Mich würde Euer Eindruck interessieren

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nicole.boening
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Re: Mich würde Euer Eindruck interessieren

#21 Beitrag von nicole.boening »

Josh430 hat geschrieben:Ich möchte den Thread von Frickelhansen nicht weiter mit meinen Thema beeinflussen, denn das war sicher nicht was er eigentlich wissen wollte. Desswegen werde ich, wenn ich alle Betriebsbereit habe, die Maschinen zum Schluss hier nochmal vorstellen. Wenn es hier nicht auf Ablehnung stößt, dann möglicherweise auch noch einmal auf das Thema zurückkommen und warum ich zu dieser Meinung gekommen bin. Enttäuscht wurde ich unter anderem auch von ausklapp' Platten am Tisch die gerade so noch ihr Eigengewicht halten, durch eine eindeutig schlechte Konstruktion und Schubladengriffe aus Blech, die deutlich unterdimensioniert sind, dass sie nicht zum wirklichen ziehen gedacht sind.

zu:
,,ich verzweifle jedes mal beim Wechsel der Unterfadenspule durch dieses kleine Fach mit meinen dicken Fingern.’’

bei den Schiffchen (ohne Auswerfer) ist es nicht einfacher, da man sie nicht an der Feder greifen soll.

Lieber Josh - ich verstehe ja, das du enttäuscht bist, allerdings möchte ich dich noch mal drauf hin weisen, dass du geschrieben hast, die Maschine wäre aus weichem Metall - jetzt haben wir ja heraus gefunden, das es das Metall der Füßchen ist. Gut, dass du noch einmal ergänzt hast, was genau du meinst - ich hatte mich schon gewundert, dass man eine Singer Maschine eindrücken kann oder mit Frauenhänden behandeln muss. Noch etwas: Erst einmal kenne ich sehr viele Männer, die mindestens so viel Gefühl in den Händen haben wie Frauen - und ebenso viele Frauen, die Zupacken wie ein Mann, dass ich so einen Spruch komisch finde. Dann handelt es sich bei deinen Erwarten eben halt nur um DEINE Erwartungen ... die Maschinen, von denen du sprichst, und auch das Zubehör gehören zu Haushaltsmaschinen - und da zu den echt robusten. Wenn man richtig mit Ihnen umgegangen ist, hat sich selbst bei intensivem Gebrauch nix dran verbogen. Wenn man sie grob anpacken möchte oder Metallplatten näht, nimmt man besser robustere Maschinen - Industriemonster halt. Gewisse Bewertungen muss man im Kontext sehen - im Vergleich mit anderen Maschinen zum Beispiel. Du schreibst, du hättest viel darüber gelesen. In deinem Kopf ist ein Bild entstanden, so als würde man Fernsehschauspielerin anbeten - ohne sie zu kennen. Dann steht sie vor einem und ist auch nur eine Frau aus Fleisch und Blut, die im Bett furzt und nach dem Bier trinken rülpst. Lach - nimms mir bitte nicht krumm - aber das konnte ich mir gerade nicht verkneifen. Es gibt viele Gründe, warum Dinge so sind, wie sie sind. Eventuell war auch nur die Materialwissenschaft damals noch nicht so weit, solche Teile langlebiger und robuster zu machen. Und vielleicht gibt es das Problem nicht nur bei Singer.
Näh und schraub wie du dich fühlst.

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Pauli
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Re: Mich würde Euer Eindruck interessieren

#22 Beitrag von Pauli »

Wenn ich darf, würde ich gerne auch noch ein paar Anmerkungen zum Thema Stahl loswerden. Zufällig musste ich mich während des Studiums etwas intensiver mit Stahl, Eisen, Guss und der entsprechenden Herstellung beschäftigen. In Bezug auf die Qualität gibt es aber sehr unterschiedliche Ansprüche. Will ich einen bearbeitbaren oder einen sehr festen Stahl und vieles mehr. Eine Königsweile sollte sehr steif sein, andererseits aber auch spanbar sein. Jetzt mußten die meisten Hersteller für sich entscheiden, was ihnen möglich (viele Werke in Deutschland hatten ja eigene Giessereien) und welches Roheisen man zur Verfügung hatte. Die besten Stähle und Gussteile kamen bis ca. 1890 aus Frankreich und England, insofern haben viele Hersteller Stahl als auch Halbzeuge von dort bezogen. Um die Jahrhundertwende waren dann aber die deutschen Stahlkocher im Vorrang durch Entwicklung von schweissbaren Gusseisen als auch durch induktive Härtung u.a. Natürlich hatten nicht alle Nähmaschinenhersteller sofort Zugang zu diesen neuen Technologien, aber gerade die Bielefelder, Karlsruhe und Kaiserlautern sowie Mundlos in Magdeburg profitierten sehr schnell von diesen Verbesserungen.
Bei Singer ist diese Situation ein wenig anders, Singer hatte ja nach 1900 mehrere Werke in Europa gegründet, die mit den jeweiligen Vorortsituationen zurecht kommen mussten. Während Clydebank in Schottland dank der englischen Stahl und Kohleindustrie gewählt wurde, um möglichst einfache und günstige Nähmaschinen herzustellen, war in Wittenberge wieder höhere Qualität der Maschinen gefragt um konkurrenzfähig in Bezug auf die deutsche Nähmaschinenindustrie zu bleiben. Das dies zumindest zeitweilig gar nicht gut gelang, belegen gewisse Aussagen, das Singer-Nähmaschinen oftmals kaum die Laufzeit des Ratenvertrages überstanden. "Von Singer lass die Finger!" war ein geflügeltes Wort.

Das heisst aber nicht pauschal, daß Singer dauerhaft schlechter wären. Singer hat sich im Laufe der Jahre auch vieles von den deutschen Herstellern lizensiert, von Gutmann die Knopflochmaschine, diverse Weiterentwicklungen und Lizenzen von Wertheim (die ja schon kurz nach dem 1. Weltkrieg ihre Rechte und Maschinen zu ihrer Tochtergesellschaft nach Spanien verlegten), und wie schon weiter oben erwähnt sind die späten Modelle aus Karlsruhe ausgesprochen solide. Und eines sollte man auch nicht vergessen, auch damals wurden schon sehr viele Teile von externen Zulieferen hergestellt, die Zusatzapparate und Nähfüsschen bezogen sowohl Pfaff als auch Singer zum Beispiel auch bei Greiz. Es gab Dutzende Hersteller von Nähmaschinennadeln, Druckereien für die Decals, Spulenhersteller und vieles mehr. Siehe Renters und Peter Wilhelm. Somit kann man von einem verbogenen Nähfüsschen nicht unbedingt auf die gesamte Maschine schliessen.

Ich glaube nicht, das Singer oder Pfaff und all die anderen grossen Hersteller zum Teil über 100 Jahre Nähmaschinen gebaut haben ohne auch einmal schlechtere Modelle zu produzieren, im Gegenschluß müssen sie wohl auch viel richtig gemacht haben, sonst wären sie nicht so alt geworden. Ich beziehe das jetzt mal auf die goldenen Zeiten des Nähmaschinenbaus bis in die 70er Jahre des letzten Jahrhunderts.

Aber wie immer, das stellt nur meine eigene Meinung und Recherche dar und darf natürlich von jedem anders gesehen werden.

lg pauli
Gruß Pauli

Ich stelle gerade fest, das man mit dem Jagen und Sammeln von Nähmaschinen kürzer treten sollte, wenn man zwar weiss, daß man bestimmte Maschinen hat, aber sie in Haus und Hof nicht mehr findet. huh verflixt wo ist die Lilliput jetzt wieder?

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