PU Riemen - Verwendung & selbst verschweißen

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Basto
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Re: PU Riemen - Verwendung & selbst verschweißen

#11 Beitrag von Basto »

Während meines Studiums haben wir etwa 20 solcher PU-Riemen für ein Projekt gefertigt.
Zum Schweißen haben wir schnell etwas zusammen geschmissen aus ein paar Reststücken Holz: ein paar Blöcke in denen der Riemen geklemmt war.
DSC_0634.JPG
Fürs Schweißen wurde ein alter Lötkolben geopfert und flach gehammert. Die Temperatur des Lötkolbens weiß ich leider nicht mehr, ich weiß nur noch: nicht zu heiß damit das Material nicht verbrennt (keine Blasen).

Uns wurde gesagt, dass das PU wirklich weich sein sollte, dann der Lötkolben wegziehen und die Enden so schnell wie möglich gegeneinander drücken. Und wirklich lange warten mit abkühlen (eine Viertelstunde?). Das überflüssige Material haben wir mit einer scharfen Seitenschneider abgeschnitten.
Hat alles wunderbar funktioniert, keiner der Riemen is gerissen.
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Pfaff 362 - Pfaff 1222e - Borletti 1100 - Elna SP

duesenberg
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Re: PU Riemen - Verwendung & selbst verschweißen

#12 Beitrag von duesenberg »

Hallo,

ich habe mir bei mehreren Maschinen und meiner Uhrmacherdrehbank z. T. schon vor Jahren einen Rundriemen angefertigt. Das hält und der Riemen zieht einwandfrei durch.
Zum verschweißen der Riemenenden habe ich eine (Abbrech)-Klinge für ein Cuttermesser in den Schraubstock gespannt. Ganz kurz gespannt. Die Klinge mit einer Flamme erwärmen und die Flamme dran lassen. Wenn die Klinge heiß genug ist, die Enden des Riemens von beiden Seiten dran halten und warten, bis beide Enden aufschmelzen. Jetzt die Enden langsam und ruhig zurückziehen und aneinanderhalten. Das übe ich jedesmal, bevor ich die Klinge erwärme. Damit ist die Wahrscheinlichkeit hoch, daß die Enden nicht verdreht oder als Stufe aneinander gehalten werden. Das Auskühlen dauert ungefähr zwei bis drei Minuten. Die verschweißte Stelle darf nur noch lauwarm sein. Wie Du das prüfst, überlasse ich Deiner Phantasie. Wenn die Auskühlzeit zu kurz war, geht die veschweißte Stelle wieder auf. Zumindest teilweise. Ich habe solche teilweise verschweißten Riemen auch schon benutzt. Sie halten, als ob sie korrekt verschweißt wären. Ich hab's trotzdem später geändert, weil mich der Anblick gestört hat.
Danach habe ich mit einem Skalpell den Kragen abgeschnitten. Es kommt auf eine sehr scharfe Klinge an.
Die Länge des anzufertigenden Riemens kann man mit einer Schnur festlegen. Das hat meiner Erfahrung nach aber den Nachteil, daß die Schnur deutlich zu kurz wird, weil die Schnur in aller Regel im Nutgrund liegt, der Riemen jedoch ein Stück darüber. Ein um ein oder zwei Zentimeter zu langer Riemen ist flink gekürzt. Ein zu kurzer Riemen dagegen ist bitter.
Zum Schluß kannst Du Dich am Anblick Deines Werkes ergötzen. Ein selbst gefertigter Schnurriemen hat was.

Viel Erfolg und viele Grüße
Klaus

Hummelbrummel
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Re: PU Riemen - Verwendung & selbst verschweißen

#13 Beitrag von Hummelbrummel »

Alfred hat geschrieben:In der Beschreibung werden die Enden mit dem Feuerzeug angeschmolzen huh
Feuerzeug+ Flamme versus heiße Metallscheibe (Messer, Cutter, flachgeklopfter Lötkolben....)

Wie gesagt, die Infos stammen von meiner Beschäftigung mit der Thematik im Zusammenhang mit Antriebsriemen für Spinnräder:

Durch die Hitze werden die Enden des Riemens nicht i.e.S. "geschmolzen", sondern die chemischen Verbindungen werden sozusagen aufnahmefähig gemacht, sich mit den Molekülen der Gegenseite zu verbinden.
Ich kann das leider nicht fachmännisch ausdrücken, aber das Stichwort dürfte "Vulkanisation" sein, was die Verbindung so haltbar macht. Die Enden sind dann nicht "verklebt", sondern "miteinander verwachsen".
Glatte, saubere Anschnitte sind natürlich sehr von Vorteil.

Mit einer offenen Flamme ist das kaum kontrollierbar, da wird dann doch geschmolzen, evtl. auch verbrannt, so dass die Flächen nicht mehr unbedingt flach sind, dazu kommt u.U. noch eine Portion Ruß in der Nahtstelle zwischen den Enden und soweit ich mich an die damalige Lektüre erinnere, entstehen zusätzlich giftige Dämpfe.
Vielleicht funktioniert es, wenn man genug Erfahrung hat, um zu wissen, wie weit man die Enden von der nicht flackernden Flamme entfernt halten muss und wie lang.....

Ich habe es damals auch versucht, bevor ich mich in die Materie eingelesen habe. Mir ist es nicht geglückt. Hat schön gestunken, dafür nicht gehalten.

Die Methoden, bei denen die Enden über eine heiße Metallscheibe gezogen werden, sind deutlich empfehlenswerter...
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duesenberg
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Re: PU Riemen - Verwendung & selbst verschweißen

#14 Beitrag von duesenberg »

Hier zwei Bilder von angefertigten Schnurriemen
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Benno1
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Re: PU Riemen - Verwendung & selbst verschweißen

#15 Beitrag von Benno1 »

Eine Frage so am Rande zwecks zusätzlichem Riemenrad (Reducer) Riemenscheibe is das ein handelsüblicher oder wie?
Elna supermatic, ZZ und SU sind meine Hauptmaschinen, Singer 66, Singer-Klon von Rast & Gasser, Kayser L und noch so einige biggrin biggrin biggrin

duesenberg
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Re: PU Riemen - Verwendung & selbst verschweißen

#16 Beitrag von duesenberg »

Hallo Benno,

die Konstruktion ist eine Motorhalterung kombiniert mit einem Speedreducer. Diese Anfertigung war nötig, weil die Maschine, eine Naumann 70, eine spezielle Motorhalterung benötigt. Eine normale Halterung ist zu kurz in dem Sinn, daß der Motor damit bei einem Abstand von ca. 10mm zur Maschine nicht mehr befestigt hätte werden können. Der Ausleger hätte länger sein müssen. Da das Handrad der Naumann 70 einen relativ kleinen Durchmesser aufweist (sie war offensichtlich als Schnellnäher gedacht und wurde eigentlich mit einem Industriemotor angetrieben, der aber erstens nur sehr schwer bezüglich der Drehzahl zu regulieren ist (er kennt (fast) nur Voll und Stop) und zweitens einen entsprechenden Tisch erfordert, den ich mangels Platz daheim nicht stellen kann und möchte) habe ich mir sicherheitshalber noch einen Speedreducer an der Halterung gewünscht. Der sehr nette Forumskollege Pardini war so freundlich, das Teil zu konstruieren und zu fertigen. Das war übrigens das Stück Alu, das ich im Tausch für die Singer 103 erhalten habe. Ich bin hoch zufrieden, zumal die Naumann 70 jetzt ohne Mühe Stich für Stich und auch flink nähen kann. Da es mir nicht gelingt, ein Video bei youtube hochzuladen, habe ich bis jetzt noch keine Vorstellung des Ganzen in der entsprechenden Rubrik gemacht.

Viele Grüße
Klaus

Pardini
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Re: PU Riemen - Verwendung & selbst verschweißen

#17 Beitrag von Pardini »

freut mich, daß der Abend in der Werkstatt nicht umsonst war und unser entworfenes "Konstrukt" seinen geplanten Dienst verrichtet. Waren halt viele Details "nur nach Gefühl"...

Pardini

Manni750
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Re: PU Riemen - Verwendung & selbst verschweißen

#18 Beitrag von Manni750 »

duesenberg hat geschrieben:Hallo,

ich habe mir bei mehreren Maschinen und meiner Uhrmacherdrehbank z. T. schon vor Jahren einen Rundriemen angefertigt. Das hält und der Riemen zieht einwandfrei durch.
Zum verschweißen der Riemenenden habe ich eine (Abbrech)-Klinge für ein Cuttermesser in den Schraubstock gespannt. Ganz kurz gespannt. Die Klinge mit einer Flamme erwärmen und die Flamme dran lassen. Wenn die Klinge heiß genug ist, die Enden des Riemens von beiden Seiten dran halten und warten, bis beide Enden aufschmelzen. Jetzt die Enden langsam und ruhig zurückziehen und aneinanderhalten. Das übe ich jedesmal, bevor ich die Klinge erwärme. Damit ist die Wahrscheinlichkeit hoch, daß die Enden nicht verdreht oder als Stufe aneinander gehalten werden. Das Auskühlen dauert ungefähr zwei bis drei Minuten. Die verschweißte Stelle darf nur noch lauwarm sein. Wie Du das prüfst, überlasse ich Deiner Phantasie. Wenn die Auskühlzeit zu kurz war, geht die veschweißte Stelle wieder auf. Zumindest teilweise. Ich habe solche teilweise verschweißten Riemen auch schon benutzt. Sie halten, als ob sie korrekt verschweißt wären. Ich hab's trotzdem später geändert, weil mich der Anblick gestört hat.
Danach habe ich mit einem Skalpell den Kragen abgeschnitten. Es kommt auf eine sehr scharfe Klinge an.
Die Länge des anzufertigenden Riemens kann man mit einer Schnur festlegen. Das hat meiner Erfahrung nach aber den Nachteil, daß die Schnur deutlich zu kurz wird, weil die Schnur in aller Regel im Nutgrund liegt, der Riemen jedoch ein Stück darüber. Ein um ein oder zwei Zentimeter zu langer Riemen ist flink gekürzt. Ein zu kurzer Riemen dagegen ist bitter.
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Viel Erfolg und viele Grüße
Klaus
Ja nicht anders kenn ich das auch und die Leinen ist im Dauereinsatz. rolleyes
Sammeln ist eine Krankheit ohne Aussicht auf Heilung, eine zunächst verborgene Krankheit, die später ununterbrochen mit heftigen, beinahe fieberhaften Anfällen fortschreitet.
Zitat: Lamberto Vitali

Cuno
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Re: PU Riemen - Verwendung & selbst verschweißen

#19 Beitrag von Cuno »

Ich muss das Thema mal wieder hervor holen.
Habe mir die Rundriemen von bennos link angesehen und auch gleich die Seite gespeichert.
Ich habe mich auch schon dafür entschieden, einen Riemen mit rauer Oberfläche zu kaufen.

Wo ich mir allerdings unsicher bin: Welchen Durchmesser nimmt man denn am besten?

Es handelt sich bei mir um eine Adler 167. Angetrieben demnächst durch einen Jack motor und übersetzt durch die Riemenscheibe von college sewing.
Und wenn ich gleich dabei bin will ich auch meine freiarm Maschinen mit den kunststoff Riemen umrüsten. Unter andern die Adler 5-6, Singer 17-16 und eine Pfaff 93
Bei der Adler 167 und 5-6 kommt es mir so vor als ob die als einzige dickere Riemen auf der Riemenscheibe aufnehmen können. Also gilt es da wohl ein Mittelmaß zu finden, das für alle gut läuft vom Durchmesser her.

Muss man bei der Spannung irgend was beachten? Gibt es eine Faustformel um wieviel kürzer man den Riemen macht?Viele fragen, ich weiß. Aber bin ein Mensch der es genau wissen will ;)
Meine Arbeitstiere: Dürkopp 380-105, Pfaff 138-6-U, Pfaff 193-5BII L, Adler 167, 67, 5-6, Köhler 17-61
Warteliste: Singer 34k S.V.5, 128,
Dürkopp Stickmaschine
Soviel zum Thema "ich will nur eine Maschine zum Leder nähen". angel

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Re: PU Riemen - Verwendung & selbst verschweißen

#20 Beitrag von mahlekolben »

Beste Grüße!

Michael

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