Meister Noblesse - was klopft?

Alle Marken die hier nicht gesondert aufgeführt sind.
Antworten
Nachricht
Autor
hutzelbein
Edelschrauber
Edelschrauber
Beiträge: 608
Registriert: Samstag 18. März 2017, 21:47

Meister Noblesse - was klopft?

#1 Beitrag von hutzelbein »

Mein Neuzugang nervt. Ich bin mit einem Problem konfrontiert, das ich in dieser Form bislang noch nie hatte. Sobald ich mit Faden nähe, bekom ich zwar inzwischen eine ordentliche Naht hin, aber die Maschine macht laute Klopfgeräuchse beim Nähen. Das Klopfgeräusch ist auch da, wenn ich mit versenkten Transporteuer nähe.

Wenn ich den Oberfaden weglasse, ist sie auch dann relativ leise und transportierte den Stoff einwandfrei, wenn ich die Maschine sehr schnell laufen lasse. Wenn ich ohne Faden das Nähfüßchen hochstelle, ist die Maschine extrem leise.

Gemäß meiner Vermutung kommt das Klopfgeräusch aus der Ecke Greifer / Spulenkapsel. Die Greiferlaufbahn ist natürlich frisch gereinigt und auch geölt. Aber die Nase von der Spulenkapsel schlägt scheinbar beim Nähen mit Faden in der Nut vom Greiferabdeckdeckel hin und her. Ich höre und sehe das auch, wenn ich mit dem Handrad langsam hin und her drehe. Es könnte aber auch der Greifer sein, der auf den Treiber aufschlägt. Wie kann das sein? Mir ist aufgefallen, dass es in dieser Maschine am Treiber eine Feder gibt, die ich bislang bei keiner älteren Meistermaschine gesehen habe. Ganz offensichtlich kann man mit dieser Feder, in der es zwei Schräubchen gibt, das Spiel zwischen Greifer und Treiber einstellen. Das Spiel muss ausreichend groß sein, damit der Oberfaden zwischen Greifer und Treiber bei der Schlingenbildung durchschlüpfen kann. Wenn das Spiel zu groß oder zu klein ist, kann es das von mir festgestellte Kopfgeräusch geben. Weiß jemand, wie man diese Feder am Treiber richtig einstellen muss und welche Funktion sie hat? Bei den älteren Meister Maschinen fehlt diese Feder und da klopft absolut nichts.
Adler 8 - Meister ZZ Automatik - Pfaff 130 - 230 - Phoenix DD 6 - Singer 206D - (u.v.m.)

Benutzeravatar
nicole.boening
Moderator
Moderator
Beiträge: 4787
Registriert: Montag 23. Januar 2017, 15:15
Wohnort: Bremerhaven
Kontaktdaten:

Re: Meister Noblesse - was klopft?

#2 Beitrag von nicole.boening »

Ich hatte solche Klopfgeräusche, wenn die Spulenkapsel nicht richtig saß ... in einigen Fällen sogar nicht nur laute Klopfgeräusche, sondern auch alle Arten von Scheppern und scharren bis hin zu unsauberen Stichen ... vielleicht schnatzt die Spulenkapsel nicht richtig ein - oder irgendwas klemmt. Ein leichtes Ticken mag ok sein - aber ein Klopfen sicherlich nicht. In der letzten Meister de Luxe Freiarmmaschine, die ich als defekt günstig bekommen habe, war es ein fester Fussel in der Aufnahme der Spulenkapsel verklemmt ... Fehlersuche dauerte eine Minute.
Näh und schraub wie du dich fühlst.

Neuestes Video über Brillengreifer
https://youtu.be/R-8Pf68mo90

Benutzeravatar
dieter kohl
Moderator
Moderator
Beiträge: 12278
Registriert: Dienstag 18. Dezember 2012, 19:50
Wohnort: 97440 Werneck - Ettleben

Re: Meister Noblesse - was klopft?

#3 Beitrag von dieter kohl »

serv

die Meister-Werke waren mal hier bei mir in Schweinfurt

heute gibt es auf dem ehemaligen Gelände nur noch big Mäc´s und Pommes

Meister (der Inhaber hieß wirklich so) hat die Nähmaschinen-Teile von überall zugekauft
damals auch schon aus Fernost

mit der Treiber-Feder wird nur durch biegen der Abstand hergestellt

bei Geräuschen sollte man die Greiferbahn penibel reinigen, auch den Greiferbahn-Deckel
den Deckel unter umständen wieder planschleifen :
einen Bogen feines Schleifpapier auf einer ebenen Unterlage festhalten und wie eine liegende 8 den Deckel/Ring darüber schleifen

sauberwischen und ölen hinterher nicht vergessen
gruß dieter
der mechaniker

hutzelbein
Edelschrauber
Edelschrauber
Beiträge: 608
Registriert: Samstag 18. März 2017, 21:47

Re: Meister Noblesse - was klopft?

#4 Beitrag von hutzelbein »

Mein Eindruck ist, dass die Meistermaschinen ab etwa Klasse 110 und 311 qualitativ immer schlechter wurden. Mit Abstand die besten, soweit ich das beurteilen kann (weil alle Maschine kenne ich natürlich nicht, und die noch neueren will ich nicht kennen) waren die ersten der Klasse 101 (die Vesta ZZ 302 Klons). Die Qualität stimmt bei der Noblesse noch halbwegs, aber man merkt es doch, dass an vielen Ecken bereits gespart wurde. Noch schlimmer wurde es dann bei den Programmatic Maschinen. Der Zierstichmechanismus, der da eingebaut ist, wirkt auf mich sehr billig. Verstehen kann man das vermutlich nur, wenn man die damalige Konkurrenzsituation am Ende der 60er Jahre auf dem Weltmarkt reflektiert. Die Japaner haben mit ihren Maschinen, die qualitativ nicht schlecht waren, damals die Preise kaputt gemacht und die ganze Technologie, soweit sie gut war, einfach hemmungslos abgekupfert. Spätestens in der Regalen von Kaufhof, Karstadt, Quelle und Neckmann konnte dann Meister nicht mehr mithalten und für einen ausgeprägten Qualitätwettbewerb war die Firma vermutlich zu klein und hatte zuwenig Durchhaltevermögen (oder finanziell bereits geprügelt wie ein Hund, bei hohen Fixkostenanteilen einfach zu wenig Mumm).

Die Greiferbahn ist penibel gereinigt und wirkt auch eben. Mein Eindruck ist allerdings, dass das Material innen relativ rau ist. Könnte sein, dass leichtes vorsichtiges nachscheifen mit sehr feinen Schleifpapier etwas bringt.

Der Sinn und Zweck der Treiber-Feder ist mir nachwievor nicht klar. In der Meister Reparatur- Einstell-Anweisung 1974, die man sich --> hier<-- mühsam Bild für Bild runterladen kann, steht als letzter Satz unter Punkt 12 auf Seite 10 nichts von der Feder, aber folgender Satz:
Um ein ungehindertes Durchschlüpfen des Fadens zwischen Greifer und Treiber zu ermöglichen, läßt man etwa 0,35 mm Spiel zwischen Treiber und Greiferanlage (siehe Bild-Nr. 28).

Je weniger Spiel die Greiferanlage hat, umso weniger kann sie rumschlagen. Allerdings gibt es dann u.U. Probleme mit der Schlingenbildung und der Faden kann sich gelegentlich auch verhacken. Umgkehrt läuft der Faden locker durch, aber dann klappert es dann u.U. kräftig. Nützlich ist die Feder mE nicht. Bei 0,35mm Spiel, das ist fast gar nichts, steht die Feder zumindest auf einer Seite relativ weit vom Treiber ab. Der Treiber hätte aus meiner Sicht gleich in der richtigen Form, wie bei den Klasse 101 Maschinen, hergestellt werden können. Dann hätte Meister die Feder und zwei Schräubchen einsparen können und ich hätte heute ein Problem weniger. Da muss man erst mal draufkommen, dass auch die Feder Klopfgeräusche verursachen kann.
Adler 8 - Meister ZZ Automatik - Pfaff 130 - 230 - Phoenix DD 6 - Singer 206D - (u.v.m.)

Benutzeravatar
nicole.boening
Moderator
Moderator
Beiträge: 4787
Registriert: Montag 23. Januar 2017, 15:15
Wohnort: Bremerhaven
Kontaktdaten:

Re: Meister Noblesse - was klopft?

#5 Beitrag von nicole.boening »

Die Meister de Luxe in der Freiarmversion ist einfach genial - von den Näheigenschaften her - trotz Reibrad. Spätere Modelle würde ich nicht mehr kaufen. Tatsache ist, jede Maschine von Meister bringe ich ans Netz und sie läuft, näht sauber und leidet nicht unter Verharzung.
Näh und schraub wie du dich fühlst.

Neuestes Video über Brillengreifer
https://youtu.be/R-8Pf68mo90

Benutzeravatar
Klaus_Carina
Edelschrauber
Edelschrauber
Beiträge: 1746
Registriert: Samstag 30. Januar 2016, 12:15
Wohnort: Deutschlands Toscana - der Kraichgau

Re: Meister Noblesse - was klopft?

#6 Beitrag von Klaus_Carina »

Na da muss ich mal ein riesiges Lob an den Schweinfurter Peter Hofmann machen, der mit der Darstellung der Industriegeschichte ein Beispiel gibt - Derart ausführlich incl. BA und Service-Anweisung - da können und sollten sich andere Städte doch mal ein Beispiel daran nehmen - topp!
beerchug
Anker DZ-BR, F, RZ Auto,
ELNA II (BR1 u.3), Transforma,
Gritzner FK, FZ, GU, GU-K, HZB, VG, VZ,
Haid & Neu LZ, Primatic,
Necchi 512, 542, 545, 559, 592, Nora
Phoenix 353 A, 383 8K, ZZ Gloria,
Singer 18, 28, 316 G

Benutzeravatar
Alex..
Edelschrauber
Edelschrauber
Beiträge: 632
Registriert: Mittwoch 10. August 2016, 15:19
Wohnort: Bad Eilsen

Re: Meister Noblesse - was klopft?

#7 Beitrag von Alex.. »

hutzelbein hat geschrieben:... Die Greiferbahn ist penibel gereinigt und wirkt auch eben. Mein Eindruck ist allerdings, dass das Material innen relativ rau ist. Könnte sein, dass leichtes vorsichtiges nachscheifen mit sehr feinen Schleifpapier etwas bringt...
Um so etwas ganz fein "abzuziehen" haben unsere "Maschinenbauer" (wobei die ja aus dem Großmaschinenbau kamen, und so etwas wie eine Nähmaschine "an der Uhrkette spazieren trugen") des auf einer Stahlplatte mit "Läppaste" abgezogen. Ersatzweise auch mit wirklich feinem Schmiergelleinen 800derter Körnung und dies dann noch nass- oder sogar unter Oel auf dem Schmergelleinen abgezogen.
Die Teile die da in Frage kamen waren die Teller der Einspritzventiele des Dieselmotors (Einzelleisteung eines Kolbens so etwa 8000PS) Und diese Dichtungsteller, musste sowas von dicht halten dichter kann man sich es nicht vorstellen. ("Nachlecken" war Verboten)(Zünfddruck > 1200bar. Druck des eingespritzten "Brennstoff"s 1600bar)

>> Also in kurzrn Worten: Nass- oder Oelig abziehen! Der Untergrund, dieser Platte sollte natürlich "ganz Plan" sein. Da ja keiner so eine Stahlplatte hat, wie sie zum "Läppen" genommen wird, würde eine Hornitex Platte gehen. Das ist diese "Mutiplexplatte" von Hornitex aus Horn (heute Horn-Bad Meinberg), die mit der ganz speziellen (Patent) "Hornitex"-oberfläsche. Praktisch unzerstörbar. Profi-Nähtische gibt(gab) es damit. Auch wird(wurde) dieses Holz als "Panzerholz", wegen der Schussfestigkeit (9mm Projektil kommt da nicht durch) für Kassenkabinen in Banken verbaut.
Masch.: Angela 40, Elna Lotus SP, Pfaff tipmatic 6122, creative 7550, Veritas 8014/4139, Famula 4891, 4892, Husqvarna Designer Jade 35, Singer 81A1, Victoria Artisan 400, Babylock BL4-838DF, Singer 14U454B, Pfaff coverlock 4852,

hutzelbein
Edelschrauber
Edelschrauber
Beiträge: 608
Registriert: Samstag 18. März 2017, 21:47

Re: Meister Noblesse - was klopft?

#8 Beitrag von hutzelbein »

Leider habe ich noch keine Service-Anleitung für die Meister ZZ gefunden. Eine solche hätte ich gerne. Ehrlich gesagt musste ich allerdings an keiner bisher schrauben. Mit Petroleum und Öl war die Wartung von Klasse 101 Maschinen in aller Regel bislang getan.

Das Klopfgeräusch bei der Noblesse konnte ich deutlich verbessern. Ganz wegbekommen habe ich es allerdings mit meinen verwöhnten Ohren noch nicht. Die Maschine näht deutlich lauter als eine Meister ZZ. Es sind mehrere Faktoren, die das Klopfgeräusch aus meiner Sicht hervorrufen:

- Die Oberflächengüte der Greiferlaufbahn. Bei mir war die Laufbahn relativ rau. Offensichtlich waren es Korrosionserscheinungen, die dafür gesorgt haben. Am Abdeckring, der auf seiner Rückseite noch für etwa 1 mm einen Teil der Laufbahn darstellt, waren es deutlich sichtbar auch Herstellmängel, die für diese Rauheit gesorgt hat. Mit 1200er Schleifpapier (das vermutlich bereits ein 1600er Papier ist, da bereits mehrmals benutzt und ölverschmiert) habe ich die Teile relativ glatt bekommen, den Abdeckring habe ich mit kreisender Läppbewegung auf eben liegenden Schleifpapier glatt bekommen. Das Abschleifen war offensichtlich wichtig. Möglicherweise muss ich das Abschleifen nochmals wiederholen und dabei ziemlich abgenutztes ölverschmiertes 1200er Schleifpapier verwenden, um den Poliereffekt zu erhöhen. Mit dem Schleifpapier, das ich verwende, bekomme ich in der Regel auch Stichplatten auf Hochglanz poliert.

- Die Feder am Treiber. Die Feder so zu trimmen, dass das Spiel zwischen Treiber/Feder und Greifer genau 0,35mm beträgt, ist Fummelarbeit. Selbst wenn die Feder scheinbar vorschriftsmäßig eingestellt ist, lässt sich das Klopfen nicht ganz beseitigen.

- Die Nase von der Spulenkapsel. Beim langsamen Drehen am Handrad sehe und höre ich, dass die Nase in der Nut vom Abdeckring nachwievor hin- und herschlägt.

Ohne Spulenkapsel ist das Kopfgeräusch aber nur minimal geringer. Wenn ich auch den Greifer herausnehme, ist das Geräusch nahezu pefekt. Hauptübeltäter sind also wahrscheinlich die ersten beiden Faktoren.
Adler 8 - Meister ZZ Automatik - Pfaff 130 - 230 - Phoenix DD 6 - Singer 206D - (u.v.m.)

Antworten