe nicht schaden, doch ohne Einlage, wirst du immer deine Schuhe „vertreten“ und es wird scheuern.

Hoffe, das hilft dir erstmal weiter!
Singer 34 K.S.V 6/ ADLER 30-1/ Altenburg KL.50/ Naumann Kl. 65/ Schubert KL 52/ Pfaff 871

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Kauz
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Re: Wie könnte man solche Stiefel nachbauen ?

#10 Beitrag von Kauz »

Das heisst also daß es zumindest knöchelhohe Leisten sein müssten.

Alle bis auf eine* Ausnahme bei ebay sind nur welche für Halbschuhe, und die eine Ausnahme ist viel zu klein.
Ergo findet sich da in paar hundert Stück bei ebay nicht ein brauchbarer.

@det
wie hoch wären die Leisten die du rankriegen könntest ?

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