Anlasser Reparatur

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MiW

Anlasser Reparatur

#1 Beitrag von MiW »

Mich verwirren die unterschiedlichen Empfehlungen, wenn bei diesen Anlassern etwas ersetzt wird.

Ich habe mal drei Fotos von bei mir zur Zeit vorhandenen Anlassern gleicher Bauart gemacht.

Die Anlasser gehören zum Motor ANF 789 (VEB Elektromaschinenbau Dresden-Niedersedlitz)
DSCN0981.JPG
Dieser Anlasser scheint original zu sein. Auf den 2 blauen Widerständen (?) steht jeweils 12 µH / 4 A, auf dem Kondensator unter den Kabeln (im Bild schlecht bis nicht zu sehen steht 0,1 µF. (Kann ich auch belegen, hier aus einem vierten Anlasser, den ich mal hatte: http://www.hobbyschneiderin24.net/porta ... 1441290439

DSCN0982.JPG
Dieser Anlasser (auch original) ist defekt, der Motor steht unter Dauerstrom. Alle im ersten Bild zu sehenden Bauteile scheinen hier "verpackt". Auf der "Verpackung" steht nichts, auch nicht drunter. Man erkennt aber besser, was zusammengelötet ist.
DSCN0983.JPG
Bei diesem Anlasser, der ansonsten mit Anlasser 2 identisch ist, wurden offensichtlich die zwei blauen Widerstände (gibt es bei Conrad unter der Bezeichnung "Induktivität axial") nachträglich hinzugefügt. Es sind die gleichen, wie beim ersten Anlasser.

Welche Bauteile in welcher Größe sollten nun genau eingebaut werden? huh

Nächstes Problem ist die Verkabelung im Anlasser:
DSCN0984.JPG
Der Regelwiderstand sollte doch in Reihe zum Motor geschaltet sein. Mich verwirren nun die zwei vom Widerstand zum Motor gehenden Adern.
Einzige logische Erklärung wäre, dass die rote Ader zum Motor kein Schutzleiter sonder Nullleiter/Rückleiter ist (die weiße Ader ist das Nählicht.) Aber dann wäre die rote Ader zur Steckdose ja eine "klassische Nullung".

sd16

Ja wenn man in das Kästchen mal reinschauen könnte. Und bei Anlasser 1 sieht ja kein Mensch durch...
Kennt sich niemand mit diesen Anlassern aus?
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Zuletzt geändert von MiW am Mittwoch 3. Mai 2017, 17:52, insgesamt 2-mal geändert.

hutzelbein
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Re: Anlasser Reparatur

#2 Beitrag von hutzelbein »

Ich kenne mich mit diesem Anlasser nicht oder nur zum Teil aus.

Die äußere Form und der gesamte Tret-/Andruckmechanismus ist ähnlich wie der FT-1A Anlasser, an dem ich heute herumgespielt habe. Das Reinigen bzw. Polieren aller Kurzschlusskontakte hat sehr viel gebracht. Sie waren auf der linken Seite unter zwei Kontaktblechen, die in der Keramikfassung mit eingebaut waren, sehr stark verrußt (auf deinen Bildern nicht zu sehen, ich vermute sie aber hinter dem schwarzen Kunststoffteil, das man bei deinen Anlassern auf der linken Seite etwas sehen kann). Ein Polieren der Kohleplättchen war nicht erforderlich. Das liegt aus meiner Sicht hauptsächlich auch daran, weil bei dieser Art von Keramikbehältern, die Kurzschlusskontakte auf der rechten Seite sehr gut isoliert sind und wohl auch links kaum etwas anbrennen kann. 52 Kohleplättchen befanden sich einem von beiden Behältern. Im anderen waren 50 Plättchen. Für mich war es der erste Anlasser, bei dem ich eine unterschiedliche Stückzahl von Kohleplättchen festgestellt habe. Das kann sinnvoll sein, wie ich auch im Tur2 Thread bereits bemerkt habe. (Ich kontrolliere bei jedem Anlasser auch die Kohleplättchen, weil ich bei einigen auch bereits sehr starke Verrußungen an den Kohleplättchen gesehen habe, die sich deutlich und negativ beim Anlassverhalten auswirkten.)

Ansonsten war der Aufbau komplett anders. Es befand sich nur ein parallel geschalteter Eroid Kondensator im Anlasser und das Kabel vom Anlasser ging zum Stecker am Motor und von dort ging ein weiteres Kabel zur Steckdose.

Möglicherweise kann dir dieser Link weiterhelfen.

"https://www.occaphot-ch.com/bernina-rep ... ensatoren/"

Das ist das Beste, was ich bislang zu diesem Thema gelesen habe. Dort sind die meisten Fehlerursachen erklärt.
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Hosenkürzer
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Re: Anlasser Reparatur

#3 Beitrag von Hosenkürzer »

Hallo MiW,

die blauen "Widerstände" sind keine Widerstände, sondern Hochfrequenzdrosseln (Induktivitäten) zur Entstörung.

Die kannst Du, wie ich schon (wie der berühmte Rufer in der Wüste) oftmals geschrieben habe, einfach vergessen. Die sind erstens mit GROSSER SICHERHEIT NICHT DEFEKT, und zweitens, wenn sie es wären, kannst Du sie einfach ohne nennenswerten nachteiligen Effekt weglassen, d.h. ÜBERBRÜCKEN.

Wenn der Motor dauernd durchläuft, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit der Entstörkondensator im Anlasser defekt (hat einen Kurzschluss).

Abhilfe:

1. rauszwicken - ausprobieren.
2. in Ruhe und gelassen einen neuen kaufen (MKP X2 Entstörkondensator 0,1 µF) und bei Gelegenheit (es eilt nicht, es kann nichts passieren) einbauen.

Ceterum censeo:

Die aufwändigen Entstörmaßnahmen in klassischen Nähmaschinen sind heutzutage völlig obsolet.

Weil:

1. hört sowieso keiner mehr AM - Rundfunk (bei dem sich die Störungen hauptsächlich bemerkbar machen würden), es gibt ja in Deutschland und Österreich keinen einzigen MW - Sender mehr.
2. ist das Netz durch Schaltnetzteile, Energiesparlampen, Computer u. dgl. ohnehin schon so verseucht, daß die paar Knacker von Deiner NM da völlig unerheblich sind.

Ich garantiere Dir, wenn Du nicht gerade einen Kurzwellenamateur in unmittelbarer Nachbarschaft hast, wird sich niemand über Störungen durch Deine NM beschweren.

Die EINZIGE Berechtigung, die Entstörkondensatoren noch haben, ist die Verringerung des Bürstenfeuers (in den Motoren) und des Verschleisses der Vollgaskontakte im Anlasser (bzw. des Kontaktpakets bei solchen mit Widerstandskaskade).

lG Helmut
Zuletzt geändert von Hosenkürzer am Dienstag 2. Mai 2017, 20:35, insgesamt 1-mal geändert.

MiW

Re: Anlasser Reparatur

#4 Beitrag von MiW »

@ hutzelbein
Danke für die Links, habe sie mir abgespeichert.

@ Hosenkürzer

Danke auch dir.
Defekt ist der Anlasser 2, wo alles in diesem kryptischen Kästchen versteckt ist, also nix mit Rauszwicken. U nd da bleibt die Frage, wie verbinde ich die Adern ohne das Kästchen...

Aber man muss sich nur mal in Ruhe hinsetzen und eine Zeichnung machen. So bin ich denn auf den Schaltplan (unten) gekommen light
(... und die roten Adern sind wirklich Schutzleiter, habe sie im Plan weggelassen rolleyes )

Hab's auch schon so nach dem Plan mit ausgelötetem Kästchen ausprobiert, der Anlasser geht.
Der Entstörkondensator dazu dürfte kein Problem sein, Frage bleibt nur noch, wie groß sollte der zugehörige Entladewiderstand sein.

Edit: Habe die angehängte PDF gelöscht, hier ein Bild des Planes.
Schaltplan.png
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Zuletzt geändert von MiW am Montag 8. Mai 2017, 15:42, insgesamt 3-mal geändert.

Hosenkürzer
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Re: Anlasser Reparatur

#5 Beitrag von Hosenkürzer »

Deinen Schaltplan verstehe ich mangels Legende leider nicht.

Ich vermute mal, in dem Blechkästchen (hast Du es öffnen können?) befindet sich das komplette Entstörnetzwerk mit Kondensator(en) und Drosseln.

Entladewiderstände bei Kontaktschutzkondensatoren (manchmal im Ko integriert, manchmal überhaupt nicht vorhanden) haben etwa 1 - 2 MegOhm. Du kannst ihn weglassen oder extern parallel dazulöten (wenn Du Perfektionist bist).

lG Helmut

MiW

Re: Anlasser Reparatur

#6 Beitrag von MiW »

Hosenkürzer hat geschrieben:Deinen Schaltplan verstehe ich mangels Legende leider nicht.
lG Helmut
Muss noch ergänzen, es ist der "Schaltplan" ohne Kondensator und Entladewiderstand (die kommen dann noch parallel zum Regelwiderstand dazu). Es ist einfach nur die Verkabelung vom Anlasser (links) mit dem Regelwiderstand zum Motor (rechts) mit Nählicht.
Ja, ist halt etwas provisorisch gezeichnet.

Das Blechkästchen ist fest verlötet, da wird aber das gleiche drin sein, wie offen im 1. Anlasser.

Ich danke dir jedenfalls für die Hilfe und das Mitdenken. Ich denke, jetzt komme ich klar.

Hosenkürzer
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Re: Anlasser Reparatur

#7 Beitrag von Hosenkürzer »

Eine mögliche Beschaltung (ich behaupte NICHT, daß es genauso ist) wäre folgende:
DSCN0984.JPG
Die rote Leitung als Schutzleiter ist allerdings sehr antiquiert....

lG Helmut
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MiW

Re: Anlasser Reparatur

#8 Beitrag von MiW »

Auf fast zeitgleichen Post ein beerchug

Werde mir die beiden Teile kaufen:

https://www.conrad.de/de/mkp-folienkond ... 55892.html
https://www.conrad.de/de/metallschicht- ... 19931.html
Hosenkürzer hat geschrieben:Deinen Schaltplan verstehe ich mangels Legende leider nicht.
Habe den verunglückten Plan gelöscht und ein Foto eines besseren Planes oben angehangen.

hutzelbein
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Re: Anlasser Reparatur

#9 Beitrag von hutzelbein »

Ich habe einen weiteren ähnlichen Anlasser vom Typ FKT-1A gerade auseinandergenommen. Außen sieht er anders aus, aber innen ist es genau die gleiche Technik. Erneut der gleiche Andruckmechanismus und die gleiche Keramikfassung, genau wie auf deinen Bildern. Diesmal ist parallel geschaltet ein ERO P1872 9A 0,047uF X VDE 560-7 DIN 41159 Kondensator eingebaut und der ist scheinbar noch o.K. Erneut waren die Kurzschlusskontakte auf der linken Seite massiv verrußt. Diesmal waren in einem Behälter 40 und im anderen Behälter 41 Kohleplättchen verbaut (ich glaube ich habe mich oben vertan, statt 52 und 50 hätte ich wohl besser 42 und 40 schreiben sollen). Die Kohleplättchen in dem Behälter mit 40 Plättchen sind alle relativ stark verrußt. Im anderen Behälter sind sie alle gut. Da wo die Schrauben auf der rechten Seite rauskommen, können die Kontakte nur innen in den Behältern gereinigt werden. Auch das erscheint mir wichtig. Auch da habe ich eine dicke Rußschicht entdeckt. Ich war mit dem Anlaßverhalten des Anlassers nicht zufrieden und der Motor wollte nicht richtig auf Touren kommen. Nach dem Polieren der Plättchen und der Kurzschlußkontakte wird der Anlasser und der Motor wieder wie neu funktionieren. (Edit: Genau das ist der Fall! Incl. Demontage, Montage und Reinigung aller Kontakte und Plättchen war das für mich etwa 20-30 Min Arbeit).

Das funktioniert bei allen Kohledruckanlassern in ähnlicher Weise. Nur der Aufbau und die Kohleplättchenbehälter sind halt oft unterschiedlich. Wer dabei von wem abgekupfert hat, lässt sich vermutlich schwer nachvollziehen.
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MiW

Re: Anlasser Reparatur

#10 Beitrag von MiW »

@ Hosenkürzer

Brauche sehr deine Hilfe huh

Hab jetzt den Kondensator und den Widerstand angeklemmt.
So sieht es jetzt aus:
DSCN0987.JPG
Entsprechend der weiter oben zu sehenden Bilder ist motorseitig (rechtes Kabel) die blaue Ader mit dem rechten Eingang des Reglers, die schwarze Ader mit dem linken Eingang des Reglers und von der Steckdose (linkes Kabel) her die schwarze Ader wiederum mit dem rechten Eingang des Reglers verbunden.

Die beiden weißen Adern sind direkt miteinander verbunden. (Die alten braunen am Regler waren weggebrochen, deswegen jetzt blau bzw. gelb, die roten wie gehabt.) Kondensator und Widerstand liegen parallel zum Regler. Ohne beide hatte es ja schon funktioniert, mit Kon. und Wid. funktioniert es auch, ABER

wenn der Motor läuft, krätscht es fürchterlich im Radio excla sad heul .

Wo könnte nur der Fehler sein??? Ist im Anlasser alles i.O.?
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