Wenn sich WD40 verbietet

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Klaus_Carina
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Wenn sich WD40 verbietet

#1 Beitrag von Klaus_Carina »

Nicole hat sich eine dieser wunderschonen GU-K geroadtrippt -
leider war die Maschine wohl stark Nikotinabhängig und leidet unter Feinstaubbelastung,
woraus sich mit eingetrocknetem Feinöl eine widerstandsfähige "Schutzschicht" ablagerte -
Die Nicole - als reinliches Mädchen - natürlich nicht duldet.

In diese Fall habe ich ihr (und würde ich selbst immer) ein Kriechöl wie WD40 oder auch Petroleum als
Badeschaum für die GU-K und ausgedehnte Badezeit empfohlen.

Nun aber bin ich ja etwas über die Zeit der mechanischen hinausgeschossen - sozusagen zurück in die Zukunft.

Vor mir steht eine Schöne - logisch, dass ich das so empfinde Necchi 592 -

Die hat wohl sehr lange Zeit kühl unter Ihrer Abdeckhaube gestanden und verdorrte so langsam sogar mit recht
wenig Staubbelastung. Der Nähfußheber funktionierte wunderbar leicht, Geradstich und Grundzickzack relativ
problemlos - erst bei Zierstichen, d.h. beim Transporteureinsatz gab es erste Probleme die sich inzwischen zumindest
bei einigen Stichproben irgendwo "einnähten" zumindest so erschienen, als würde sich das Zusammenspiel von Transporteur und Nadel korrigiert haben.

Nur tauchte damit ein neues Problem auf, das ich mir sogar erklären kann - aber die Folgebehandlung für mich zur Frage bringt.

Das Problem ist jetzt, dass der bislang so leicht funktionierende Nähfußhebel und der zugehörige Nähfußhub schlichtweg "klebt". Nach meiner ersten Verblüffung erscheint es mir jedoch relativ logisch: Auf den beweglichen Metallteilen war vor Jahren ein feiner Ölfilm
(hier muss ich anmerken, dass in der Bedienunganleitung der 592 klar steht, dass die Maschine zum Ölen und Wartung immer in die Nähmaschinenwerkstatt gebracht werden muss)
d.h. die Maschine wurde nie überölt und da offensichtlich recht wenig genutzt,
trocknete nun der dünne Ölschleier mit den Jahren aus - bei den ersten "Auf/Ab" des Nähfußhebels ging die Metallstange ohne Probleme mit. Erst durch die Probiererei und bei uns üblicher etwas höherer Zimmertemperatur könnte dieser Trockenfilm durch die Erwärmung wieder an Viskosität gewonnen haben und wirkt nun pappig wie Harz.

Bei der Mechanischen hätte ich nun bereits vor zwei Minuten die WD40-Dusche in der Hand gehabt und "gib's ihr" die Dame nass gemacht - notfalls wenn ich wie hier bei der 592 wegen einer hakigen Stelle die Kunststoffverkleidung nicht abnehmen kann (bis jetzt zumindest) hätte ich mit dem kleinen roten Schlauch der WD40 Dose auch blind quasi unters Röckchen Kriechöl gespritzt.

Bei der anzunehmenden Anwesenheit von diskreten Elektronikbauteilen auf offenen Leiterplatten, und vor Allem einigen hinter der Kunststoffblende zu vermutenden Stellmotoren verbietet sich dieses blinde sprühen und mechanische Vorgehen. Dass es auch jeden Fall erst mal notwendig ist, das Gehäuseteil wirklich "entfernen" zu können um dann an
das Gestänge zu kommen ist mir klar.

Nur - wie und womit mache ich (auch möglichst ohne mechanischen Druck auf das Gestänge) den uralt-harz-film von den Teilen? Rainer Allohol, hicks ?? Hat jemand einen guten Tipp?

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adler104
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Re: Wenn sich WD40 verbietet

#2 Beitrag von adler104 »

Ich bastel ja i.d.r. nicht an Plastik-Maschinen u.d.G. aber Isopropanol ist ein guter Fettlöser und Reinigungsmittel. Kannste ja mal googlen - ach ich mach schnell... rolleyes

Hatte hier noch ne 5 Liter Bombe vom Einweichen meines Continental Absatzscharnks stehen (Gegen evtl. vorhanden Holzwürmer) und finde immer mehr Gefallen an dem Zeug (... prost!) Aber bei Plaste und Elaste immer erst mal an "unauffälliger" Stelle testen - wie an so schön sagt.

https://www.sav-lp.de/blog/wo-kommt-iso ... nsatz.html

https://hoefer-shop.de/technische-chemi ... opropanol/
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Klaus_Carina
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Re: Wenn sich WD40 verbietet

#3 Beitrag von Klaus_Carina »

Danke Adler
(finde ich schön dass Du - also ausgerechnet einer aus der Hypersuperwockerfraktion
auch bei den elektronischen unterstützt- danke!)

Also bist Du auch für die Alkohol -Lösung- hat auch den Vorteil des leichten Verdunstens
(aber nur, wenn wirklich der Dreck weg ist und nicht dann noch fester pappt).
An Kunststoff würde der Isoprop eh nicht kommen, weil abgeschraubt (wenn's geht)

Und die "Applikation" ? Würdest Du zur Reinigung auch isogetränkte Wattestäbchen nehmen - oder wie??
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duesenberg
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Re: Wenn sich WD40 verbietet

#4 Beitrag von duesenberg »

Hallo Klaus,

in der Vergangenheit hatte ich mit Metallteilen, die verschmutzt (höflich ausgedrückt) waren und wo die Herkunft der Kruste nicht immer klar war, folgendes gemacht:
in meiner Werkstatt sind Spiritus, Waschbenzin und Aceton vorhanden. In der Reihenfolge mit einem mit der jeweiligen Flüssigkeit getränkten Wattestäbchen versucht, die Kruste anzulösen. Eines der Lösungsmittel war bisher immer erfolgreich.
Früher gab es noch Biodiesel. Das war für hartnäckige, jahrzehntealte Verkrustungen sehr gut geeignet. Da es das Zeug leider nicht mehr (ohne weiteres) gibt, fällt das jetzt aus und muß durch die eben genannten bzw. ein beheizbares Ultraschallbad mit speziellem Reiniger ersetzt werden. Das Verfahren ist für Nähmaschinen aber eher uninteressant biggrin

Viel Erfolg!

Viele Grüße
Klaus

conny
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Re: Wenn sich WD40 verbietet

#5 Beitrag von conny »

Ich habe gerade am Wochende mal eine Vor- und Nachbrandmischung getestet biggrin . Ein paar verpappte, fettige Kleinteile in dem Alk eingeweicht. Hat sich alles schön gelöst.

Dagegen hat das Putzen mit einem getränkten Wattestäbchen so gut wie nix gebracht.

Also wie immer die Devise einweichen ...
Gruß
Conny

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Re: Wenn sich WD40 verbietet

#6 Beitrag von nicole.boening »

Ich häng mich mal bei euch ran und übernehme die Erkenntnisse in meinen Beitrag zur Reinigung im Allgemeinen.
Näh und schraub wie du dich fühlst.

Neuestes Video über Brillengreifer
https://youtu.be/R-8Pf68mo90

duesenberg
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Re: Wenn sich WD40 verbietet

#7 Beitrag von duesenberg »

Entschuldigung, da habe mich nicht gut ausgedrückt:
Das "putzen" mit dem Wattestäbchen hat nur den Zweck, daß man herausfindet, ob sich der Schmodder überhaupt löst. Manche Sorten Dreck sind (fast) vollständig resistent gegen Spiritus. Manche auch gegen Benzin. Da war Aceton die Lösung. Aceton kann aber Kunststoff u.U. gut anlösen.

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Klaus_Carina
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Re: Wenn sich WD40 verbietet

#8 Beitrag von Klaus_Carina »

Bleibt weiter noch die Frage, was das überhaupt für Metall ist, dass in den Maschinen verwendet wird.
Der Rahmen dürfte ALU-Guss sein auch wenn Peterle (vom blauen) mit Frage nach Logica was von Zinkpest sprach.
Und die beweglichen Teile/Stangen? die sehen mir eher nach Stahl aus - (obwohl Alu/Stahl sich normal "verschweissen" würde- oder?) Spezialisten da??
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carco
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Re: Wenn sich WD40 verbietet

#9 Beitrag von carco »

Zum Reinigen und Einweichen der Stahlteile eignet sich hervorragend Petrolium. Ist im Grunde wie Diesel, stinkt nur nicht so penetrant.

Die meisten festen Kunststoffteile vertragen ebenso das Petrolium. Grundsätzlich sollte man aber bei Kunststoffteilen immer an einer nicht sichtbaren Stelle testen wie sich das Material verhält. Das gilt aber für alle verwendeten Reinigungsmittel. Auch für Kunststoffreinigungsmittel.

Mit Alkohol sollte man auch bei Kunststoffteilen vorsichtig sein. Je nach Zusammensetzung des Kunststoffes entzieht der Alkohol dem Kunststoff evtl. noch vorhandene Weichmacher. Dadurch erhöht sich durch Versprödung des Materials die Bruchgefahr dieser Teile.

Als gutes Reinigungsmittel für Kunststoffe sei warmes Wasser mit einem milden Spülmittel versetzt empfohlen.

Stahl und Aluminium lassen sich nicht miteinander verschweissen. Allein der unterschiedliche Schmelzpunkt beider Materialien lässt dies nicht zu.

Teile aus Zinkdruckguss die von Zinkpest befallen sind, sind in der Regel verloren. Hier geht nichts mehr.
Da hilft nur noch Neuerwerbung der Teile, wenn vorhanden, oder Nachfertigung in der Regel aus Aluminium.


Viele Grüße

Carco
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Re: Wenn sich WD40 verbietet

#10 Beitrag von adler104 »

Ich bin da bei bei den Eisenmonstern ja etwas "robuster" unterwegs - ich habe einen Kompressor und ne Saugbebecher Sprühpistole dieser Art:

http://www.ebay.de/itm/BGS-Druckluft-Sp ... 0846341812

und dann wird erst mal gründlich alles ausgewaschen. Immer mal wieder einwirken lassen und dann mit verschiedenen Pinseln nachhelfen. Wattestäbchen verwende ich nur in den Öllöchern. Ich habe bis dato noch keine Haushaltsmaschine gereinigt. Aber das "Mittel" an sich ist gut, die radikale Ausführung ist sicher nicht die 1. Wahl bei Plaste und Elaste und Co.
Bei mir kommts aber nicht so auf den Lack an, denn meine Maschinen sind bis auf ein paar wenige alle neu lackiert. Ich bin ja eher so der (Alteisen) User statt Sammler aber Isopropanol löst so alten Schmadder jeglicher Art ziemlich gut. Ansonsten bin ich großer Freund von Verdünner (genau so angewendet wie Isopropanol) aber das ist für Kunststoff sicher nüscht!

Man kann das Zeugs ja aber auch vorsichtig anwenden. wink
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