Reparatur einer total verharzten Pfaff 230

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hutzelbein
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Re: Reparatur einer total verharzten Pfaff 230

#31 Beitrag von hutzelbein »

niederbayer hat geschrieben:Hallo,

zum Reinigen verwende ich auch hauptsächlich Brennspiritus, Wattestäbchen und Klopapier. Zum Aufpolieren von den verchromten Anbauteilen nehme ich Nevrdull-Polierwatte. Das ist eine Watte, die leicht getränkt ist. Man bekommt damit Flugrost und andere leichte bis mittlere Verunreinigungen weg. Funktioniert auch auf polierten Aluoberflächen. Das Zeug verwende ich schon fast 20 Jahre und hab noch nirgends Probleme damit gehabt.

Grüße, niederbayer.
Danke für den Tipp. Ich hab mir Nigrin Hartwachs Politur gekauft, weil ich demnächst alle meine Maschinen aufpolierien möchte. Ob dieses Wachs was taugt oder ob es was besseres gibt, weiß ich allerdings noch nicht.

Noch ein Tipp. Brennspiritus fülle ich immer in einen transparenten Seifenspender aus Plastik ab. Da sehe ich, wie viel da noch drinn ist. Der Rest der 1L Flasche wird sicher aufbewahrt. Das mache ich bereits seit Jahren so. Ich weiß nicht mehr, wie auf diese Idee gekommen bin, aber für mich ist das inzwischen unverzichtbar und extrem praktisch. Der Plastik-Seifenspender hat seinen Platz ist immer griffbereit. Der Spender hält jahrelang und der Brennspiritus verdunstet darin nicht. Wenn der Seifenspender umfliegt, kommt keine Flüssigkeit raus. Mit den Fingern halte ich das Klopapier, das Wattestäbchen oder einen alten Lumpen unter den Seifenspender und gleichzeitig drücke ich mit der Handfläche auf den Spender und kann dabei auch noch relativ gut dosieren. Wenn ich mehr Spiritus brauche, drücke ich halt öfter. In der anderen Hand, meist der Linken, halte ich das Teil das ich gerade putzen will. Das Schrauben am Sicherheitsverschluß der Brennspiritusflasche wäre mir zu umständlich und wenn eine große Flasche Spiritus offen ist und umkippt, gibt es eine Riesensauerei.
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hutzelbein
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Re: Reparatur einer total verharzten Pfaff 230

#32 Beitrag von hutzelbein »

conny hat geschrieben:Klopapier ? Löst sich das nicht auf ?

Ich schneide alte T-Shirts oder alte Jerseybettwäsche in kleine handliche Läppchen ...
Klopapier saugt Flüssigkeit, Ölgeschmier und auch Fette auf. Wenn man im feuchten Zustand viel reibt runzelt es sich etwas, aber auflösen tut es sich nicht. Das ist bis zu einem bestimmten Grad oft so gewollt. Dann verhält sich das Klopapier wie ein kleiner Schwamm, der sich mit Brennspiritus vollgesaugt hat. Wenn es sich zu sehr gerunzelt hat, kommt halt die nächste frische Lage an die Reihe. Ölverschmiert werfe ich das nicht in den Klo. Das kommt bei mir in der Regel in eine Abfalltüte, die ich relativ schnell im Müllcontainer entsorge, weil ich den Petroleumgestank oder ähnliche Gerüche oder Geschmier grundsätzlich auch nicht in der Wohnung haben möchte.
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Re: Reparatur einer total verharzten Pfaff 230

#33 Beitrag von hutzelbein »

Hosenkürzer hat geschrieben:Hallo hutzelbein,
hutzelbein hat geschrieben:Singer 206D Baujahr 1928
nur zur Anmerkung:

Ich nehme an, das Bj. Deiner 206 hast Du der Veritasklub-Liste entnommen.
Die kannst Du vergessen.
Singer 206 gab´s (wie die Pfaff 130) erst ab ungefähr 1934.

Bei meiner 206 war der Aluguss-Tubus des ZZ-Mechanismus auch total im Kopf festgefressen (wahrscheinlich Kontakt-Korrosion). Ich habe ihn auch nur mit einem Schlagholz von hinten mit Brachialgewalt rausgebracht und dann vor dem Einbau mit Schleifpapier (mangels Drehbank) nachgearbeitet.
Die Fabriknummer meiner Singer ist C3073379.

C steht für Wittenberge, Deutschland. Wo ich die anderen Informationen her habe, weiß ich nicht mehr genau.
Ich habe das mit den Informationen aus dem Nähmaschinenverzeichnis abgeglichen und die Fabriknummer auch auf einer Singer Webseite gefunden. Mit Google kann ich das derzeit nicht wieder finden. Von der Veritasklub-Liste habe ich es nach meiner Erinnerung nicht.

Es steht in einem englisch sprachigen Service Manual von einer Singer 206K beschrieben, wie man den gesamten Zick-Zack Mechanismus relativ einfach ausbauen kann. Bei Renters steht dazu, dass man vorsichtig drücken sollte. Ich hab Schluß endlich den Hammer benutzt. Das war mit Sicherheit ein großer Fehler.

Ich will noch eine 206D. Wenn ich eine gut erhaltene irgendwo günstig kaufen kann, schlage ich sofort zu.
Die Leichtgängigkeit dieser Maschine ist mir sofort aufgefallen. Und das was die Pfaff 130 kann, kann die Singer 206 auch. Schön ist, dass sie noch ganz aus Metall ist und einen Umlaufgreifer hat. Die Singer 216G ist leider eine CB Greifermaschine. Mit meiner Singer 206 wurde allerdings nicht besonder pfleglich umgegangen. Einen etwas besseren optischen Zustand würde ich mir schon wünschen.

Diese Maschine lasse ich mit einem ASPA Asm 22-6 Motor und einen 4mm Optibelt ZR 134 XL Riemen laufen und das funktioniert ziemlich leise. Die Maschine selbst ist extrem leichtgängig und leise. Technisch sie wieder in einem einwandfreien Zustand. An die Kratzer außen kann man sich gewöhnen. Das ganze Arsenal an Stichplatten, die ich dazu noch habe, ist in einem relativ guten Zustand.
Hosenkürzer hat geschrieben:
Zum Thema Petroleum vs. WD40:

Ich sprühe meine Neuzugänge (natürlich nur alte mech. Ganzmetallmaschinen) zuerst einmal gründlich mit Sonax (od. WD40) ein, lasse wirken (in schweren Fällen tagelang), spüle aber dann mit reichlich Petroleum nach, weil sich der Dreck nach Verdunsten der flüchtigen Anteile des Kriechöls wieder verhärtet. Zum Erweichen von Verharzungen ist Kriechöl insofern vorteilhaft, als es an den Stellen, wo es wirken soll, besser haftet und nicht so schnell verdunstet oder wegrinnt wie Petroleum.

lG Helmut
Jede Maschine, die ich bei Ebay oder sonstwo erwerbe, wird zunächst innen durchgesehen und in der Regel gründlich gereinigt, bevor ich zum Nähen anfange. WD40 nutze ich nur, wenn es anders nicht geht, um eine verharzte Schraube zu öffnen oder um halt andere Dinge, die ich in der Regel demontieren und reinigen möchte, zu lösen. Großflächig mit WD40 einsprähen will ich nicht.
Bei der Singer 206D, wo der Zick-Zack Mechanismus an mehren Stellen klemmte, hat WD40 leider auch nicht geholfen. Ich meine ich habe es auch mit einem Föhn versucht. Ein komplettes mehrtägiges Petroleumbad hätte möglicherweise geholfen.

Mit ausgetrockneten oder stark verschmutzen Maschine nähe ich nicht. Die Angst ist zu groß, daß sich irgendetwas festsetzen könnte. Wenn die Greiferzahnräder an der Reihe sind, gibt es oft eine Sauerei. Ich will den Zustand der Zahnräder sehen und ich will in der Regel neu einfetten. So gut es geht, hole ich das alte Fett irgendwie mit Wattestäbchen oder auch einen Schraubenzieher, den ich wie eine Löffel benutze, raus. Wenn es dann nicht mehr weitergeht, muss ich das alte Fett auflösen. Mit Brennspiritus geht das ganz gut. Man kann aber auch Petroleum oder beides nehmen. Mit Klo-Papier und Wattestäbchen wird dann das aufgelöste Fett aufgesaugt.

Zum Einfetten von Kunststoffzahnrädern verwende ich reine Vaseline aus der Apotheke.

Zum Einfetten von Zahnrädern aus Metall nehme ich ein Universalfett auf Lithiumbasis. Da ich ein solches Fett auch für meine Fahrradnabe brauche und es deshalb bereits besitze, verwende ich Atlanik Brilliantfett mit PTFE. Das ist ein kleines Döschen Hochleistungsfett, gibt es in fast jeden Fahrradladen und kostet nicht viel, weniger als eine Packung Zigaretten. Das ist auf Lithiumbasis (das ist wichtig) und enthält auch Teflonbestandteile (das ist mE weniger wichtig, schadet aber auch nicht, weil die Gleitfähigkeit erhöht wird). Das Döschen was ich hier habe ist noch etwa halb voll. Die andere Hälfte habe ich nach meiner Einschätzung in den letzten zwei Jahren zum Einfetten von etwa 20 Nähmaschinen gebraucht.

Bei der Pfaff 230 sind Kunststoffzahnräder mit Zahnrädern aus Metall kombiniert. Zum Einfetten habe ich mich da für Vaseline entschieden.

Ich bin beim Einfetten relativ sparsam. Ein dünner Fettüberzug, der für etwa 2 Jahre bis zur nächsten gründlichen Wartung halten soll, genügt mir.
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Re: Reparatur einer total verharzten Pfaff 230

#34 Beitrag von hutzelbein »

Bei meiner Pfaff 230 habe ich noch massive Probleme. Das Motorproblem habe ich inzwischen relativ gut gelöst und das sieht auch sehr schön aus (Bilder poste ich noch). Aber die Geräusche von der Maschine bei Motorantrieb gefallen mir nicht und absolute Leichtgängigkeit konnte ich noch nicht feststellen (auf diesem Gebiet bin ich verwöhnt). Da gibt es noch massive Unterschiede zu meinen anderen Maschinen, die ich höre und fühle.

Habe versucht die Nadelstangengliedkurbel und den Fadenhebel noch auszubauen, weil ich da noch viel Dreck in den Gelenken vermute. Die zwei Schrauben auf der Armwellenkurbel und die hinter der Nadelstangengliedkurbel sind auf, aber die Teile bekomme ich einfach nicht ausgebaut. Nur etwas lockerer ist jetzt das horizontale Spiel (weit weniger als ein Millimeter aber ganz leicht bewegt sich da was). Gleiches Problem mit dem Steuerexcenter bzw. Stellring an der vorderen Armwellenbuchse. Der sitzt noch wie angegossen fest. Den will ich nur ein paar Zentimeter mit einem Stöckchen als Hebel verrücken, um den Zwischenraum zur Armwellenbuchse zu reinigen. Dann will ich ihn wieder zurückstellen. Die Markierungen habe ich gefunden. Da kann ich nicht viel falsch machen. Da vermute ich Reibung durch ein Dreckspiel und kein Ölspiel, wie es eigentlich sein sollte. Das wurde mir heute Nacht zu dumm. Ohne mit der Wimper zu zucken, habe ich diese Teile auch massiv mit WD40 bearbeitet. Ob ich das schaffe bezweifele ich noch. Aber ich will es versuchen und den Zustand unbedingt kontrollieren. Wenn ich es könnte, würde ich auch die kurze Greiferwelle noch komplett ausbauen. Muß mal nachlesen, was der Dieter hier im Forum bereits alles geschrieben hat, vielleicht finde dich noch eine Demontageanleitung.

Zu allem Übel musste ich beim Versuch der ersten Nähprobem feststellen, dass die Nadel in bestimmten Situationen auf dem Greifer aufschlägt. Sie kommt ein paar Millimeter zu früh. Glaube aber (noch) nicht, dass die Nadelstange zu tief eingestellt ist. Verstellt habe ich an der Maschine bisher eigentlich fast nichts oder nur minimal. Nur an der Nadelstangenhöhe, am Exzenterbolzen und an der Zick-Zack Stichstellereinstellschraube habe ich im festgefahrenen Zustand ein wenig rumgeschraubt und vielleicht minimal etwas verändert, was sich beim Nähen auswirkten könnte. Das wieder perfekt einzustellen, ist sicherlich kein Problem. Aber beim Greiferproblem, da kommt Freude auf. Jetzt werde ich mich wohl durch das ganze Technische Handbuch durchwälzen müssen, um das Problem zu begreifen. (Macht nichts, das Wissen kann ich vermutlich auch für die Pfaff 130 noch gebrauchen). Das Handbuch ist leider schwer verständlich. Von Singer bin ich bessere gewohnt, die leichter zu begreifen waren, selbst dann, wenn es die nur auf Englisch gab. Da war auch die Demontage und Montage detailliert erklärt. Bei Pfaff wird dieses Wissen wohl weitgehend vorausgesetzt. Nur die Justierung wird ausführlich erklärt, aber auch nicht vollständig und teilweise widersprüchlich, soweit man mit anderen Pfaff-Dokumenten vergleicht. Mag sein, dass ich das richtige Handbuch noch nicht gefunden habe. Das was da im Internet kostenlos rumgeistert, wenn man etwas googelt, habe ich natürlich.
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Re: Reparatur einer total verharzten Pfaff 230

#35 Beitrag von hutzelbein »

Wachteline hat geschrieben:Zur Pfaff 230 habe ich leider nichts beizutragen, dafür zum Petroleum.

Ich zitiere aus meiner Dürkopp Anleitung steht zum Thema:
Das Ölen - Man verwende nur gutes Nähmaschinenöl......Bei dauerndem Gebrauch ist die Maschine täglich vor dem Gebrauch sorgfältig zu ölen. Nach längerem Stillstand gibt man an die mit P bezeichneten Ölstellen einige Tropfen Petroleum und läßt die Maschine kurze Zeit laufen. Alsdann schmiert man sämtliche Ölstellen.

Das was hier bereits gesagt wurde, steht auch im technischen Handbuch zur Pfaff 230:
Von Zeit zu Zeit - etwa halbjährlich - ist es ratsam, alle beweglichen Teile der Nähmaschine mit reinem Petroeum durchzuwaschen, damit ihr Leichtgang erhalten bleibt. Hierzu gibt man in alle Ölbohrungen reichlich Petroleum und läßt die Maschine bei hochgestelltem Nähfuß schnell durchlaufen. Sind alle Schmutzteile und Ölrückstände herausgeschwemmt, wird die Maschine neu geölt und gut abgewischt. Diese Maßnahme hat auch dann Gültigkeit, wenn die Nähmaschine wenig oder gar nicht benutzt wurde. Wie man den Greifer reinigt und ölt ist in einem besonderen Abschnitt auf Seite 63 behandel.
Letzteres habe ich bereits gemacht. Der Leichtgang lässt aber noch etwas zu wünschen übrig. Deshalb will ich es noch mit einer Teiledemontage versuchen, um den Dreck, soweit er noch in der Maschine ist, möglichst komplett rauszubekommen. Wie ich es bereits sagte, diese Pfaff 230 ist ein besonders hartnäckiger Fall. Mit falschem Öl behandelt und möglicherweise stand sie ein ganzes Jahrzehnt unbenutzt rum.
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Re: Reparatur einer total verharzten Pfaff 230

#36 Beitrag von hutzelbein »

Das Handrad der Pfaff 230 eiert bei Motorbetrieb ganz leicht, aber sichtbar. Normal ist das mE bei einer Präzisionsnähmaschine nicht. Ich habe schon überlegt, durch was dieses Eiern verursacht wird. Am Motorantriebsriemen kann es mE nicht liegen. Der ist ziemlich elastisch und ist ziemlich exakt und auch mit einer Wasserwage ausgerichtet und der läuft auch ziemlich gerade und hat nur minimales horizontales Spiel. Ich vermute eine leichte Unwucht auf dem Transporteur-Schiebe- und Hebeexzenter auf dem die Gabelstange kurz vor dem Handrad gleitet. Möglicherweise ist auch die Gabelstange leicht ausgeleiert. Kann diese Unwucht bei Tretkurbeleinsatz entstanden sein? ME nur dann, wenn die Maschine so gut wie nie geölt wurde. Sie lief ja vermutlich bei Tretkurbeleinsatz ganz gut und die Geräusche waren gering und kaum hörbar. Also, warum sollte ich ölen, wenn die Maschine auch ohne Öl ganz gut läuft, hat sich möglicherweise ein(e) Vorbesitzer(in) gesagt.

Wenn ich es könnte und eine gute Service-Anleitung hätte, würde ich auch diese Teile ausbauen und sehen, ob ich auch dieses Problem vielleicht mit einer Lehre, mit einem Meßschieber und feinem Schleifpapier noch beheben könnte.

Besser als eine billige neue Maschine made in Far East läuft die Maschine, trotz meiner Problembeschreibung, immer noch. Aber von einer guten alten Pfaff darf man schon deutlich mehr erwarten, denke ich.
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Re: Reparatur einer total verharzten Pfaff 230

#37 Beitrag von hutzelbein »

Ich poste mal ein paar Bilder:

1) Die rot markierten Schrauben 1-3 sind etwa 3 mm aufgeschraubt. Ich bekomme die Nadelstangengliedkurbel und den Fadenhebel aber nicht ausgebaut. Habe schon mehrmals WD40 und einen Föhn eingesetzt. Der Ausbau ohne Gewalt will nicht klappen. Vermutlich muss ich aber mit einem Hammer von der Handradseite auf den Bolzen schlagen, der von der Schraube 3 gehalten wird. Insgesamt wirken die Teile ziemlich festgefahren. Das horizontale Spiel ist jetzt allerdings leicht merkbar. Beim ersten Versuch, als die Armwelle noch festgefahren war, wirkten die Teile auf mich wie angeschweißt.

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2) Die gelb markierten Schrauben 4 und 5 am Steuerexcenter sind rausgedreht. Das Teil sitzt auf der Armwelle fest und bewegt sich keinen Millimeter. Mit WD40 und Föhn habe ich es bereits versucht. Als Hebel habe ich ein Holzstäbchen angesetzt. Mit einer Rohrzange gehe ich an das Teil nur ungern. Ich möchte den Steuerexcenter wegbewegen, damit ich das Ölspiel zur vorderen Armwellenbuchse reinigen kann. Falsch machen kann ich da fast nichts. Da hat bereits jemand ein Werkzeug angesetzt, etwas wie eine Rohrzange. Das sehe ich deutlich. Die beiden Markierungen auf der Rückseite (am Steuerexzenter und der Armwelle) stimmen aber überein. Wenn der Fadenhebel aus seiner höchsten Position etwa 2-3 mm abwärts gegangen ist, ist die höchste Stelle, die Mitte des Exzenters genau oben und die Markierungen sind dann unten nicht zu sehen. Den meisten Schmutz zwischen Steuerexzenter und Armwellenbuchse habe ich bereits rausbekommen. Ich vermute allerdings noch weiteren und kann auch nicht ausschließen, dass jemand bereits mit einem Hammer auf das Handrad bzw. dem hinteren Ende der Armwelle geschlagen hat. Die Längsluft zwischen hinterer Armwellenbuchse und Handradbuchse ist nach meiner Einschätzung etwas größer als 0,2mm (so steht es im technischen Handbuch) . Sie ist etwas kleiner als 1mm, so etwa 0,5 bis 0,7mm schätze ich. Ein horizontales Spiel der Armwelle gibt es allerdings kaum. Aber ausschließen kann ich nicht, dass das Ölspiel vorne minimal zu gering ist und möglicherweise auch auf die Kopfteile, die sich nicht herausmontieren lassen, bereits zu großer horizontaler Druck ausgeübt wurde, was dann zwangsläufig die Leichtgängigkeit beeinflusst.

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3) Eindeutige Markierungen gibt es auch am Transporteur-Hebe- und Schiebeexcenter und an der hinteren Buchse der Armwelle. In der Position, wo die Markierungen aufeinandertreffen, treffen auch die Markierungen am großen Kegelrad auf die Markierung der Anlaufbuchse. Am kleinen Kegelrad gibt es keine eindeutige Körnermarkierung und falls eine vorhanden ist, ist sie nicht an der Stelle, wo ich sie erwartet hätte (da ist die Schraube, die ich mit einem Fragezeichen markiert habe). Der Zickzackexzenter scheint aber einwandfrei eingestellt zu sein. Wenn die Nadelstange in höchster Position ist und ich den Zickzack-Schaltknopf von 0 auf 4 hin- und herbewege bei Stichlagenhebel auf Mitte, gibt es keine merkliche Seitwärtsbewegung bei der Nadelstange.

Bild

4) Etwa an der Stelle wo sich auf dem nächsten Bild der rote Kreis befindet wäre die Nadel beim Nähen auf den Greifer getroffen. Ursache habe ich noch nicht herausgefunden. Verstellt habe ich mE nichts und die Nadelstangehöhe ist so eingestellt, wie sie ursprünglich war. Die Maschine war mE bereits verstellt und ich habe das erst bemerkt, als ich zu Nähen versuchte. Die Nadel scheint aber bislang noch nie auf den Greifer aufgeschlagen zu sein. Entsprechende Nadelspuren gibt es auf den Greifer bislang noch keine.

Bild

5) Die bewegliche Transporteurhebewellenkurbel hat sich aus der Tranporteurschiebegabel selbständig herausbewegt (siehe blauen Pfeil). Unter welchen Bedingungen das bei Bewegung des Handrades passiert ist, kann ich nicht mehr nachvollziehen. Geschraubt habe ich an diesen Teilen im Grund nichts und es hat auch alles incl. Transporteurversenkung ordentlich funktioniert. Ich hab das erst bemerkt, als ich den Transporteur unter der Stichplatte erneut abgeschraubt hatte, um mir anzusehen, wo die Nadel, wie unter 4) beschrieben, auf den Greifer trifft. Zwischendurch hatte ich mit Petroleum und WD40 gearbeitet und den Motor bei abgeschraubten Transporteur laufen lassen. Dabei ist es vermutlich passiert. Hätte aber nicht passieren dürfen.

Bild

6) Ich habe die Teile unter 5) wieder zusammengeführt. Dazu musste ich die Gelenkschrauben (grün 6 und 7) an der Transporteurhebestange und der Transporteur-Schiebeexzentergabelstange, die ich zunächst nur im festgefahrenen Zustand entfernt, gereinigt und wieder angeschraubt habe, erneut entfernen. mE kann ich da nicht viel falsch gemacht haben und das unter 5) beschriebene Problem hatte ich danach definitiv nicht. Der Transporteur hat sich immer ordentlich bewegt. Er bewegt sich auch jetzt wieder einwandfrei. Wie das unter 5) beschriebene Problem verursacht wurde, ist mir ein Rätsel. Kann es sein, dass die Ursache darin liegen kann, weil ich die Gelenkschrauben (grün 6 und 7) möglicherweise zu stark oder zu schwach zusammengeschraubt habe? Darüber habe ich nachgedacht, aber das als Ursache zu sehen, schließe ich eigentlich aus. Der horizontale Preßdruck, der durch diese Schraubverbindung entsteht, war mE nicht übermäßig groß und auch nicht zu klein. Er war in etwa so, wie er ursprünglich war. Nur habe ich halt diese Gelenkschrauben gereinigt und frisch eingeölt.

Bild
Zuletzt geändert von hutzelbein am Samstag 25. März 2017, 11:03, insgesamt 3-mal geändert.
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Re: Reparatur einer total verharzten Pfaff 230

#38 Beitrag von det »

Hallo Hutzelbein,
zu Punkt 2: der Steuerexzenter hat nur in der Automatik eine Steuerfunktion, in der Zickzackvariante der 230 stellt man nur das Armwellenspiel mit ihm ein.
Für die Funktion der Maschine ist es nicht erforderlich, dass die Markierung richtig steht, aber es ist natürlich optisch schöner und erleichtert die Orientierung bei den Einstellarbeiten. Eventuell hilft zum Lösen ein Schlag auf das Armwellenende (natürlich Holz unterlegen), nachdem das Handrad ausgebaut und evtl. die übrigen Teile auf der Welle gelockert wurden.

zu Punkt 3: Das kleine Kegelrad treibt das weiße Nylon(?)-Rad an, entscheidend ist die Markierung am großen weißen Kegelrad. Bei der 230er meiner Mutter war übrigens der Hebeexzenter (im Bild nicht sichtbar, rechts neben dem oberen Schurkettenrad) extrem schwergängig.

zu Punkt 4: Ich würde den Schlingenhub überprüfen (2 mm bei Stichlage Mitte und Zickzack=0) und am unteren Schnurkettenrad einstellen.

Ich habe mich damals an den Serviceanleitungen zur 230/332 und zur 260/360 orientiert und die jeweils passendere Beschreibung gewählt.

Gruß
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Re: Reparatur einer total verharzten Pfaff 230

#39 Beitrag von hutzelbein »

det hat geschrieben:Hallo Hutzelbein,
zu Punkt 2: der Steuerexzenter hat nur in der Automatik eine Steuerfunktion, in der Zickzackvariante der 230 stellt man nur das Armwellenspiel mit ihm ein.
Für die Funktion der Maschine ist es nicht erforderlich, dass die Markierung richtig steht, aber es ist natürlich optisch schöner und erleichtert die Orientierung bei den Einstellarbeiten. Eventuell hilft zum Lösen ein Schlag auf das Armwellenende (natürlich Holz unterlegen), nachdem das Handrad ausgebaut und evtl. die übrigen Teile auf der Welle gelockert wurden.
Das habe ich mir bereits so gedacht, dass der Steuerexzenter bei dieser Maschine nur Stellringfunktion hat. Das Spiel ist hinten etwas zu groß, was eigentlich gegen die These spricht, dass bereits jemand auf das Armwellenende geschlagen hat. Wenn ich das versuche, muss ich zunächst herausfinden, wie ich alle Teile auf der Welle lockern kann und ich würde schon gerne sehen, dass ich erst die Kopfteile herausbekomme.
det hat geschrieben: zu Punkt 3: Das kleine Kegelrad treibt das weiße Nylon(?)-Rad an, entscheidend ist die Markierung am großen weißen Kegelrad. Bei der 230er meiner Mutter war übrigens der Hebeexzenter (im Bild nicht sichtbar, rechts neben dem oberen Schurkettenrad) extrem schwergängig.
Das kleine Kegelrad treibt das Nylon-Rad, so weit für mich erkennbar, einwandfrei an. Ich scheine die neue Version der Hebeexzenterstange mit geschlossenem Auge zu haben. Entsprechend habe ich vermutlich auch eine neuere Version vom Hebe-und Schiebeexzenter. Leider kann ich die Teile-Nummern bislang nicht feststellen. Aber es scheint die Version zu sein, die im Handbuch unter Bild 20b gezeigt ist. Der Hebeexzenter war auch nach dem Öffnen der Schraube 6 im letzen Bild aus meiner Sicht etwas schwergängig. Mir fehlt allerdings der Maßstab, wie er sein soll oder könnte und was ich gegen Schwergänigkeit u.U. unternehmen könnte. Bei der danach rechts folgenden Excentergabelstange schließe ich nicht aus, dass diese oder die Welle eine leichte Unwucht hat, die dafür sorgt, dass das Handrad leicht eiert. Irgendetwas in dieser Ecke ist relativ laut und beeinflusst auch die Leichtgängigkeit. Mein Ohr war schon genau an dieser Stelle.
det hat geschrieben: zu Punkt 4: Ich würde den Schlingenhub überprüfen (2 mm bei Stichlage Mitte und Zickzack=0) und am unteren Schnurkettenrad einstellen.
Das versuche ich, sobald ich die Maschine wieder zusammengebaut habe. Ich will nicht zu viel auf einmal auseinandernehmen, sonst verliere ich den Überblick. Danke für den Tipp. Das könnte übrigens sein, dass ich mir da das Greiferproblem eingefangen habe, als ich mit Rohrzange am kleinen Schnurkettenrad für Gängigkeit der Greiferantriebswelle gesorgt habe. Allerdings habe ich den Einsatz der Rohrzange nicht übertrieben. Das waren nur etwa 3-5mm radiales Spiel, die ich bei festsitzender Armwelle hergestellt habe. Wenn es weiter nichts ist, habe die Nadel-Greifer Bausstelle vermutlich schnell abgearbeitet.
det hat geschrieben: Ich habe mich damals an den Serviceanleitungen zur 230/332 und zur 260/360 orientiert und die jeweils passendere Beschreibung gewählt.

Gruß
Detlef
Das versuche ich noch. Aber Lesen und Begreifen muss ich erst noch.
Zuletzt geändert von hutzelbein am Samstag 25. März 2017, 12:17, insgesamt 4-mal geändert.
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Re: Reparatur einer total verharzten Pfaff 230

#40 Beitrag von det »

hutzelbein hat geschrieben:
det hat geschrieben: Ich habe mich damals an den Serviceanleitungen zur 230/332 und zur 260/360 orientiert und die jeweils passendere Beschreibung gewählt.
Das versuche ich noch. Aber Lesen und Begreifen muss ich erst noch.
Das kenne ich.
Bei der "Zweiten" sieht man dann besser light excla

Viel Erfolg
Detlef
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